original von Pantau
Zur Frage zurück, ob man ein Leben nach dem Tod logisch ableiten kann: bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein waren Religion und Naturwissenschaften erbitterte Feinde, die sich widersprechen mussten.
Man kann hier nicht allgemein von Religion sprechen, es war (und ist) die
christliche Religion.
Sie war es, die ihren Kinderglauben mit Feuer und Schwert durchsetzte:
Während (eingeschränkt) im Judentum und später im Islam die hitzigsten wissenschaftlichen Dispute geführt wurden, hat man bei den Katholen die Zahl der Engel auf einer Nadelspitze berechnet, überlegt, ob Frauen eine Seele haben oder ob der Zweck jegliche Mittel heiligt (Thomas von Aquin).
Während die Alten und zu allen Zeiten die Seefahrer (ein Schiff verschwindet am Horizont zuerst mit dem Rumpf und mit dem Mast zuletzt) von der Kugelgestalt der Erde wußten, haben sich die katholischen Scholastiker mit der Lehre von der Erdscheibe blamiert.
Eine Religion, die ernsthaft den Glauben an die leibliche Auferweckung von Toten, an den Überwasserlauf, eine Jungfrauengeburt, die Zeugung durch einen Vogel, die wundersame Speisung und (nach einem priesterlichen Zauberspruch) an die tatsächliche Verwandlung einer Oblate in den Leib des Gesalbten verlangt, kann nur mit jeglicher Wissenschaft kollidieren.
Niemand hat die Katholiken gezwungen, solcherlei Ammenmärchen zu ihren Glaubenssätzen zu erheben.
Bei den Juden und im Islam fehlen diese Fallen für den gesunden Menschenverstand gänzlich.
Die Wissenschaft verträgt sich nämlich sehr wohl mit Religion allgemein, da beider Gebiet sich gewöhnlich nicht überschneidet und Metaphysisches prinzipiell nicht mit den Naturwissenschaften kollidiert.
Dagegen ist die Katholika grundsätzlich mit den Naturwissenschaften unvereinbar, da per Dogma allein die Katholiken die absolute Wahrheit besitzen.
Daher haben sie systematisch das traditionelle Wissen vernichtet, denn wozu benötigt man eine Wissenschaft, wenn alles nötige Wissen in der biblischen Sprüchesammlung geschrieben steht?
Erst durch die Erkenntnisse der modernen Physik ist plötzlich eine Weltsicht möglich, die zumindest im Prinzip so etwas wie ein Leben nach dem Tod nicht mehr als völlig ausschließen muss, ohne mit den Naturgesetzen in Konflikt zu geraten.
Mit welchen "Naturgesetzen" sollte denn die Lehre von einem Leben nach dem Tod kollidieren?
Mir ist keines bekannt. Und es hat sich meines Wissens auch noch kein einziger Naturwissenschaftler von irgendwelchen "Naturgesetzen" von seinem Glauben abhalten lassen.
Ich finde zwei Dinge schade.
1. die Tatsache, dass die Erkenntnisse der modernen Physik und die daraus folgenden erheblichen philosopischen Konsequenzen, den aller meisten Menschen leider nicht bekannt sind.
Bereits vor mehr als 2000 Jahren kannten die Hindus die Lehre von der ewigen Wiederkehr. Es gibt eine große Periode, in der das gesamte Weltall verlöscht und dann darauf neu entsteht, und in der größten Periode verlöscht das Weltall und Brahman, um wieder neu zu entstehen.
Damit ist alle "kausale" Verbindung aufgehoben.
Aus dieser Vorstellungswelt resultiert die
ewige Wiederkehr und zu Ende gedacht auch die "Multiversen", denn ohne Kausalität kann man nicht von einem "Nacheinander" sprechen.
Die vielen Welten können genau so gut als "parallel" (existierend) betrachtet werden.
Nur weil die Physik in den letzten Jahren auf ähnliche Gedanken verfallen ist, sind sie nicht neu, sie sind vielmehr schon seit Jahrtausenden bekannt.
>>>>> 2. sind bis heute die meisten Theologen leider nicht zu einem ernsthaften Dialog bereit. <<<<<<<
Die katholischen Theologen?
Das waren sie noch nie, warum sollten sie jetzt plötzlich den Dialog suchen?
Sie allein und ihr eifersüchtiger Gott sind im Besitz der absoluten Wahrheit, niemand sonst.
Wenn ich versuche, mit Theologen über die Vereinbarkeit oder Unvereinbarkeit mit der Naturwissenschaft zu sprechen, sind die Reaktionen fast immer die gleichen: "Woher weist du, dass die Logik nicht auch von Gott kommt, der sich dann außerhalb der Logik befindet?" (hab ich schon x-Mal gehört, EHRLICH!!)
Was soll man auf solche geistigen Genikbrüche antworten?
Vielleicht geht das:
Wenn die Logik von Gott kommt, dann ist die Logik göttlich.
[Gott hat uns nach seinem Bilde geschaffen und unsere Logik ist seine Logik.]
Sonst wäre sie Lüge.
Wenn die Logik göttlich ist, warum sollte derjenige der sie uns gegeben hat, außerhalb der Logik stehen?
Um sich vor uns zu verbergen?
Wenn er sich aber verbergen will, dann können wir nichts über Gott wissen.
Also können auch die Theologen keine Aussagen über ihn/sie und seine/ihre Eigenschaften machen.
Dann kommt das Argument der göttlichen Inspiration, worauf Du sofort zum Propheten Gottes aufsteigen kannst, indem Du behauptest, direkt inspiriert zu sein.
Wenn er Dir nicht glaubt - warum glaubt er den anderen "Offenbarungen"? Gott steht außerhalb der Logik ...
(Die Leute, die heutzutage ernsthaft behaupten, direkt von Gott beauftragt oder inspiriert zu sein, sind ein großes Problem für die Amtskirchen, denn streng genommen können sie nicht dagegen argumentieren, da das Christentum selbst eine Offenbarungsreligion ist.)
Gott außerhalb der Logik zu plazieren heißt, sich theo
logisch(!) ein Eigentor zu schießen, denn dann kann Gott genau so gut ein unberechenbarer, abartiger "Freak" sein.