Sehe ich umgekehrt. Immer wenn ich mit jemandem rede, der behauptet eine freie Entscheidung zu fällen, dann kann der mir nicht erklären wo die denn herkommen soll.
Das ist nun kein größeres Problem. Aus den Schlüssen aus den Prämissen, die man in seinem Leben angehäuft hat und ihrer Gewichtung oder Hierarchisierung.
Alles was sich sehe ist ein Mensch, der etwas will. Aber ein Mensch ist nichts weiter als ein biologisches Wesen, welches biochemische und biophysikalische Prozesse in sich arbeiten hat - die können aber niemals frei sein, weil die Naturgesetzen folgen
"Nichts weiter" ist gut. Einstellungen, Überzeugungen, Beziehungen, für all das gibt es im besten Fall rudimentäre Repräsentationen. Aber mehr Durchblutung hier, als da erklärt nicht was ein Modus Ponens ist, die Einstellung zu LGBTIQ oder wie man seine Nachbarin findet.
Wo ist er also, der Ursprung der Freiheit? Letztendlich im Gefühl, dass das Ego eine Entscheidung getroffen hat, und im Gefühl, dass diese Entscheidung auf eigenen Werten beruht. Dass aber diese Werte schon durch die äußeren Faktoren als Programm in uns hinterlegt sind, wird dabei unterschlagen.
Es ist ja kein Gefühl, wenn ich es tue. Wenn ich eine Tür öffne, habe ich auch nicht das Gefühl, dass ich sie geöffnet hätte, sondern ich weiß das. Wenn ich ein bestimmte Einstellung zu einer Frage oder Person habe, die mir wichtig genug ist, um mich damit länger beschäftig zu haben, weiß ich auch um meine Einstellung und ggf. daraus resultierenden Willen.
Dass meine Einstellungen, Überzeugungen oder Prämissen Vorläufer haben mal Ursachen, mal Gründe, ist kein Hindernis oder Malus, sondern der Rohstoff, da braucht man auch nichts zu verschweigen.
Wenn ich eine andere Meinung zu etwas habe, weil ich ein Fachbuch dazu gelesen und die Argumente eingesehen habe, dann ist das ein Grudn, den ich angeben kann: Es hat mich überzeugt, im besten Fall kann ich angeben was genau das war.
Wenn die Welt determiniert ist, dann ist auch dein Leben determiniert. Die Tatsache, dass wir die Zukunft nicht vorhersagen können, bedeutet nicht, dass offen ist. Sie ist nur noch nicht passiert.
Wäre die determiniert, wüsste dennoch niemand wie. Also, was passiert. Man ist aber nicht völlig blind, sondern kann, wie wir das ja auch tun, Hypothesen und Theorien entwickeln. Manches kann man gut voraussagen, anderes nicht.
Welches Problem soll da bestehen?
Dass es keine Erklärungen gibt, die etwas erklären. Im besten Fall sind Hirnaktivitäten Korrelationen und den besten Fall hat man nicht oft.
Der Hirntumor, Schlaganfall oder die Axt im Kopf mal ausgenommen.
Wenn dir also nach Burger ist, dann nicht deshalb, weil dein Geist einen Willen ausdrückt, sondern weil Neuronen Impulse ausgesendet haben, die dein Bewusstsein als Appetitsignal erkennen, welches mit der Visualisierung einer möglichen Lösung des aufgeworfenen Bedarfs gekoppelt wird.
Und wenn mir dennoch nach Burger ist? Warum sollte mein Selbstempfinden denn nicht gelten? Zumal, wenn in reduktionistischen Darstellungen Innenwelt gar nicht vorkommen?
Und wie ist es bei meinem Lieblingsbuch, einer politischen Einstellung, einer kreativen Idee? Es ist ja nicht nur so, dass wir wesentlich aus der Befriedigung rudimentären biologischer Bedürfnisse bestehen, in der Philosophie sieht man Menschen tendenziell als Wesen an, die sich durch 'das Spiel des Gebens und Verlangens von Gründen' auszeichnen.
Was ist denn eigentlich ein Grund aus der Sicht der Neurobiologie? Warum ist A überzeugt, B aber gar nicht? Wo ist da der neurobiologische Unterschied? Was sind auf der Ebene besssere Gründe?
Das ist mir nun wirklich ein zu großes Rad, welches du da drehen möchtest. Es gibt Naturgesetze - vollkommen unabhängig davon ob Menschen sie verstehen können oder nicht.
Nicht wirklich. Es gibt Regularitäten, Regelmäßigkeiten (in) der Natur.
Menschen sind grundsätzlich nicht geeignet Naturgesetze zu verstehen, sondern nur im Rahmen ihrer ihnen zur Verfügung stehenden Vorstellungswelten Modelle davon anzufertigen.
Warum sollten sie das nicht sein? Weil das Geschöpf den Schöpfer nie verstehen kann? Das wäre ein religiöses Argument. Prinzipiell besteht da kein Grund.