AW: Nachtodliches Leben?
Hallo Freunde
Auch wenn es schon diskutiert wurde, die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt und wie es aussehen könnte, geht immer wieder durch alle Schichten der Menschen. Und so wie draußen im Alltag gibt es auch hier im Forum eine ganze Reihe von Leuten, die ... sagen ...:
Nein, es gibt kein Leben nach dem Tod, denn....
und diese Ansicht wird dann mit schweren Argumenten untermauert.
Was eben heißt, dass für besagtes Postulat doch wohl Argumente vorhanden sind, seien sie nun leicht oder schwer.
Ob die Gegenposition ebenfalls über derartiges verfügt..., nun ja, nach Lektüre des bisherigen Threads zweifle ich daran mehr denn je.
Deshalb haben wir es eigentlich schwer, die wir an das persönliche Überleben des Todes glauben, denn dafür gibt es keine eindeutigen, handfesten und unwiderlegbaren Beweise. Das ist gleich wie bei Gott.
Beweise wären ja vorerst gar nicht gefordert, es genügten ja bereits Argumente, welche es an Schwere mit jenen der Bestreiter eines Lebens nach dem Tode aufnehmen könnten.
Gibt’s die aber?
Wir werden sehen.
(Ach, und ganz nebenbei:
Eine solche Formulierung:
"das persönliche Überleben des Todes" ist etwas unglücklich geraten, denn dabei bleibt unklar, ob nun der Todgeweihte seinen persönlichen Tod überlebt, ob er persönlich seinen Tod überlebt, ob der Tod selbst persönlich überlebt, ob der persönliche Tod überlebt oder.ob ... hab ich noch eine Variante vergessen?
Ich will nicht übertrieben herumkritteln, jedoch weiß ich aus Erfahrung, dass unklare Formulierungen und unklare Gedanken oftmals Hand in Hand gehen.)
Aber was das vernünftige Überlegen angeht, da stützen wir uns auf Hinweise.
Und wir wollen im Folgenden überprüfen, ob diese Hinweise vernünftiger Überlegung, welche sie ja zu stützen vorgeben, überhaupt standhalten.
Und die kommen aus verschiedenen Quellen, angefangen von Nahtoderlebnissen über außerkörperliche Erfahrungen ...
Hier muss, wer vernünftig überlegt, bereits Einspruch erheben.
Denn "außerkörperliche Erfahrungen" sagen strenggenommen nicht das Geringste aus im Hinblick auf ein mutmaßliches Weiterleben nach dem Tod.
Sie könnten allenfalls der Spekulation Nahrung bieten, dass das Bewusstsein in der Lage wäre, den Körper zu verlassen und gleichsam "von außen" zu beobachten.
Gar nichts allerdings besagen sie darüber, ob dieses Bewusstsein den Tod des Körpers überlebt oder nicht.
Die behauptete Fähigkeit, den Körper "von außen" zu betrachten, bedeutet ja nicht zwingend, dass das Bewusstsein unabhängig von den Lebensfunktionen des Körpers zu existieren vermöchte.
Will man solch ein Weiterleben nach dem leiblichen Tod postulieren, bedarf es einer Zusatzannahme und zwar jener, dass eine von den Vitalfunktionen unabhängige (und damit keiner Sterblichkeit unterworfene) Wesenheit existiere, welche das Bewusstsein sowie alle anderen Geistes- wie auch Seelenregungen beinhalte.
Da also das Phänomen "außerkörperliche Erfahrungen" (dessen reale Existenz ohnehin äußerst fraglich ist) ohne diese Zusatzannahme keine Aussage über ein angebliches Weiterleben nach dem leiblichen Tode zulässt, ist es auch als Hinweis darauf untauglich.
Und nun zu den "Nahtoderlebnissen":
Es gibt dazu mittlerweile eine reichhaltige Literatur, wobei ich für meinen Teil ja bedaure, dass die medizinisch-empirische Seite der Betrachtung wesentlich weniger Medieninteresse auf sich zieht als die esoterisch-schwurbelhafte.
Soweit ich die vorhandene Literatur zum Thema auswerten konnte (ganz und gar nicht vollständig, jedoch mit einem soliden medizinischen Grundwissen) lassen sich für besagte Erlebnisse im wesentlichen vier Ursachen herleiten:
Stickoxidul(Lachgas)rausch,
Kohlendioxidnarkose.
Sauerstoffmangel,
sensorische Depravation.
