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Wie kommt der Freie Wille zu Entscheidungen?

Die Freiheit des Wollens war gemeint.
Könnte sie auch aus der Fähigkeit des gefühlsmässigen Spürens kommen???
Das ist eine der Wurzeln. Aus dem Spürenkönnen und der angeborenen Fähigkeiten auf Welt zu antworten, den Affekten, die wir ausdrücken, entstehen zwei große Cluster oder Ballungen und eine ursprüngliche Dualität: Die Gruppe der Eindrücke, die wir mögen und daher wiederholen wollen und die jener Eindrücke, die wir meiden und nicht mehr haben wollen.
Zusammengefasst als das Gute und das Böse.
Nachher wird es komplizierter, weil beide Eindrücke einander ein Stück weit überlagern und durchdringen, außerdem kann man die Welt nicht in eine simple Gut/Böse Sicht einteilen, zumindest nicht besonders gut mit ihr umgehen. Aber auch in der Mischung bleiben Vorlieben vorhanden.
Die sind eine Wurzel unseres Wollens. Manchmal wird behauptet, man müsse diese Vorlieben kontrollieren können um frei zu sein, aber das wäre magische Wunscherfüllung, die meinen wir in der Regel nicht, wenn wir von der Willensfreiheit reden.
 
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Wenn Gott weiß das du nichts zu entscheiden hast und dieser die Wahrheit sieht, aber du aus Unwissenheit glaubst doch etwas entscheiden zu können, dann hast du eine Illusion.
Ich habe etwas zu entscheiden, es steht nur schon fest. Ich kann mich entscheiden und es hat Auswirkungen, ich werde nicht wie eine Marionette an Strippen durch die Welt gezogen.
Eine Illusion ist eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit. (Duden)
Wenn ich in der Situation behaupten würde, ich hätte einen vollständigen Einblick in Gottes Werkstatt (oder über alle minutiösen Abläufe des naturalistiaschen Kosmos), dann wäre das eine Illusion (sofern ich sie nicht habe).
Aber was ich zu Mittag esse, warum soll ich das nicht entscheiden können? Oder welche Partei ich wähle, welche Farbe meine Hose haben soll, ob ich fernsehe ...
Gott sieht die Wirklichkeit und auch wenn du sie nicht siehst bleibt sie die Wirklichkeit und was du siehst ist eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit, also eine Illusion. Deine Illusion wird nicht zu Wirklichkeit nur weil du unwissend bist.
Nein, ich habe keine Gottespersepektive. Ich habe keine falsche Wahrnehmung sondern (gesetzt, es gibt Gott) eine (im Vergleich mit Gott) eingeschränkte Wahrnehmung. Trotzdem kann ich ein Auto oder ein Buch erkennen.
Eine falsche Wahrnehmung hätte ich, nach gängiger Meinung, wenn ich etwas sehe, was kein anderer sieht. Dann würde man von einer Halluzination sprechen. Gelingt es mir zu verstehen, dass die anderen nicht sehen, was ich sehe, kann ich die Differenz der Wahrnehmungen also psychisch integrieren, gelte ich nicht als psychotisch. Gelingt mir das nicht, würde halluzinieren und nicht damit umgehen können, dass andere eine abweichende Wahrnehmung haben, würde ich als psychotisch gelten.
Aber eine eingeschränkte Sicht ist keine Fehlwahrnehmung. Schlangen sehen Infrarotbereiche, Fledermäuse nehmen die Welt als Ultraschallbild wahr, Bienen sehen den UV-Bereich, Hunde entferfen eine überwiegend geruchliche Welt ... wer hat die eingechränkte Sicht?
Wir alle sehen immer nur Teilausschnitte dessen, was auf eine bestimmte Art immer schon da ist. Nennen wir es mal Realität. Das meint die philosophische Rede von der Geworfenheit. Das wird dann noch kompliziert genug, weil unsere Weltentwürfe keinesfalls nur rein sinnlicher Natur sind, wir leben vor allem im komplexen Deutungswelten. (Aber auch das ist erst mal kontraintuitiv.)
 
Ich habe etwas zu entscheiden, es steht nur schon fest. Ich kann mich entscheiden und es hat Auswirkungen, ich werde nicht wie eine Marionette an Strippen durch die Welt gezogen.
Entscheidung ist ein libertäres Wort. Es bedeutet eine Wahl zwischen mehreren Alternativen zu haben.
Die Aussage des D. ist aber das es in Wirklichkeit keine Alternativen gibt.
Es fehlt somit die Grundlage für eine Entscheidung.
Wenn der D. wahr ist hast du noch nie etwas entschieden und wirst es auch nie.
Anzunehmen das es keinerlei Alternativen gibt und noch im gleichen Satz davon zu schwärmen das man sich trotzdem zwischen Alternativen entscheidet ist schlicht Unsinn. Damit hat man definitiv eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit. Viel offensichtlicher kann eigentlich nicht wirklich etwas sein.
 
