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Kann man ein Leben nach dem Tod logisch ableiten?

Stimmt auch wieder - man kann so vieles nicht beweisen und dann machen sich die Leutchens ein Hobby daraus, die Dinge als überirdisch zu deklarieren und mit spirituell verklärtem Blick zu betrachten.

Bin schon gespannt was passieren wird wenn Spontanheilungen an der Tagesordnung sind und die Wissenschaft bis ins letzte Detail die Selbstheilungskräfte im Körper erklären kann zum Beispiel. :D
 
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Original geschrieben von wirrlicht
Stimmt auch wieder - man kann so vieles nicht beweisen und dann machen sich die Leutchens ein Hobby daraus, die Dinge als überirdisch zu deklarieren und mit spirituell verklärtem Blick zu betrachten.
Ja. Unsere Sucht nach geschlossenen Weltbildern, die keine brennenden Fragen offen lassen. Die Sucht nach Erlösung. (Von der Angst vor dem Tod.)

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Ja. Unsere Sucht nach geschlossenen Weltbildern, die keine brennenden Fragen offen lassen. Die Sucht nach Erlösung. (Von der Angst vor dem Tod.)

Gysi


Ich find's komisch (nicht lustig ;))

Angst vor dem Tod haben wir doch WEIL wir uns fürchten was danach kommen könnte. Würden alle davon ausgehen, daß nach dem Sterben erstmal Licht aus und Ruhe ist - dann gäb's keine Angst vor dem Tod. Denk' ich mal.

wirrlicht
 
Original geschrieben von wirrlicht
Angst vor dem Tod haben wir doch WEIL wir uns fürchten was danach kommen könnte. Würden alle davon ausgehen, daß nach dem Sterben erstmal Licht aus und Ruhe ist - dann gäb's keine Angst vor dem Tod. Denk' ich mal.
Eben. Denken. Das tun sich viele Leute auch DENKEN. Der Schluss müsste die Angstfreiheit sein. Ist aber nicht. Der Lebenstrieb zwingt uns dazu, leben zu WOLLEN! (Fast) um jeden Preis. Warum? Haben Tiere Angst vor dem Tod? Ich glaube, die Erkenntnisfähigkeit der Menschen hat unsere Angst (vor dem Tod) geschaffen. Aber warum dann Angst, wenn der logische Schluss doch die Schmerzfreiheit des Todes ist? Wir haben Angst davor, NICHT zu sein. Warum? Oder ist es so, dass unser Erkenntnistrieb die Lüge nicht verträgt? Und die ewige Leere ist die Lüge. Und die ewige Fülle die richtige Antwort. Und zu der sagen wir JA! Weil sie die RICHTIGE Antwort ist.

I don´t know. Du?

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Eben. Denken. Das tun sich viele Leute auch DENKEN. Der Schluss müsste die Angstfreiheit sein. Ist aber nicht. Der Lebenstrieb zwingt uns dazu, leben zu WOLLEN! (Fast) um jeden Preis.

Da müßten wir erstmal trennen. Das eine ist der Lebenstrieb - der sitzt so tief, daß selbst ein Selbstmörder, der auf 'ner Balkonbrüstung herumbalanciert, sich automatisch nach Halt umsieht sobald ihn jemand schubst - das ist ein Reflex, der sich nicht unterdrücken läßt.

Das andere ist eben das, was den Menschen ausmacht - das Leben wollen, die Phantasie, die damit verbunden ist. Das ist schwieriger zu erklären. In den Zeiten, in denen ich hochgradig depressiv war dachte ich oft, ich wolle nicht leben (in Wirklichkeit fühlte ich mich dazu nur nicht in der Lage - das ist was anderes). Und ich sagte mir: "Ich will überhaupt gar nicht existiert haben" (das ist was anderes als zu sterben).


Original geschrieben von Gisbert Zalich
Warum? Haben Tiere Angst vor dem Tod?

Nicht in derselben Form wie Menschen, aber wenn etwas potentiell Bedrohliches auf sie zukommt reagieren sie mit Panik. Wird schon auch mit Todesangst was zu tun haben, ganz sicher aber nicht mit einer konkreten Vorstellung davon.


