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Warum Misstrauen?

  • Ersteller Ersteller Minnie
  • Erstellt am Erstellt am
huhu katharina !

deswegen habe ich ja extra herausgestrichen, dass ich nur von den parallelen in der biologischen beziehung zwischen embryo und mutter bzw tumor oder anderer parasit und wirt sprach und nicht von der psychischen beziehung

tiere, wie auch vor einigen jahrtausenden der mensch, erkannten nicht den zusammenhang zwischen sex und nachwuchs
und trotzdem haben sie immer schon nachwuchs gehabt
auch tumore kann man gezielt hervorrufen (gibt genügend substanzen, mit denen man das anstellen kann), nur macht es aus verständlichen gründen so gut wie niemand beim menschen
schwangerschaften hingegen kann man auch nicht so gezielt entstehen lassen
viele paare versuchen es über lange zeit ohne erfolg, andere wollen kein kind, bekommen aber trotzdem eines
lebewesen haben nicht den wunsch, nicht auszusterben (aussterben kann eine art, aber kein individuum), sie haben den sexualtrieb (bei geschlechtlicher fortpflanzung) und den mutterinstinkt bzw vaterinstinkt, der sie dazu veranlasst, das zu tun, um die art nicht aussterben zu lassen
also kann von einer "freien entscheidung" für ein kind oder nicht keinesfalls die rede sein, weil diese "freie entscheidung" massiv von unseren instinkten beeinflusst wird
das, was du zurückbekommst, empfindest du deswegen, weil du die instinkte hast, die dich dafür empfänglich machen (die instinkte erzeugen ein verlangen, dessen befriedigung du anstrebst, so wie der hunger dich dazu veranlasst, etwas zu essen und ihn zu befriedigen....daher mag es eine scheinbar freie entscheidung sein, ob du bratkartoffeln oder pommes isst und ob du um 12 oder 13 uhr isst, aber nicht, ob du überhaupt isst)
hätten eltern nicht das gefühl, dass ihnen kinder "etwas bringen", dann würden sich menschen nicht fortpflanzen und die spezies mensch aussterben
dieses zusammenspiel aber als symbiose zu sehen, halte ich für unpassend
sonst könnte man auch das zusammenspiel blumen-menschen als symbiose sehen
menschen düngen, gießen und pflegen blumen, blumen geben dem menschen ein gefühl der freude und einen schönen anblick
ich reserviere den begriff symbiose eher für den bereich der biologie, von woher auch die meisten von uns diesen begriff kennen
da blumen nicht zum überleben unserer art direkt beitragen, sondern eher in symbiose mit bienen und anderen bestäubern stehen, finde ich den begriff hier überstrapaziert

weiters ziehen nicht die eltern als individuen den biologischen nutzen durch fortpflanzung, sondern lediglich deren gene (und diese sind eigentlich der antrieb für evolution, weil sie es sind, was vererbt wird)
wenn es so wäre, die du beschrieben hattest, müsste ich fragen "wozu wollen eltern ihre anlagen weitergeben ?"

ich stimme dir zu, ob tierisches vertrauen das selbe ist wie menschliches, ist schwer zu sagen
wir können nur durch das verhalten darauf schließen, aber so ist es auch bei anderen menschen
wenn jemand uns misstraut, aber agiert, als ob er uns vertrauen würde, erkennen wir den unterschied auch nicht
was allerdings unsere handlungen bei vertrauen von dem der tiere unterscheidet, vermag ich auch nicht zu nennen
es gibt also weder stichhaltigen indizien für das eine noch für das andere und der raum für philosophie und ansichten ist weit offen ;)


lg,
Muzmuz
 
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hallo muzmuz,

ich teile deine parallelisierung von embryo – tumor nach wie vor nicht, aber darum geht es hier ja eigentlich auch nicht.

Wie war noch mal der zusammenhang zum thema misstrauen?

Wenn ich das recht in erinnerung habe, hast du argumentiert, dass zuerst das misstrauen vorhanden ist und dann erst das vertrauen (aufgrund bestimmter notwendigkeiten) kommt.
Du begründest die erststellung des misstrauens mit diesem embryo-tumor-vergleich. Aber ich krieg jetzt die kurve nicht mehr. soll heißen, ich verstehe nicht, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt.

