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Warum wird ein Mensch zu einem Heuchler ?

Du bringst es auf den Punkt.
Aufrichtig sein, zuallererst sich selbst gegenüber, das ist mir sehr wichtig. Andernfalls heuchelt man sich und anderen etwas vor.

Ok, verstanden. Offen ist dann noch die Frage, ob man dann heuchelt, wenn man sich erfolgreich unwillkürlich selbst belogen hat. Also mit sich selbst zwar im Reinen ist - aber nicht weil man diesen Zustand nicht durch intensives Durchdenken, Analysieren und prinzipientreuem Handeln erlangt, sondern einfach durch fehlende Selbstkritik. Ich fürchte, ich muss das mit nein beantworten. Man macht sich dann zwar moralischer Fehler schuldig, nicht aber unbedingt der Heuchelei.
Irgendwie kompliziert, denn ich denke, hier wäre der Grund der fehlenden Selbstkritik ausschlaggebend. Ist die Person gar nicht fähig, oder lediglich nicht willens, sich einer Selbstkritik zu stellen ? Und wie stellt man den Unterschied fest ?
 
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Interesante Frage. Wenn ich also meinen Gefühlen nicht nachgehe und folgich eine sichtbare Handlung unterdrücke, um die nachteiligen Folgen nicht in Kauf nehmen zu müssen (anders Formuliert: um den Vorteil des Ausbleibens der nachteiligen Folgen zu genießen), heuchle ich also nicht.
So ist es.

Was aber, wenn jemand nach einer Ansprache in die Menge ruft: Wer von euch ist nicht meiner Meinung ? Und man schweigt obwohl man anderer Meinung ist (aus ähnlichen Gründen wie vorhin) - würde man laut deiner Ansicht auch nicht (Zustimmung) heucheln. Verstehe ich das richtig ?
Da ist die Frage, wo die Grenze zwischen Mut einerseits und Dummheit anderseits liegt, die sicherlich auch individuell ist.

Meine ganz persönliche Meinung: wenn ich drei mir offensichtlich feindlich gesinnten, mir körperlich überlegenen Menschen gegenüberstehe und ich widerspreche ihnen, bin ich eher dumm als feig.

Die anderen Gedanken als die ihren können aber hundert Feinde auch nicht verhindern.

LG Zeili
 
Da ist die Frage, wo die Grenze zwischen Mut einerseits und Dummheit anderseits liegt, die sicherlich auch individuell ist.

Meine ganz persönliche Meinung: wenn ich drei mir offensichtlich feindlich gesinnten, mir körperlich überlegenen Menschen gegenüberstehe und ich widerspreche ihnen, bin ich eher dumm als feig.

Die anderen Gedanken als die ihren können aber hundert Feinde auch nicht verhindern.

LG Zeili

Ich verstehe, was du sagen willst - nur geht es mir nicht um die Grenze zwischen Dumm- und Feigheit, sondern zwischen Heucheln und Nichtheucheln.
 
...Man macht sich dann zwar moralischer Fehler schuldig, nicht aber unbedingt der Heuchelei.
Irgendwie kompliziert, denn ich denke, hier wäre der Grund der fehlenden Selbstkritik ausschlaggebend. Ist die Person gar nicht fähig, oder lediglich nicht willens, sich einer Selbstkritik zu stellen ? Und wie stellt man den Unterschied fest ?
Fehlende Selbstkritik schließt Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber aus. Man kann nicht sich selbst gegenüber aufrichtig sein, wenn man nicht gewillt oder fähig ist, sein Denken und Handeln kritisch zu beleuchten und Korrekturen vorzunehmen. Aufrichtigkeit ist kein Zustand sondern ein Prozess.
 
Demnach wären Dinge, Pflanzen, Tiere aber auch Babies und Kleinkinder ebenso nicht aufrichtig. Passt für mich, so lange man fehlende Aufrichtigkeit nicht mit Unaufrichtigkeit gleichsetzt. Aufrichtigkeit halte ich jedoch sehr wohl für einen Zustand. Das Beibehalten bzw Erlangen von Aufrichtigkeit jedoch für einen Prozess.
Analog zu Wissen = Zustand, jedoch Lernen bzw Merken = Prozess
 
1.) Wo steht, dass ich nur aus einem Grund handeln darf ?
Das ist nicht der Punkt - worum es ging war Deine Aussage im Anfangsposting:
Menschen werden zu Heuchlern, weil sie zu keinem echten Gefühl fähig sind, durch die Heuchlerei diesen Schein aber wahren wollen.
Wenn sie das tun, sind sie demnach Heuchler; ob sie noch andere Gründe haben - Wayne interessiert's... ;)

