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Prinzip und Neigung

Versetze dich mal in ein Jury-Mitglied in Cannes: würdest du einen Film für die Goldene Palme vorschlagen, der dir überhaupt nicht gefällt. Wenn ja warum?
Das ist ja schon extrem gespreizt.
Aber ich kenne das von unseren Weinproben. Da kommt es schon mal vor, dass man einen an sich gut gemachten Wein trinkt, an dem nichts auszusezten ist, außer, dass er einem nicht schmeckt.
Oder bei Musik, es gibt Lieder die vielleicht gut gemacht sind, oder ganze Stile, die einen aber nicht berühren.
Das sollte man trennen können, ebenfalls, wenn man völlig eingenommen von jemandem ist, der aber vielleicht gar nicht so klasse ist.
 
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Wird nicht die Neigung dadurch 'veredelt', dass man reflektiert, Gründe, auch formale, rationale, für die Berührung sucht, findet, formuliert? Lebt die Kunst nicht geradezu von ihren beredten Genießern, die mehr darüber zu sagen haben als: hat mir halt gefallen/nicht gefallen?
Das glaube ich in der Tat nicht. Der Künstler lebt vom Applaus, nicht von den Kritiken.
Als Starpianist war für Gould technische Raffinesse und künstlerische Innovation gewiss ein wichtiges Kriterium, um Musik genießen zu können. Warum sollte das 'nachgeschoben' sein? Sie hat in nicht berührt, weil er sie als minderwertig empfand.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: er empfand Mozarts Musik als minderwertig, weil sie ihn nicht berührt hat.
 
Aber ich kenne das von unseren Weinproben. Da kommt es schon mal vor, dass man einen an sich gut gemachten Wein trinkt, an dem nichts auszusezten ist, außer, dass er einem nicht schmeckt.
Das ist das Problem subjektiv gegen objektiv oder das Gefühl gegen Denken oder das Unbewusste gegen das Bewusste.
Ob man das trennen sollte? Könnte man Beides berücksichtigen? Muss man es bewerten?
Ich kenne diesen Kampf zwischen den Positionen. Bei mir siegt letztenendes das Subjektive.
 
Das ist das Problem subjektiv gegen objektiv oder das Gefühl gegen Denken oder das Unbewusste gegen das Bewusste.
Ob man das trennen sollte? Könnte man Beides berücksichtigen? Muss man es bewerten?
Ich glaube, dass man das kann.
Man kann ja seine eigenen Neigungen kennen, dann noch die Neigungen der breiteren Masse und vielleicht noch die Einschätzung von Fachleuten nachvollziehen können.
Wenn man einen von der Norm stark abweichenden Geschmack hat, kann man schlecht raten, das zu essen, hören, trinken, lesen ... was man selbst mag.
Wenn man aber weiß, wie jemand tickt, bei Krimis, Wein oder Musik, kann man ihm raten, sofern man sich gut genug auskennt, was ihm dann vermutlich auch zusagen wird.
Ich wähle in der Regel auch nach meinen subjektiven Prämissen aus, aber oft weiß man ja selbst nicht so genau, was man mag oder lässt sich etwas einreden oder hat einfach übernommen, dass man Musiker x oder Autor y bewundern muss.
Die Werte, die wir in uns vorzufinden meinen, sind ja kränkender Weise zum großen Teil doch nur internalisiert.
 
Ich wähle in der Regel auch nach meinen subjektiven Prämissen aus, aber oft weiß man ja selbst nicht so genau, was man mag oder lässt sich etwas einreden oder hat einfach übernommen, dass man Musiker x oder Autor y bewundern muss.
Ich weiss meistens ziemlich genau, was ich mag - die Schwierigkeit ist, dass ich vielleicht morgen etwas anderes mag und es hängt auch davon ab, was ich vorher hatte. Beim Weinmögen hängt es ja auch davon ab, ob man vorher ein Marmeladebrot gegessen hat oder ein Senfei oder ob man an einen bestimmten Wein gewöhnt war.
In der Kunst ist es mir egal, was der Kritiker sagt, ich will ja damit nicht spekulieren, bei anderen Dingen hole ich mir je nachdem sachlichen Rat ein.
Es passiert mir auch öfter, dass ich ein bestimmtes Stück von einem Komponisten mag, andere Stücke von ihm aber nicht so sehr.
 
Das ist das Problem subjektiv gegen objektiv oder das Gefühl gegen Denken oder das Unbewusste gegen das Bewusste.
... oder Handwerk gegen Kunst. Das Handwerk ist etwas, das man lehren und erlernen kann, das ist aber noch keine Kunst. Zur Kunst gehört außer dem Handwerk noch das "gewisse Etwas", das nur schwer in Worte zu fassen ist, das sich nicht erlernen lässt und sich der rationalen Analyse entzieht. Dieses Unsagbare macht das Wesen der Kunst aus. Kunst sagt mehr als tausend Worte und Poesie mehr als tausend logische Sätze. Es gibt aber Menschen, die fühlen sich befähigt, das Unsagbare zu sagen und das Unerklärliche zu erklären und zu analysieren - diese nennen sich Kritiker. Ich sage lieber nicht, was ich von dieser Spezies halte ...
 
Es gibt aber Menschen, die fühlen sich befähigt, das Unsagbare zu sagen und das Unerklärliche zu erklären und zu analysieren - diese nennen sich Kritiker. Ich sage lieber nicht, was ich von dieser Spezies halte ...
Dann sage ich es. Eine gute Kritik ist mitunter selbst ein Kunstwerk und steht in ihrem künstlerischen Wert manchmal hoch über dem besprochenen Werk.
 
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