Wenn fest steht wie man sich entscheidet, kann man es dennoch aus eigenen Gründen tun und allein um die geht es.
Das sehe ich nun grundsätzlich anders. Wenn feststeht, wie man sich entscheidet, sind die Gründe bedeutungslos. Sie haben keinen Einfluss auf die Entscheidung. Diese seht ja bereits fest.

Man kann in einem ernsthaften Sinne auch gar nicht von Gründen sprechen, denn die sogenannten Gründe sind Resultate eines determinierten Geschehens. Die Münze fällt eben, wie sie fällt, abhängig von Faktoren wie Impuls, Materieal, Form, Gewicht, Luftswiderstand und -strömung etc. etc. In einer deterministischen Welt gibt es keine Gründe, nur Ursachen.
 
Eigentlich kann ich hier nicht Mitphilosophieren, mir fehlen die Fachbegriffe. Aporie schrieb:

Wenn feststeht, wie man sich entscheidet, sind die Gründe bedeutungslos. Sie haben keinen Einfluss auf die Entscheidung. Diese seht ja bereits fest.

Die Gründe sind aus meiner Sicht nicht bedeutungslos, denn sie sind subjektiv wichtig, nicht objektiv. In der Philosophie geht es zwar um Objektivität, aber im Leben um Beides, Objektivität und Subjektivität.

Wenn ich entscheide, Psychologie zu studieren, es aber aus diversen Gründen immer wieder Hindernisse gibt (weil feststehen würde, dass ich
das nicht soll) , dann kann ich lernen, diesen engen Rahmen zu verlassen und mich sehr viel freier zu fühlen!
 
Entscheidung ist ein libertäres Wort. Es bedeutet eine Wahl zwischen mehreren Alternativen zu haben.
Die Aussage des D. ist aber das es in Wirklichkeit keine Alternativen gibt.
Es fehlt somit die Grundlage für eine Entscheidung.
Das siehst Du falsch, weil Du just an der Stelle immer in den Wiederholungsmodus gehst.
Du verstehst nicht, dass man eine Wahl haben kann und was dieses 'eine Wahl haben' ist (oder sein könnte) und was es nicht ist.
Wenn ich aufgrund meiner Prämissen, nicht impulsiv, sondern abwägend agieren und rational entscheiden kann, habe ich die Wahl.
Ob das Ergebnis schon fest stand oder auch, ob ein anderer wollte, dass ich mich genau so entscheide, ist dabei nebensächlich.

Wenn ein Autohändler einen Ladenhüter hat, von dem er meint, dass er ihn nie los wird und den Wagen selbst eher schlecht findet und ich als Kunde hineinkomme und über den Ladenhüter sage, das sei aber ein schönes Auto, dann kann der Autohändler innerlich jubilieren, weil sich doch noch ein Idiot gefunden hat, der die Karre evtl. kauft, er kann im Gespräch die Vorzüge des Wagens aufzählen und die Nachteile klein reden und alles tun, um mich geschickt vom Kauf zu überzeugen. Er wird einen Luftsprung machen, wenn ich den Wagen wirklich kaufe und sich denken, was ich für ein armer Narr bin und sich für sein Verkaufsgeschick feiern, aber wenn ich aus Gründen, die nicht die seinen sein müssen, meine, dass dieser Wagen ganz wunderbar ist, ich sowieso genug Kohle habe und Design vor Technik geht, habe ich auf der Basis meiner Prämissen frei entschieden. Auf der Basis der Prämissen des Autohändlers hat er mich glänzend manipuliert und ich war unfrei. Auf der Basis einer determinierten Welt stand alles schon fest.

