Giacomo_S
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Zuerst ein Beispiel aus einer Talkshow: eine bisexuelle Frau berichtete über die Trennung von ihrem Mann und die Hinwendung zu einer Frau. Dabei betonte sie, dass es für sie "egal ist, ob das 'ne Frau oder ein Mann ist, sondern dass es der Mensch ist, mit dem ich mich da auseinandersetzten möchte und der mir fehlt, wenn er nicht da ist." Das kam so rüber, als ob ihr das Prinzip wichtiger wäre als das Geschlecht, bzw. dass sie aus ihrer Neigung eine Tugend machen wollte.
Auf mich wirkt es eher wie einer dieser Menschen, die nicht allein zu sein vermögen. Und darum geht es, die Person des anderen ist da völlig austauschbar.
Da stellten sich mir ein paar Fragen: Sollte es tatsächlich so sein, dass Bisexuelle bei der Partnerwahl von einem rationalen oder moralischen Prinzip ausgehen, z. B. vom Prinzip der Gleichbehandlung der Geschlechter? Sollten Bisexuelle, da sie kein Geschlecht bevorzugen, auf einer höheren Stufe der Tugend und der Vernunft stehen als Hetero- oder Homosexuelle? Anders gefragt: sind Bisexuelle die besseren Menschen?
Dies halte ich für eine Fehleinschätzung der Bisexualität, von der zitierten Frau, aber auch eine ziemlich verbreitete Fehleinschätzung.
Persönlich glaube ich nicht, dass Bisexuelle kein Geschlecht bevorzugen. Es ist eher so, dass sie kein Geschlecht kategorisch ablehnen. Es gibt durchaus Neigungen, ich würde es "Gewichtung" nennen. Und was das eine Geschlecht "fast immer" an Attraktivität zu erreichen vermag, das kann das jeweils andere "nur unter bestimmten Bedingungen".
Warum dies mit einer höheren Stufe der Tugend einhergehen sollte, das erschließt sich mir nicht.