Nur weil man die Willensfreiheit "ernst" nimmt, macht es diese nicht wahrscheinlicher oder auch nur möglich. Denn wenn die Welt nicht determiert ist (und Gott damit nicht in die Zukunft sehen kann) bleibt ja nur als einzige Alternative der Zufall übrig. Und wenn man sich zufällig entscheidet, kann man ja auich nicht von Freiheit reden.
Stimmt. Das Ernstnehmen ist kein Argument, sondern nur zunächst nur eine Aufforderung, die Erfahrung der freien Entscheidung, die ja jeder dauernd macht, nicht leichtfertig vom Tisch zu wischen.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Alternative wirklich
Notwendigkeit versus
Zufall lautet. Denn damit hast du völlig recht: beides ist mit der Freiheit unverträglich. Aus diesem Grunde versuche ich derzeit, ein wenig zu präzisieren, was mit der
Offenheit der Zukunft oder der offenen
Möglichkeit gemeint sein kann. Wie kommt diese Freiheit in eine Welt, die wir sonst nur als entweder gesetzmäßig oder zufällig (oder einem Mix aus beidem) erfahren.
Nur wenn die Zukunft offen ist, kann ich mich frei entscheiden, dann habe ich für meine Entscheidung meine
Gründe. Gründe sind aber keine (physikalischen)
Ursachen. Wenn eine Ursache fehlt, sprechen wir normalerweise von Zufall. Hier aber liegt der Fall vor, dass zwar eine Ursache fehlt, es aber Gründe gibt, somit trotz fehlender Ursache kein Zufall waltet. Die begründete Entscheidung ist also von einer Art, die weder mit dem Begriff der Notwendigkeit, noch mit dem Begriff des Zufalls erfasst werden kann.
Was kann das bedeuten, dass für uns die Zukunft offen ist, dass wir Entscheidungen treffen und Handlungen ausführen können? Offenbar muss die Welt selbst von einer Beschaffenheit sein, die sich mit Notwendigkeit und Zufälligkeit alleine nicht fassen lässt. Aus meiner Innenperspektive ist der Fall völlig klar: ich bin frei darin, nun meine Hand zu heben oder nicht: die Zukunft ist offen, die Vergangenheit zwingt mich zu nichts, der Zufall kann mir die Entscheidung nicht verwehren. Aber es gibt eben auch die Außenperspektive. Und es scheint mir außerordentlich schwer, auch dort das Konzept einer offenen Zukunft, auszuarbeiten. (Über die göttliche Allwissendheit habe ich nun nichts extra geschrieben. Die subsumiere ich als Sonderfall unter den Determinismus).