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Wie kommt der Freie Wille zu Entscheidungen?

Das ist die körperliche Ebene, die ich meine. Spiegelneuronen gehören zum Gehirn, also zum Körper. Körperliches (Sichtbares, Hörbares, Fühlbares etc.) wird empfunden und interpretiert, und für die Interpretation sind Analogien zur eigenen Selbsterfahrung in der Innenperspektive unumgänglich. Andernfalls bliebe alles fremd und unverständlich. Aber noch nie ist mir Geistiges begegnet, das nicht in irgendeiner Form eine materielle Basis hat (meine Innenperspektive ausgenommen).
 
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Du hast natürlich recht. Ich müsste sagen, was für mich selbst wahr ist, was meine Wahrheit ist. Aber das mache ich nicht so gerne, weil das immer auf zu viel Unverständnis stößt und außerdem schwer zu erklären ist. Aber ich sage trotzdem was ich persönlich für wahr halte:
Naja, und deshalb mein 👍 unten, weil mir nun sehr 'gefällt', dass Du Dir nun hier so viel Mühe gemacht hast. ...
Die Lehre vom lebendigen Gott.

Sie wird in einem Buch von Giordano Bruno beschrieben mit dem Namen: "Die heroische Leidenschaft." Es heißt, sie war schon in den antiken Mysterienkulten bekannt.

Im Gegensatz zu Nietzsches "toten Gott" steht der lebendige Gott außerhalb jeder Religion oder Glaubenssystems. Er heißt lebendig, weil er sich jedem Einzelnen auf andere Weise zeigt, die nur ihm (dem Individuum) entspricht. Er ist lebendig, weil er lebendig, frei gestaltbar, völlig unterschiedlich mit allem Lebendigen, also auch mit den Menschen kommuniziert. Deshalb ist er aber auch nur subjektiv erfahrbar und kann nicht Inhalt irgendeiner Religion, eines Glaubenssystems, einer Kultur oder einer anderen Art von Sozialisation oder Bekenntnis sein. Der lebendige Gott kann sich auf jede nur denkbare Weise offenbaren, als Mensch, als Tier, als Mann, als Frau, als Mann und Frau, als viele Götter, als abstrakte Idee usw. usw., aber eben jedem Einzelnen in anderer Gestalt und auf andere Weise. Seine eigentliche Gestalt ist aber nicht erfahrbar, bleibt als das Eine verborgen.

Das bedeutet, dass der Mensch, wenn er seine ureigenste existenzielle Wahrheit erfahren will, die Antwort auf die Frage: Wer bin ich? diese nie von außen in Form einer Sozialisation erfahren kann, sondern nur individuell und subjektiv.

Diese Lehre stößt nicht auf sehr viel Gegenliebe, weil sie den Menschen, wie er sich selbst versteht, als Person eingebettet in eine Kultur, die ihm Wert und Identität gibt, in eine Religion, in die Normen einer Zivilisation, in ein Wertesystem, in eine Tradition, eine übergeordnete Gemeinschaft, völlig in Frage stellt und jedes Machtsystem, das auf Werten beruht, gefährdet. Es heißt, sie stehe für völlige Anarchie. Deshalb war sie auch geheim und wurde nur kryptisch weitergegeben.

Um den lebendigen Gott erfahren zu können, muss sich der Mensch vorher von seiner Sozialisation, seiner kulturellen Prägung befreien, und er muss die Trennung von Eros und Logos, die in jeder Religion und Kultur auf andere Weise praktiziert wird, aufheben, d. h. Fühlen und Denken, Emotionen und Verstand müssen sich für die Erkenntnisfähigkeit wieder verbinden. Er muss die Individuation, die von C.G. Jung als unerreichbares Ziel bezeichnet wurde, erreichen und vollenden.

Giordano Bruno schrieb das so: Wer richtig urteilen will, muss sich von der Gewohnheit des Glaubens frei machen, muss zunächst Behauptung und Gegenbehauptung für gleichermaßen möglich gelten und vollständig jede Voreingenommenheit fahren lassen, die ihm vom Mutterleibe an eingeimpft worden ist.

Die Lehre wird auch symbolisch dargestellt durch den Baum der Erkenntnis, wobei Erkenntnis nicht Wissen bedeutet, sondern Bekenntnis. Das bedeutet, dass ein Mensch, der sich bekennt, zu einem Gott, einer Religion, einem Wert, einem Gut und Böse, das Reich des lebendigen Gottes verlässt und seine eigene Identität verliert.

Giordano Brunos eigene Motivation, dieses Buch zu schreiben, war auch die Erfahrung, dass in seiner Zeit in ganz Europa Religionskriege wüteten. Er wollte eine Möglichkeit zeigen, Spiritualität zu erfahren, ohne sich gegenseitig die Köpfe einschlagen zu müssen, weil jeder sie anders sieht und trotzdem seine Sichtweise für die einzig mögliche und wahre hält. Wenn jeder Gott anders erfährt, können sich die Menschen über ihre unterschiedlichen Vorstellung oder auch Werte friedlich austauschen, können sich sogar darüber freuen, auf wieviele unterschiedliche Arten Gott sich zeigen kann, und würden keine Kriege mehr führen.

