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Mein Gottesbild

Ziesemann schrieb:
....dass selbst bei einem solchen Thema (kann es ein noch ernsthafteres geben?) es nicht möglich ist, ohne persönliche Spitzen auszukommen.

Ziesemann

Lieber Ziesemann, Katzav und andere Mitdiskutanten!

Solange das Thema "Gott" ausschließlich mit Ehrfurcht (= Ehre und Furcht) und ernsthaft diskutiert werden darf, ist für mich deutlich, dass sich gerade diejenigen, die an Gottes Allmacht und Allgegenwärtigkeit glauben, ein Problem damit erschaffen.

Voll Ehrfurcht soll man sein Verhalten der Vorstellung anpassen, was ein so großer Gott angeblich als richtig und gut ansieht. Wenn Gott solche Peanuts benörgeln würde, wäre er nicht so groß, sondern ein kleinlicher Oberlehrer.

Ehrfurcht bedeutet mMn nichts anderes, als ihn lieber zu ehren, damit ich ihn nicht zu fürchten brauche.

e-a-s:
Liebe deinen Nächsten bedeutet mMn nach ALLE Menschen, oder noch mehr - das ganze Universum. Das hat nichts mit Glauben zu tun, dass ist die Erkenntnis, dass alles, was existiert und geschieht seine Notwendigkeit hat. Lieben heißt nichts anderes, als etwas akzeptieren und nicht dagegen ankämpfen. Es ist kein Gefühl (wie das Verliebtsein), sondern eine innere Haltung. Es heißt auch, seine eigenen Werte zu vertreten und danach zu handeln, aber nicht, dem anderen die eigenen Werte als allein gültige aufzudrängen, denn das wäre eher Rechthaberei.

herzlich
lilith
 
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GOTT (bewusst groß und deutlich geschrieben), "befahl" den Menschen zwar, sich kein "Bildnis" von ihm zu machen, aber dass sein Name noch nicht einmal auf Papier geschrieben sein darf, ist für mich mehr als.........naja.
Wie hätte die Welt von von ihm erfahren, oder wie wäre es gewesen, wenn die Evangelien oder die gesamte Bibel das Wort "Gott" verstümmelt oder umschrieben hätte????
Ich habe mit Gott solange kein Problem, wie mich mein Glauben nicht einengt oder mich im normalen Leben, oder das, was ich dafür halte, behindert.
Widersinnig, wenn nicht sogar pervers, wäre es doch, wenn Gottes Gebote all dem widersprechen, was normales Leben ausmacht.
Gott hätte den Menschen nicht erschaffen, wenn er das Menschliche verbieten würde.
Man sollte Gottes Wort nicht allzu wörtlich nehmen. Ich habe meine eigene Interpretation, die es mir ermöglicht zu glauben, aber trotzdem "zu leben".
Fundamentalistische Gläubige sind es, die den Atheisten die Munition für ihre Argumente gegen die Religion liefern.
Schafft euch euren eigenen Gott, zwar im Sinne der christlichen Lehre, aber dennoch so, dass die Religion euch auch Raum zum Leben lässt, und ohne in blindgläubige Bigotterie zu verfallen.

Rhona
 
GOTT (bewusst groß und deutlich geschrieben), "befahl" den Menschen zwar, sich kein "Bildnis" von ihm zu machen, aber dass sein Name noch nicht einmal auf Papier geschrieben sein darf, ist für mich mehr als.........naja.
Wie hätte die Welt von von ihm erfahren, oder wie wäre es gewesen, wenn die Evangelien oder die gesamte Bibel das Wort "Gott" verstümmelt oder umschrieben hätte????

Wir Juden leben nach 613 Geboten und Verboten. Jedenfalls wenn man gläubig ist. Und eins dieser Gebote besagt, den Namen des Herrn nicht auszuschreiben. Und für uns Juden haben die Evangelien keinerlei Bedeutung und es ist mir auch egal, wie G´tt dort geschrieben wird. Jede hebräische Fassung des Tanachs schreibt den Namen G´ttes nicht aus und in jeder deutsch-jüdischen Übersetzung wird dies auch nicht getan. Und in unseren Gebetsbüchern auch nicht.
 