Diese vier Ursachen (in verschiedenen Mischungsverhältnissen) reichen durchaus hin, um zumindest jene Fälle, welche mir bekannt sind, plausibel zu erklären ohne auf die Hypothese zurückzugreifen, ein geistig-seelisches Etwas habe den Weg aus dem sterbenden Körper in ein Leben danach gesucht.
Und ich gestatte mir den Luxus, von den mir bekannten Fällen auf die mir unbekannten zu extrapolieren und zu behaupten, bei letzteren verhalte es sich nicht im Geringsten anders.
Wer also unter Berufung auf Nahtoderlebnisse Hinweise auf ein Leben nach dem Verlöschen der Körperfunktionen postulieren will, steht vor der lästigen, aber im Interesse intellektueller Redlichkeit unumgänglichen Pflicht, vorher den oben genannten Ursachen-Quadrupel definitiv und sicher ausgeschlossen zu haben.
Ich weiß, dies dürfte schwer werden, aber bekanntlich ist ja ein Weg, wo ein Wille ist.
Auf alle Fälle zeigt sich auch hier:
Kein brauchbarer Hinweis, mit dem man vernünftige Überlegung stützen könnte oder der seinerseits vernünftige Überlegung stützte.
... bis hin zu Kontakten zu Toten in Träumen,
Na, ich muss doch sehr bitten!
So etwas als Hinweis anzubieten, welcher vernünftiges Überlegen stützen soll, ist doch wohl, mit Verlaub, ein wenig dreist.
Wer von Toten träumt, tritt zuerst mal in Kontakt mit seiner eigenen Erinnerung an den oder die Verstorbene(n), ergo in Kontakt zu seiner eigenen Gehirntätigkeit.
Wo, so frage ich, soll da ein Hinweis auffindbar sein, dass ein Toter aus dem Jenseits sich meldete?
Selbst dann, wenn, wie gelegentlich kolportiert wird, die tote Oma oder der selige Großonkel im Traum etwas mitgeteilt haben soll, was zu Lebzeiten nur sie/er wusste (beliebtes Sujet: das verlegte Testament), wäre, bevor derartiges als Tatsache zu glauben erheischt wird, doch erst einmal zu prüfen, inwieweit das aufgedeckte "Geheimnis" wirklich eines war, oder ob nicht doch der Drang, eine spannende Geschichte zu erzählen, die Phantasie anspornte.
Es tut mir ja sehr leid, aber als Hinweis taugt dieser Punkt noch weniger als die beiden ersten.
... zu unerklärlichen Erscheinungen oder Totenbekundungen ...
Was bitte haben wir uns unter "Totenbekundungen" vorzustellen?
Etwa jenen Hokuspokus, den Spiritisten veranstalten?
Oder die tourismusfördernden Gespensteraktivitäten in britischen Landsitzen?
Oder was denn nun?
Solange solch nebelhafte Begriffe ungeklärt in Raum stehen, kann man ja wohl kaum von einem Hinweis reden, der vernünftige Überlegung zu stützen in der Lage wäre.
Und was sind denn die "unerklärlichen Erscheinungen"?
Das Auftauchen der Bergfei Anna Fritze oder der Schönen Lau (beides nach Eduard Mörike), des bösen Goms Pepser (nach E.T.A. Hoffmann) oder der Zenobiten (nach Clive Barker)?
Eine neue Sichtung von Nessie oder dem Yeti, Bigfoot oder Sasquatch?
Mir ist natürlich klar, das es um Erscheinungen von Verstorbenen geht, anders ergäbe es ja auch gar keinen Sinn.
Aber mit einer derart allgemeinen Formulierung verliert, was ein Argument sein will, vollständig seinen Charakter.
Denn so manche Erscheinung in der Welt ist "unerklärlich", teils, weil zu wenig Informationen vorliegen, teils weil die Beschaffenheit der Welt sich einer Erklärung verweigert (dies nicht als Konzession ans Esoterische, sondern als naturwissenschaftliche Tatsache zu betrachten), einen Hinweis auf ein Leben nach dem Tode könnten aber nur sehr wenige aus der Vielzahl der Erscheinungen liefern, nämlich die oben genannten Erscheinungen Verstorbener.
Gerade da ist jedoch die Beleglage derart schlecht, dass als Basis für Hinweise, die überdies vernünftiges Überlegen stützen sollen, nichts, aber auch gar nichts übrig bleibt.
Denn alle Berichte von solchen Erscheinungen kranken daran, dass sie völlig im Anekdotischen stecken bleiben.
Und da sich nicht unterscheiden lässt, wo Tatsachen (so vorhanden) aufhören und Fabulierkünste anfangen, weisen derartige Berichte auf nichts anderes hin als auf die Phantasie der Kolporteure.
