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Willensfreiheit und Gottes Allwissenheit

Es gibt auch Menschen die meinen das die Zukunft nicht im geringsten offen ist und das es trotzdem Willensfreiheit gibt.

Das halte ich auch für schräg. Ich denke, man muss hier Farbe bekennen. Entweder man glaubt an einen allwissenden Gott oder an einen deterministischen Mechanismus: in beiden Fällen kann von Willensfreiheit keine Rede sein.

Oder aber man nimmt die unmittelbar erfahrbare und intuitiv gewisse Willensfreiheit ernst, dann ist die Zukunft offen, und es ist kein Raum für einen allwissenden Gott und kein Raum für einen mechanistischen Determinismus.

Die Willensfreiheit ist dabei im Vorteil: denn sie ist unmittelbar erfahrbar. Gott und Determinismus sind bloß Gedankenspiele, die sich nicht auf eine vergleichbare Erfahrung stützen können.
 
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Existentiell erfahrene Paradoxien könnten den Sprung zum Glauben erwirken.
Man denkt sie nicht zu Ende.
Man nimmt es hin:

Gottesallwissenheit und die eigene Freiheit.

Unterstützend könnte der Gedanke wirken, dass wir mit unserer geistigen Perspektive nicht die eines Gottes haben.
Wir könnten verstehen, dass wir Gottes Potenzen nicht ermessen können. Und sie aus unserer Warte zusprechen.
 
Vielleicht ist es die Modallogik, die uns Gott näher bringt? Interessanter Einwand.

Btw, in der antiken, arabischen Welt galt es als Tugend, die Schöpfung wissenschaftlich zu erforschen, um damit Gott näher zu kommen. Jedoch sahen die Christen die Wissenschaft eher als feindliches Gegenkonzept zu biblischen Erzählungen.
"Wen immer Er will, läßt Gott irregehen; und wen immer Er will, bringt Er auf einen geraden Weg" Sure 16:93 Gott determiert alos den Menschen im Islam.
Wenn man die Schöpfung (wissenschaftlich) erforsch, erkennt man wie grausam es in der Natur abgeht mit ständigen Fressen und gefressen werden. Wir können nur hoffen, dass dafür kein Gott verantworlich ist. Er müsste ja unendlich grausam sein.
Das halte ich auch für schräg. Ich denke, man muss hier Farbe bekennen. Entweder man glaubt an einen allwissenden Gott oder an einen deterministischen Mechanismus: in beiden Fällen kann von Willensfreiheit keine Rede sein.

Oder aber man nimmt die unmittelbar erfahrbare und intuitiv gewisse Willensfreiheit ernst, dann ist die Zukunft offen, und es ist kein Raum für einen allwissenden Gott und kein Raum für einen mechanistischen Determinismus.

Die Willensfreiheit ist dabei im Vorteil: denn sie ist unmittelbar erfahrbar. Gott und Determinismus sind bloß Gedankenspiele, die sich nicht auf eine vergleichbare Erfahrung stützen können.
Nur weil man die Willensfreiheit "ernst" nimmt, macht es diese nicht wahrscheinlicher oder auch nur möglich. Denn wenn die Welt nicht determiert ist (und Gott damit nicht in die Zukunft sehen kann) bleibt ja nur als einzige Alternative der Zufall übrig. Und wenn man sich zufällig entscheidet, kann man ja auich nicht von Freiheit reden.
 
Nur weil man die Willensfreiheit "ernst" nimmt, macht es diese nicht wahrscheinlicher oder auch nur möglich. Denn wenn die Welt nicht determiert ist (und Gott damit nicht in die Zukunft sehen kann) bleibt ja nur als einzige Alternative der Zufall übrig. Und wenn man sich zufällig entscheidet, kann man ja auich nicht von Freiheit reden.

