AW: Wenn es einen Gott gibt, warum hilft er den Leiden nicht?
Ich bin dafür, den Menschen als schuldlos an seiner Unfertigkeit, mit der er ins Leben kommt, zu sehen, aber als lernbedürftig und -fähig, neben den allgemeinen Inhalten auch mit speziellen Themen konfrontiert, die er durch seine Sozialisation bzw. durch sein Zusammenspiel/seine Abgrenzung mit/von den ersten Beziehungs- und Sozialerfahrungen kennenlernt und
zu bearbeiten hat. Für die Fehler, die ihm dabei passieren, ist er selbst verantwortlich und wird auf entsprechende Menschen treffen, die ihn seiner eigenen Haltung entsprechend fordern, fördern und mit ihm teilen.
Ich meine, dieses Menschenbild ist sowohl mit der Karmalehre als auch mit der Erbschuld vereinbar, schließt aber die Vorstellung eines selbstverschuldeten persönlichen Schicksals ebenso aus wie die ohnmächtigen Ausgeliefertseins an das Schicksal oder eine Befreiung von diesem.
Das Problem hier liegt wie bei allen Überladenden Multibegriffen in der Unbestimmtheit des Schuldbegriffes: Man redet aneinander vorbei (bzw man denkt an sich selbst vorbei) und verfängt sich in Widersprüchlichkeiten.
So sollte man den Schuldbegriff erstmal in seine unterschiedlichen Besetzungen aufdröseln bevor man sie dann (getrennt) diskutiert.
Beim Schuldbegriff wären es überwiegend 3 unterschiedliche Hauptbesetzungen
1 Schuld als Verursachung bzw kausale Grundlegung
2 Schuld als Pflicht bzw Handlungsbedarf
3 Schuld als sozial/ethische moralische Fehlhverhalten
sicherlich können für einen bestimmten Fall alle 3 Besetzungen zusammnfallen - müssen es aber nicht!
zb ich habe aus versehen jemanden meinen Kaffee über die Jacke geschüttet (kausal). dies ist sozialethisch nicht vetretbar weil man fremdes Eigentum respektiert (moralisch). Daher lasse ich sie auf meine Kosten reinigen (Pflicht)
Dies akzeptier ich weil mir eine (von mir gewählte) Gemeinschaft und damit ihre Regeln wichtig ist. Ein anderes Verhalten würde diese Gemeinschaft gfährden.
zB ich bin nackt in einen Badesee gegangen (kausal)
dies ist nach konservativer Ethik verwerflich weil bei anderen sexuelle Begierden wecken bzw das religiöse Schamgefühl verletzen könnte.(moralisch). Daher bedecke ich sofort meine Blöße eile in die Kirche und Büße mit 25 Kerzen und und 120 Gebeten und Gelöbnissen daß ich dies nie wieder tue. (Pflicht)
Dies akzeptier ich nicht weil es nicht meiner Ethik entspricht und mir dieses religiöse Gemeinschaft auch nicht wichtig ist (Eher im Gegentei fühle ich mich verpflichtet diese Ethik zu verändern weil sie mein Leben bedroht)
So haben Neugeborene sicherlich keine Schuld im Sinne von Verursachung.
Aber sie haben Schuld im Sinne von Pflicht (Sie müssen die Gemeinschaft,Familie,Kultur;Erde erhalten wenn sie ihnen wichtig ist )
Ethisch sozial gesehen können sie kein moralisches Fehlverhalten an den Tag legen wenn sie sich keiner Ethik bewusst sind.