2.) Zu Deinem - konstruierten oder echten - Provokateur: Wenn ich in einer Situation - z.B. aus Gründen der für mich ungünstigen Machtverhältnisse - passiv verhalte, habe ich ja nicht geheuchelt. Heuchelei - in welcher Ausdrucksform auch immer - ist aktiv.
Darauf hat Muzmuz schon geantwortet. Ob konstruiert oder echt ist eigentlich irrelevant - die Situation
kennt wohl so ziemlich Jeder...
Irgendwie sieht's für mich dann so aus - wenn ich jemandem Hilfe leiste ohne dazu verpflichtet zu sein
und ohne Emotion, dann heuchle ich; wenn ich aus irgendeinem Grund nicht gegen Unrecht aufmucke,
heuchle ich nicht :verwirrt1
 
Auch wenn sie einerseits glauben oder es zumindest behaupten Gott sei allmächtig und allwissend hoffen sie doch, dass er sich etwas vormachen lässt. Sie glauben ja auch, dass er einerseits allmächtig und so sehr erhaben sei und andererseits doch so eitel, dass er auf die Anbetung von Menschen Wert legen würde. Logische Ungereimtheiten sind für Glaubende eben kein Hindernis.

In der Anbetung geht´s darum, dass sich der Mensch Gott zuwendet. Warum sollte Gott das nicht wollen?
 
In der Anbetung geht´s darum, dass sich der Mensch Gott zuwendet. Warum sollte Gott das nicht wollen?

Die Frage ist nicht warum Gott das explizit "nicht wollen" soll, sondern warum er überhaupt darauf Wert legt, dass sich ihm ein Mensch zuwendet. Der gläubige Christ geht darüber hinaus davon aus, dass der Gott sogar Sanktionen setzt, wenn sich ein Mensch aus freien Stücken nicht ihm zuwendet (wobei das an sich schon paradox ist). Was sollte so einen allmächtigen und erhabenen Gott dazu treiben ?
Eine etwaige Antwort wie "wir können Gott nicht verstehen" zieht in diesem Fall nicht, denn es wird ja seitens der Gläubigen behauptet, dass Gott derlei Wünsche hat - und wenn man Gott nicht verstehen könne, kann man eben auch nicht davon ausgehen, dass er wolle dass sich Menschen ihm zuwenden und schon gar nicht, dass er für Zuwendung Belohnungen und für Nichtzuwendungen Bestrafungen aussetzen würde. Aber genau das behauptet die Bibel und demnach glaubt genau das der gläubige Christ.

In Erklärungsnot bin also nicht ich, der bezweifelt dass so ein Gott so ticken würde - denn ich behaupte ja nicht explizit das Gegenteil. Der Erklärungsbedarf liegt bei dem der behauptet zu wissen, worauf der Gott Wert legt und sogar sanktionieren würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage ist nicht warum Gott das explizit "nicht wollen" soll, sondern warum er überhaupt darauf Wert legt, dass sich ihm ein Mensch zuwendet. Der gläubige Christ geht darüber hinaus davon aus, dass er sogar Sanktionen setzt, wenn sich ein Mensch nicht ihm zuwendet. Was sollte so einen allmächtigen und erhabenen Gott dazu treiben ?
Eine etwaige Antwort wie "wir können Gott nicht verstehen" zieht in diesem Fall nicht, denn es wird ja daovn ausgegangen, dass Gott derlei Wünsche hat - und wenn man Gott nicht verstehen könne, kann man eben auch nicht davon ausgehen, dass er wolle dass sich Menschen ihm zuwenden und schon gar nicht, dass er für Zuwendung Belohnungen und für Nichtzuwendungen Bestrafungen aussetzen würde. Aber genau das behauptet die Bibel und demnach glaubt genau das der gläubige Christ.

Liebe kann man nicht erzwingen, sie muss vom anderen selbst kommen. Und Gewalt führt nicht dazu, geliebt zu werden. Außer vielleicht in einer SM-Beziehung.
 
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Liebe kann man nicht erzwingen, sie muss vom anderen selbst kommen. Und Gewalt führt nicht dazu, geliebt zu werden. Außer vielleicht in einer SM-Beziehung.

Beantwortet zwar nicht meine Frage, bestätigt vielmehr die Berechtigung ihrer.
Wenn man Liebe nicht erzwingen kann, was soll dann die Androhung von Hölle, nur weil jemand Gott nicht liebt ?
Und vorausgesetzt, man könne Liebe auch nicht kaufen - wozu die Aussicht auf das Paradies als Belohnung für "echte" Gottesliebe ?
 
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