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Wie frei ist der menschliche Wille?

Wir sind ein täterfixiertes Volk.
Ist jemand tot, dann ist alleine
entscheidend wer dafür
verantwortlich ist. Jeder, der tot ist,
der gleich tot.
 
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Man muss nicht wollen können was man will um tun zu können was man will.
Das sehe ich auch so.
Den Schopenhauer Spruch halte ich ohnehin, zumindest wenn man beide Aussagen in einem Atemzug nennt, für Schwachsinn.
Natürlich kann ich, im Rahmen des Möglichen, tun was ich will.
Wenn ich zeitgleich behaupte, ich kann nicht wollen was ich will, rückt alles in den Konjunktiv und die erste Behauptung ist somit zumindest relativiert, wenn nicht aufgehoben.
Es hieße jetzt: Ich könnte tun was ich will, wenn ich wollen könnte was ich will.
Auch wenn das etwas vereinfacht ist, zeigt es doch den Widersinn.
Zu klären wäre auch die Frage: ˋ Was verhindert den Willen wollen zu können?ˋ.
Schwappt da etwas aus dem Unbewussten "hoch" nach dem Motto: ´Das kannst du doch nicht wirklich wollen´ oder steckt da doch wieder der Gedanke dahinter: ´Es ist sowieso alles determiniert´.
Ich kann meinen Willen wollen (diese Wortzusammenstellung ist ohnehin unglücklich und nur etwas für "Hineindeuter").
Mein Wille und die daraus resultierenden Taten werden - auch hinsichtlich ihrer Erfolgsaussichten - ausschließlich durch die objektiven Möglichkeiten und die bestehenden Wahrscheinlichkeiten begrenzt.
Fromme Wünsche wie ´über das Wasser gehen zu könnenˋ oder (wie von Chris M ins Feld geführt) sexuelle Präferenzen "umschalten" zu können, haben nichts mit Willen zu tun, sondern bestenfalls mit Schnapsideen.
Wer nicht wollen kann was er will, hat ein Problem, ob das beim Pinkeln ist, im Umgang mit dem anderen Geschlecht oder bei der Auswahl auf der Speisekarte.;)
LG * Helmfried
 
Der Mensch kann innerhalb gewisser Grenzen durchaus wollen was er will...

Wer nicht wollen kann was er will, hat ein Problem...

Um Schopenhauer zu verstehen muss man dessen stark ausgeweitete Definition von "Willen" verstehen. Für ihn war der blinde Wille zum Leben "das Ding an sich", wie es in der Philosophensprache seiner Zeit genannt wurde, also das alles definierende Etwas. Der blinde Wille zum Leben ist der Grundimpuls hinter dem ganzen Universum, und da der Wille nur an sich selbst zehren kann, sehen wir schon im unorganischen Reich wie eine "Idee" (im Sinne von Platons Ideen) die andere verdrängt oder vernichtet um selber zu triumphieren. Im Tierreich wird das ganz explizit durch das Fressen und Gefressen werden. Beim Menschen wird es dann wieder etwas subtiler, zumindest innerhalb der zivilisierten Gesellschaft. Aber auch hier ist es ein Wille der gegen sich selber kämpft, aufgesplittert durch das principium individuationis wie Schopenhauer das nannte, also die Welt der Vielheit.

Ein Individuum kann nicht wollen, was es will, weil es der eine blinde Wille zum Leben ist, der ihm alles diktiert.

Man kann den freien Willen auch durch Gedankenexperimente widerlegen. Sam Harris ist darin ein Meister.

 
Ein Individuum kann nicht wollen, was es will, weil es der eine blinde Wille zum Leben ist, der ihm alles diktiert.
Das mag dein Standpunkt sein, nur sehe ich nicht, dass animalische Triebe (insbesondere der Selbsterhaltungstrieb) jegliche Willensbildung auf niedrigstes Niveau drücken oder gänzlich verhindern. Die zeitliche Beschränktheit und die Gefahren des Lebens sind Gegebenheiten mit denen sich jeder arrangieren muss und sind keineswegs ein Aus für eine selbstbestimmte Willensbildung.
Mir scheint mehr, dass es dem einen oder anderen ganz recht ist, sich hinter solchen Thesen zu verstecken, um nötige Schritte im Leben erst gar nicht gehen zu müssen.
Natürlich ist Schopenhauer auch ein Kind seiner Zeit mit einer nicht unkomplizierten Biographie. Vielleicht sollten wir ihn dort auch belassen, wenn heute die Frage: ˋWie frei ist der menschliche Wille?ˋ beantwortet werden soll.
LG * Helmfried
 
Aber er kann Milderungsgründe in Anschlag bringen, ob er will oder nicht? Oder kann Schuldzuweisungen konstruieren, ob er will oder nicht?
Es gibt keine Ausrede. In einem Artikel habe ich mal gelesen das ein Straftäter meinte das man ihm nicht bestrafen darf weil er
nur getan hatte was er musste. Die Antwort war ... mag schon sein, aber wir müssen dich dafür bestrafen.
Aber grundsätzlich sind Menschen weniger grausam wenn sie nicht daran glauben das der zu Bestrafende eine Wahl hatte.
Eher Gefägnisstrafe statt lebendig kochen.
 
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Es gibt keine Ausrede. In einem Artikel habe ich mal gelesen das ein Straftäter meinte das man ihm nicht bestrafen darf weil er
nur getan hatte was er musste. Die Antwort war ... mag schon sein, aber wir müssen dich dafür bestrafen.
Aber grundsätzlich sind Menschen weniger grausam wenn sie nicht daran glauben das der zu Bestrafende eine Wahl hatte.
Eher Gefägnisstrafe statt lebendig kochen.
Mir geht es weniger um die Frage, unter welchen Umständen Mensche eher zu Grausamkeiten neigen. Mit interessiert die Frage nach der Willensfreiheit. Und da, denke ich, ist deine an Schopenhauer angelehnte fatalistische Einstellung nicht konsistent.
 
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