Z
zwetsche
Guest
AW: das Problem Armut - mein Lösungsvorschlag
Hallo Ben,
Du hast leider Recht, obgleich das Problem schon vielschichtiger ist, worauf Miriam schon hingeweisen hat. Denn wenn ich nun beim heimischen Schlachter, Bäcker, Bauern, statt bei Aldi, Lidl und Co kaufe, verlieren die Bauern in der dritten Welt eher und gewinnen nichts dazu.
Hinzu kommt, daß das "Geiz ist geil" Streben inzwischen auch bei uns einen realen Hintergrund hat. Während ich es noch vor 10 Jahren als Schutzbehauptung tituliert hätte, gibt es heute auch bei uns mehr und mehr Familien, die knallhart kalkulieren müssen, und dabei handelt es sich nicht nur um "Hartz 4"- Fälle. die können sich die "fair trial" Produkte einfach nicht leisten. Es gibt inzwischen mehr und mehr Fälle von echtem Mundraub, wer hätte dies bis vor kurzem für möglich gehalten?
Wer es kann, sollte es freilich versuchen und lieber weniger, stattdessen sinnvoll konsumieren. Und mir kann keiner erzählen, er sei arm, der für die weihnachtlichen Geschenkorgien tausende von Euro verprasst, zehn mal im Jahr in den Urlaub fährt und sich für den zwanzigsten Aku-Dreiecksschleifer Mittwochs frühmorgens vorm Aldi in die Schlange stellt, in der vagen Hoffnung irgendwozu sei dieses undefinierbare Ding schon gut, Hauptsache billig. Es würde vielleicht nicht nur den Menschen in der dritten Welt helfen, sondern könnte auch der Figur einiger nicht schaden.
Ich wäre aber ein Pharisäer, würde ich behaupten, daß ich das richtig mache.
Ich habe auch über 10 Gitarren und giere kurz nach dem Kauf schon nach der nächsten, obgleich ich von der Vernunft her genau weiß, daß ich in der Regel doch nur 2 bis 3 davon spiele und sich mein Spiel nicht infolge der Anschaffung neuer Instrumente, sondern durch hartes Üben verbessert. Aber das ist nicht so entspannend wie Einkaufen. Außerdem klingt ostindischer Palisander, Tropenholz, einfach besser als Birkenholz.
Etwas resignierender Gruß von
Zwetsche
Hallo!
Hm... ich denke, eine gerechtere Verteilung des materiellen Wohlstandes ist kaum oder nur sehr schwer durch Gesetze und Richtlinien möglich. Bei uns in Europa gibt es solche Gesetze ja schon. Sie wurden erlassen, um den Leuten ein sozialeres Arbeitsklima zu verschaffen und die Ausbeutung des einfachen Volkes zu verhindern. Das hat jedoch dazu geführt, dass Konzerne einfach in Länder übersiedeln, wo es diese Gesetze nicht gibt.
Gesetze für alle Länder zu erlassen, die fairere Arbeitsbedingungen für alle Menschen bedeuten, sind meines Erachtens nicht durchzuführen, weil viel zu viele Leute mit großem Einfluss dagegen wären.
Wir Europäer beanstanden gerechte Arbeitsbedingungen für uns, doch kaufen fleißig Produkte von Unternehmen, die außerhalb von Europa keine Rücksicht auf diese Arbeitsbedingungen nehmen. Genauso müssen bei uns Konzerne strickte Auflagen erfüllen, damit Umweltverschmutzung bei uns minimiert wird, doch gleichzeitig kaufen wir eifrig Wahren von Konzernen, die außerhalb von Europa keine Rücksicht auf Umweltschutz nehmen oder nur sehr bedingt.
Daraus ergibt sich sozusagen ein dreifaches Dilemma.
Erstens werden die Menschen in den ärmeren Ländern ausgebeutet. Es gibt keine ordentlichen Gewerkschaften, die die Rechte der Arbeiter vertreten würden. Armut, Kriminalität und Leid wächst gravierend.
Zweitens wird die Umwelt, und somit unser ganzer Planet Erde, durch diese Ausbeutung aufs Gröbste belastet und beschädigt. Die Folgen davon treffen die gesamte Menschheit, wenn auch nicht jeden gleichermaßen.
Und drittens fällt es Unternehmen in den Industrieländern zunehmend schwer sich gegen Unternehmen in den ärmeren Ländern zu behaupten. Dort können nämlich Produkte zum Spottpreis hergestellt werden, weil Arbeiter schlecht bezahlt werden und teure Umweltschutzmaßnahmen wegfallen.
