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Kann man ein Leben nach dem Tod logisch ableiten?

Alzii:
>>>>> Eine Vielweltentheorie ist nicht wissenschaftlich, da sie nicht falsifizierbar ist. <<<<<<

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Auch die wissenschaftlich angefasste Forschungsarbeit ist wissenschaftlich. Was ist schon wissenschaftlich, wenn es nur das ist, was endgültig bewiesen ist? Nicht viel...

Gisbert, die Wissenschaftstheorie (auch die Erfahrung mit wissenschaftlichen Theorien) besagt, daß keine Theorie bewiesen (verifiziert) werden kann.

Also ist ein Kennzeichen einer wissenschaftlichen Theorie (eines w. Modells), daß sie etwas beschreibt und daß sie (prinzipiell) widerlegt (falsifiziert) werden kann.

Eine VielweltenTheorie ist prinzipiell nicht widerlegbar (das liegt in der Natur der "Sache") und daher auch nicht wissenschaftlich.
Sie gehört mE in das Reich der Metaphysik.
 
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Original geschrieben von Alzii
Eine VielweltenTheorie ist prinzipiell nicht widerlegbar (das liegt in der Natur der "Sache") und daher auch nicht wissenschaftlich.
Sie gehört mE in das Reich der Metaphysik.
1. Du nimmst an, dass die Vielweltentheorie prinzipiell nich widerlegwar ist. Wer weiß, wie das in 100 Jahren aussieht...
2. Gehört alles zur Metaphysik, was wir nicht beweisen oder widerlegen können? Dann verschiebt sich die Grenze zwischen Physik und Metaphysik mit der Zunahme unseres Wissens aber ständig...

Gysi
 
wissenschaftliche Theorien

Original geschrieben von Gisbert Zalich
1. Du nimmst an, dass die Vielweltentheorie prinzipiell nich widerlegwar ist. Wer weiß, wie das in 100 Jahren aussieht...
Natürlich nehme ich das an:

Wenn es mehrere Welten (nebeneinander) gibt, dann können wir sie weder beobachten, noch mit ihnen wechselwirken.
Wir können also prinzipiell, allein aus der Definition (einer Parallelwelt) heraus, keine Experimente machen und die Vieleweltentheorie daher prinzipiell nicht widerlegen. Für eine wissenschaftliche Theorie fordert aber die Wissenschaftstheorie, daß sie prinzipiell widerlegbar sein muß.

Wenn wir die "anderen" Welten aber doch beobachten und/oder mit ihnen wechselwirken könnten, dann wären diese Welten dadurch integraler Teil unserer Welt und es würde sich nicht um viele Welten handeln.


2. Gehört alles zur Metaphysik, was wir nicht beweisen oder widerlegen können? Dann verschiebt sich die Grenze zwischen Physik und Metaphysik mit der Zunahme unseres Wissens aber ständig...

Keine einzige wissenschaftliche Theorie kann bewiesen werden.

Wenn eine Theorie etwas "befriedigend" beschreibt oder einfacher/umfassender beschreibt, als eine andere Theorie, dann ist diese Theorie keine Metaphysik, wenn sie prinzipiell widerlegt werden kann.
Das heißt, eine wissenschaftliche Theorie beschreibt Beobachtungen und/oder Experimente. Widerspricht eine Beobachtung (im Geltungsbereich) den Aussagen der Theorie, dann ist die Theorie damit widerlegt.

Ist ein solches Experiment grundsätzlich möglich, aber es sind noch keine Widersprüche aufgetaucht, oder beobachtet worden, dann gilt die Theorie als widerlegbar (falsifizierbar).
Eine Theorie, die Anspruch auf Wissenschaftlichkeit stellt, muß also prinzipiell widerlegbar sein.
Ist kein Experiment denkbar, das die Theorie widerlegen könnte, dann ist sie nicht wissenschaftlich und sie gehört in den Bereich der Metaphysik.

Die spezielle Relativitätstheorie beschreibt zum Beispiel die Massenzunahme bei Beschleunigung, oder die Verkürzung von Strecken. Würde jetzt in Beschleunigern eine Massenabnahme beobachtet werden, dann wäre die Theorie widerlegt.

Man würde sie jedoch so lange nicht aufgeben und versuchen, sie zu "retten", bis es eine Theorie gibt, die diesen "Mangel" beheben und im günstigen Fall sogar den Gültigkeitsbereich erweitern kann.

"Beweisen" kann man die sR nicht, denn dann müßten alle möglichen Experimente auch konkret durchgeführt und alle möglichen Beobachtungen auch konkret gemacht werden. Das ist jedoch nicht möglich.

Die sR ist jedoch wissenschaftlich, da sie prinzipiell widerlegbar ist.


