Das liest man oft. Fragt man dann allerdings nach, wie das denn genau vor sich geht, also der Weg von den Zutaten bis zum Willen, schaut man in die Röhre. Das ist das Problem dieser Erzählung.
Sehe ich umgekehrt. Immer wenn ich mit jemandem rede, der behauptet eine freie Entscheidung zu fällen, dann kann der mir nicht erklären wo die denn herkommen soll. Alles was sich sehe ist ein Mensch, der etwas will. Aber ein Mensch ist nichts weiter als ein biologisches Wesen, welches biochemische und biophysikalische Prozesse in sich arbeiten hat - die können aber niemals frei sein, weil die Naturgesetzen folgen.
Wo ist er also, der Ursprung der Freiheit? Letztendlich im Gefühl, dass das Ego eine Entscheidung getroffen hat, und im Gefühl, dass diese Entscheidung auf eigenen Werten beruht. Dass aber diese Werte schon durch die äußeren Faktoren als Programm in uns hinterlegt sind, wird dabei unterschlagen.
Nein.
Abgesehen davon, dass auch in keinster Weise klar ist, wie Naturgesetze zu einer Einstellung führen. Leite das mal aus der Physik oder Biologie ab, da wirst Du nichts finden. Bayern Fan zu sein, widerspricht so wenig den Naturgesetzen, wie den Verein nicht zu mögen oder sich gar nicht für Fußball zu interessieren. Da ändert die Schwerkraft auch nichts dran.
Wenn die Welt determiniert ist, dann ist auch dein Leben determiniert. Die Tatsache, dass wir die Zukunft nicht vorhersagen können, bedeutet nicht, dass offen ist. Sie ist nur noch nicht passiert.
Da ist nicht unbedingt ein religiöses Konstrukt, aber tatsächlich hat der Dualismus ein dickes Erklärungsproblem an den Hacken, nämlich wie denn nun Körper und Geist, wenn sie denn getrennt sein sollten, interagieren.
So weit, so gut, das Problem ist nur, dass diejenigen, die sich nun entspannt zurücklehnen, weil sie von Philosophie nicht mehr verstehen, als dass es darum ginge irgendwie den Dualismus zu vermeiden und dann sei alles in Butter, nicht bemerken, dass der Monismus von oben = alles ist Geist, sowie der von unten = alles ist Materie ein ebenso fettes Erklärungsproblem haben.
Wenn Geist, wie Du annimmst, Körper oder Hirnaktivität ist, dann muss man geistige Prozesse eben auch aus diesem abgeleitet erklären. Da geht der Ärger dann los und hört auch nicht mehr auf.
Welches Problem soll da bestehen? Unser Bewusstsein ist meiner Vorstellung nach nur die Abbildung von Gehirnaktivitäten - es ist aber nicht die Entscheidungsebene selber. Wenn dir also nach Burger ist, dann nicht deshalb, weil dein Geist einen Willen ausdrückt, sondern weil Neuronen Impulse ausgesendet haben, die dein Bewusstsein als Appetitsignal erkennen, welches mit der Visualisierung einer möglichen Lösung des aufgeworfenen Bedarfs gekoppelt wird.
Das ist ein Fass, das Du lieber zulassen solltest.
Das Problem von Naturgesetzen ist, dass sie gerne von der Fraktion wissenschaftsgläubiger Menschen formuliert werden. Die philosophische Strömung hinter dieser Einstellung ist der Naturalismus. Gemäß diesem gibt es eines nicht, nämlich Notwendigkeiten.
Notwendigkeiten sind aber der Baustein für echte Naturgesetze. Alles andere wären Regelmäßigkeiten oder Regularitäten, die sich aber gerade dadurch auszeichnen, dass sie keinen Gesetzescharakter haben.
Bei Regularitäten hat sich ein bestimmtes Gleichgewicht eingestellt, es ist gerade so, wie es ist, warum und wie lange weiß niemand so genau.
Ein Gesetz würde bedeuten, dass etwas genau so und nicht anders ablaufen musste. Aber wie kommt diese Information in die Materie? Und schon hat man wieder ein Dualismusproblem, durch die Annahme es gäbe Naturgesetze.
Das ist mir nun wirklich ein zu großes Rad, welches du da drehen möchtest. Es gibt Naturgesetze - vollkommen unabhängig davon ob Menschen sie verstehen können oder nicht. Menschen sind grundsätzlich nicht geeignet Naturgesetze zu verstehen, sondern nur im Rahmen ihrer ihnen zur Verfügung stehenden Vorstellungswelten Modelle davon anzufertigen.
Es spricht aber nichts dafür, dass Elfen und Kobolde die Natur beleben, nur weil wir noch nicht im letzten Detail verstanden haben, wie die Naturgesetze funktionieren. Mir reicht es vollkommen, bescheiden anzuerkennen, dass Menschen die Wahrheiten niemals entschlüsseln werden, sondern sich immer nur ihnen annähern werden.