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Mein Gottesbild

AW: Mein Gottesbild

Hallo Manni !
Der "Alte Fritz" empfahl seinen Untertanen: "Jeder soll nach seiner Facon selig werden."
Manchmal packt mich auch eine Art nostalgische Sehnsucht nach einer Monarchie; in derselben Minute sagt mein Verstand aber strikt: "Nein, zumindest für eine größere Anzahl von Menschen, kann ein Mensch die Bürde der Verantwortung für deren Schicksal nicht mehr tragen und inzwischen hat der Mensch soviele "Facons" entwickelt, dass das gleichzeitige Glück aller unmöglich erscheint."

Hoffentlich nicht zu emotionell

Zeili
 
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AW: Mein Gottesbild

Hallo Zeili,

vermutlich ist es zutreffend, dass der Alte Fritz bei seinem Ausspruch nur die Katholiken und die Protestanten im Auge hatte, während dies für atheistische Weltanschauungen für ihn nicht ging. Denn er hat "königliche Geheimagenten" beauftragt, Vorlesungen und Vorträge von Philosophieprofessoren wörtlich mitzuschreiben, um herauszufinden, ob da etwa gegen den christlichen Glauben gesprochen worden war. Kant und seine Freunde berichten darüber.

Heute ist die Vielzahl von Weltanschaunngen, die sich irgendwie bezeichnen lassen, weitaus unübersichtlicher. Das macht es aber m.E. um so nötiger, sich nicht die Monarchie, sondern die Achtung eines Jeden für Jeden zu wünschen!

Wünsche sind emotional, wenn auch begründet - aber sie gehen ja auch nicht immer Erfüllung.

emotionale Grüße
manni :reden:
 
AW: Mein Gottesbild

Zum Thema dieses Threads in seinem Anfang möchte ich heute etwas sagen:

Wittgenstein meinte: "Ein Bild ist ein Modell der Wirklichkeit."

Ich behaupte darauf aufbauend, dass alle Verbildlichungen von Gott, die der Mensch je produziert, nach folgendem Verfahren laufen:

1. Man nehme ein möglichst beeindruckendes Ding aus der Wirklichkeit: bisher zB. den Mann, den Menschen, das Leben oder das All.

2. Man baue daraus ein Modell mit Eigenschaften und Fähigkeiten (in der objektorientierten Programmierung würde man sagen: eine "Klasse" mit Eigenschaften und "Methoden").

3. Man steigere alle diese Eigenschaften ins unermesslich Gute und alle diese Fähigkeiten ins unermesslich Mächtige.

4. Das Ergebnis nenne man Gott.

Weil das Ergebnis aber immer kompletter Unfug ist, haben die Israeliten von Anfang an festgelegt: mach dir kein Bild von Gott.

lg Frankie
 
AW: Mein Gottesbild

Zum Thema dieses Threads in seinem Anfang möchte ich heute etwas sagen:

Wittgenstein meinte: "Ein Bild ist ein Modell der Wirklichkeit."

Ich behaupte darauf aufbauend, dass alle Verbildlichungen von Gott, die der Mensch je produziert, nach folgendem Verfahren laufen:

1. Man nehme ein möglichst beeindruckendes Ding aus der Wirklichkeit: bisher zB. den Mann, den Menschen, das Leben oder das All.

2. Man baue daraus ein Modell mit Eigenschaften und Fähigkeiten (in der objektorientierten Programmierung würde man sagen: eine "Klasse" mit Eigenschaften und "Methoden").

3. Man steigere alle diese Eigenschaften ins unermesslich Gute und alle diese Fähigkeiten ins unermesslich Mächtige.

4. Das Ergebnis nenne man Gott.

Weil das Ergebnis aber immer kompletter Unfug ist, haben die Israeliten von Anfang an festgelegt: mach dir kein Bild von Gott.

lg Frankie
Recht schlüssig, was Du da schreibst, Frankie; ich stimme Deiner unterschwelligen Behauptung, dass die Israeliten ein fähiges Volk sind, auch zu; aber glaubst Du nicht auch, dass die Israeliten damals nur ein visuelles Bild kannten (die meisten unter ihnen auch Bild immer als visuell auffassten). Tatsächlich kam und kommt es mir nicht so sehr darauf an, Gott jetzt als ein 2,5 m großes und 120 kg schweres und muskelbepacktes Wesen, mit oder ohne Bart, sondern als Wesen mit bestimmten guten und nützlichen (nicht direkt sichtbaren) Eigenschaften zu sehen.

Das wesentliche an Gott ist mMn eine Summe an Gefühlen, die er immer im richtigen Augenblick gegenüber den richtigen Menschen ausdrückt.

Ich unterscheide 3 Klassen von Religiösen:

1. und die besten: die Gott vorwiegend lieben.

2. die Gott zu gleichen Teilen lieben und fürchten.

