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Prinzip und Neigung

Zuerst ein Beispiel aus einer Talkshow: eine bisexuelle Frau berichtete über die Trennung von ihrem Mann und die Hinwendung zu einer Frau. Dabei betonte sie, dass es für sie "egal ist, ob das 'ne Frau oder ein Mann ist, sondern dass es der Mensch ist, mit dem ich mich da auseinandersetzten möchte und der mir fehlt, wenn er nicht da ist." Das kam so rüber, als ob ihr das Prinzip wichtiger wäre als das Geschlecht, bzw. dass sie aus ihrer Neigung eine Tugend machen wollte.

Auf mich wirkt es eher wie einer dieser Menschen, die nicht allein zu sein vermögen. Und darum geht es, die Person des anderen ist da völlig austauschbar.

Da stellten sich mir ein paar Fragen: Sollte es tatsächlich so sein, dass Bisexuelle bei der Partnerwahl von einem rationalen oder moralischen Prinzip ausgehen, z. B. vom Prinzip der Gleichbehandlung der Geschlechter? Sollten Bisexuelle, da sie kein Geschlecht bevorzugen, auf einer höheren Stufe der Tugend und der Vernunft stehen als Hetero- oder Homosexuelle? Anders gefragt: sind Bisexuelle die besseren Menschen?

Dies halte ich für eine Fehleinschätzung der Bisexualität, von der zitierten Frau, aber auch eine ziemlich verbreitete Fehleinschätzung.
Persönlich glaube ich nicht, dass Bisexuelle kein Geschlecht bevorzugen. Es ist eher so, dass sie kein Geschlecht kategorisch ablehnen. Es gibt durchaus Neigungen, ich würde es "Gewichtung" nennen. Und was das eine Geschlecht "fast immer" an Attraktivität zu erreichen vermag, das kann das jeweils andere "nur unter bestimmten Bedingungen".
Warum dies mit einer höheren Stufe der Tugend einhergehen sollte, das erschließt sich mir nicht.
 
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Reich Ranicki hat Max Frisch zerrissen, den ich mag. Mit seiner Autobiografie bewies er, dass er selber konnte, was er kritisierte.
 
Ein besonders abstoßendes Beispiel für den Versuch, persönliche Neigungen durch Berufung auf allgemeine Prinzipien zu legitimieren , war die Pädophilenbewegung der 70-er und 80-er Jahre. Damals wurden Sexuelle Befreiung, Aufbegehren gegen Autoritäten und generelle Enttabuisierung zum Zwecke der Legalisierung der Pädophilie auch auf Kinder übertragen - mit verheerenden Folgen für die Opfer.
 
Ein besonders abstoßendes Beispiel für den Versuch, persönliche Neigungen durch Berufung auf allgemeine Prinzipien zu legitimieren , war die Pädophilenbewegung der 70-er und 80-er Jahre. Damals wurden Sexuelle Befreiung, Aufbegehren gegen Autoritäten und generelle Enttabuisierung zum Zwecke der Legalisierung der Pädophilie auch auf Kinder übertragen - mit verheerenden Folgen für die Opfer.
Bei uns in Nürnberg gab es die Indianerkommune. Man traf sich oft im Kunstverein, einer linksgrünen Szenekneipe.
 
Reich Ranicki hat Max Frisch zerrissen, den ich mag. Mit seiner Autobiografie bewies er, dass er selber konnte, was er kritisierte.
Ich wollte ebenfalls Reich-Ranicki zitieren, mit seiner Feststellung, dass man Heinrich Böll "heutzutage" (ich glaube, es waren die 90-er) "nicht mehr lesen kann". Ein schönes Beispiel dafür, dass die Bewertung nicht ausschließlich von der Struktur des Textes abhängig ist. Da der Text immer der gleiche geblieben ist, kann die geänderte Rezeption nur an der sich wandelnden inneren Struktur der Leser seit den 60-ern gelegen haben.
 
Und noch ein Beispiel, was alles schiefgehen kann, wenn man Prinzipien und Ideale zur Basis des Handelns macht: Bertrand Russels antiautoritäres Kindererziehungs-Experiment, Beacon Hill School von1927.
 
Ein besonders abstoßendes Beispiel für den Versuch, persönliche Neigungen durch Berufung auf allgemeine Prinzipien zu legitimieren , war die Pädophilenbewegung der 70-er und 80-er Jahre. Damals wurden Sexuelle Befreiung, Aufbegehren gegen Autoritäten und generelle Enttabuisierung zum Zwecke der Legalisierung der Pädophilie auch auf Kinder übertragen - mit verheerenden Folgen für die Opfer.
Es lebe der Populismus.
Soweit ich sehe, ist es in den Kirchen, die nun wirklich nicht im Verdacht stehen bei der sexuellen Befreiung und dem Aufbegehren gegen Autoritäten an vorderster Front zu stehen auch nicht so gut bestellt, was diesen Punkt angeht, oder?
 
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