• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

Heidegger und konfuser Wortzauber


Hallo Philipp!

PhilippP schrieb:
... ich gehe soweit und behaupte,
dass es die "Sprache" als gesonderte Angelegenheit nicht gibt,
auch nicht als "Vehikel für Kommunikation";

... Für mich hingegen ist Sprache in erster Linie
ein durch spezifische Konventionalisierungsprozesse entstandenes Sammelsurium
an bedeutungstragenden Zeichen einerseits, ...

Sprache ist demnach einerseits Epiphänomen,
andererseits steht das, was wir als Verständigung wahrnehmen,
für eine grundlegende Möglichkeit des Menschen, die biologisch verankert ist.

Mit der Feststellung einer "grundlegenden Möglichkeit des Menschen, die biologisch verankert ist"
liegen wir ja auf der selben Linie.

PhilippP schrieb:
...
Schließlich: wäre die Sprache ein bestimmtes "Vehikel für Kommunikation", so wäre fraglich,
wie dann eine erste Konventionalisierung (s.o.) überhaupt stattfinden kann,
die Kommunikationsfähigkeit scheint also schon vor dem, was wir gemeinhin mit Sprache meinen,
gegeben zu sein: sie ist grundlegender.

Zweifellos ist in der Entwicklung der Menschheit die Fähigkeit zur Verständigung vor der Sprache
aufgetreten, anders wäre die Herausbildung von Konventionen nicht erklärbar.

Als Hypothese über die Entwicklung dieser Fähigkeit erscheint die Annahme eines allmählichen
Überganges von einfachen Gesten und modulierten Lauten zu einer immer feiner differenzierten
Artikulation naheliegend.
Ab welcher Entwicklungsstufe diese Fähigkeit nun als "Sprache" bezeichnet wird,
bzw. als "Vehikel zur Verständigung", darüber könnte man natürlich lange diskutieren.
In dieser Frage will ich mich nicht auf eine bestimmte Benennung versteifen.

Und wenn die Sprache als Vehikel zur Weitergabe von Gedanken begriffen wird, dann folgt daraus
auch, dass in der Entwicklung der Menschheit die Gedanken vor der Sprache aufgetreten sein mussten.
Obwohl wir heutigen Menschen häufig verbalisiert denken, darf die häufig postulierte Abhängigkeit
des Denkens von der Sprache nicht als grundsätzlich angenommen werden.


Dass Heidegger die Sprache verwest und hypostasiert, ...

tja, so sind eben so manche Damen und Herren Philosophen!

Die Aussagen von Philosophen muss man behandeln wie die Sprüche von Religionsgründern
oder Sekten-Gurus:
Nicht alles, was sie verzapfen, ist falsch,
aber man muss sorgfältig auswählen, was davon auch heute noch brauchbar ist.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
Werbung:
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

[ ]
1. er wird seine bewußten gründe gehabt haben warum er abgebrochen hat
2. denke mal dass die meisten es weniger begründen könnten warum sie keine "möchtegern" priester sind....



3. was verstehst du genau unter "sülze" ?
4. oder nutzt du es als rhetorisches mittel um lediglich auszudrücken dass dir sülze nicht schmeckt ?


5. na ja- schärfe ist so ein ding........ hast su schon mal versucht mittels laserpointer einen raum zu beleuchten, oder schon mal durchs mikroskop geschaut ?? für ein mindestmaß an holistischer betrachtung bedarf es einer gewissen diffusität der beleuchtung. ansonsten sind die meisten inhalte einfach unterbelichtet ... ^^