Original geschrieben von Gisbert Zalich
Ich glaube, die Erkenntnisfähigkeit der Menschen hat unsere Angst (vor dem Tod) geschaffen. Aber warum dann Angst, wenn der logische Schluss doch die Schmerzfreiheit des Todes ist? Wir haben Angst davor, NICHT zu sein. Warum?

Erstmal: JA, es ist die Erkenntnisfähigkeit der Menschen und die Fähigkeit, Situationen zu imaginieren, dessen bin ich mir sicher. Angst davor, NICHT zu sein - nun, das Leben kennen wir. Obwohl ich keinen Grund hatte leben zu wollen und obwohl ich meinte nicht mehr existieren zu wollen (das ging einmal so weit daß ich tatsächlich innerlich losließ und zum Sterben bereit war. Was passiert? Moi kippt aus den Latschen, ist zwei Tage bewußtlos und wacht dann lebendig wieder auf... es brauchte Wochen, bis ich mich wieder zum Lebendig-Sein hin orientiert hatte). Trotzdem war mir selbst in diesen Zeiten der Gedanke grauenhaft, spurlos zu verschwinden. Ich hatte weder familiäre Bindungen (liebevoller Art, meine ich) noch PartnerIn noch Kinder. Es wäre von mir also nicht viel übrig geblieben. Und komisch: so wie manche todkranke Menschen meinen, dringend ein Kind in die Welt setzen zu müssen fing ich an, meine Biografie aufzuschreiben, Gedichte zu machen usw. - als müßte ich UNBEDINGT irgendwelche Spuren hinterlassen. Das scheint auch so'n menschlicher Antrieb zu sein. Vielleicht ist die Furcht vor der Nicht-Existenz der "Preis", den wir für unser Bewußtsein "zahlen" müssen? Ich meine: Wir haben einen fragenden, wissen-wollenden Geist - anders hätten wir uns nicht zu den bewußten Wesen entwickelt, die wir heute sind. Das beinhaltet aber auch, daß wir uns etwas "vorstellen" können - bzw. "nicht-vorstellen-wollen" - nämlich daß wir "Nicht-sind". Ich meine: selbst der depressivste Mensch empfindet seine Sinneswahrnehmungen bzw. die Fähigkeit zu Sehen, zu Hören, zu Fühlen usw. grundsätzlich als positiv. Das alles soll nicht mehr sein? Vielleicht isses das. Allerdings: genau das habe ich mir gewünscht. Einfach nicht mehr sein.


Original geschrieben von Gisbert Zalich
Oder ist es so, dass unser Erkenntnistrieb die Lüge nicht verträgt? Und die ewige Leere ist die Lüge. Und die ewige Fülle die richtige Antwort. Und zu der sagen wir JA! Weil sie die RICHTIGE Antwort ist.

I don´t know. Du?

Nö, nicht wirklich. Aber ich habe oft und oft darüber nachgedacht.
Woher willst Du wissen, daß die ewige Leere eine Lüge ist?
Irgendwas von uns bleibt übrig, wenn wir sterben, und ich NEHME AN, daß auch unser Bewußtsein irgendwie wiederverwertet wird. Aber ich WEISS das nicht. Ungeachtet dessen HOFFE ich sehr, wenn ich gestorben bin, daß ich nie wieder von irgendwelchen Gedanken oder Gefühlen behelligt werde.
 
Hoppla - habe ich jetzt erst gesehen.

Original geschrieben von Alzii
Das Thema interessiert mich sehr, Wirrlicht.
Diese "Persönlichkeiten" teilen sich wohl ein "Unterbewußtsein" und einen einzigen Körper?

Nein, nicht ganz. Sie teilen sich einen Körper, richtig. Sie teilen sich nicht das ganze "Unterbewußtsein", sondern nur Teile davon - sie sind voneinander abgeschnitten.