Katzav schrieb:
Wir Juden leben nach 613 Geboten und Verboten. Jedenfalls wenn man gläubig ist. Und eins dieser Gebote besagt, den Namen des Herrn nicht auszuschreiben. Und für uns Juden haben die Evangelien keinerlei Bedeutung und es ist mir auch egal, wie G´tt dort geschrieben wird. Jede hebräische Fassung des Tanachs schreibt den Namen G´ttes nicht aus und in jeder deutsch-jüdischen Übersetzung wird dies auch nicht getan. Und in unseren Gebetsbüchern auch nicht.

Dein Glaube und das daran Festhalten in allen Ehren, Katzav.
Ich bin echt die Letzte, die dich davon abbringen will. Aber wenn du mal ehrlich bist, dann wirst du auch erkennen, dass dein Verstümmeln des Namen Gottes, etwas naiv wirkt.
Gott ist allmächtig, kann alles, ja?
Meinst du nicht, dass er nicht fähig ist, aus deiner Verstümmelung zu erkennen, dass du von IHM sprichst???
Umschreibe ihn meinetwegen, aber nur allein durch das Weglassen des "O's" wirst du seinen Weisungen sicher nicht gerecht.
Das ist es eben, was ich meinte. Zu glauben ist für mich völlig okay - unabhängig jeder Religion-, aber das Umsetzen oder es in Bezug bringen auf's "normale" Leben, das ist schwierig und erfordert eben ein Auseinandersetzen mit dem, was die Religion uns abverlangt, und dem, was wir bereit sind zu geben, ohne uns selbst aufzugeben. Blind glauben, das können nur Blinde. Aber wer will schon blind sein??

Rhona
 
lilith51 schrieb:
e-a-s:
Liebe deinen Nächsten bedeutet mMn nach ALLE Menschen, oder noch mehr - das ganze Universum. Das hat nichts mit Glauben zu tun, dass ist die Erkenntnis, dass alles, was existiert und geschieht seine Notwendigkeit hat. Lieben heißt nichts anderes, als etwas akzeptieren und nicht dagegen ankämpfen. Es ist kein Gefühl (wie das Verliebtsein), sondern eine innere Haltung. Es heißt auch, seine eigenen Werte zu vertreten und danach zu handeln, aber nicht, dem anderen die eigenen Werte als allein gültige aufzudrängen, denn das wäre eher Rechthaberei.
@lilith
Im Wesentlichen nichts daran auszusetzen (abgesehen davon, dass Deine Formulierung impliziert, es gebe gar keine Menschen, gegen die - oder zumindest deren Ansichten - anzukämpfen, Sinn machen könnte). Nur die leise Kritik gegen Ende verfängt nicht:
Erstens habe ich noch nicht einmal eine IDEE davon, wie es in diesem Medium möglich sein sollte, jemandem etwas AUFZUDRÄNGEN, deshalb versuche ich das gar nicht erst.
Und zweitens kann ich mir nicht recht vorstellen, dass Du ernsthaft annimmst, alle Anderen würden hier ihre Ansichten posten, weil sie sie für unzutreffend halten! Hier hält (völlig legitim) JEDER seine Meinung so sehr für die RICHTIGE, dass sie teilweise gegen jedes vernünftige Argument verteidigt wird, als hinge das Leben davon ab.
Wer meint, mir die Überlegung "Wessen NICHT-EXISTENZ nicht beweisbar ist, dessen Existenz ist gegeben" als eine anpreisen zu dürfen, die mit logischem Denkvermögen kompatibel ist, muss ob dieser beharrlichen Dummheit die eine oder andere Spitze aushalten müssen.
Wer einfach nur glaubt und mit dieser Privatangelegenheit niemandes Intelligenz öffentlich beleidigt, wird von mir gewiss nicht belästigt.

Wenn GLAUBE argumentativ vertretbar wäre, hätte diese Ausgeburt menschlicher Phantasie eine andere Bezeichnung.
 