Zu 1.:
Ja, und ich schätze an Heidegger, dass er mit Hilfe seiner philosophischen Reflexion seine ursprüngliche Berufswahl rechtzeitig korrigiert hat!
Zu 2.:
Das könnte sein...oder seyn ...:dreh:
Zu 3.:
Das beispielsweise, was katholische und protestantische Popen/Pfaffen/Pastoren so verbal absondern, wenn sie zu den gläubigen :schaf::schaf::schaf:, meistens von oben/den Kanzeln herab, sprechen/predigen ...
Zu 4.:
Nein, ich denke dabei nicht an das Metzgerei-Produkt!
Zu 5.:
Mit gedanklicher "Schärfe" meinte ich beispielsweise die sehr detaillierte philosophische Kritik ADORNO's an Heideggers fundamentalontologischem Ansatz in seiner "Negativen Dialektik", Frankfurt/M., 1970, S. 67 -134.
moebius
 
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

Zu 1.:
Ja, und ich schätze an Heidegger, dass er mit Hilfe seiner philosophischen Reflexion seine ursprüngliche Berufswahl rechtzeitig korrigiert hat!

Hallo moebius,

ich las da einst etwas von mangelnder gesundheitlicher Eignung (Herzschwäche war es glaube ich), es war also wohl mehr ein biologisch erzwungener Berufswechsel und weniger die Folge einer "philosophischen Reflexion", aber vielleicht hast Du das ja ohnehin mehr scherzhaft so formuliert. ;)

Beste Grüße,

Philipp
 
AW: Heidegger und konfuser Wortzauber


Hallo Philipp!

Ab welcher Entwicklungsstufe diese Fähigkeit nun als "Sprache" bezeichnet wird,
bzw. als "Vehikel zur Verständigung", darüber könnte man natürlich lange diskutieren.
In dieser Frage will ich mich nicht auf eine bestimmte Benennung versteifen.


Hallo Neugier,

ich möchte schon lange ein Buch zur Sprachentwicklung lesen, es handelt sich um Dieter E. Zimmers "So kommt der Mensch zur Sprache: Über Spracherwerb, Sprachentstehung, Sprache und Denken". Vielleicht bin ich danach etwas schlauer, Zimmers "Tiefenschwindel" fand ich jedenfalls sehr bereichernd, der Mann verfügt über eine beeindruckende intellektuelle Schärfe.

Beste Grüße,

Philipp
 
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

Hallo moebius,

ich las da einst etwas von mangelnder gesundheitlicher Eignung (Herzschwäche war es glaube ich), es war also wohl mehr ein biologisch erzwungener Berufswechsel und weniger die Folge einer "philosophischen Reflexion", aber vielleicht hast Du das ja ohnehin mehr scherzhaft so formuliert. ;)

Beste Grüße,

Philipp

Hallo Philipp!
Es könnte sehr gut sein, dass ich die Kraft und "Reichweite" philosophischer Reflexionen bei Heidegger überschätzt habe ...:dontknow:
Möglicherweise sind die Gedanken sekundär - und die Vorgänge im Körper primär...:confused:
Und wahrscheinlich trifft das dann auch nicht nur auf Heidegger zu !?!?
Gruß, moebius
 
Heidegger und konfuser Wortzauber


Hallo Philipp!


Danke für den Hinweis auf Dieter E. Zimmer.

Ich kannte diesen Autor bisher nicht, eine Kostprobe aus seinem Buch "Die Vernunft der Gefühle"
(angeboten auf seiner Homepage http://www.d-e-zimmer.de/index.htm )
lässt aber die Erwartung berechtigt erscheinen, dass sich auch seine Abhandlung
"So kommt der Mensch zur Sprache" als ergiebig und aufschlussreich erweisen wird.

Ich wünsche dazu viel Lesevergnügen mit Aha-Erlebnissen!

Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

Hi :)

Es folgt die Vertonung des bisherigen Threadverlaufs:

EAV - Es fährt kein Zug




Tja, lieber Philipp, so lässt sich Sprache er"fahren". ;)
 
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

Nach EIER-Bach ...:confused:
Das wird die OSTER-Hasen aber freuen ....:clown2:
 
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

Hallo Axl,

ich habe einen Interpretationskurs zur Sprachphilosophie Heideggers besucht, dieser Kurs zog sich über zwei Semester hin und am Ende war ich ernüchtert, um nicht zu sagen: ausgenüchtert.