Zumal „misstrauen“ (ebenso wie „vertrauen“) ja eine Haltung ist, die Bewusstheit voraussetzt und ein embryo (ganz egal, womit ich ihn parallelisiere) ja kein bewusstsein hat. keinesfalls zumindest das bewusstsein, das ihn befähigt, misstrauisch oder vertrauensvoll zu sein. und auch ein baby schreit ja nicht, weil es misstrauisch ist, ob die mutter wiederkommt, sondern es schreit, wenn es hunger hat oder sonst etwas unmittelbares ausdrückt.

Vertrauen und Misstrauen setzt jedoch voraus, dass über das Unmittelbare hinaus gedacht werden kann. Setzt (nach meiner Begriffsvorstellung) voraus, dass verschiedene, auch nicht unmittelbare Informationen, bzw. auch Kombinationen verschiedener Informationen zueinander in Bezug gesetzt werden, um eine Art Zukunftswahrscheinlichkeit herauszubekommen. Denn letztlich ist es das, das die Entscheidung, ob man vertraut oder misstraut, entscheidet.
Konditioniertes Verhalten würde ich nicht als vertrauensvolles Verhalten bezeichnen.

mit Grüßen
Katharina
 
huhu katharina !

den embryo-tumor vergleich habe ich nur herangezogen um zu zeigen, dass
dieser zustand eher ein parasitärer denn ein von dir beschriebener symbiotischer ist

wenn du behauptest, dass vertrauen bzw misstrauen bewusstsein voraussetzt, dann behauptest du implizit, dass nur menschen ver- bzw misstrauen können, da sie ja die einzigen lebewesen sind, die bewusstsein zeigen (was nicht heißt, dass sie die einzigen sind, die es haben)

jedoch tiere agieren in der gleichen art und zeigen ver- oder misstrauen
ein kleiner hund, der fröhlich auf jeden menschen zuläuft und spielen will, dann aber regelmäßig verprügelt wird, wird sein verhalten auch dahingehend ändern, dass er dieses verhalten einstellt und so agiert, als ob er menschen nun misstraut

in deinem letzten absatz lese ich implizit heraus, dass es eine bewusste entscheidung wäre, ob man ver- oder misstraut
dem möchte ich absolut widersprechen
vertrauen oder andere gefühle lassen sich nicht direkt durch entscheidungen leiten
kannst du entscheiden, wen du liebst, wen du hasst, wem du vertraust und wem du misstraust ?
hängen diese gefühle nicht vielmehr von faktoren ab, die wir nicht steuern können ?
was wir steuern können ist unser verhalten
das heißt, wir können einem menschen beispielsweise etwas anvertrauen, obwohl wir ihm nicht vertrauen
wir können aber auch einen menschen kontrollieren, obwohl wir ihm eigentlich vertrauen
aber die gefühle selbst halte ich für nicht steuerbar

lg,
Muzmuz
 
Hallo Muzmuz,

„wenn du behauptest, dass vertrauen bzw misstrauen bewusstsein voraussetzt, dann behauptest du implizit, dass nur menschen ver- bzw misstrauen können, da sie ja die einzigen lebewesen sind, die bewusstsein zeigen (was nicht heißt, dass sie die einzigen sind, die es haben)“

Ja, das denke ich - zumindest so lange, bis mich eine andere Anschauung überzeugt.

“jedoch tiere agieren in der gleichen art und zeigen ver- oder misstrauen
ein kleiner hund, der fröhlich auf jeden menschen zuläuft und spielen will, dann aber regelmäßig verprügelt wird, wird sein verhalten auch dahingehend ändern, dass er dieses verhalten einstellt und so agiert, als ob er menschen nun misstraut“