Also stelle Dir vor: Du lebst bis zum 5. Lebensjahr "intakt" - mit den üblichen guten und weniger guten Erfahrungen, manches davon verdrängst Du ins Unterbewußte (oder vergißt einfach - landet dann auch im Unterbewußten). Dann tritt eine massiv traumatisierende Situation ein, die so heftig ist, daß Du entweder zum wimmernden Idioten wirst und sozusagen den "Verstand verlierst" - oder eine komplette Amnesie erleidest (sowas kommt vor, aber selten dauerhaft) oder eben indem Du diese Situation in mehrere Teile "zerlegst" und getrennt voneinander "abspeicherst", und zwar tatsächlich in unterschiedlichen Hirnregionen. Das schützt Dich davor, das Erlebte in seiner ganzen Dimension zu erfassen - weil's emotional weit über das erträgliche Maß hinausgeht. Soweit logisch?

Man könnte also sagen: sie teilen sich einen großen Teil des "Unterbewußtseins", aber nicht alles - auf manche Erinnerungen haben die einzelnen "Teile" keinen Zugriff, das sind also meinetwegen für Persönlichkeit 1, 3, 4, 5 und 7 echte "weiße Flecken" (Amnesien), für Persönlichkeit 2 und 7 echte Erinnerungen. Je nachdem wie langanhaltend und schwerwiegend die Traumatisierungen sind, finden neue Abspaltungen in verschiedenen Lebensaltern statt - vor 20 Jahren bestand "ich" sozusagen aus über 20 mehr oder weniger ausgeprägten "Persönlichkeiten" (ohne allerdings damals schon zu wissen was mit mir los war - ich dachte einfach ich wäre eine notorische Lügnerin und irgendwie nicht ganz dicht).

Original geschrieben von Alzii
Jetzt "stirbt" eine von diesen Persönlichkeiten. Sie ist verschwunden in den Tiefen des Gehirns. Sie kann jedoch jederzeit nach ihrem "Tod" wieder "auferstehen", so lange der Körper noch da ist.

Ich weiß nicht ob das so möglich ist. Einige dieser Persönlichkeitsfragmente von mir haben sich tatsächlich so verhalten als würden sie sterben. Andere WOLLTEN sterben - was von denen, die leben wollten, verhindert wurde. Vielleicht gibt es ja keinen Unterschied - es paßt ungefähr in Gysis Theorie mit dem kollektiven Zusammenfluß von "Mensch" nach dem Sterben (hab ich hoffentlich jetzt richtig verstanden). Ich meine: Als der "Koordinator" in meinem Kopf - das war so eine Art übergeordnete Instanz - hochintelligent, aber ein ziemliches Arschloch, der aber immerhin als erster alle "anderen" von mir lokalisiert und zur Kommunikation mittels Tagebuch gezwungen hat - zähneknirschend anerkannte, daß "wir" mehr sind als er zulassen wollte - und als er weiter die Devise ausgab, daß wir notgedrungen kooperieren müßten, damit nach außen nichts bemerkbar wird (in die Klapse wollten wir ja nicht) bedeutete das, daß auch die "Personen", die sonst immer von ihm unterdrückt worden sind, erstmal zu Wort kamen. Dann irgendwann "sprach sich rum", daß "wir" uns so nach und nach in eine Gesamtpersönlichkeit integrieren müßten, wenn ein halbwegs sinnvolles Weiterleben überhaupt möglich sein sollte. Für manche war das gleichbedeutend mit "ausgelöscht werden" und reagierten ebenso panisch wie vor dem Tod. Vorletztes Wochenende ist eines der (hoffentlich letzten) Teile erst wirklich "in mich übergegangen". Vorher war das immer alleine aktiv, ich erinnerte im Zusammenhang mit der auslösenden Situation lediglich, daß ich Angst (bis hin zu Erstickungsanfällen) hatte vor dem Ausgelöscht-Werden, was letztlich dahinter steckte wußte ich nicht. JETZT weiß ich, daß das ein kleines, etwa 4-jähriges Kind war, das mit einer speziellen Situation überfordert war - immer wenn diese Situation eintrat, verschwand ICH und die Kleine war da. Jetzt ist sie Bestandteil von mir - in dem Augenblick als ich das erkannte und die Angst der Kleinen mitgefühlt habe war sie plötzlich in mir nur noch ein Teil. Besser kann ich's nicht erklären. Als "tot" würde ich sie deshalb nicht bezeichnen. Aber existieren in ihrer bisherigen eigenständigen Präsenz tut sie auch nicht mehr.

Original geschrieben von Alzii
Eine bewußte Persönlichkeit ist wie der Schatten auf einer Wand, den die Hand beim Schattenspiel wirft.