Auch hier:
Hinweise? Nichts dergleichen!
... und sogar bis hin zu den ganz merkwürdigen und höchst seltenen, spontan auftretenden Verkörperungen eines Verstorbenen.
Merkwürdig wäre so etwas in der Tat.
Ich würde noch weitergehen und sagen, nicht nur höchst selten, sondern sogar überhaupt nicht tritt genanntes Phänomen auf.
Nein, ohne Spott und Häme:
Ich hab von solch einem Ereignis noch niemals gehört, was natürlich an meinem mangelhaften Informationsstand liegen kann.
Aber:
Wenn diese Begebenheiten Hinweischarakter genießen wollen, so müssen sie einfach hinlänglich bekannt sein, ansonsten sind sie nichts weiter als unverbindliche Anekdoten, von denen man allenfalls sagen kann:
Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden.
So etwas ist amüsant beim gemütlichen Abendplausch, als Hinweis und Anregung zu vernünftiger Überlegung aber untauglich.
Bitte - alles keine Beweise, aber Hinweise, die unter die Haut gehen.
Nicht einmal das, wie ich ja ausführlich dargelegt habe.
Unter die Haut gehen diese Quisquilien nur dem, der eben gerade nicht auf vernünftige Überlegung setzt.
Befleißigte er sich derselben, fühlte er sich von diesen "Hinweisen" nicht einmal gekitzelt, vielleicht aber ob ihrer Dreistigkeit verärgert.
Und nicht zuletzt spielt für den Glauben an ein Leben nach dem Tod folgendes eine große Rolle: Die Liebe zu leben.
Mir ist es z.B. vollkommen bewusst, dass ich überaus gerne lebe. Und diesen kostbaren Schatz meiner Liebe, das Leben als Bewusstsein nämlich, diesen Schatz verliere ich nicht bei dem Gedanken, dass wir weiterleben.
Ganz schön konfus formuliert.
Wenn ich das Durcheinander mal aufzulösen versuche:
Wer gerne lebt, verlöre etwas, wenn er denken müsste, nach seinem Tod wäre nur noch Nichts.
Das mag ja eine Individuelle Einstellung sein, es gibt jedoch keinen Grund, diese zu verallgemeinern.
Beispiele gibt es genug, dass Lebensfreude und der Glaube an ein Leben nach dem Tod keineswegs so eng verzahnt sind, wie hier insinuiert.
Man betrachte sich doch einfach einmal Kinder. Die strotzen vor Lebensfreude (sofern missgünstige Erwachsene sie ihnen nicht austreiben) und verschwenden keinen Gedanken an ein Leben nach dem Tod.
Und selbst wenn durch Todesfälle in der Familie Kinder mit Sterben und Fragen: Was kommt danach? konfrontiert sind, steigt bald wieder die Lust am Leben auf und das, ohne dass irgendwelche Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tod gehegt würden. Kinder sind da herrlich unbefangen.
Bei allen Leuten, die nicht an ein nachtodliches Leben glauben, habe zumindest ich das Gefühl, dass sie gar nicht so gern leben, dass das Leben nicht als ein Schatz gilt, den man ungern hergibt.
Ja, das ist es, was ich schon während des ganzen Postings erwartet habe, so ein beiläufiger Seitenhieb auf jene, welche nicht dem eigenen Eselspfad folgen.
Und dann gleich mit solch dickem Kaliber:
"Bei
allen Leuten, die nicht an ein nachtodliches Leben glauben,,,"
Ich neige ja im allgemeinen nicht dazu, großen Leistungen meinen Respekt zu versagen, hier drängt sich mir jedoch der Verdacht auf, ich habe es mit einem Fall von dicker Aufschneiderei zu tun.
Mir fehlen zwar genaue Informationen betreffs der Größe von reinwiels Bekanntenkreis, dass er aber
alle Leute kennt, die oben genannten Glauben
nicht hegen, erscheint mir denn doch sehr unglaubhaft.
Und da muss eben obiger Satz beträchtlich eingeschränkt werden:
Vielleicht trifft es für jene, welche reinwiel kennt und die nicht an ein "nachtodliches" (ein putziges Wort) Leben glauben, zu, dass sie nicht gerne leben, das berechtigt ihn jedoch in gar keiner Weise, gleiches auch solchen zu unterstellen, welche er nicht kennt.
Man kann nämlich das eigene Leben durchaus als einen Schatz ansehen und sich damit abfinden, diesen irgendwann wieder hergeben zu müssen, ohne dass dies die Lebensfreude im Geringsten beeinträchtigen muss.
Mir jedenfalls geht es so!
Jabberwock