AW: Organisationstheorie
Von "ideologisch vorbelastet" hab ich nichts gesagt: von "politischen Voreinstellungen" habe ich gesprochen, und warum Du so vieles für gewiß vorausnimmst - etwa den Primat von "Demokratie" über den "Antagonismus" von Kapitalismus und Sozialismus. Es gibt da bekanntlich keinen Antagonismus: Sozialismus ist verfügende Herrschaft des Staates über die Kapitalmenge, die als statischer Besitz gesehen wird; Kapitalismus berechnet dagegen Arbeitskraft in Hinblick auf Warenerzeugung und Wertschöpfung durch Verkauf. Ich könnte nun sagen: der Staat, der sich auf die Unwägbarkeiten kapitalistischer Wertschöpfung einläßt, wäre ein riskanter: er kann sich nur aus dem Mut seiner Unternehmer reproduzieren. Wenn solch ein Staat gut arbeitet, können dann noch Sozialisten kommen, die das Erarbeitete als Gegebenes hinstellen, und die allfällige Ungerechtigkeit anprangern, ohne andere Ideen zur Reproduktion des Kapitals zu entwickeln.
Man kann den Sozialismus also als eine intellektuelle Schrumpfform innerhalb des Kapitalismus analysieren, die praktisch umgesetzt bestenfalls zu Hungersnöten führt - eine logische Entwicklung.
Der wahre Antagonist des Kapitalismus wäre die Ablehnung der Geldbewegung, ja des Tauschprinzips überhaupt. Damit fiele, in einer Lawine, alles Denken in Werten - nicht nur der Äquivalenzwerte, sondern das der differentiellen Werte der Abstufung in den Sprachen, die wir verwenden. Alle Differenz fiele, da sie ja nur der Artikulation von Mitteilbarem, damit Beantwortbarem, damit Erkanntem, Wiederholbarem und zum Schluß eben "Austauschbarem" diente.
Soweit gehst Du aber nicht, Robin, im Gegenteil - in Anbetracht der denkbaren Katastrophe des Tauschs möchtest Du "eine Semantik zur Verfügung stellen". Soll die sich der alten Signifikanten bedienen, oder müßte sie neue entwickeln? Ganz neue Wörter? Es ist ja nicht schwer, die Wohlstandsentwicklung der frühen Bundesrepublik statt in ökonomischen, in systemtheoretischen Begriffen zu beschreiben; möglicherweise würden sich die Beschreibungen sogar decken. Aber jene "neue Semantik" müßte Vorstellungen bieten, für die wir noch keine Namen haben? Deine "Primaten" und Postulate bleiben aber ganz in der Anschauung eines hergekommenen? (hätte ich das letzte Wort mal groß geschrieben, wär's n blöder Witz geworden, haha.) Moralappelle gehen nicht - klar; aber den "Merkelschen Pragmatismus" feierst Du? Der funktioniert aber doch gut ohne unsere Erwägungen?
Ach so, und viertens noch
(Falls überhaupt eine "Semantik" für sich genommen bereits ein Medium sein kann? Was meinst Du?)
Diese bei Luhmann unerklärte und willkürliche Ausschließung von Sprache aus den Systemen widerspricht allen psychologischen Befunden und vor allem seiner eigenen Gesellschaftstheorie, sobald man sie von ihren strukturalen Klassifikationsmechanismen befreit. Denn wenn Gesellschaft nur aus Kommunikationen besteht, besteht sie zwangsläufig nur aus Sprache, oder Sprachen.
Und jetzt sagt toddy auch noch was (mit liebem Gruß an hegelxx und sogar an scilla )
Es gibt nur drei Organisationsprinzipien:
Ich hau dich tot
Ich freß dich auf
Ich liebe dich
Immerhin, drei.
Robin schrieb:Warum ideologisch vorbelastet? Wegen der Demokratie? Das zu untersuchen wäre Teil der Theorie. Außerdem will ich keine Gesellschaft planen. Es geht darum eine Semantik zur Verfügung zu stellen, die mehr Ideenbeweglichkeit ermöglicht.
