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Er vertritt eine synthetische Auffassung, in der biologische,
psychische, soziale und kulturelle Faktoren als Variablen
innerhalb eines einheitlichen analytischen Systems behandelt
werden können.
Bei diesen Bemühungen zur Integration der Ergebnisse heute
voneinander abgeschotteter Forschungsbereiche scheut er nicht
davor zurück, die Anthropologie mit Kybernetik, Informatik,
Neurologie und Molekulargenetik zu koppeln.
Dies gipfelt in dem Vorschlag, Kultur als
eine Menge von Kontrollmechanismen, Plänen, Regeln, Anweisungen
(was Informatiker ein Programm nennen) zur Steuerung von Verhalten
anzusehen.
Beim Ringen um eine Antwort auf die Frage "Was ist der Mensch?"
führe der Weg zum Allgemeinen zwar durch die Niederungen von Details,
diese Beschäftigung mit dem Besonderen werde indes von theoretischen
Analysen der physischen Evolution, des Funktionierens des Nervensystemes,
der sozialen Organisation, der psychischen Prozesse, der kulturellen
Strukturierung geordnet und angeleitet und müsse die Wechselwirkung
zwischen diesen Aspekten in Rechnung stellen.
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Vonnöten seien neue Denkweisen, die mit Besonderheiten, Individualitäten,
Kontrasten und Singularitäten umgehen können um der neuen Pluralität
der Zugehörigkeiten und Seinsweisen gerecht zu werden.
Hoffen wir, dass Geertzens fast heroisch anmutender optimistischer Glaube
daran berechtigt ist, dass die Vielfalt der Kulturen bestehen bleibe
und den mächtigen vernetzenden Kräften der modernen industriellen Produktion,
des Geldes, der Mobilität und des Handels trotzen werde.