Sehr differenzierte und ausgereifte Meinung, wobei ich aber nicht nachvollziehen kann, was an dem Wort "Wir" unpersönlich ist; ich jedenfalls meine immer "Wir Menschen" und ein Mensch ist immer auch eine Person. Liebe Grüße Zeili
Nur einmal zur Verdeutlichung: Sylvester 2009 sprach der Priester in seiner Predigt sehr schön davon, was
"Wir" alles im Neuen Jahr tun können.
Nach der Messe bin ich zu ihm hin und fragte, ob er sich mit in das
"Wir" einbeziehen würde, Er schaute mich ganz erstaunt an und ich meinte ich wartete immer noch auf eine Bitte um Verzeihung von ihm. Er war ganz verwundert und meinte ich hätte ihn doch angebrüllt. Darauf antwortete ich ihm in dem sanftesten Ton, der mir möglich war: "Ja!
Mein Gott ist nicht grausam, tut mit leid für ihren."
Damit hatte der gute Mann einige Zeit vorher eine ganze Messe gestaltet und zum Schluß, wo jeder Katholik zu Recht den Friedendgruß erwarten konnte, diese Botschaft in mindestens zehn weiteren Variationen noch einmal vom Altar verkünden lassen. Und ihm seinen eigenen Text entgegen gebrüllt.
An Sylvester habe ich es nur noch ein paar Mal wiederholt. Da fing doch glatt der gute Mann selber an zu brüllen: "Raus, Raus ich habe hier Hausrecht." Ich habe damals lachend die Sakristei und die Kirche verlassen und festgestellt, das ist eine meiner leichtesten Übungen, raus geschmissen zu werden.
Nach diesem Vorfall wurden der Kindesmissbrauch durch Priester und Ordensgeistliche in der römischen Kirche aufgedeckt. Eine Sache, die ich mit sehr viel Befriedigung wahrgenommen habe.
Denn der Priester der für einen solchen Missbrauch angeklagt war, bekam in dem Kloster in das ich eintreten wollte selbstverständlich Asyl während seiner Untersuchungshaft und durfte auch weiter dort die Messe lesen, während ich misstrauisch von der Äbtissin beäugt wurde, ob ich wohl zu ihnen passte.
Später wurde ich dann für ein Jahr weggeschickt, weil ich nicht reif genug war, an mir arbeiten müsse und mein Kontakt zu Gott nicht stimmte, wenn ich wütend würde.
Mittlerweile habe ich genau das Gegenteil für mich entdeckt und dringe eben darauf, das eben jeder Mensch in seinem Kontext seinen ganz persönlichen Wert und Handlungsspielraum entdeckt.
Dies wird mir ganz einfach noch zu oft durch ein verallgemeinerndes
Wir verschluckt und unterdrückt.
Fazit also, wenn Du und ich uns in einem Punkt einig sind, dann können wir von einem
"Wir" sprechen.
Wir können vermutlich auch sagen wir lieben beide Musik, aber ob wir beide die gleiche Musik lieben darüber müssten wir uns erst gegenseitig verständigen.
rg