Hi Ihr,
nun habt Ihr auf so hohem Niveau diskutiert, die Hälfte davon kapiere ich ehrlich gesagt überhaupt nicht.
Gysi, auf Deine "Klon-Idee" möchte ich gerne eingehen, vielleicht gibt's ja den einen oder anderen Denkanstoß (oder ich verstehe irgend etwas grundlegend falsch...)
Also erstmal: es geht darum, einen Menschen zu irgend einem Zeitpunkt seines Lebens mit allen Erinnerungen und allem bis dahin angehäuften Wissen 1:1 zu duplizieren, ja? Und dann geht einer dieser beiden identischen Menschen hopps - und er lebt einerseits, andererseits ist er tot?
Ich verstehe Dein Problem nicht so ganz. Weil mir vollkommen klar scheint: selbst wenn es zwei völlig identische Menschen gäbe, würde bereits der erste voneinander unabhängig gedachte Gedanke die beiden trennen - wie wären nicht mehr vollkommen identisch. Sie wären zwei voneinander getrennte und vor allem voneinander unabhängige Menschen. Dementsprechend wäre also dann einer tot, der andere lebt.
Mich hat das Thema fasziniert, hab jetzt ein paar Tage darüber nachgedacht, vor allem weil ich überlegt habe, ob ein 1:1-Duplikat von mir nicht auch weiter 1:1 dasselbe denken, fühlen und handeln würde wie ich. Ich glaube nicht. Und ich glaube das deshalb (vielleicht bin ich aber da auch "betriebsblind") weil ich als Multiple Persönlichkeit im Grunde ja so 'ne ähnliche Situation vielfach gelebt habe. Ich meine:
EIN Mensch - durch was auch immer - "zerfällt" in mehrere Teile. Wobei das eigentlich nicht wörtlich zu verstehen ist - sondern: bis zu dem Zeitpunkt, an dem die erste "Aufspaltung" passiert, sind alle Erlebnisse, Erfahrungen, Erinnerungen identisch, im Moment der Spaltung wird also quasi das, was den Menschen bis dahin ausgemacht hat, in verschiedenen Hirnbereichen "abgespeichert" - plus dem einen Erlebnis, das zur Spaltung führt, aus unterschiedlichen Perspektiven.
Stelle ich mir also vor, es ist nur eine "kleine" Aufspaltung in drei völlig identische Persönlichkeiten plus einem unterschiedlich wahrgenommenen Erlebnis. Unterschied zu Deinem Beispiel: sie teilen sich einen Körper, aber das ist vielleicht nicht wichtig.
Stelle ich mir also weiterhin vor, daß alle drei dieselben "Chancen" haben, sie weiter zu entwickeln - Informationen von außen, Lernprozesse usw. bekommen alle drei sogar noch einheitlicher als es bei zwei identischen Personen in zwei Körpern der Fall wäre, denn alle drei "Personen" sind völlig gleich im selben Körper an derselben Stelle zur selben Zeit, das wäre mit zwei Körpern ja nicht machbar.
Trotzdem entwickeln sich alle drei unterschiedlich (ist wirklich so) - sie bemerken voneinander nichts, jeder lernt, macht Erfahrungen, fühlt unabhängig von den anderen. Heißt: da sind also (scheinbar) ganz eigenständige Persönlichkeiten, die einander weder ähneln noch ähnlich agieren oder auch nur ähnlich denken. Verstehst Du soweit?
Ok, und dann denke ich mir vor, daß eine dieser Personen aufgrund erneuter schrecklichen Situationen nicht mehr leben möchte. Umbringen kann sie sich nicht (jedenfalls nicht im physischen Sinn), dei anderen würden das verhindern. Geistig/emotional "sterben" könnte sie aber wohl. Würde sich das auf die übrig gebliebenen beiden Persönlichkeiten auswirken? Kaum, es sei denn, eine oder alle dieser Persönlichkeiten stünden miteinander in Kontakt - dann würde die "gestorbene" Persönlichkeit evtl. eine Lücke hinterlassen. Aber sonst?
Ich weiß, das ist nicht ganz dasselbe wie die Situation, die Du beschrieben hast. Aber doch sehr ähnlich.
LG, wirrlicht