mwirthgen
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- 20. Dezember 2002
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- 969
Hirnfunktionen sind nicht gleich Gedanken!
Lieber Gisbert,
danke für den Link.
Wie übrigens in vielen Veröffentlichungen der Hirnforschung – wird auch dort mit Hilfe einer unreflektierten Begriffsvermischung suggeriert, man beobachte Gedanken, bzw. die Tätigkeit des Geistes, während man in Wirklichkeit nur Gehirnfunktionen untersucht und darstellt.
Als Beispiel folgender Satz aus dem Abschnitt „Eine Landkarte des Geistes“.: „Die modernen bildgebenden Verfahren zeigen lokale Durchblutungs- und Stoffwechselverhältnisse an oder verraten die räumliche Verteilung von Molekülen, die für die Erregungsübertragung wichtig sind. Für Wissenschaftler erfüllt sich so der Traum, dem Gehirn beim Denken zuzuschauen.“ Völlig unkommentiert und unbegründet wird eine Gleichsetzung von Denken und Erregungsübertragung behauptet. Um den wissenschaftlich geschulten Leser aber nicht zu verprellen – dem dies als böser Lapsus auffallen muss – wird dies dann im nächsten Satz genauso unkommentiert wieder zurückgenommen: „Letztlich dienen alle Anstrengungen dazu, die funktionelle Organisation des Gehirns zu ergründen. Endergebnis könnte eine lückenlose Kartierung aller Hirnfunktionen sein.“ D.h. die Hirnforscher bleiben auf ihrem Terrain und beschäftigen sich weiterhin wie schon lange mit der Erforschung unserer grauen Masse im Kopf. Über das Denken können sie anhand ihrer Ergebnisse nämlich nichts Verlässliches sagen. Im Grunde müsste auch die Überschrift korrigiert werden. Anstelle „Eine Landkarte des Geistes“ sollte es korrekterweise „Eine Landkarte des Gehirns“ oder wie der Autor selber formuliert „Über die Kartierung von Hirnfunktionen“ heißen. Dass ausgerechnet Wissenschaftler – es gibt viele solcher Veröffentlichungen – sich hier absichtlich – oder sind die einfach uninformiert? - irreführend äußern, halte ich für sehr bedenklich und es verführt den ungeübten Laien dazu, anzunehmen, der Hirnforschung sei etwas geglückt, was bisher noch niemandem gelungen ist: Nämlich die Gedanken eines anderen wirklich zu beobachten. Will man vielleicht mit den reißerischen Überschriften einfach nur sicherstellen, dass möglichst viele Leute die höchst spärlichen Ergebnisse der Hirnforschung überhaupt zur Kenntnis nehmen?
Gruß
manni
Gisbert Zalich schrieb:Dazu gibt's jede Menge Literatur. Bin nun ja leider kein Fachmann für EEG-Analysen oder so was. Bin also nicht in der Lage, dir eine umfassende Grundlagenliteratur zu besorgen - oder die best lesbare. Hoffe aber trotzdem, dir mit diesem Link
http://www.g-o.de/index.php?cmd=focus_detail&f_id=19&rang=1
zu dienen.
Lieber Gisbert,
danke für den Link.
Wie übrigens in vielen Veröffentlichungen der Hirnforschung – wird auch dort mit Hilfe einer unreflektierten Begriffsvermischung suggeriert, man beobachte Gedanken, bzw. die Tätigkeit des Geistes, während man in Wirklichkeit nur Gehirnfunktionen untersucht und darstellt.
Als Beispiel folgender Satz aus dem Abschnitt „Eine Landkarte des Geistes“.: „Die modernen bildgebenden Verfahren zeigen lokale Durchblutungs- und Stoffwechselverhältnisse an oder verraten die räumliche Verteilung von Molekülen, die für die Erregungsübertragung wichtig sind. Für Wissenschaftler erfüllt sich so der Traum, dem Gehirn beim Denken zuzuschauen.“ Völlig unkommentiert und unbegründet wird eine Gleichsetzung von Denken und Erregungsübertragung behauptet. Um den wissenschaftlich geschulten Leser aber nicht zu verprellen – dem dies als böser Lapsus auffallen muss – wird dies dann im nächsten Satz genauso unkommentiert wieder zurückgenommen: „Letztlich dienen alle Anstrengungen dazu, die funktionelle Organisation des Gehirns zu ergründen. Endergebnis könnte eine lückenlose Kartierung aller Hirnfunktionen sein.“ D.h. die Hirnforscher bleiben auf ihrem Terrain und beschäftigen sich weiterhin wie schon lange mit der Erforschung unserer grauen Masse im Kopf. Über das Denken können sie anhand ihrer Ergebnisse nämlich nichts Verlässliches sagen. Im Grunde müsste auch die Überschrift korrigiert werden. Anstelle „Eine Landkarte des Geistes“ sollte es korrekterweise „Eine Landkarte des Gehirns“ oder wie der Autor selber formuliert „Über die Kartierung von Hirnfunktionen“ heißen. Dass ausgerechnet Wissenschaftler – es gibt viele solcher Veröffentlichungen – sich hier absichtlich – oder sind die einfach uninformiert? - irreführend äußern, halte ich für sehr bedenklich und es verführt den ungeübten Laien dazu, anzunehmen, der Hirnforschung sei etwas geglückt, was bisher noch niemandem gelungen ist: Nämlich die Gedanken eines anderen wirklich zu beobachten. Will man vielleicht mit den reißerischen Überschriften einfach nur sicherstellen, dass möglichst viele Leute die höchst spärlichen Ergebnisse der Hirnforschung überhaupt zur Kenntnis nehmen?
Gruß
manni