Mit dieser Mission ist er aber grandios gescheitert und endete stattdessen auf dem Scheiterhaufen. Seine Idee war seiner Zeit zu weit voraus, wie viele andere Ideen von ihm auch. Sie ist auch heute noch nicht aktuell, aber vielleicht irgendwann in der Zukunft.
...Allerdings, kann ich daraus, darin 'höchstens' 'den, einen Gott der absoluten Beliebigkeit erkennen'. Und erinnert mich just unwillkürlich an 'Pippi Langstrumpf's' "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt". 😟
Und muss hier somit noch einmal einfügen:
Das eigentlich Entscheidende hier ist, dass man zwar tatsächlich "geprägt ist", wird, aber die Entscheidung/en, von was und inwieweit immer bei einem selbst liegt. Denn die Verantwortung für sich und sein 'Leben' kann man immer 'nur' selbst und allein haben, wahrnehmen und tragen.
Und nun fragen: Was soll denn das überhaupt wirklich sein, "seine ureigenste existenzielle Wahrheit"? Woher die? Worauf gegründet? Etwa ganz auf's 'eigene Ego'?
Ein Zirkelschluss ist es nicht unbedingt, da die Kräfte, die den Menschen mit seiner anerzogenen Identität verbinden, seiner Sozialisation, die er von Kindheit an erfahren hat, sehr stark sind und nur schwer überhaupt erkannt und deshalb hinterfragt werden können.
So muss es wieder sein: "..geprägt...aber die Entscheidung/en, von was und inwieweit immer bei einem selbst liegt. Denn die Verantwortung für sich und sein 'Leben' kann man immer 'nur' selbst und allein haben, wahrnehmen und tragen."
Und die "Kräfte", ja, die sind tatsächlich "sehr stark und nur schwer überhaupt zu erkennen", insbesondere 'aber' anzuerkennen, sich einzugestehen, ganz zweifellos.
Nützt aber nix, und genau die müssen "hinterfragt werden"! Und doch, das 'geht' sehr wohl, 'insbesondere' empirisch-logisch. Und sie sind, heißen, in Wahrheit: 'Bequemlichkeit, Faulheit, Macht der Gewohnheit, Hörigkeit, Sturheit/Starrheit, Glauben, Angenehmer, Schöner...' usw. usw. usw....
Naja, und "Gott", sowieso - ich weiß, das wird Dir nun 'wohl' ganz und gar nicht gefallen, nützt aber auch gar nix - ist nix als Quatsch, weil sowas kann's nun wirklich nicht geben; braucht's aber auch überhaupt nicht, ist bzw. wäre total überflüssig, sogar völlig kontraproduktiv, denn jeglicher Glaube an sowas lenkt, hält 'nur' vom Eigentlichen ab. ('Religion/en, Glaube' überhaupt sind mit die schlimmsten Irtümer und somit Katastrophen der Menschheit überhaupt...)
Und ich kann nun 'nur' noch einmal wiederholen: "Nimm gleich 'das Leben selbst'." Denn da ist sowieso 'alles drin und alles dran'. Das einzige, was wir überhaupt wirklich haben, was uns alles gibt, was wir brauchen, wie auch absolute Gesetzmäßigkeit und damit Wahrheit gleich Grund und Halt; aber von uns auch fordert... Ja, Erkenntnis seiner, der Wahrheit. Nämlich sein Ziel und dem Sinn daraus. Ja, dem 'Sinn des Lebens' selbst.
Und nein, dazu braucht's überhaupt nix zu glauben, denn kann man 'überall und jederzeit' vollkommen real gleich wahrhaftig selbst 'erleben'! Aber ja, wenn man will...
 
Das ist die körperliche Ebene, die ich meine. Spiegelneuronen gehören zum Gehirn, also zum Körper. Körperliches (Sichtbares, Hörbares, Fühlbares etc.) wird empfunden und interpretiert, und für die Interpretation sind Analogien zur eigenen Selbsterfahrung in der Innenperspektive unumgänglich.
Es ist die biologisierte Theorie über das, was man empfindet. Der entscheidende Schritt ist ja dann schon wieder die Interpretation, wie Du ja schreibst: Ich muss ja erst mal merken, dass ich gerade ein Stück weit die Gefühle des anderen fühle.
Dann, wie ich damit umgehe. Bei Kummer kann ich sagen; 'Hey, was ist los?', oder denken, dass der andere mich runter zieht und ich daher den Kontakt meide.
Aber noch nie ist mir Geistiges begegnet, das nicht in irgendeiner Form eine materielle Basis hat (meine Innenperspektive ausgenommen).
In dem Moment, wo Du Theorien über das Innere (Denken, Empfinden) eines anderen aufstellst, die verifiziert werden, ist Dir das doch gelungen.
Deine eigene Innenperspektive ist ja (Wittgenstein) auch selbst erst mal ein Spiegel (oder eine Internalisierung) der Außenwelt. Da kommt dann m.E. noch ein originär eigener Anteil hinzu, indem ich die verfügbaren Bausteine umgestalte, aber das ist ein ständiges Hin und Her, was m.E. nicht klar aufzulösen ist, ohne irgend was mystifizieren zu wollen.
 
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