Um Himmels willen, ist das Thema schon beendet, komme ich etwa zu spät?!? *hektisch umschaut*
Egal, ich möchte dennoch einen kurzen Beitrag einwerfen, möge jener eben hinter dem bereits gesetzten Schlussstrich seine Aufwartung machen...
Ich vermute, der Überbegriff für die Bedeutungen, welche u.a. in den Begrifflichkeiten Scham und Gewissen enthalten sind, kann man als die ausgeprägten und stets vielfältigst wirkenden Bestandteile unseres individuellen Wertesystemes betrachten.
Wie Majanna bereits trefflichst zugefügt hat, sind Werte nicht nur von außen bedingt, sondern entstehen zweifelsohne auch und vielleicht sogar primär aus uns selbst heraus. Denn wir werden schließlich nur die kürzeste - wenn auch prägenste - Zeit unseres Lebens elterlich erzogen, später sagt uns niemand mehr, "lass das, das macht man nicht, pfui"...später sind gar wird es, die jene unreflektierten Phrasen dreschenderweise an den eigenen Nachwuchs weitergeben.
So werten wir selbst, wir bewerten andauernd andere Menschen und auch unser eigenes Tun, wir prüfen, ob es unseren individuellen Wertevorstellungen entspricht. Das Beispiel von Majanna besagt, wie ich finde, dass man mit den eigenen Werten leicht in Konflikt geraten kann, vor allem dann, wenn Dritte diese Werte beeinflussen und eigene Moralvorstellungen dann übergangen werden, um - sei es auch nur aus Unsicherheit oder Unbeholfenheit - die von außen gestellten Erwartungen zu erfüllen. Hierzu gibt es auch interessante wissenschaftl. Studien, eine hiervon ist sehr bekannt. Menschen, welche vollkommen harmonisch in der Gesellschaft leben und keinerlei kriminelle oder gewalttätige Tendenzen aufzeigen, werden im Zuge einer solchen Studie zu sadistischen Folterern, nur weil das eigene Wertesystem zeitweise durch ein von außen aufoktroyiertes ersetzt wird. Dieses durch die Anderen verlangte und somit scheinbar legitimierte Tun, wird von den Menschen als höherwertig eingestuft, so dass sie eigenes Reflektieren und Werten in den Hintergrund drängen. Sie handeln somit nicht mehr eigenreflektiert. In nur sehr wenigen Ausnahmefällen, war das individuelle Wertesystem stabil und dominant genug, um weiter zu funktionieren und die scheinbare Autorität des äußerlich verlangten Tuns in Frage zu stellen. In den meisten Fällen war dem jedoch nicht so.
Dies zeigt u.a., dass das menschliche Wertesystem enorm komplex und so leicht nicht zu durchleuchten ist. Wir handeln nicht immer so, wie wir es selbst für richtig erachten, sonst hätten wir keine Gewissensbisse.
Nochmal kurz zur Scham. Eines ist mir an mir persönlich aufgefallen. Je selbstbewusster man wird und je stabiler und eigenständiger das eigene Werten geartet ist, desto seltener sehe ich mich mit Schamgefühlen konfrontiert. Scham ist für mich kaum noch präsent und wenn, dann bin ich animiert, jene Schamgefühle zu hinterfragen, was selbige dann zumeist ihrer ohnedies zweifelhaften Substanz beraubt.
Viele Grüße,
Philipp