Als ich dieses Thema hier vor einiger Zeit anschnitt ging es mir darum, Vorurteile aufzuzeigen und dagegen anzugehen. Was hier jetzt passiert ist ein einziges hin und herschieben von Klischees und Vorurteilen.
Da ist der böse böse Islam, der uns alle unterjochen will, die Frauen und die Ungläubigen knechtet und überhaupt eine Bedrohung für die ach so stolze, unfehlbar, vor allem aber überlegene westliche Kultur ist.
Und auf der anderen Seite ist der verdorbene Westen, in dem Kinder und Frauen vergewaltigt werden und der andere Kulturen ausbeutet.
An die Verteidiger des Abendlandes: Und? Wie oft hat der Dönerverkäufer um der Ecke schon versucht euch zum Islam zu bekehren? Und die Muslima, die in der Schneiderei nebenan arbeitet, oder ihre Schwester, die als Putzfrau die Schulen eurer Kinder sauber macht, wie oft hat sie mit euch schon über ihre Beschneidung gesprochen? So wie sie ist nämlich der Großteil der Muslime hier in Deutschland (oder Österreich) DAS sind die Leute, von denen wir reden. Natürlich gibt es Probleme. Aber diese Gefahr, von der die Bild-Fritzen immer reden,doch sie existiert nicht in diesem Ausmaß. Und es wird auch keine Unterwanderung der westlichen Kultur geben. Höchstens durch Rechte, die nämlich das selbe Horrorszenario, das ihr an die Wand malt ausnutzen, um ihre Ideologie zu verbreiten. Ihr redet von freiem Denken und gebt doch nur die Klischees wieder, wie sie von unseren ach so unvoreingenommenen Medien kreiert werden.
Und zu der tollen, aufgeklärten, HUMANISTISCHEN westlichen Kultur: Euren Humanismus gäbe es gar nicht, hätten muslimische Gelehrte nicht die Schriften der antiken Autoren nicht übersetzt. Damals waren wir es, die damit beschäftigt waren, Ungläubige umzubringen. (Beispielsweise Karl der große, der "Vater Europas"- außer für die Sachsen, die er bekämpft, verfolgt und ermordet hat). Und ohne Humanismus gäbe es auch keine Aufklärung. Folglich verdanken wir die Aufklärung AUCH dem Islam. Ist bitter, oder?
Und zu den "Orientalisten": Was ist das denn für eine Argumentation? Der Westen lagert Giftmüll ab, deswegen dürfen die Afrikaner ihre Frauen beschneiden, das sind halt kulturelle Eigenarten!? Die Mädchen (soweit ich weiß noch nicht mal oder gerade im Teenageralter) wollen das und haben keine Probleme damit? Warum auch? Klitoris? Brauchen wir nicht, die Männer kommen ja auch ohne klar!?
Wenn man einen Menschen verstümmelt- und die Beschneidung, meiner Ansicht nach auch bei Männern, ist eine Verstümmelung des menschlichen Körpers- ist das abzulehnen und zu kritisieren. Wer das als kulturelle Eigenart akzeptiert, der muss auch Ehrenmorde akzeptieren, ist ja auch eine kulturelle Eigenart. Oder sich für die Legalisierung der Blutrache einsetzen, da es sich hier um albanische Folklore handele. (Die Bemerkung habe ich mal einem Albaner gegenüber gemacht, der das gar nicht lustig fand und mich darauf hinwies, dass die albanische Justiz Rachemorde scharf verfolgt und hart bestraft.)
Etwas als Kultur zu deklarieren darf kein Freifahrtschein für Menschenrechtsverletzungen sein.
Und was die Kinderschändung betrifft: Habt ihr das Bild von dem alten Afghanen gesehen, der eine 12jährige geheiratet hat. Wahrscheinlich hat die auch kein Problem damit, ist sie doch in dieser Kultur aufgewachsen. Aber macht es das richtig? Ist das in ihrem Interesse? Ist das soviel besser als Kinderschändung? Oder ist das nicht auch eine Form von Kinderschändung? Ich hoffe für das Mädchen, und das meine ich wirklich ernst, das dieser Mann soviel Anstand besitzt wenigstens darauf zu verzichten die Ehe zu vollziehen.
Dennoch: Wenn wir im Westen mal unsere Arroganz ablegen, und die muslimische Welt stärker auf uns zu kommen würde, würde das den Dialog weiter voranbringen. Die Probleme in der islamischen Welt können nur die Muslime lösen. Druck von Außen wird nichts bringen- was nicht heißt, dass wir zu allem die Schnauze halten müssen.
@Belair57:
Die Religion will leiten und die Menschen daran abhalten selber zu denken. Ich kann dieses Klischee nicht mehr hören.
Ist es so schwer, vielleicht auch einmal in Betracht zu ziehen, das religiöse Menschen nachgedacht haben, und zu dem Schluss gekommen sind, das die Religion Recht hat? (Über die Richtigkeit dieses Gedankens lass uns jetzt nicht diskutieren.) Heißt "denken" Atheist sein? Gestehst du nur den Menschen Verstand zu, die so denken wie du?
Mfg, Sunnyboy