Aporie
Well-Known Member
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Warum und wie etwas notwendig ist durchschauen wir nicht vollständig.
Der Umstand, dass mir die Zukunft nicht bekannt ist, eröffnet keine Handlungsfreiheit. Ich halte den Kompatibilismus nicht für schlüssig. Weiter oben hatte ich argumentiert, dass Offenheit nicht dasselbe ist wie Unkenntnis. Die Münze weiß auch nicht, auf welche Seite sie fallen wird. Dennoch sprechen wir hier für gewöhnlich nicht von einer freien Entscheidung der Münze.
Gründe könnten ein Spezialfall von Ursachen sein.
Das denke ich nicht, zumindest nicht im strengen Sinne des Begriffs 'Ursache'. Denkt man den Gedanken nämlich zu Ende, sind die Gründe selbst verursacht, also eigentlich keine Gründe, sondern Zwangsläufigkeiten. Ein Denken und Urteilen in einem ernsthaften Sinn findet nicht statt. Das ist das Gegenteil von Freiheit. Weder die Unkenntnis der Zukunft noch die Komplexität der Kausalkette sind in meinen Augen hinreichend, Freiheit zu begründen. Vielmehr steht beides im Gegensatz dazu.
Ich denke, ich kann mich dabei auf Ernst Bloch stützen. Dessen großes Thema, das sich durch seine sämtlichen Bücher zieht, war ja: Wie entwirft der Mensch sich selbst in eine offene Zukunft hinein. Bloch geht dann soweit, diesen freien Entwurf der eigenen Möglichkeit in eine offene Zukunft hinein auf alles Lebendige zu übertragen, ja sogar auf die unbelebte Materie. Diese Art von mental aufgeladenem Materialismus sieht er schon bei Marx angelegt. Ob zu Recht oder zu Unrecht, kann ich nicht sagen.
Das Universum müsste dafür auch kein reines Uhrwerkuniversum sein, es wäre denkbar, dass immer wieder andere Komponente hinzukommen oder andersartige Mischungsverhältnisse vorliegen.
Welche anderen Komponenten wären das? Und wenn es solche anderen Komponenten gibt: kann man dann noch von Determinismus sprechen?