Zuletzt bearbeitet:
e-a-s schrieb:
...Nur die leise Kritik gegen Ende verfängt nicht:
Die "leise Kritik" war nicht als solche gemeint.
Es sollte vielmehr meine Erklärung dazu sein, dass es sehr wohl notwendig ist, eine eigene Position zu vertreten. Durchaus auch emotional oder heftig, wenn mir danach ist.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich andere danach be- oder ver-urteile, wenn sie auf eine Art und Weise agieren, die nicht meine ist. Ich akzeptiere, dass jeder auf seine Art "Recht hat", weil es eben keine allgemeingültige Art zu Leben gibt.
herzlich
lilith
 
2. Zwischenbilanz

Die erste Zwischenbilanz ging bis ausschließlich Beitrag Nr 121. Ich habe die weiteren Kernaussagen zusammengefasst. Sie steht zwischen den beiden Trennlinien.
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Gaius, der erst später hinzukam, ergänzt, daß er Gott für etwas grundsätzlich vom Menschen Erdachtes hält und Er durch die Gespräche, Gedanken, Gebete über, zu und an Ihn auch tatsächliche, geistig reale Existenz gewinnt. Gott lebt erst durch den Glauben.

Für Dyonysos (Beitrag Nr. 124) gibt es keinen Gott, auch kein Gottesbild, er leugnet aber a priori nicht die Existenz Gottes !?

Italien (Beitrag Nr. 125) empfiehlt das Buch „Gottesgedanken“ (Bert Hellinger), das über Menschen handelt, die sich Gedanken und Bilder von Gott machen.

Wandertaube (Beitr. 127) meint, dass alle Gottesbilder Illusion sind und Gott „Chaos“ ist.

Lazpel hält sich strikt an die Bibelworte, dass man sich kein Bild von Gott machen soll und teilt das auf seine Weise (Beitr. 131) mit.

Lilith51 setzt auf’s Leben und braucht dazu keinen Glauben.

Kathi meint im wesentlichen: Der Mensch ist VOLLKOMMEN. Ob er will oder nicht.
Vollkommenheit ist GOTT. Ob´s der Mensch nun glaubt, oder nicht.

In ihrem Beitrag 187 steht aber noch einiges Lesenswertes drinnen.

Mao-tse-tung bezeichnet mein Gottesbild als „Wissenschaftlichen Schwachsinn“, kann aber keine Alternative bieten.

seaman31 sagt in seinem Beitrag 206 im wesentlichen, dass Wissenschaft auch nicht alles schaffen kann.

e-a-s: Und wer seinen Verstand zur Entwicklung von Vernunft benutzt, braucht für das Alles keinen Gott.

Daimos: widerlegt meine Auffassung von Theologie. Gottesbild bietet er (Beitrag 209) keines.

Ziesemann (über den Glauben an Gott): Ob's nutzt ist ungewiss, aber immerhin schaden kann es nicht. Das ist eine sehr gute Aufwand-Ertragsrelation, weil das Risiko = Null ist, die Chance dagegen infintesimal.

suche meint: Gott ist Unendlichkeit (Beitrag Nr. 236)

katzav beschreibt Gott als allmächtig und überall.

Beau.becir interessiert sich für die verschiedenen Schreibweisen Gottes, hat aber kein Gottesbild.
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Noch einen Satz zum Bibelwort, dass man sich gar kein Bild von Gott machen sollte:

Ich halte die Bibel nach wie vor für das wertvollste Werk, das geschrieben wurde; wieviele ausgezeichnete und bis heute anerkannten und beliebten Maler haben aber Gott zeichnerisch dargestellt, haben sich also ein Bild von ihm gemacht. Sind wir sündhaft, weil wir uns diese Bilder ansehen ? Warum sollte sich jemand, der keine zeichnerischen Fähigkeiten hat, sich nicht auf andere Weise, zum Beispiel mit Worten ein "Bild" von Gott machen ? Schließlich und endlich gibt es ja auch Kirchenlieder, wie: "Er, der nie begonnen, er, der immer war etc." Das ist ja auch ein Bild von Gott, wenn auch in Form eines Liedtextes. Ein Schriftsteller ist eben nicht Gott, sondern auch nur ein Mensch, auch wenn er einen Teil der Bibel geschrieben hat. Die Behauptung mancher Bibelübersetzer (und - ausleger), die Bibel wäre direkt von Gott geschrieben worden, halte ich für den ersten schlechten Werbespot.