Das meinte ich mit Konditionierung. Ich denke, dass der Mensch in der Lage ist, via Reflexion aus diesem Reiz-Reaktions-Schema herauszukommen. Bzw. stehen dem (erwachsenen) Menschen mehr Unterscheidungsmöglichkeiten zur Verfügung als einem Hund. Er kann erkennen, dass es verschiedene Menschen gibt und er kann Erfahrungen auch auf andere Gebiete übertragen. Wenn z.B. einem Hund von Menschen mit weißen Kitteln öfter weh getan worden ist, wird er auf Menschen in weißen Kitteln entsprechend misstrauisch reagieren, weil er auf „weiße Kittel“ konditioniert ist.
Ich glaube, dass solche Konditionierungen auch beim Menschen greifen, aber Menschen können eben (im Gegensatz zum Tier) abstrahieren. Auch von weißen Kitteln. Sie müssen dann nicht langwierig umkonditioniert werden, sondern sie verfügen über die prinzipielle Fähigkeit, eine Situation, in der jemand mit weißem Kittel vorkommt, umfassender einzuschätzen. Und auch wenn ich vor weißkitteligen vorzugsweise: Zahnärzten Angst und großes Misstrauen in ihre DasTutNichtWehAussage habe, wird man mich trotzdem nicht am Zahnarztsessel anbinden und unter Narkose setzen müssen, damit ich den Arzt nicht beiße.

“in deinem letzten absatz lese ich implizit heraus, dass es eine bewusste entscheidung wäre, ob man ver- oder misstraut“

Nein, das war missverständlich. Ich halte den Menschen absolut nicht für ein derart rationales Wesen. Ich sehe es aber so, dass er AUCH über Ratio (im Gegensatz zu den Tieren) verfügt. Was dann letztlich sein verhalten steuerte, bzw. wie sich Ratio und Emotion mischen, hängt von den Anlange des jeweiligen Menschen, aber auch seiner Sozialisation, (kulturellen) Umgebung, seinem gesellschaftlichen Kontext,... ab.

Ich sehe das auch so, dass man Gefühle als sehr mächtig und elementar (das ist ja auch das Schöne daran, zumindest bei den schönen Gefühlen!) erlebt, was aber für mich nicht heißt, dass sie nicht beeinflussbar wären. Ganz im Gegenteil: gerade Gefühle sind leicht steuerbar, gerade weil sie sich so originär und elementar „anfühlen“, man sie also ganz intensiv als zu-sich-gehörig empfindet.

Wenn man sich aber ansieht, wozu Menschen gebracht werden können, wenn man sie entsprechend manipuliert, dann ist das für mich schon ein Indiz, dass Gefühle steuerbar sind. Und Manipulation läuft immer über die emotionale Ebene, indem bestimmte Begriff, Handlungsweisen u.ä. mit bestimmten Gefühlen verbunden werden. Und siehe da: plötzlich empfinde ich etwas als positiv, das ich zuvor als negativ empfunden habe. Oder umgekehrt. Wenn man Menschen bestimmte gefühle lang genug einredet, werden sie sie früher oder später auch haben. Oder wie anders wäre es zu erklären, dass z.B. „urplötzlich“ verschiedene kleine Abweichungen von der Normschönheit als derart schlimm empfunden werden, dass man sich für viel Geld unters Messer legt? Und diese Leute haben alle das (echte!) gefühl, dies aus alleinigem Antrieb und nur ihrer selbst wegen zu tun. Und auch ihr Leidensdruck war wirklich groß. Nur: er ist hergestellt worden.

Ein gerüttelt Maß an Misstrauen - auch seinen sich auch noch so originär und unbeeinflussbar empfundenen Gefühlen gegenüber - halte ich also für wichtig.

In wen ich mich verliebe, kann ich nicht steuern, aber wem ich vertraue oder misstraue, kann ich schon steuern. Ja, ich kann mich irren und dem Falschen vertrauen. Werde ich dann aber kein zweites Mal machen. Einen Menschen, dem ich vertraue, werde ich nicht kontrollieren. Warum sollte ich das tun? Ich werde das erst tun, wenn ich Anlass zum Misstrauen habe.