Dagegen ist die Theorie von einem Gott nicht widerlegbar.
Es sei denn, man könne das Verhalten Gottes provozieren. Dieses Verhalten darf nicht bereits durch gängige wissenschaftliche Theorien erklärt werden.

Also: immer oder sehr häufig, wenn man einen Zauberspruch oder ein Gebet aufsagt, dann geschieht der Wunsch.
Dann wäre die Theorie wissenschaftlich. Ich bete, der Stein möge sich erheben und manchmal (oder immer) schwebt der Stein in der Luft.
Sie ist widerlegbar, denn wenn der Stein aufgrund eines Zauberspruchs oder eines Gebets nicht öfter schwebt, als ohne diese Sprüche, dann wäre die Theorie widerlegt.

Da die "Wirkung" Gottes aber so behauptet wird, daß sie prinzipiell nicht widerlegbar ist, so gehören dies Behauptungen in das Reich der Metaphysik.


Ich hoffe, der Beitrag hat etwas zum Verständnis von Theorien beigesteuert, die den Anspruch auf "Wissenschaftlichkeit" erheben.
 
Re: wissenschaftliche Theorien

Original geschrieben von Alzii
Da die "Wirkung" Gottes aber so behauptet wird, daß sie prinzipiell nicht widerlegbar ist, so gehören dies Behauptungen in das Reich der Metaphysik.

Ich hoffe, der Beitrag hat etwas zum Verständnis von Theorien beigesteuert, die den Anspruch auf "Wissenschaftlichkeit" erheben.
Und weil die Vielweltentheorie per se unwiderlegbar sein soll, gehört sie in den Bereich der Metaphysik... Mir kommt es darauf an, die REALITÄT zu belegen - soweit das möglich ist.
Der Gottgläubige bemüht sich nicht darum, nach MÖGLICHKEIT zu belegen. Der "Vielweltengläubige" aber wohl - er arbeitet mit den Instrumenten der Logik - das tut der Gottgläubige nicht. Aber beides - Gott und Viele-Welten-Theorie - gehört für dich in den Bereich der Metaphysik. Metaphysik haftet die IRREALITÄT an. Wenn du deine Differenzierung (ist das auch Poppers Differenzierung? :confused: ) sinnvoll aufrecht erhalten willst, dann musst du sagen, dass Metaphysik nicht zwingend irreal ist. Sie kann nur nicht bewiesen werden. Aber abwarten: NOCH nicht...;)

Gysi
 
Das kann man so sagen. :)


Irgend eine der unendlich vielen Spekulationen muß wohl zwangsläufig den Kern treffen, aber welche das ist, und ob wir sie auch begreifen würden, das können wir nicht feststellen.

Beispiel:
wir könnten durchaus eine Computersimulation sein, aber es gibt kein Experiment, das diese "Theorie" widerlegen könnte, noch gibt es irgend ein Experiment, das darüber Aufschluß geben könnte.

Es spräche zwar einiges dafür: die "Unschärfe" (QM) spart Speicherplatz und Rechenkapazität, die Dinge "materialisieren" sich erst dann, wenn sie beobachtet (benötigt) werden, die anscheinende Quantelung der Zeit ist die Taktfrequenz der CPU usw.

Aber ob diese Effekte jetzt den Schluß zulassen, daß wir "simuliert" sind, wage ich zu bezweifeln. ;)
 
Original geschrieben von Alzii
Das kann man so sagen. :)
Na gut. Sei´s drum. Aber eine metaphysische Theorie mit einem greifenden logischen Unterbau ist mir allemal lieber, als irgend ein wild spekulierter Glaubenssatz. Verlasse ich eben die Physik in die Metaphysik. Meine Erkenntnissucht zwingt mich dazu. Die treibt mich auch in Bereiche, aus denen offensichtlich/möglicherweise Beweiskräftiges nicht zu bekommen ist.

Gysi
 
Ich will die Idee von den Multiversen und den Omegapunkt-Computer von Frank J. Tipler nicht abwerten, aber wissenschaftlich sind diese Vorstellungen nicht.

Gegen Spekulationen ist an sich nichts einzuwenden und je näher sie liegen, desto besser integrieren sie sich in unser Weltbild. Man sollte Spekulationen aber als solche erkennen und ihnen nicht Wissenschaftlichkeit unterstellen wollen, wo keine ist.

