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Prinzip und Neigung

Nö, ich verstehe nicht, warum die Sexualität eines Menschen dafür genutzt wird, Werbung zu machen. Es wird da ja um eine bestimmte Zielgruppe gehen, bzw. wie Denk mal schrieb, um Partnerbörsen oder so etwas.
Um beispielsweise ein Auto zu bewerben ist die sexuelle Orientierung des Darstellers uninteressant.
... ganz und gar nicht. Denn mit der unterschwelligen Ansprache an eine spezielle Zielgruppe, hier vielleicht lesbisch orientierte Frauen, wird den Adressaten oktroyiert, Teil einer (Schicksals-) Gemeinschaft werden zu können. Deren elitär dargestellte Entscheidung transportiert Sehnsüchte und deren mögliche Erfüllung durch den Kauf dieses Autos ...
 
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Das glaube ich in der Tat nicht. Der Künstler lebt vom Applaus, nicht von den Kritiken.

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: er empfand Mozarts Musik als minderwertig, weil sie ihn nicht berührt hat.
Höre ein breites Spektrum von Musik. Heute HR2 Klassikradio) gehört, ein Stück für einen französischen König um 1600. Seit einiger Zeit versuche ich zu ergründen, warum zu diesen Zeiten niemand Musik ersonnen hat, die in ihrer Tonalität an neuzeitliche Musik erinnern könnte. Trotzdem gelten unsere klassischen Interpreten und Komponisten als die Popstars ihrer Zeit. Nun versuche ich oft, mit meinen bescheidenen Kenntnissen eine innere Brücke, Analogien oder Sonstwas zwischen Klassik und Moderne zu finden oder erahnen. Jenseits vom Chor der Gefangenen, des Te Deum von Charpentier oder anderen Ohrwürmern der Vergangenheit fällt es mir oft schwer, in klassischer Musik zu versinken. Liebe jedoch Bach und auch Mozart, kann trotz des Umstandes keine Note zu kennen, nicht sagen was Dur oder Moll bedeutet, aber sofort Bach oder andere Komponisten erkennen. Frage mich selbst, wieso ich quasi diametrale Musik, z. b. Trance von Armin van Buuren oder "klassische" Techno-Stücke von Sven Väth genauso liebe. Und eben, wo die Brücke zu ganzheitlichem Musikgenuss sich in mir schließt ... Kindheitliche Prägung zur Musik gleich null, das Radio höchstens. Marmor Stein und Eisen bricht ... damals genau so geliebt wie heute. Und meine erste Single? mit 12 etwa: Mozarts kleine Nachtmusik, Köchel Verzeichnis 525, noch heute präsent. Da erschließt sich relativ einfach die Verwandtschaft zur heutigen Popszene und Musik ... Doch ist einer der Foristen in der Lage, mir eine nachvollziehbare Verwandtschaft zwischen Klassik und Moderne aufzuzeigen? Oder, warum nicht schon vor 200 Jahren das eine oder Genie Stücke ersonnen hat, die wenigstens ansatzweise an moderne Kompositionen erinnert?
 
Dann sage ich es. Eine gute Kritik ist mitunter selbst ein Kunstwerk und steht in ihrem künstlerischen Wert manchmal hoch über dem besprochenen Werk.
Stimme ich zu, doch eine schlechte Kritik macht mich oft viel neugieriger auf das besprochene Werk. Wir Designer haben einen schönen fiesen Leitspruch: Symmetrie ist die Schönheit der Dummen. Und besonders gefällige Gestaltung, auch musikalischer Natur, mag anfangs super gefallen, wird aber schnell langweilig und überholt sich ...
 
Eine gute Kritik ist mitunter selbst ein Kunstwerk und steht in ihrem künstlerischen Wert manchmal hoch über dem besprochenen Werk.
Das kann jeder halten wie er will. Ich jedenfalls verlasse mich nicht auf das Urteil der Kritiker sondern ausschließlich auf mein eigenes Empfinden. Ich kaufe mir keine CD mit Musik von Schönberg oder Stockhausen, auch wenn sie von der Kritik in den Himmel gelobt werden. Umgekehrt, werde ich mich von keiner noch so penetranten Kritik, wie „traumverwirrter Katzenjammerstil“ (Originalton Eduard Hanslick) davon abhalten lassen, Bruckners Symphonien immer wieder anzuhören, vor allem mit den Münchner Philharmonikern unter Celibidache. Mit Büchern, Filmen und Serien halte ich es ähnlich. Auf die Stiftung Warentest verlasse ich mich (bis auf weiteres) - auf die Kunstkritik kein bisschen, sorry!
 
Einverstanden, wenn sie gut und unterhaltsam geschrieben ist, aber als Kaufempfehlung? Nein danke!
Als Kaufempfehlung war das auch nicht gemeint. Mir ging es nur drum, dem Eindruck entgegenzutreten, dass Kunstkritik grundsätzlich minderwertig und Kunstkritiker überflüssig seien. Zu welchen Höhen sich die Kunstform 'Kritik' aufschwingen kann, sieht man bei Karl Kraus. Der hatte zwar mehr die Dichter im Visier, aber das ändert nichts am Prinzip.
 
Als Kaufempfehlung war das auch nicht gemeint. Mir ging es nur drum, dem Eindruck entgegenzutreten, dass Kunstkritik grundsätzlich minderwertig und Kunstkritiker überflüssig seien. Zu welchen Höhen sich die Kunstform 'Kritik' aufschwingen kann, sieht man bei Karl Kraus. Der hatte zwar mehr die Dichter im Visier, aber das ändert nichts am Prinzip.
Ich meinte vor allem jene Kritiker, die ihre persönlichen Vorlieben (oder auch Feindschaften) als quasi-objektive Werkanalyse verklären - und das sind nicht die wenigsten.
 
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