shouqici
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Nun, ich wollte das Posting nicht noch mit einem langen Zitat ausweiten - war nicht sicher, wieviel Interesse daran besteht - hier ist es:
Zen ist schwer begrifflich festzunageln - es entzieht sich nicht nur dem Begriff 'Religion' noch mehr als der Buddhismus allgemein, sondern der Aussagbarkeit überhaupt -
ich sehe da durchaus auch eine Parallele zu dem Wittgenstein-Zitat. Die 'klassische' Definition, zugeschrieben dem eher legendären Gründer Bodhidharma, ist
Konkret - es ist eher eine Praxis als eine Theorie - d.h. die gibt’s zwar, sie ist aber nicht einheitlich und z.T. sicher widersprüchlich - sie arbeitet ja auch mit Vorliebe mit Paradoxa
- für mich ein ähnlicher Zugang wie der beschriebene Religionsbegriff - Religion weniger als Glauben denn als Tun...
Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß nicht jede Form von Religion notwendigerweise mit religiösen Aussagen verbunden ist. Daß wir kein Kriterium haben, um zwischen wahren und falschen religiösen Aussagen unterscheiden zu können, trifft zu. Wenn eine Aussage sich überprüfen läßt, wissen wir schon, daß sie keine religiöse Aussage ist. Es trifft aber nicht zu, daß religiöse Aussagen völlig willkürlich sind, weil sie auf je vorfindliche, bestimmte religiöse Bedürfnisse antworten müssen. Diese hängen eng zusammen mit der Lebensform und Lebensgeschichte des jeweiligen Menschen und sind darum verschieden von Kultur zu Kultur, von Epoche zu Epoche, ja selbst zwischen Angehörigen ein und derselben Kulturepoche.
Man muß zwischen zwei grundlegend verschiedenen Arten von Religion unterscheiden. Man könnte die primäre Form die 'Glaubenslose Religion' nennen. Wer auf die glaubenslose Art religiös ist, ist entweder zu religiösen Aussagen noch gar nicht vorgestoßen, oder er hat sie schon wieder abgeworfen. Die glaubenslose Religion kann als solche nur aufrechterhalten werden, wenn die Vernunft das wie mit Gewalt zum Wort Hindrängende gar nicht zum Wort kommen läßt.
Die Handlungen (alle vorprädikativen Reaktionen) des menschlichen Geistes sind das Material, aus welchem die Sprache gefertigt ist. Wenn aber die vorprädikative zum Wort hindrängende Religion zum Wort gelassen wird, dann konstituieren sich religiöse Aussagen, bildet sich ein religiöser Glaube. Ihres prädikativen Überbaues wegen hat die Glaubensreligion die Eigenschaft, viel zu reden und viel von sich reden zu machen. Die glaubenslose Religion hingegen ist sprachlos und wirkt ganz im Stillen, weswegen sie in der Regel als Religion weder erkannt noch anerkannt wird. Legitimitäts-probleme hat nur die Glaubensreligion, und je weniger sie grammatisch aufgeklärt ist, desto virulenter sind diese Probleme.
Zen ist schwer begrifflich festzunageln - es entzieht sich nicht nur dem Begriff 'Religion' noch mehr als der Buddhismus allgemein, sondern der Aussagbarkeit überhaupt -
ich sehe da durchaus auch eine Parallele zu dem Wittgenstein-Zitat. Die 'klassische' Definition, zugeschrieben dem eher legendären Gründer Bodhidharma, ist
Eine Überlieferung außerhalb der Lehre,
unabhängig von Worten und Schriften,
direkt auf des Menschen Mark weisend,
sein Wesen erkennen und - erwachen.
Konkret - es ist eher eine Praxis als eine Theorie - d.h. die gibt’s zwar, sie ist aber nicht einheitlich und z.T. sicher widersprüchlich - sie arbeitet ja auch mit Vorliebe mit Paradoxa
- für mich ein ähnlicher Zugang wie der beschriebene Religionsbegriff - Religion weniger als Glauben denn als Tun...
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