Stimmt. Das Ernstnehmen ist kein Argument, sondern nur zunächst nur eine Aufforderung, die Erfahrung der freien Entscheidung, die ja jeder dauernd macht, nicht leichtfertig vom Tisch zu wischen.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Alternative wirklich Notwendigkeit versus Zufall lautet. Denn damit hast du völlig recht: beides ist mit der Freiheit unverträglich. Aus diesem Grunde versuche ich derzeit, ein wenig zu präzisieren, was mit der Offenheit der Zukunft oder der offenen Möglichkeit gemeint sein kann. Wie kommt diese Freiheit in eine Welt, die wir sonst nur als entweder gesetzmäßig oder zufällig (oder einem Mix aus beidem) erfahren.

Nur wenn die Zukunft offen ist, kann ich mich frei entscheiden, dann habe ich für meine Entscheidung meine Gründe. Gründe sind aber keine (physikalischen) Ursachen. Wenn eine Ursache fehlt, sprechen wir normalerweise von Zufall. Hier aber liegt der Fall vor, dass zwar eine Ursache fehlt, es aber Gründe gibt, somit trotz fehlender Ursache kein Zufall waltet. Die begründete Entscheidung ist also von einer Art, die weder mit dem Begriff der Notwendigkeit, noch mit dem Begriff des Zufalls erfasst werden kann.

Was kann das bedeuten, dass für uns die Zukunft offen ist, dass wir Entscheidungen treffen und Handlungen ausführen können? Offenbar muss die Welt selbst von einer Beschaffenheit sein, die sich mit Notwendigkeit und Zufälligkeit alleine nicht fassen lässt. Aus meiner Innenperspektive ist der Fall völlig klar: ich bin frei darin, nun meine Hand zu heben oder nicht: die Zukunft ist offen, die Vergangenheit zwingt mich zu nichts, der Zufall kann mir die Entscheidung nicht verwehren. Aber es gibt eben auch die Außenperspektive. Und es scheint mir außerordentlich schwer, auch dort das Konzept einer offenen Zukunft, auszuarbeiten. (Über die göttliche Allwissendheit habe ich nun nichts extra geschrieben. Die subsumiere ich als Sonderfall unter den Determinismus).
 
Wenn man die Schöpfung (wissenschaftlich) erforsch, erkennt man wie grausam es in der Natur abgeht mit ständigen Fressen und gefressen werden.
Ein Raubtier tötet nicht, weil es sich am Leiden seines Opfers ergötzt. Nicht aus Grausamkeit, sondern aus Hunger.

Wir können nur hoffen, dass dafür kein Gott verantworlich ist. Er müsste ja unendlich grausam sein.
Selbstverständlich ist Gott dafür verantwortlich. Aber Er ist nicht grausam, wie auch kein Tier, und keine Naturkatastrophe grausam ist. Nur der Mensch kann grausam sein.

Wir Menschen verpassen gern allen möglichen Kreaturen und Objekten menschliche Eigenschaften. Doch das führt zu nichts.
 
Ein Raubtier tötet nicht, weil es sich am Leiden seines Opfers ergötzt. Nicht aus Grausamkeit, sondern aus Hunger.
D'accord.
Selbstverständlich ist Gott dafür verantwortlich. Aber Er ist nicht grausam, wie auch kein Tier, und keine Naturkatastrophe grausam ist. Nur der Mensch kann grausam sein.
Beim Menschen sieht es aber ein wenig anders aus als bei Tieren, die nur ihren Hunger stillen. Wenn das Schicksal der Menschen durch Gott determiniert und vorbestimmt ist, ist es auch all die Grausamkeit, die der Mensch seinesgleichen und den Tieren antut.

"Wen immer Er will, läßt Gott irregehen; und wen immer Er will, bringt Er auf einen geraden Weg" Sure 16:93 Gott determiert alos den Menschen im Islam.
Das lässt halt nur einen Schluss zu, dass nämlich dieser Gott grausam ist, was gegen eine ethisch hochstehende Entität spricht.
 
Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Alternative wirklich Notwendigkeit versus Zufall lautet. Denn damit hast du völlig recht: beides ist mit der Freiheit unverträglich.
Warum? Der Kompatibilismus bietet doch die Lösung für die erste Variante.
Warum und wie etwas notwendig ist durchschauen wir nicht vollständig. Gute Gründe würden uns in die Nähe führen, weil sie in der Realität besser funktionieren als schlechte, zumindest auf lange Sicht.
Wie kommt diese Freiheit in eine Welt, die wir sonst nur als entweder gesetzmäßig oder zufällig (oder einem Mix aus beidem) erfahren.

Nur wenn die Zukunft offen ist, kann ich mich frei entscheiden, dann habe ich für meine Entscheidung meine Gründe. Gründe sind aber keine (physikalischen) Ursachen.
Gründe könnten ein Spezialfall von Ursachen sein.
Aber auch hier könnte gelten, dass Gründe anzuführen für uns zu komplex ist, um diese physikalisch darzustellen.

Das Universum müsste dafür auch kein reines Uhrwerkuniversum sein, es wäre denkbar, dass immer wieder andere Komponente hinzukommen oder andersartige Mischungsverhältnisse vorliegen.
 
Um sich dem Verständnis des Gedankens einer offenen Zukunft ein wenig anzunähern, ist es vielleicht hilfreich, zunächst eine geeignete Definition für den Begriff 'Zufall' zu versuchen.

Zufall =df die Verwirklichung einer Möglichkeit ohne begründete Entscheidung
 
Beim Menschen sieht es aber ein wenig anders aus als bei Tieren, die nur ihren Hunger stillen. Wenn das Schicksal der Menschen durch Gott determiniert und vorbestimmt ist, ist es auch all die Grausamkeit, die der Mensch seinesgleichen und den Tieren antut.
Im Grunde ist das ja eine Variante der Idee, dass, wenn Gott den Teufel gemacht hat, er (Gott) böse sein muss. Ist der Teufel hingegen aus eigener Kraft und gegen Gottes Willen entstanden, wäre Gott nicht allmächtig.
 
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"Wen immer Er will, läßt Gott irregehen; und wen immer Er will, bringt Er auf einen geraden Weg" Sure 16:93 Gott determiert alos den Menschen im Islam.
Wenn man die Schöpfung (wissenschaftlich) erforsch, erkennt man wie grausam es in der Natur abgeht mit ständigen Fressen und gefressen werden. Wir können nur hoffen, dass dafür kein Gott verantworlich ist. Er müsste ja unendlich grausam sein.
Anfang Januar sagte ich zu @mirek0511, dass ein wirklich Allmächtiger keine biologischen Geschöpfe hätte konstruieren sollen, die nur durch Töten und Fressen anderer seiner Geschöpfe überleben können. Wer fähig war, ein Universum mit über 100-Milliarden Galaxien aus dem Nichts heraus zu erschaffen, der hätte seinen Geschöpfen anders konstruieren können. Etwa mit einer Solarzellen-Haut für deren Energieversorgung.

Seine Antwort zeigte mir auf, dass er keine Ahnung von wirklicher Allmacht hat, denn er monierte, dass diese Geschöpfe bei Dunkelheit an Mangelerscheinungen leiden würden und bei Licht immer mit nacktem Oberkörper herumlaufen laufen müsste. Seinen Geschöpfen auch das Speichern von Solarstrom mitzugeben traut mirek0511 seinem Allmächtigen Allah also nicht zu ;-)

Auch Dein Hinweis auf 16:93 wird ihn nicht davon abhalten, dass Allah es mir laut 2:6-7 unmöglich gemacht haben soll, an ihn zu glauben und er mich wegen meines Unglaubens mit Höllenfeuer bestrafen wird. Das zeigt deutlich auf, wie sehr Blindgläubigkeit das Denken pervertieren kann.
 
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