Es dauerte lange genug, bis ich endlich begriffen hatte, dass Heidegger zuerst Begriffe setzt und nur sporadisch bemüht ist, damit mehr als vag-ungefähre Ahnungen und seicht-oberflächliche Plattitüden anzudeuten.

Aber ich bin einverstanden: als Mystiker würde ich ihn ebenfalls sehen und ich kenne auch Leute, die so wie Du sagen, dass seine Aussagen eine tiefere Bedeutung für sie haben. Bislang konnte mir aber niemand verdeutlichen, was sie damit eigentlich meinen: Heidegger fessele halt irgendwie, er fasziniere.

Kannst Du mir auf die Sprünge helfen?

Es grüßt Dich,

Philipp

Hallo Philipp,

also wenn Du zwei Semester Heideggers Sprachphilosophie hinter Dir hast, werde ich wohl kaum in der Lage sein, Dir meine Faszination zu Heidegger in wenigen Sätzen nahe zu bringen.

Ich habe mich mit Heidegger zunächst einmal sehr kritisch auseinander gesetzt. Moebius hat es bereits proklamiert, Heidegger hätte "einige Jahre die Absicht, den faschistischen Führer (= A. Hitler!) philosophisch führen/beeinflussen zu wollen!"....

Bisweilen liegen mir keine tatsächlichen Aussagen Heideggers vor, welche diese Behauptungen bestätigen.
@ Moebius: bitte um Quellenverweis...

Egal mit welchen Philosophen des 20. und 21. Jahrhunderts ich mich beschäftigt habe, viele von Ihnen beziehen sich auf Heideggers "Sein und Zeit". Um nur einige wenige zu nennen: Hannah Arendt, Hans-Georg Gadamer, Karl Löwith, Herbert Marcuse, Jean-Paul Sartre, Michel Foucaults, Jacques Derrida......

Eins ist doch klar, Heidegger hat die Welt der Philosophie nicht neu erfunden, aber er hat einen festen Fußabdruck in dieser hinterlassen, sodass wir auch noch heute über seinen Sprachzauber philosphieren.

Da ich mich ungern mit Sekundärliteratur allein beschäftige, sondern auch die Primärliteratur lesen, damit der Denker selbst zu Wort kommt, habe ich dann "Sein und Zeit" gelesen.

Um es kurz zu machen, greife ich nur mal die für mich wichtigste Erkenntnis aus diesem Buch heraus, nämlich die Verbindung von Sein und Zeit zum Dasein. Daraus erfolgte bei mir zwangsläufig die Frage, was ich mit meiner Restlebenszeit anfange.

Obwohl die Philosophiebücher, welche in Paragraphen eingeteilt sind, sich eher abschreckend darstellen, fand ich persönlich "Sein und Zeit" gar nicht so unverständlich, wie viele Leute so behaupten. Also da gibt es noch weitaus schwieriger zu lesende Bücher. Evtl. habe es die großen "Hs" der deutschen Philosophie - Hegel, Husserl, Heidegger, Hannah, Habermas - generell nicht so mit Einfachheit und Vereinfachung. Man wird gezwunden die übliche Form, Formung und Formatierung zu verlassen, um die eigentlichen Inhalte und Substanzen erfassen zu können - um in ihnen zu baden (T.Kaiser).

Mit Sätzen wie "Das Bedenklichste ist das noch nicht Bedachte." oder "Die Wissenschaft denkt nicht." fasziniert er mich bis heute und regt mein Denken stark an.

Ich möchte Dir dazu raten, Heidegger nicht so banal bei Seite zu schieben und seinen Wortzauber als konfus oder kurzsichtig zu deklarieren, sondern wenn Du Dich mit dem Heidegger-Universum wirklich auseinander gesetzt hast, dann kannst Du ihn widerlegen.

Darlegen ~ belegen ~ widerlegen....
Alles andere ist nur der Ausdruck seiner selbst.

Lieben Gruß
Axl
 
Werbung:
AW: Heidegger und die Sprache; oder: konfuser Wortzauber?

.....

1. @ Moebius: bitte um Quellenverweis...

2. Egal mit welchen Philosophen des 20. und 21. Jahrhunderts ich mich beschäftigt habe, viele von Ihnen beziehen sich auf Heideggers "Sein und Zeit"....
3. Eins ist doch klar, Heidegger hat die Welt der Philosophie nicht neu erfunden, aber er hat einen festen Fußabdruck in dieser hinterlassen,
4. sodass wir auch noch heute über seinen Sprachzauber philosphieren.

5. Da ich mich ungern mit Sekundärliteratur allein beschäftige, sondern auch die Primärliteratur lesen, damit der Denker selbst zu Wort kommt, habe ich dann "Sein und Zeit" gelesen.

6. Um es kurz zu machen, greife ich nur mal die für mich wichtigste Erkenntnis aus diesem Buch heraus, nämlich die Verbindung von Sein und Zeit zum Dasein.
7. Daraus erfolgte bei mir zwangsläufig die Frage, was ich mit meiner Restlebenszeit anfange.
....

8. Mit Sätzen wie "Das Bedenklichste ist das noch nicht Bedachte."
9. oder "Die Wissenschaft denkt nicht." fasziniert er mich bis heute und regt mein Denken stark an.

10. Ich möchte Dir dazu raten, Heidegger nicht so banal bei Seite zu schieben und seinen Wortzauber als konfus oder kurzsichtig zu deklarieren, sondern wenn Du Dich mit dem Heidegger-Universum wirklich auseinander gesetzt hast, dann kannst Du ihn widerlegen.

....

Lieben Gruß
Axl

Zu 1.:
Eines Tages werde ich Deiner Bitte entsprechen!
Zu 2.:
Ja, aber leider kaum Philosophen, die auch etwas von der Grundlagenkrise der Physik des 20. Jahrhunderts verstehen, die durch die beiden Relativitätstheorien und vor allem durch die Quantentheorie ausgelöst worden ist! (Ausnahme: Carl Friedrich von WEIZSÄCKER, der mit HEIDEGGER persönlich bekannt war !).
Zu 3.:
Ja!
Zu 4.:
Wer ist/sind "wir":confused: Also ich gehöre nicht dazu und finde seine Sprache auch nicht zauberhaft! Das macht aber nichts ...
Zu 5.:
Das ist löblich !
Zu 6.:
Bezüglich des Themas der Zeit ist von MOMO, Kassiopeia und Meister Hora mehr zu lernen als von Heidegger!
Zu 7.:
Wie wäre es, einfach zu leben - und einfach zu leben ...!?
Zu 8.:
Klingt gut, ist aber Sprach-Gesülze, auf das viele hereingefallen sind, wie auf das Pastoral-Gesülze von Predigern, Theologen usw.
Zu 9.:
So, wie Heidegger in seinem Aufsatz/Vortrag "Was heisst Denken?" (gesprochen im Bayerischen Rundfunk im Mai 1952) DENKEN verstanden hat, kann ich ihm zustimmen, was ihm aber relativ egal sein dürfte ...:lachen:
Nur zur Ergänzung: Er versteht unter DENKEN phänomenologisches Sehen (Wesenschau), wovon die Wissenschaften in der Tat Lichtjahre entfernt sind!
Zu 10.:
Dem kann ich voll und ganz zustimmen !!!
Man(n)/frau kann sich erst substantiell von einem Autor distanzieren, wenn er zuvor verstanden worden ist - auch in seinem Scheitern!

Gruß, moebius
 
Zurück
Oben