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Wie frei ist der menschliche Wille?

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Es gibt immer wieder mal - im ewigen Streit um den freien Willen - den Versuch, wie z. B. im Libet-Experiment, den Beweis für Determinismus zu erbringen. Neuere Forschungen legen aber nahe, dass dieses Experiment zur Beweisführung ungeeignet ist.
Die Rolle des Unterbewusstseins rückt stattdessen immer mehr in den Mittelpunkt.
Alles was aus dem Unbewussten ins menschliche Bewusstsein eindringt, erlebt mein Bewusstsein als Impuls aus sich heraus, ohne sich der tatsächlichen Quelle bewusst zu werden.
Das ICH glaubt dann, etwas zu entscheiden und zu tun, weil es das genauso wollte. Nur das ist ein Irrtum (oder, wenn man so will, eine Lüge). In Wirklichkeit ist unbewusst die Entscheidung längst gefallen und als Impuls im Gehirn messbar, bevor der Mensch sich "seiner" Entscheidung bewusst wird.
Für mich ist das ein Indiz gegen eine Determinierung. Auch wenn mein Bewusstsein vom Unterbewusstsein überrumpelt wurde, ist es dennoch eine Entscheidung aus mir heraus.
Wenngleich es "eine Etage tiefer" liegt, gehört mein Unterbewusstsein zu meinem Bewusstsein und somit eindeutig zu mir.
LG * Helmfried
Eine Verständnisschwierigkeit habe ich hier noch. Auch wenn es "eine Etage tiefer" im Unterbewusstsein (vor)entschieden werden sollte, was man doch (nur anscheinend?) bewusst will - woher kennt sich das Unterbewusstsein so gut aus mit den Konzepten, in der sich das Bewusstsein i.d.R. tummelt? Hat es Vorstellungen von den spezifischen, komplexen Zusammenhängen dieser ("Makro"-)"Ebene", dass es entsprechende Planungen vollzieht (ohne dass das Bewusstsein dies mitkriegt)? M.a.W., kann das Unterbewusstsein komponieren, Raketenwissenschaft betreiben, eine Hochzeit ausrichten, die Ukraine angreifen (lassen) etc.? Mir riecht das eher nach einem Kategorienfehler. Das Unterbewusstsein kann jede Menge erstaunlichste Dinge, aber meines Wissens gehören die o.g. nicht dazu.

LG
 
Könnten wir
bewusst unser Unbewusstes kontrollieren, was wäre dann am Unbewussten noch unbewusst ?
Meine überraschende Antwort lautet dazu:
"Das klare und reine Bewusstsein wäre uns dann am Unterbewussten noch immer unbewusst, falls uns "das volle kreative Zugangsprogramm zum Unterbewusstsein" offen stünde!

Wer sich experimentell auf "Bewusstseinserweiterungsprogramme" einlässt, der wird sich möglicherweise wie ein besoffener Drogenfreak verhalten und ohne strenge Selbstdisziplinierung von exponentiell sich überlagernden Gedankenfolgen sich selbst letztendlich gewiss keinen guten Dienst erweisen.
 
Meine überraschende Antwort lautet dazu:
"Das klare und reine Bewusstsein wäre uns dann am Unterbewussten noch immer unbewusst, falls uns "das volle kreative Zugangsprogramm zum Unterbewusstsein" offen stünde!

Wer sich experimentell auf "Bewusstseinserweiterungsprogramme" einlässt, der wird sich möglicherweise wie ein besoffener Drogenfreak verhalten und ohne strenge Selbstdisziplinierung von exponentiell sich überlagernden Gedankenfolgen sich selbst letztendlich gewiss keinen guten Dienst erweisen.

*Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust*

Es ist der Wissensdurst (auch) von Neurologen, wodurch faszinierende Thesen
Antithesen und eben auch Irrtümer entstehen (können)

Was sonst bezwecken unsere *ernstzunehmenden* Gesetztgebungen, wenn
nicht die Annahme eines Freien Willen:

*Ein guter Mensch in seinem dunklen Drang ist sich des rechten Weges wohl
bewusst*

(Faust - faustus - glücklich)
 
Aus meiner Sicht sind der Wille und die Freiheit zwei Begriffe, die sich in ihren Grenzbereichen gegenseitig ausschließen.
Je mehr der Wille vom Verstand, von den subjektiven - ob bewussten oder unbewussten - Erfahrungen, von Emotionen und Gefühlen kontrolliert wird, umso unfreier wird er. Und umgekehrt, je weniger der Wille von diesen subjektiven Faktoren kontrolliert wird, umso weniger hat er mit dem Subjekt zu tun. Der Wille ist dann zwar frei, aber das Subjekt wird dadurch willenlos, ferngelenkt und unfrei.
 