Von "ideologisch vorbelastet" hab ich nichts gesagt: von "politischen Voreinstellungen" habe ich gesprochen, und warum Du so vieles für gewiß vorausnimmst - etwa den Primat von "Demokratie" über den "Antagonismus" von Kapitalismus und Sozialismus. Es gibt da bekanntlich keinen Antagonismus: Sozialismus ist verfügende Herrschaft des Staates über die Kapitalmenge, die als statischer Besitz gesehen wird; Kapitalismus berechnet dagegen Arbeitskraft in Hinblick auf Warenerzeugung und Wertschöpfung durch Verkauf. Ich könnte nun sagen: der Staat, der sich auf die Unwägbarkeiten kapitalistischer Wertschöpfung einläßt, wäre ein riskanter: er kann sich nur aus dem Mut seiner Unternehmer reproduzieren. Wenn solch ein Staat gut arbeitet, können dann noch Sozialisten kommen, die das Erarbeitete als Gegebenes hinstellen, und die allfällige Ungerechtigkeit anprangern, ohne andere Ideen zur Reproduktion des Kapitals zu entwickeln.
Man kann den Sozialismus also als eine intellektuelle Schrumpfform innerhalb des Kapitalismus analysieren, die praktisch umgesetzt bestenfalls zu Hungersnöten führt - eine logische Entwicklung.
Der wahre Antagonist des Kapitalismus wäre die Ablehnung der Geldbewegung, ja des Tauschprinzips überhaupt. Damit fiele, in einer Lawine, alles Denken in Werten - nicht nur der Äquivalenzwerte, sondern das der differentiellen Werte der Abstufung in den Sprachen, die wir verwenden. Alle Differenz fiele, da sie ja nur der Artikulation von Mitteilbarem, damit Beantwortbarem, damit Erkanntem, Wiederholbarem und zum Schluß eben "Austauschbarem" diente.
Soweit gehst Du aber nicht, Robin, im Gegenteil - in Anbetracht der denkbaren Katastrophe des Tauschs möchtest Du "eine Semantik zur Verfügung stellen". Soll die sich der alten Signifikanten bedienen, oder müßte sie neue entwickeln? Ganz neue Wörter? Es ist ja nicht schwer, die Wohlstandsentwicklung der frühen Bundesrepublik statt in ökonomischen, in systemtheoretischen Begriffen zu beschreiben; möglicherweise würden sich die Beschreibungen sogar decken. Aber jene "neue Semantik" müßte Vorstellungen bieten, für die wir noch keine Namen haben? Deine "Primaten" und Postulate bleiben aber ganz in der Anschauung eines hergekommenen? (hätte ich das letzte Wort mal groß geschrieben, wär's n blöder Witz geworden, haha.) Moralappelle gehen nicht - klar; aber den "Merkelschen Pragmatismus" feierst Du? Der funktioniert aber doch gut ohne unsere Erwägungen?
Ach so, und viertens noch
Nur solange, wie man (mit Luhmann) Sprache als "Medium" (wer oder was benützt oder bedient solche?) und nicht als autopoietisches System betrachtet. Oder?Robin schrieb:könnte die entstandene Semantik ein Medium sein für neuen Organisationsideen.
(Falls überhaupt eine "Semantik" für sich genommen bereits ein Medium sein kann? Was meinst Du?)
Diese bei Luhmann unerklärte und willkürliche Ausschließung von Sprache aus den Systemen widerspricht allen psychologischen Befunden und vor allem seiner eigenen Gesellschaftstheorie, sobald man sie von ihren strukturalen Klassifikationsmechanismen befreit. Denn wenn Gesellschaft nur aus Kommunikationen besteht, besteht sie zwangsläufig nur aus Sprache, oder Sprachen.
Und jetzt sagt toddy auch noch was (mit liebem Gruß an hegelxx und sogar an scilla )
Es gibt nur drei Organisationsprinzipien:
Ich hau dich tot
Ich freß dich auf
Ich liebe dich
Immerhin, drei.
Zuletzt bearbeitet: