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Das sind zwei Fragen zu einem Komplex - da antworte ich gern, brauche aber ein wenig Zeit dazu -
und vielleicht wäre es sinnvoll, dafür einen neuen Thread aufzumachen - hier sind wir ja noch bei 'Religionsbegriff'...
Am 17.03.99 fand in Innsbruck ein Vortrag des Jesuiten P. Sudbrack über 'Zen und Christliche Mystik' statt. Nachdem mir einige seiner Bücher zu diesem Thema bereits bekannt waren, denen ich entnommen hatte, daß die beiden Dinge nicht so recht zusammengehen, ging ich mit einiger Skepsis, um nicht zu sagen mit negativen Erwartungen, hin. Die hielten allerdings nicht lange vor. Ich bin zwar nicht als überzeugter 'Sudbracker' heimgegangen, habe aber eine sehr viel differenziertere Stellungnahme vorgefunden, als ich erwartet hatte. Vielleicht sollte ich die Bücher nochmals lesen...
Er begann mit einem kurzen Überblick über den Buddhismus allgemein und dessen Geschichte, wobei mir jetzt im Nachhinein auffällt, daß der doch recht zentrale Bodhisattva-Begriff in der Darstellung des Mahayana nicht vorkam - er definierte das 'Große Fahrzeug' so, daß darin alle Menschen die Verwirklichung erfahren könnten, und nicht nur Mönche. Dann ging er auf seine persönlichen Erfahrungen mit Zen über, das er einige Jahre offenbar intensiv geübt hat - er arbeitete mit Graf Dürckheim und kannte P. Enomiya-Lassalle sowie einige japanische Meister und einige Persönlichkeiten der Kyoto-Schule persönlich. Da ist es dann auch gleich interessant geworden - Ihr erinnert Euch vielleicht, daß vor gut einem Jahr einmal eine Diskussion lief, inwieweit Dürckheim und Herrigel in die Nazi-Szene verwickelt waren - hier habe ich einmal wenigstens aus zweiter Hand eine fundierte Auskunft: Herrigel sei seiner Meinung nach ein überzeugter Nationalsozialist gewesen [ob er ihn persönlich kannte, hat er nicht erwähnt, das konnte man aber auch Herrigels Antrittsrede in Erlangen entnehmen]; von Dürckheim erzählte er, dieser habe die Meinung vertreten, daß einige Mitglieder der höchsten Nazi-Prominenz eine echte Verwirklichung erfahren und diese skrupellos für ihre finsteren Ziele benutzt hätten [ganz Ähnliches hatte Brian Victoria ('Zen, Nationalismus und Krieg') schon vermutet (persönliche Mitteilung), bisher aber nur schwache Hinweise darauf gefunden], Dürckheim selbst sei aber nicht von der Nazi-Ideologie beeinflußt gewesen [daß er seiner Herkunft und seiner persönlichen Geschichte nach unzweifelhaft wenigstens bis in die Kriegszeit dem nationalistischen Lager nahestand, widerspricht dem nicht].
Initial threads of Zen in Germany
The first attempts to bring Zen to Germany were as early as 1903, when Karl Seidenstuecker founded the 'Buddhist Mission Society' in Leipzig. He was an advocate of Lay Buddhism and wanted Zen and Shin Buddhists along with the Theravada tradition thriving then, but among the comparatively few Buddhists there was little interest in these 'degenerate' forms of Buddhism. So it took about 30 years until the next generation grew interested in the writings of D.T. Suzuki and Alan Watts. But in the meantime, after WW I lost, nationalism had a high tide, and what was seen in Zen was only it's 'heroism'. In 1933/34 the first newsletter concentrating on Zen appeared in Berlin - 'Die Kiefer' (The Pine. Monthly for a young Way of Thinking), but was contaminated with Nazism already. There had been some interest for Shuei Ohasama's 'Zen. Der lebende Buddhismus in Japan' (Zen. The living Buddhism in Japan), published in 1925, in academic circles, but only after WW II, when the first people with real Zen experience returned from Japan and China, real practice took place.
Prof. Eugen Herrigel, who had been in close contact with Ohasama in Heidelberg, approached Zen via kyudo during his stay in Japan (1924 - 1929) and wrote about it ('Die ritterliche Kunst des Bogenschiessens', The gallant Art of Archery, 1936; his book 'Zen in the Art of Archery' was edited in 1948) but he tended towards Nazism (cf. his inaugural lecture at Erlangen University, 1935) and wasn't overly interested in setting up a religious practice group. Another earlier member of the academic community, Karlfried Count Duerckheim, was demoted from his foreign service job because of his jewish grandmother, and sent to Japan as a cultural attaché in 1939. He went on working for Nazi propaganda until about the end of the war he seemingly learned he had served the wrong masters, "the Karlfried went through the Duerckheim" as he put it later. When he returned to Germany in the late forties he founded an own center, the 'Existential-psychological Place of Meeting and Education' in Ruette, which grew to be a whole village of it's own later.
Martin Steinke had left for China in the twenties (?), approached Ch'an training under the master Hsu-yun, and under his Dharma name, Tao-chün, returned after the war. A young half-jew, Fritz Hungerleider, left Vienna for a political refuge in Shanghai in 1938. There he got acquainted with Buddhism and Taoism, and after his return in the post-war years 1955 was elected chairman of the Austrian Buddhist Community. In 1962 he held the first Zen sesshin in Europe at the 'House of Silence' in Roseburg near Hamburg. An old chicken-run was turned into a zendo, and for years Hungerleider travelled wide and far doing sesshin and talks on Buddhism.
[Hungerleider war 20 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1998, mein Lehrer und Freund]
Zu Dürckheim - ich kannte ihn nicht, fand aber seinen Zugang etwas sehr eigenwillig und habe mich wenig mit ihm beschäftigt (vertraue was ihn betrifft mehr auf das Buch von Gerhard Wehr)
Ich war später noch einige Zeit mit Sudbrack in Briefkontakt, und der hat mir nochmals seine Meinung bestätigt, dass Dürckheim zumindest nach dem Krieg restlos vom Nazismus 'geheilt' gewesen sei, wogegen Herrigel bis zu seinem Tod ein "bitterer, böser Nazi geblieben" wäre.
Zen war unleugbar ein 'Anziehungspunkt' für alle möglichen 'rechten' Ideen - nicht nur in Deutschland, viel mehr noch in Japan.
Karl Baier schrieb:Wehr interprets this passage as evidence of Dürckheim having overcome Nazi ideology during his stay in Japan (actually the only one he could find). According to his interpretation the “greater self” mentioned in this text corresponds to C. G. Jung’s concept of the “self” as a goal of the process of individuation. But the text fits perfectly with all we know about Dürckheim’s Nazi worldview, if one sees the “greater self” as referring to the Volk, as the whole passage suggests. Once again the awakening to ultimate reality and the awakening of the Volk within the individual are identified with each other in a völkisch-super-völkisch enlightenment.
Has the effort to ‘weaponize’ Zen (and all other religions) when necessary really come to an ‘end’ or are we already in the midst of the next round of ‘bloodletting’ based on the realization that “faith is power”? The answer is obvious.
Doch manchmal schon, es werden Götter zu Hilfe gerufen in diesem Leid und es wird von Unsterblichkeit geträumt um
dem Drangsal des Lebens nicht auf natürliche Weise begegnen zu müssen. So wird einem alles abgenommen ist der Traum.
Ich hatte dich eingangs ja gefragt, was Zen eigentlich ist, und dann präzisiert, dass mir persönlich von einem Anhänger erklärt wurde, Zen sei nicht mit den buddhistischen Lehren gleichzusetzen. Ist das richtig oder war diese Person doch falsch informiert? Ganz konkret - was wären denn definitiv unsympatische Ideen und Zugangsweisen von einigen Zen-Lehrern?Meine Antwort: Zen hat (wie andere japanische Richtungen des Buddhismus auch) im 20. Jh. einen 'nationalistischen Sündenfall' erlebt, der auch von Nationalsozialisten ausgenützt wurde. ... Daraus irgendwelche Verschwörungstheorien abzuleiten, etwa dass das Zen irgendwelchen 'völkischen' Ideen zuarbeite, scheint mir völlig überzogen. Ich kenne eine ganze Reihe von Zen-Lehrern (auch einige, deren Ideen und Zugangsweise mir definitiv unsympathisch sind)...
Vermutlich war es einfach nur eine verwirrte Person, denn Buddhismus und sogar das Nirvana waren ihr keine Begriffe.Was diese Person Dir sagte war vermutlich sinngemäß "Ich kann tun was mir gerade passt, denn ich bin befreit"
Aber wie mag denn das gehen? Was heißt: "Zen machen"?Und wenn ein Christ Zen macht, dann bleibt er ja Christ, und er hat sich nach den christlichen Geboten zu richten - es steht zu hoffen, dass er das auch tut...