Liebe Grüße

Zeili
 
...und ich schließe mich Joseph Ratzinger an, der in einem Dialog mit d'Arcais sagt:
Gott, wenn er wirklich Gott ist, kann unter keiner menschlich faßbaren Form 'Objekt' des Wissens oder der Kommunikation werden. Über Gott kann man nur schweigen (und schon dies 'über Gott' ist zuviel). Und wenigstens über das Schweigen sollte man den Mund halten.​
Es besteht für mich auch keine Notwendigkeit, nach dem Sinn meines Lebens zu suchen. Ich werde ihn nicht finden, ich muss ihn herstellen.

lG
tanne
 
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Zeilinger schrieb:
Daimos: widerlegt meine Auffassung von Theologie. Gottesbild bietet er (Beitrag 209) keines.
Ich entschuldige mich hiermit, dass ich keine Alternative geboten habe. Hab ganz übersehen, dass ich mit meinem Gottesbild noch ausstehe.


Vorweg vielleicht eine kleine Bemerkung hinsichtlich meiner erkenntnistheoretischen Anschauung:
Karl Popper hat mich vor einigen Jahren geprägt, als ich plötzlich beim Wandern nach Lesen eines seiner Bücher eine kleine "Eingebung" hatte. Mich hatte vorher schon sehr die Erkenntnistheorie interessiert: Was können wir überhaupt wissen? In Verbindung mit Sokrates' wohl berühmtesten Satz wurde ich vom Atheisten zum Agnostiker. Popper sagte nun, dass Wissen unmöglich ist. (Etwa zeitgleich hatte ich ein bisschen Descartes gelesen und "Matrix" gesehen.) Wir erleben die Außenwelt nur durch Mittler (Hände, Augen, Zunge, Ohr,...), die eigentliche Welt bleibt uns verborgen. Was uns bliebe, sei ein "Vermutungswissen", ein "Stochern im Nebel". Ich muss darauf vertrauen, dass meine Sinne mich nicht belügen (was sie zweifelsohne ständig tun).

Ich unterscheide erst einmal drei Ebenen, die sich immer mehr verdichten:
- Die Weltanschauung als individuales Glaubenssystem
- Die Religion als Gemeinschaft von Menschen derselben Weltanschauung
- Die Kirche als Institution einer Religion

Für mich müsste eine Gottesvorstellung individuell, also auf der ersten Ebene, basieren, weil der Rest dieses Bild nur verfälschen kann. Ich allein kann erfahren, ob und wenn wie oder wer "Gott" ist. Irgendwelche prophetischen Gottesvorstellungen scheiden aus diesem Grunde für mich erst einmal kategorisch aus. Besonders die Schriftreligionen sind IMO im Sinne Feuerbachs eine reine Projektion menschlicher Wünsche auf ein imaginäres Wesen. Das wird durch einen anthropomorphen Gott noch zusätzlich verstärkt und das eigentliche Gottesbild eines allmächtigen, allwissenden und allgütigen Gottes wird dadurch nur selbst in seiner Anthropomorphisierung widerlegt.

Zwei Gottesbilder, mit denen ich mich an ehesten anfreunden könnte, sind der Deismus und der Pantheismus. Ersterer beschränkt die Funktion Gottes auf den Schöpfertypus und sieht Gott ansonsten als nicht weiter in das Geschehen eingreifend (wenn man unbedingt einen "Gott" als Schöpfer haben möchte, böte sich der Deismus an). Letzterer sieht das Göttliche überall/in der Natur/im Universum/etc. Kann man auch dran glauben, aber ist letzten Endes doch nur ein Pseudo-Glaube, eine Umbenennung in "göttlich".

Trotz alledem bin ich kein Atheist (s.o.). Das wird einem immer schnell vorgeworfen, wenn man nicht gläubig ist. Ich lege mich in Fragen wie die eines Lebens nach dem Tod z.B. nicht fest, weil wir darüber nichts wissen können. Es kann eines geben, muss aber nicht. Ich wäre eher für einen Tod als Schluss und nicht als Übergang zum nächsten Leben.


Ein positives Gottesbild konnte ich also leider immer noch nicht bieten, aber vielleicht versteht ihr mich jetzt ein bisschen besser. :)
 
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