Das stimmt :) Demnach ist eine nicht-bewußte Persönlichkeit wie das Ahnen von tiefen Schluchten, die bereits einen halben Schritt hinter uns liegen - man kann ihre Existenz ahnen und vielleicht aus vielen Indizien ableiten, aber wirklich wissen kann man's erst, wenn man das Risiko eingeht, abzustürzen.

Original geschrieben von Alzii
Auch wenn ein Körper nur eine einzige bewußte Persönlichkeit hat, kann diese "sterben" oder "getötet" werden, während das sog. Unbewußte und der Körper (desorientiert) weiterleben.
Es wird dann sehr schnell eine neue Persönlichkeit aufgebaut, oder die alte reaktiviert.

Das bezweifle ich. Vielleicht ist das bis zu einem gewissen Grad möglich, aber ich fürchte: wenn eine Persönlichkeit "stirbt" - dann bleibt ein lallender Idiot übrig. Oder eine weiße Karte, auf der nur noch kleine Fetzen von der ursprünglichen Landkarte sichtbar sind - zusammenhanglos und in sich nicht mehr lebensfähig. Soweit also desorientiert weitervegetieren. Eine neue Persönlichkeit aufbauen: nein, äußerst unwahrscheinlich. Es sei denn, daß man das neu lernen nach einer Totalamnesie so sieht - das geht aber nicht schnell, das dauert Jahre.


Original geschrieben von Alzii
Was denkt Ihr?

Ich denke, daß Seelenmord genauso streng - wenn nicht strenger! - geahndet gehört wie physischer Mord.
 
Zuletzt bearbeitet:
Original geschrieben von wirrlicht
Woher willst Du wissen, daß die ewige Leere eine Lüge ist?
WISSEN überhaupt nicht. Es ist nur eine (Brain-Storming-)ÜBERLEGUNG, dass wir als Erkenntniswesen INTUITIV auf etwas mit ANGST reagieren, was nicht als REAL in unserer "Körper-Erinnerung" involviert ist. Und sich die Ergebnisse unseres Forschergeistes nicht mit diese "Ur-Erinnerung" decken.
Ungeachtet dessen HOFFE ich sehr, wenn ich gestorben bin, daß ich nie wieder von irgendwelchen Gedanken oder Gefühlen behelligt werde.
Sure? :confused: Why?

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Sure? :confused: Why?


Ist halt so. Die Welt wird ganz gut ohne mich auskommen, wenn ich mal hinüber bin. Und ich hab nicht den Ehrgeiz, nochmal alle "Höllen der Welt" barfuß zu durchlatschen um irgendwann vielleicht doch noch ein Trostpflästerchen Glück abzukriegen.

Ist ok so wie's jetzt ist. Aber nochmal das Ganze - und sei's nur in Gedanken? Nä, ohne mich!
 
Original geschrieben von wirrlicht
Ist ok so wie's jetzt ist. Aber nochmal das Ganze - und sei's nur in Gedanken? Nä, ohne mich!
Was wir in unseren 1000 Parallelwelten durchwandern, weiß ich nicht. Ich weiß nur, was wir HIER durchwandern. Oder was ICH hier durchwandere. Und du weißt, was DU durchwandert hast. Die Hölle kennst du also. (Ich auch, aber nicht so wie du.) Aber ich glaube schon, dass du weißt, dass es auch was Anderes, was Schönes, was LebensWERTES, gibt... ;) )

Gysi
 
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Original geschrieben von Gisbert Zalich
Was wir in unseren 1000 Parallelwelten durchwandern, weiß ich nicht. Ich weiß nur, was wir HIER durchwandern. Oder was ICH hier durchwandere. Und du weißt, was DU durchwandert hast. Die Hölle kennst du also. (Ich auch, aber nicht so wie du.) Aber ich glaube schon, dass du weißt, dass es auch was Anderes, was Schönes, was LebensWERTES, gibt... ;) )

Gysi


Hey klar weiß ich das! :)

Und wie's in der Hölle aussieht... unhübsch und zu wenig Ausgänge. Und das einzige Gepäckstück, das zuverlässig NIE verlorengeht *motz*

;)
 
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