AW: Organisationstheorie
Hallo zusammen!
@Lilith
Wahrscheinlich bin ich mindestens so wenig Praktiker in politischen Dingen wie du Theoretikerin. Mir geht es nicht darum, das Verhalten von Politikern zu verbessern. Sondern ich spiele mit der Idee, eine Theorie zur Verfügung zu stellen, die eine neue Semantik jenseits eingefahrener "ideologischer" Begrifflichkeit bietet.
Wenn wir uns die deutsche Parteienlandschaft anschauen, stehen verschiedene Parteien grob für verschiedene Schwerpunkte:
CDU für Wohlstand, Wachstum und Familie
SPD für soziale Gerechtigkeit und moderne Gesellschaft
FDP für Steuersenkungen
Grüne für Ökologie
Die Linke für altbackene Gewerkschaftspolitik
Treten aber die Parteien in Regierungsverantwortung, stellt sich heraus, dass sie natürlich mit allen Aspekten gesellschaftlicher Organisation zu tun haben. Ökologie muss sich mit Wachstum verbinden. Steuersenkung mit sozialer Gerechtigkeit. Familienpolitk mit den Realitäten prekärer Rahmenbedingungen.
Im Wahlkampf überwiegen aber die alten Antagonisten. Freiheit/Sozialismus Sicherheit/Modernität Ökologie/Ökonomie usw.
Doch gleichzeitig weichen diese Gegensätze auf, wir merken das an Wahlkampfinhalten, die etwa behaupten, Wachstum sei das wirksamste Mittel zur sozialen Gerechtigkeit. Ökologie sei kein Bremser sondern garant für Arbeitsplätze und Wachstum. Soziale Sicherheit Voraussetzung für Binnenkonkunktur.
Dann wieder werden alte Bergifflichkeiten aufgewärmt und unbefriedigend mit "Neo" ergänzt. Neo-Liberalismus, Neo-Konservatismus usw. Aber das sind Wischi-waschi-Begriffe, die dem "Normalbürger" schon zum einen Ohr rein und wieder raus gehen.
Aus all dem schließe ich, dass die Begriffe, die alle aus dem vorvorigen Jahrhundert stammen untauglich bis falsch sind.
Sozial, wachstumsfreundlich, liberal, konservativ, selbst ökologisch definieren Gruppenzugehörigkeiten, aber keine politischen/soziale Realitäten.
Der Grund dafür liegt in zwei falschen Primaten (*g*)
Dem Primat von Politik über Organisation.
Dem Primat von Vernunft über Kommunikation.
Ich postuliere hiermit:
Wohlstand entsteht nicht primär durch gute Politk (oder richtige Politik), sondern durch gute Organisation.
Der Erfolg von Konzepten gelingt nicht primär über Einsicht in Vernunft, sondern eher über die Selektionsmechanismen der Kommunikation.
Daraus kann man zusammenfassend schließen.
Es geht nicht voran über Appelle an die Vernunft (nun kauft euch doch Energiesparlampen) und auch nicht über ideologische Patentrezepte.
Meine Idee hätte zunächst das Ziel, diese neue Hierarchie in eine neue Semantik zu gießen.
Zweitens würde sie m.E. das theoretisch untermauern, was sowieso schon passiert ("merkelischer Pragmatismus").
Drittens könnte natürlich auch hieraus ein -ismus entstehen, mit allen seinen gefahren und Erstarrungstendenzen.
Viertens könnte die entstandene Semantik ein
Medium sein für neuen Organisationsideen. Ich denke da an die neuen Probleme: Schrumpfende Gesellschaft; Unmöglichkeit der Vollbeschäftigung; INtegrationsprobleme; globale Kommunikation.
@Thorsten
Warum ideologisch vorbelastet? Wegen der Demokratie? Das zu untersuchen wäre Teil der Theorie. Außerdem will ich keine Gesellschaft planen. Es geht darum eine Semantik zur Verfügung zu stellen, die mehr Ideenbeweglichkeit ermöglicht.
@Linus
Ich denke nicht, dass die von dir genannten Antagonismen die Realität gut beschreiben. Freiheit/Sicherheit. Ist das das richtige Gegensatzpaar? Und für wen spielt es eine Rolle? Schränken die Terrorabwehrplänen von Schäuble tatsächlich Freiheiten ein oder spielen sich diese Diskussionen auch mehr oder weniger auf ideologischen Oberflächen ab. Was heißt Bedrohung? Von was hängt Bedrohung ab? Von der Angst oder vom Terroristen? Usw.