3. die Gott vorwiegend fürchten.​

Das ist aber nur eine Momentaufnahme; auch 3.) haben ein Leben lang eine Chance, zu 1.) durchzudringen. Nur wer sich selbst für Gott hält - und das weiß wohl nur der (die) Betreffende und Gott selber - kann nicht in dieses Schema passen. Der ist aber dann auch nicht religiös, sondern Atheist.

Ich wollte einmal beweisen, dass es gar keine Atheisten gibt; das gebe ich jetzt auf.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Mein Gottesbild

Tatsächlich kam und kommt es mir ... darauf an, Gott ... als Wesen mit bestimmten guten und nützlichen (nicht direkt sichtbaren) Eigenschaften zu sehen.

Ich präzisiere: 4. Das Ergebnis nenne man "ein Wesen" namens "Gott".

Offenbar halte ich mehr von den Israeliten* als du: ich bin fest davon überzeugt, dass sie nicht nur Bilder gemeint haben, sondern jedes Modell von Gott.

Lieber Zeili: bitte setz den Leben auf Gott. Das ist wahrer Glaube, und dafür hast du - wie alle Israeliten und alle Christen und alle Glaubenden überhaupt - meinen vollen Respekt.

Aber bitte wirf mich nicht in einen Topf mit all jenen, die ihr Leben ohne eine Glaubensentscheidung auf gar nichts setzen und "einfach leben", ohne insgesamt auf etwas zu bauen. Du darfst sie "Unentschlossene" nennen, oder "Sinnlose", oder "Ungläubige" oder sonstwie. Aber nenn sie nicht "Atheisten".

Denn ein echter Atheist hat eine Entscheidung (ohne jede allgemein anerkannte Gewissheit) getroffen wie du, und wie jeder andere echt Glaubende auch: er setzt sein ganzes Leben auf eine äußerst folgenschwere Entscheidung. Bloß dass seine Entscheidung halt anders ausfällt, und er sein Leben eben nicht auf Gott sondern auf sich selbst setzt.

lg Frankie


*Die Israeliten haben das größte Buch der Menschheit bisher geschrieben, ohne welches weder Jesus noch Mohammed möglich gewesen wären. Jesus selbst war Israelit. Und er hat sich mit jedem seiner Zitate auf dieses Buch bezogen. Auch der Satz "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" steht schon viel früher bei Moses, als dann erst bei Jesus!
 
AW: Mein Gottesbild

Offenbar halte ich mehr von den Israeliten* als du: ich bin fest davon überzeugt, dass sie nicht nur Bilder gemeint haben, sondern jedes Modell von Gott.
Weiß Gott; wenn ja, mag es darin begründet sein, dass Du insgesamt mehr Israeliten oder eben die "besseren" kennst.

Lieber Zeili: bitte setz den Leben auf Gott. Das ist wahrer Glaube, und dafür hast du - wie alle Israeliten und alle Christen und alle Glaubenden überhaupt - meinen vollen Respekt.

Aber bitte wirf mich nicht in einen Topf mit all jenen, die ihr Leben ohne eine Glaubensentscheidung auf gar nichts setzen und "einfach leben", ohne insgesamt auf etwas zu bauen. Du darfst sie "Unentschlossene" nennen, oder "Sinnlose", oder "Ungläubige" oder sonstwie. Aber nenn sie nicht "Atheisten".

Denn ein echter Atheist hat eine Entscheidung (ohne jede allgemein anerkannte Gewissheit) getroffen wie du, und wie jeder andere echt Glaubende auch: er setzt sein ganzes Leben auf eine äußerst folgenschwere Entscheidung. Bloß dass seine Entscheidung halt anders ausfällt, und er sein Leben eben nicht auf Gott sondern auf sich selbst setzt.
Du sollst nicht glauben (oder annehmen, davon ausgehen, darauf bauen, falls Dir "glauben" nicht gefällt), dass ich nie zweifle; besonders an einem immer liebenden Gott.

Emfpindest Du wie ich - und einige andere - dass zwischen dem Religiösen und dem Atheisten noch der Agnostiker steht ?

Natürlich sind alle meine Zeilen diesbezüglich geschlechtsneutral und gelten gleichermaßen für Mann und Frau.

*Die Israeliten haben das größte Buch der Menschheit bisher geschrieben, ohne welches weder Jesus noch Mohammed möglich gewesen wären. Jesus selbst war Israelit. Und er hat sich mit jedem seiner Zitate auf dieses Buch bezogen. Auch der Satz "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" steht schon viel früher bei Moses, als dann erst bei Jesus!
Das wird schon stimmen, auch für die nähere Zukunft noch; ich persönlich bin aber nicht nur schriftbezogen, ich stehe auch unter dem Einfluss von gesprochenen (vorher nicht unbedingt geschriebenen) Worten. Was man halt so lange alles als wahr empfindet, bis es einem eindeutig widerlegt bzw. von einer anderen Wahrheit abgelöst wurde.