Ich denke, mit "freier Wille" ist lediglich die Abwesenheit von äußeren Zwängen bei der Willensbildung gemeint. Aber sonst, ja durchaus - denn sobald ich etwas will, bin ich unfrei während, wenn mir alles egal ist, ich frei wäre - was auch Nikos Kazantzakis erkannt und formuliert hat
"Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος."
Übersetzt: "Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei."
Was mMn gleichbedeutend ist mit "Ich will nichts. Ich bin frei."
 
"Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος."
Übersetzt: "Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei."
Ein Begleiter meiner Jugend, aber sein Glaubensbekenntnis beschäftigt mich bis heute.
Was mMn gleichbedeutend ist mit "Ich will nichts. Ich bin frei."
Das ist mir zu buddhistisch...
Ich genieße meine Freiheit zu wollen, denn nur das hält mich lebendig. Die Freiheit des Willens hat sich dem unterzuordnen...:)
 
Das ist mir zu buddhistisch...
Naja, es ist eine analytische Erkenntnis basierend auf den Inhalten der Begriffe "Willen" und "Freiheit".
Sie stellt keinerlei Anleitung oder gar Forderung dar und sagt auch nicht aus, dass jener Zustand überhaupt erstrebenswert sei.
Ich genieße meine Freiheit zu wollen, denn nur das hält mich lebendig. Die Freiheit des Willens hat sich dem unterzuordnen...:)
Natürlich, Menschen geben für die verschiedensten Dinge Teile ihrer Freiheit auf, ob nun freiwillig oder nicht.
Ohne Willen, ohne Vorlieben, bleibt ja keinerlei Persönlichkeit über.
 
Der Mensch hat, anders als die Tier-und Pflanzenwelt, durch die Wirkungsweise seines Gehirns, keinen freien Zugang zum universellen (kosmischen) Bewusstsein. Der Mensch glaubt, Bewusstsein entsteht erst durch menschliche Gehirnaktivität. Mit dieser arroganten Anmaßung glaubt er, das Bewusstsein erst in die Welt zu bringen und spricht es den anderen Geschöpfen ab. Damit verschließt er sich der größten Kraft, die im Universum verfügbar ist und wirkt.
Dabei ist mittlerweile unstrittig, dass auch Tiere sowohl Seele als auch Bewusstsein haben. Seit Ewigkeiten will man uns glaubhaft machen, dass Tiere rein instinktiv handeln. Wer nicht von Dogmen verblendet ist, sieht aber, dass Tiere sehr wohl in der Lage sind, ausgefeilte Strategien zu entwickeln. Auch Pflanzen sind durchaus in der Lage auf die sich verändernden Bedingungen strategisch zu reagieren. Strategie ohne Bewusstsein ist nicht möglich.
Die Verbindung der Tier-und Pflanzenwelt zum kosmischen Bewusstsein ist einfach intakt, deshalb ist für sie vieles einfacher als für unsere (in diesem Zusammenhang entartete) Spezies.
Unser Gehirn bearbeitet nur die Informationen, die es für wichtig hält; alles andere rutscht ab ins Unbewusste.
Um es noch einmal deutlich zu sagen: unser Gehirn generiert kein Bewusstsein, es blendet das im ganzen Universum vorhandene Bewusstsein aus und schafft stattdessen ein klägliches ICH-Bewusstsein.
Wer den dadurch entstehenden großen Einfluss des Unterbewusstseins auf die Entscheidungsfindung als Indiz für fehlenden freien Willen sieht, dem ist folgendes zu empfehlen.
Mach dich auf den Weg aus der Beschränktheit heraus.
Zerreiß dein Selbstbild und erkenne, wer du wirklich bist.
Du bist Bewusstsein und Teil des Ganzen.
Du wirst mit dem körperlichen Tod erst wirklich frei, wenn du dich nicht vorher auf den Weg machst.
Aber machst du dich auf den Weg, wird mit dir dein Wille frei und du wirst immer weniger vom Unbewussten getrieben.
Das ist der Weg, zugegeben nicht einfach - aber einen andern gibt es nicht.
Die Kontinuität unseres Lebens liegt nicht in dem, was wir jetzt sind, sondern in unserem Wesenskern, der mit uns durch alle Existenzformen geht.
Ich bitte alle um Entschuldigung, die ich hiermit wieder gelangweilt habe, aber es musste sein.
LG * Helmfried
 
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Ohne Willen, ohne Vorlieben, bleibt ja keinerlei Persönlichkeit über.
Und ohne Hoffnung bleibt auch kein Lebenswille übrig. Er sagte, er erhoffe sich nichts. Das hatte er davon, habe ich ihm gesagt als ich vor Jahren an seinem Grab stand. :)
Er fasziniert mich trotzdem nach wie vor.
 
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