Jeder spekuliert und das ist auch gut so. :D
 
Original geschrieben von Alzii
Jeder spekuliert und das ist auch gut so. :D
Dann differenziere wenigstens das ganze Feld der Spekulation: naheliegende Spekulation mit einem logischen Unterbau und wilde Spekulation aus den Feuerkesseln der Suggestion, Gehirnwäsche und Drogenhalluzination. Und ernsthafte logische Verknüpfungen einfach vor die Tempel der Wissenschaft an die Katzentische der Spekulationen zu setzen, weil sie bestimmte, eng gesetzte Kriterien nicht erfüllen - halte ich für anmaßend und arrogant. Wer logische Verknüpfungsarbeit leistet, arbeitet genauso wissenschaftlich, wie der andere, der das gesicherte Ziel Widerlegbarkeit vor Augen hat. Das OBJEKT der Arbeit kann nicht über die QUALITÄT der Arbeit bestimmen. Auch wenn deine Definition vom geheiligten Popper-Olymp zu kommen scheint (ist es so? :confused: ): "Wissenschaft ist der jeweilige Stand unseres Irrtums." Sagt Popper selbst... :D

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Und ernsthafte logische Verknüpfungen einfach vor die Tempel der Wissenschaft an die Katzentische der Spekulationen zu setzen, weil sie bestimmte, eng gesetzte Kriterien nicht erfüllen - halte ich für anmaßend und arrogant.

Spekulationen sind nun eben keine Wissenschaft.
Die Tische sind genau so gut, wie andere, aber Dir scheinen sie nicht zu behagen.



>>>> Wer logische Verknüpfungsarbeit leistet, arbeitet genauso wissenschaftlich, wie der andere, der das gesicherte Ziel Widerlegbarkeit vor Augen hat. <<<<<

Auch wenn Du es "logisch" nennst, die Multiversen ergeben sich logisch aus keiner anerkannten wissenschaftlichen Theorie.
Denn jede wissenschaftliche Theorie ist (nur) ein Modell, das abkürzend Beobachtungen und Experimente beschreibt.
Selbst wenn das mit der Logik funktionieren würde, so ist doch das "Objekt" der Spekulation jenseits aller Beobachtung.
Wie will man wissen, ob ein Modell auch etwas Anderes beschreiben kann, als das Gebiet, für das es ursprünglich entwickelt wurde?
Vor allem, da eine Beobachtung prinzipiell nicht möglich ist.



>>>>>>>>> Das OBJEKT der Arbeit kann nicht über die QUALITÄT der Arbeit bestimmen. <<<<<<<<<<<<

Aber über die Wissenschaftlichkeit.
Wir können auch qualitativ hochwertig über die Anzahl der Engel (Objekt der Arbeit) auf einer Nadelspitze philosophieren und spekulieren, was wohl ein beliebter Denksport christlicher Scholastiker gewesen ist.
Wir können dabei auch - wie die Leute damals - jede Menge logischer Schlußfolgerungen einbauen (hohe Qualität).
So lange man Engel nicht beobachten oder messen kann und so lange die Modelle nicht falsifizierbar sind, können sie so aufwendig gestrickt sein, wie sie wollen - wissenschaftlich sind sie nicht.



>>>>>> Auch wenn deine Definition vom geheiligten Popper-Olymp zu kommen scheint (ist es so? :confused: ): <<<<<<<<<

Ja, bei der Falsifizierbarkeit handelt es sich um ein Wissenschaftskriterium von Sir Karl R. Popper, das er glücklich gefunden hat, um den Wissenschaftsbegriff und ihre "heiligen Hallen" überhaupt noch vor einer drohenden Beliebigkeit retten zu können.




Sein Ausspruch: >>>Gisbert>>>>> "Wissenschaft ist der jeweilige Stand unseres Irrtums." Sagt Popper selbst... :D <<<<<<<<<

Ist in diesem Sinne zu begreifen.

Da wissenschaftliche Theorien nicht bewiesen, sondern nur widerlegt werden können, ist es (jederzeit) möglich und auch wahrscheinlich, daß eine momentan gültige Theorie durch neue Beobachtungen und Experimente oder durch eine andere Interpretation zu Fall gebracht wird.

Wir ersetzen dabei lediglich eine (unbewiesene) widerlegte Theorie durch die nächste (unbewiesene) noch nicht widerlegte Theorie, die auch einmal widerlegt wird: "Wissenschaft ist der jeweilige Stand unseres Irrtums."



Meine eigene Auffassung ist noch wesentlich radikaler, als der moderate Entwurf von Popper. Ich betrachte seine Erkenntnistheorie und seine Forderung an eine wissenschaftliche Theorie durchaus nicht als "heilig", aber er ist diesbezüglich momentan bei den meisten Wissenschaftlern anerkannt.


Du kannst gerne andere/eigene Kriterien von "Wissenschaftlichkeit" aufstellen.
So lange mir aber keine anderen/plausibleren Merkmale bekannt sind, bleibe ich beim Popperschen Entwurf.
 
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Dann setze ich mich eben an den Katzentisch und fresse Kittekat. Scheint mir eben gut zu schmecken. :D

Gysi
 
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