Liebe Grüße
Katharina
 
huhu katharina !

wenn ein mensch mehr unterscheidungsmöglichkeiten hat als ein tier (und das sehe ich durchaus auch so), dann liegt der unterschied aber in der quantität, nicht in der qualität
was folglich heißt, der mensch zeigt ein differenzierteres muster von ver- und misstrauen als der hund, aber beide zeigen ein muster

dass gefühle leicht steuerbar wären, halte ich für einen trugschluss
erstens dauert es eine zeit, bis man sich ein gefühl einredet bzw ausredet, und diese vorgehensweise ist keinesfalls verlässlich; weiters reagiert hier jeder mensch verschieden
selbiges ist mit dem versuch menschen zu manipulieren
jeder reagiert anders und das ergebnis der manipulation ist schwer vorauszusagen
was ist passiert, wenn du einem menschen vertraut hast, jetzt es aber nicht mehr tust ?
hast du dich rational dazu entschlossen "jetzt vertraue ich ihm nicht mehr" oder ist etwas passiert (was du nicht beeinflusst hast), dass dich dazu bringt, nun zu misstrauen ?

dein letzter satz gibt mir recht...du kntrollierst einen menschen, dem du vertraut hast, wenn du einen anlass hast
diesen anlass kannst du aber nur schwerlich steuern oder unterbinden

lg,
Muzmuz
 
Zuletzt bearbeitet:
Literaturhinweis

mwirthgen verweist im Thread "Philosophie oder Naturwissenschaft ?" mit dem Link ....Menschenbild.pdf
auf einen Aufsatz von Wolf Singer mit dem Titel
"Selbsterfahrung und neurobiologische Fremdbeschreibung- Zwei konfliktträchtige Erkenntnisquellen".

Dieser Aufsatz setzt sich relativ umfangreich mit dem Zustandekommen von Verhaltensentscheidungen i.w.S.
auseinander, könnte also auch für die hier diskutierte Frage der Vertrauensbildung als relevant betrachtet
werden.

Robin hat sich schon als Anhänger des von Singer skizzierten Menschenbildes deklariert,
da muss ich mich doch gleich anschliessen ..... ;-)


lg nase
 
Mehr zu Wolf Singer

Neugier schrieb:
mwirthgen verweist im Thread "Philosophie oder Naturwissenschaft ?" mit dem Link ....Menschenbild.pdf
auf einen Aufsatz von Wolf Singer mit dem Titel
"Selbsterfahrung und neurobiologische Fremdbeschreibung- Zwei konfliktträchtige Erkenntnisquellen".

Dieser Aufsatz setzt sich relativ umfangreich mit dem Zustandekommen von Verhaltensentscheidungen i.w.S.
auseinander, könnte also auch für die hier diskutierte Frage der Vertrauensbildung als relevant betrachtet
werden.

Robin hat sich schon als Anhänger des von Singer skizzierten Menschenbildes deklariert,
da muss ich mich doch gleich anschliessen ..... ;-)


lg nase


Wolf Singer kannte ich bisher nicht, aber durch Recherche bin ich auf folgende
Seiten bei Angela Merkel gestoßen:

http://www.angela-merkel.de/debatte/87_137.htm

http://www.angela-merkel.de/debatte/87.htm

Der letzte Link gehört eigentlich unters Thema "Lüge"

Interessant ist auch, was Singer mit mir gemeinsam hat.....

:autsch:
 
Hallo Nase,

ob du aus dem Singerschen Menschenbild das zusammenfassen könntest, das für das Thema hier relevant ist? Weil es ja so ist, dass jeder auch aus anderen „Literaturzusammenhängen“ kommt und daher der Verweis auf die Namen nicht damit gleichzusetzen ist, dass der andere weiß, was gemeint ist? Der Problematik ev. unterschiedlicher Leseauffassungen, bzw. der Gefahr, dass plötzlich über Singer statt über das Thema Misstrauen diskutiert wird, ginge man damit auch gleich aus dem Weg.

Mit Grüßen
Andrea
 
Dem Protest wird stattgegeben.

Die Piefke-Saga verdanken wir natürlich Felix Mitterer und nicht Mitterlehner,

wie meine QWERTZ im 46. Beitrag so eigenmächtig von sich gegeben hat.

Das musste unbedingt auch noch gesagt werden.

lg nase
 
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