Es gibt sogar bei uns immer wieder Stimmen, die mehr "Freiheit für Unternehmen" verlangen, damit sie den Konzernen, die stark in armen Ländern vertreten sind, noch die Stirn bieten können. Dass das auf Kosten der Arbeiter hier ginge, wäre mehr als klar.
Die meines Erachtens sinnvollste Art dem entgegen zu wirken, ist mehr Bewusstsein unter den Konsumenten zu verbreiten. Es muss uns klar werden, dass wir mit unserem täglichen Ausschauhalten nach noch billigerem, täglich Armut und Ausbeutung fördern. Denn im Grunde machen Konzerne das ja. Sie sehen zu, wie sie noch billiger produzieren können. Umso billiger sie produzieren können, umso größeren Gewinn können sie erwarten, weil die Konsumenten in erster Linie auf den Preis schauen.
Würde der Konsument jedoch mehr darauf achten, dass das gekaufte Produkt in fairen Verhältnissen entstanden ist, also sprich menschen- und umweltgerecht, dann müssten Konzerne demnach produzieren.
Dadurch würden wir dem dreifachen Dilemma, das ich oben erwähnte, am wirksamsten entgegenwirken!
Um das Bewusstsein des Konsumenten zu erweitern müssen jedoch auch andere Maßnahmen gesetzt werden. Es müsste zum Beispiel eine Institution geschaffen werden, die Wahren darauf überprüfen, unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden. Diese Institution kann es dem Konsumenten erst möglichen machen, zu wissen, was er kauft.
Ich denke, das wäre die demokratischste und effizienteste Art die Armut zu stoppen. Demokratisch deshalb, weil jeder einzelne die Wirtschaft mit seinem Konsumverhalten mitbestimmt. Was wir im Grund eh schon tun, nur halt nicht bewusst.
Ich denke nicht, dass es eine Lösung wäre die Globalisierung zu stoppen. Egoisten entwickeln sich zu verantwortungsvollen Konsumenten, indem man ihnen klar macht, dass ihr egoistisches Einkaufen, nicht nur anderen schadet, sondern sogar ihnen selbst.
Es ist nämlich in der Tat so, dass wir mit unserem Billigstreben oft etwas kaufen, das die Umstände des Lebens auf diesem Planten erheblich verschlechtert. In dem Sinn ist billiges Einkaufen auf lange Sicht gesehen in Wahrheit oft teurer.
Das müssen wir begreifen, und so danach handeln, dass wir fair-produzierte Warhen fördern.
Ben
Hallo Ben,
Du hast leider Recht, obgleich das Problem schon vielschichtiger ist, worauf Miriam schon hingeweisen hat. Denn wenn ich nun beim heimischen Schlachter, Bäcker, Bauern, statt bei Aldi, Lidl und Co kaufe, verlieren die Bauern in der dritten Welt eher und gewinnen nichts dazu.
Hinzu kommt, daß das "Geiz ist geil" Streben inzwischen auch bei uns einen realen Hintergrund hat. Während ich es noch vor 10 Jahren als Schutzbehauptung tituliert hätte, gibt es heute auch bei uns mehr und mehr Familien, die knallhart kalkulieren müssen, und dabei handelt es sich nicht nur um "Hartz 4"- Fälle. die können sich die "fair trial" Produkte einfach nicht leisten. Es gibt inzwischen mehr und mehr Fälle von echtem Mundraub, wer hätte dies bis vor kurzem für möglich gehalten?
Wer es kann, sollte es freilich versuchen und lieber weniger, stattdessen sinnvoll konsumieren. Und mir kann keiner erzählen, er sei arm, der für die weihnachtlichen Geschenkorgien tausende von Euro verprasst, zehn mal im Jahr in den Urlaub fährt und sich für den zwanzigsten Aku-Dreiecksschleifer Mittwochs frühmorgens vorm Aldi in die Schlange stellt, in der vagen Hoffnung irgendwozu sei dieses undefinierbare Ding schon gut, Hauptsache billig. Es würde vielleicht nicht nur den Menschen in der dritten Welt helfen, sondern könnte auch der Figur einiger nicht schaden.
Ich wäre aber ein Pharisäer, würde ich behaupten, daß ich das richtig mache.
Ich habe auch über 10 Gitarren und giere kurz nach dem Kauf schon nach der nächsten, obgleich ich von der Vernunft her genau weiß, daß ich in der Regel doch nur 2 bis 3 davon spiele und sich mein Spiel nicht infolge der Anschaffung neuer Instrumente, sondern durch hartes Üben verbessert. Aber das ist nicht so entspannend wie Einkaufen. Außerdem klingt ostindischer Palisander, Tropenholz, einfach besser als Birkenholz.
Etwas resignierender Gruß von
Zwetsche