Liebe Grüße

Zeili

PS.: Fühl' Dich bitte nicht ständig ausgegrenzt oder missachtet; erstens unterliegt jeder Mensch (Christus vielleicht ausgenommen) einer Entwicklung, zweitens könnte mir ein Gott, der mir eine Fähigkeit nicht gibt und mich dann verurteilt, weil ich sie nicht habe und folglich natürlich auch nicht verwerten kann, gestohlen bleiben.
 
AW: Mein Gottesbild

Empfindest Du wie ich - und einige andere - dass zwischen dem Religiösen und dem Atheisten noch der Agnostiker steht?

Genau, das ist ein guter Punkt: der Agnostiker sagt: "Ich weiß es nicht."

Der Gläubige und der Atheist sagen: "Ich weiß es auch nicht. Aber ich entscheide mich: ich setze mein Leben auf meinen persönlichen Glauben."

Ja Zeili, ich will nicht als Ungläubiger behandelt werden, nur weil ich Atheist bin. Ungläubig bin ich nämlich nicht.

Und ich bilde gemeinsam mit jedem Glaubenden jeder Religion eine Front gegen den Agnostiker. Der Agnostiker ist banal: denn niemand weiß es. Das ist keine Antwort.

Ich mag auch keine Gäste, die auf die Frage, was sie trinken wollen, sagen: "Ich weiß es nicht." - Die werf ich raus.

lg Frankie
 
AW: Mein Gottesbild

Und ich bilde gemeinsam mit jedem Glaubenden jeder Religion eine Front gegen den Agnostiker. Der Agnostiker ist banal: denn niemand weiß es. Das ist keine Antwort.
Naja, frankie, ist es nicht so, dass der Agnostiker (an einen Gott) glauben will, aber nicht kann ? Wenn ja, sollte ihm dann nicht geholfen werden ?

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Mein Gottesbild

Und ich bilde gemeinsam mit jedem Glaubenden jeder Religion eine Front gegen den Agnostiker. Der Agnostiker ist banal: denn niemand weiß es. Das ist keine Antwort.

Ich mag auch keine Gäste, die auf die Frage, was sie trinken wollen, sagen: "Ich weiß es nicht." - Die werf ich raus.

lg Frankie

Hallo Frankie!
Was bringt dich dazu, jemanden, der zugibt, etwas nicht zu wissen, als banal zu bezeichnen?
Was bringt dich dazu, jemanden, der es - im Gegensatz zu dir - ertragen kann, etwas nicht zu wissen, so massiv abzulehnen?

Das Beispiel mit den Gästen, die nicht wissen, was sie trinken wollen, ist doch wohl ziemlich banal. Als ob die Getränkeauswahl vergleichbar wäre mit der Frage nach dem Ursprung des Universums.

Wenn ich mich mal kurz auf deine Ebene begebe, dann kann ich dir hier entgegenhalten, dass ich es bescheuert finde, einfach irgendeine zusammengeschusterte Erklärung zu GLAUBEN, ganz ohne Notwendigkeit.

Denn auch wenn man an gar nichts glaubt, wird einem das Leben nicht entzogen.

:blume1:
 
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AW: Mein Gottesbild

Was bringt dich dazu, jemanden, der zugibt, etwas nicht zu wissen, als banal zu bezeichnen? ... Als ob die Getränkeauswahl vergleichbar wäre mit der Frage nach dem Ursprung des Universums.

Es geht weder Zeili noch mir hier um den Ursprung des Universums, sondern darum, wohin das Leben im Rahmen eines Gottesbildes führt.

Ob das Leben nun darauf angelegt ist, zu Gott zu führen oder nicht, das kann niemand wissen. Da muss keiner etwas "zugeben", wenn er die Banalität ausspricht, dass er über Gott nichts mit allgemeiner, beweisbarer Sicherheit "weiß". Niemand weiß Tatsachen über Gott.

Aber ob jemand entscheidet, worauf er sein eigenes Leben insgesamt ausrichtet, oder ob er sich vor dieser Entscheidung drückt und dabei alles verpasst, weil er einer einfach sagt, "er weiß es nicht", also er weiß nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll und wohin es führen soll, das ist ein Unterschied!

Findest du nicht?

lg Frankie

P.S.: Da geht es nicht um die Unterscheidung, ob das Leben zu Gott (zB. bei den Christen) oder zu einem selbst führt (wie das Buddhisten oder Atheisten glauben). Es geht um das Bild, dass das Leben zu irgendetwas führt, und dass einem niemand diese Entscheidung abnehmen kann. Und darum, dass Zeili und ich denjenigen nicht trauen, die sich vor dieser Entscheidung drücken: die haben dann nämlich keinen Sinn. Die spüren nichts Wichtiges.

Wissen tut sowieso niemand etwas. Aber die haben dann auch keinen Glauben. Nicht einmal an sich selbst.
 
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