Wenn der D. wahr ist hast du noch nie etwas entschieden und wirst es auch nie.
Anzunehmen das es keinerlei Alternativen gibt und noch im gleichen Satz davon zu schwärmen das man sich trotzdem zwischen Alternativen entscheidet ist schlicht Unsinn. Damit hat man definitiv eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit. Viel offensichtlicher kann eigentlich nicht wirklich etwas sein.
Gehen wir meinetwegen dem Umweg über den Begriff Wirklichkeit. Man kann ihn in einem absoluten Sinne gebrauchen, dann hat nur Gott Einblick in die Wirklichkeit, niemand sonst, kein Mensch.
Aber streichen wir mal kurz Gott, in unserer naturalistischen Welt sind wir auch nicht so hart. Wir würden jemandem zugestehen, dass er bestimmte an sich rationale Konzepte verfolgt, wie bestimmte Anlagestrategien für sein Geld, Vorsorge in gesundheitlicher Hinsicht, Vorsicht im Straßenverkehr und doch kann all das in die Hose gehen. Würdest Du sagen, dass alle Anlagestrategien, Vorsorgeuntersuchungen oder Konzepte vom gesunden Leben, sowie Verkehrssichderheitstrainings illusionär sind?
Die meisten wären nicht so hart. Sie würden sagen, dass es rationale Strategien sind, mit denen man statistisch eine Menge erreichen kann, aber es gibt eben Variablen, die wir nicht kennen. Naturalisten würden sagen, das sei der Zufall, Deterministen, das sei eine undurchschaubare Komplexität, aber in beiden Fällen wüssten wir nicht, was passiert. Aber ist unser ganzes Leben in dem Fall eine Illusion, ein prinzipieller Irrtum?
Ich würde nicht so weit gehen, sondern behaupten, dass wir Teile der Wirklichkeit erfassen können, andere hingegen nicht. Ich weiß, was ich tun muss, um nach Köln zu kommen, aber nicht um den 6er im Lotto zu erreichen. Ich weiß ungefähr, was ich tun muss, um mein Lungenkrebsrisiko zu senken, aber etwas weniger gut, wie der Krieg ausgeht. Alles gleichermaßen unwirklich, alles nur Illusion? Was meinst Du?
Und wie begründest Du Deine Antwort?
 
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Das sehe ich nun grundsätzlich anders. Wenn feststeht, wie man sich entscheidet, sind die Gründe bedeutungslos. Sie haben keinen Einfluss auf die Entscheidung. Diese seht ja bereits fest.
Ja, aber sie kann aus Gründen erfolgt sein oder grundos, reflexhaft, impulisv oder gänzlich im Sinne rein physikalischer Ursächlichkeit. Das etwas in einer Welt feststeht, heißt ja nicht, dass die Wirkungen in dieser Welt eliminiert sind. Etwas kann gewaltige Wirkungen haben und man kann ebenfalls Meinungen und Ansichten in dieser Welt haben und ändern. Was dann zu anderen Denkweisen und Handlungen bei jemandem führt. Du könntest diese Veränderung ausgelöst haben und Du könntest Dir vorher das Hirn zermatert haben, wie Du jemanden dazu bekommst, anders zu denken. Du könntest Erfolg haben und Dich zurecht dafür feiern, obwohl es feststand.
Der Blick mal eben locker 6 Monate in die Zukunft zu spulen, zu schauen, wie sich die Argumentaitonsstränge entwickeln und dann zu sagen: 'Ach nee, bringt eh nichts', ist uns ja verschlossen. So oder so müssen wir antizipieren.
In einer deterministischen Welt gibt es keine Gründe, nur Ursachen.
Ein Grund ist ja deshalb ein Grund, weil Du ihn aus bestimmten Prämissen und Extrapolationen herleiten kannst, sonst könntest Du auch eine Münze werfen. Und auch Deine Prämissen haben ja Gründe, manche kennst Du vielleicht oder kannst sie offen legen, andere nicht.
Ich würde mich als recht konsequenter Vertreter einer Innenweltsicht darauf herunter handeln lassen, dass wir stets nur über Theorien von Ursachen der Außenwelt verfügen. (Und in gewisser, aber schwächerer Weise auch nur über Theorien unseres eigenen Inneren. Dass wir Subjekten aber prima facie Berechtigungen zuschreiben kompetente Aussagen zu ihrer Innenwelt zu tätigen, steht m.E. nicht im Widerspruch zu Wittgenstein.)
Aber so oder so: Um frei zu entscheiden, muss ich nicht in allen Fragen bis zum Urknall (oder der Schöpfung) zurück spulen (dann wäre die Antwort auf alle Fragen ja auch gleich: der Urknall), wenn ich über mich weiß, dass ich gerne Fisch mag und über das Restaurant, dass es für guten Fisch berühmt ist, ich genügend Hunger, Zeit und Geld habe, würde ich die Entscheidung ein Fischgericht zu wählen, als frei und rational ansehen.
Innerhalb der Box ist das ein rationales Spiel und wir sind immer innerhalb der Box. Der Blick von Nirgendwo? Die Gottesperspektive? Wie komme ich dahin?
 
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