- Du hast mit dem Gottesbeweis
Ein Beweis im logischen Sinne stellt eine Kette von Argumenten dar, die systematisch und deduktiv nachvollziehbar zu einer Schlussfolgerung führen. Wenn ich von Beweisen für die Existenz eines Schöpfers spreche, beziehe ich mich auf eine Reihe solcher Argumente, die auf verschiedene Beobachtungen und Annahmen über das Universum basieren.
Erstens ist da die kosmologische Überlegung, dass das Universum einen Anfang hat. Mathematische Modelle wie das Borde-Guth-Vilenkin-Theorem unterstützen die Vorstellung, dass eine unendliche Vergangenheit unmöglich ist. Diese Modelle besagen, dass alle Expansionen von Raumzeiten, die im Durchschnitt positiv sind, in der Vergangenheit eine Grenze haben müssen. Das bedeutet, dass das Universum nicht ewig in die Vergangenheit reichen kann, was impliziert, dass es einen Anfang geben muss.
Zweitens gibt es die Feinabstimmungsargumentation. Selbst in hypothetischen Multiversen oder in Szenarien von zyklischen Universen bleibt die Frage unbeantwortet, warum überhaupt etwas existiert anstatt nichts. Die Existenz von Naturkonstanten, die extrem genau aufeinander abgestimmt sind, um Leben zu ermöglichen, erfordert eine Erklärung, die über den reinen Zufall hinausgeht.
Wenn wir sagen, dass etwas nich durch Intention entstanden ist, müssen wir den Zufall als Erklärungsmodell heranziehen. Der Zufall allerdings erfordert eine definierte Menge von Möglichkeiten und Rahmenbedingungen. Ein einfaches mathematisches Beispiel ist das Lotteriespiel. Bei der Auswahl von sechs Zahlen aus 49 gibt es ungefähr eine Wahrscheinlichkeit von eins zu 140 Millionen zu gewinnen. Wenn wir die Anzahl der möglichen Zahlen erhöhen, wird die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns noch geringer. Erhöhen wir die möglichen Zahlen auf Milliarden, ist die Wahrscheinlichkeit des Gewinns extrem niedrig.Wenn jedoch unendlich viele Möglichkeiten bestehen, tendiert die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns gegen null. In einem unendlichen Raum von Möglichkeiten wird es statistisch gesehen keinen Gewinn geben, weil die Anzahl der Möglichkeiten jede endliche Wahrscheinlichkeit aufhebt.
Das, was wir im alltäglihen Leben als Zufall bezeichnen, ist in Wirklichkeit ein begrenzter Zufall, bei dem die Rahmenbedingungen klar definiert sind. Ein Physiklehrer sagte einmal, dass es nicht erstaunlich sei, im Lotto zu gewinnen, sondern dass es überhaupt ein Universum gibt, in dem man Lotto spielen kann. Dieser Satz unterstreicht, dass die Existenz von Gesetzmäßigkeiten und Rahmenbedingungen im Universum selbst bereits einer Erklärung bedarf, die über den reinen Zufall hinausgeht.
Daher führen diese Überlegungen zu der Schlussfolgerung, dass das Universum und die Feinabstimmung der Naturgesetze nicht einfach zufällig existieren, sondern dass es einen Schöpfer oder eine Intention geben muss, die diese Bedingungen festgelegt hat.
Diese Sorte an "Beweisen" führt ja auch gar nicht, selbst wenn sie stimmig wären, zu dem spezifischen Gott der Gläubigen, sondern bestenfalls zu einem Deismus, den eh fast keiner vertritt.
Wäre ein Anfang. Und Deismus ist der Bibel bespielsweise nicht fremd. Obwohl der "Gott der Bibel" meist theistisch betrachtet wird, verhält er sich zu 99% deistisch, also nicht eingreifend. Das zeigen Stellen wie Psalm 13 und andere, wo geklagt wird, dass Gott nichts tut. Auch die Taten Jesu, die als seltene und außergewöhnliche Ereignisse wahrgenommen wurden, unterstützen diese Sicht. Wunder werden nur als solche erkannt, wenn sie selten sind. Wäre göttliches Eingreifen häufig, wären Wunder nicht bemerkenswert. Dies deutet darauf hin, dass Gottes Eingreifen eine krasse Ausnahme darstellt, und nicht die Regel. Genauso wie heute die Presse nicht schreibt, Walter Schmidt hat übrigens keine einzige Zahl richtig beim Samstagslotto, werden solche dinge eben nicht festgehalten. Ich bin dem Deismus auch nicht abgeneigt.
-Ja, dieses Alien-Argument ist recht überzeugend. Es gibt wohl für praktisch alles was wir uns ausdenken können eine natürliche Erklärung, sei sie auch noch so unwahrscheinlich, die ohne übernatürlichen Gott auskommt.
Ich sehe das ein bisschen anders. Es gibt zum Beispiel die Simulationshypothese. Diese Theorie besagt, dass unser Universum möglicherweise eine Computersimulation ist. Einige Denker kamen zu diesem Schluss, weil sie glauben, dass es unmöglich ist, dass das Universum von selbst entstanden ist. Bemerkenswert ist auch, dass die Mathematik, die von Menschen entwickelt wurde, so gut auf das Universum anwendbar ist. Das scheint kein Zufall zu sein.
Wenn wir also nicht zufällig natürlich entstanden sind, was könnten wir dann sein? In einer Computersimulation. Interessanterweise würden viele Menschen eher an eine Simulation als an Gott glauben. Doch im Prinzip sind diejenigen, die an die Simulationshypothese glauben, auch Gottesgläubige. Sie glauben an einen Schöpfer, der in seiner eigenen Welt möglicherweise nicht allmächtig ist, aber in unserer Welt allmächtig erscheint. Dieser Schöpfer könnte das Programm abschalten oder ändern, was aus unserer Sicht allmächtig wäre. Vielleicht ist dieser Schöpfer nur ein dreizehnjähriger Junge, der gerade Hausarrest hat und deshalb nicht eingreift.
Letztlich bleibt die die hilosophische Frage, ob wir einen Schöpfer haben, entscheidend. Und hier sage ich klar: ja. Alle Faktoren deuten darauf hin, dass es einen Schöpfer gibt, unabhängig davon, ob dieser Schöpfer ein Gott im traditionellen Sinne oder ein Programmierer einer Simulation ist.
Und da natürliche Erklärungen immer überzeugender sind, als einen übernatürlichen Gott mit riesigem Ballast zu postulieren, ist die natürliche Erklärung vorzuziehen.
Wenn wir beispielsweise postulieren, dass Aliens verantwortlich sind, so erscheint mir dies nicht als die plausibelste Erklärung. Bis dato haben wir keinerlei Hinweise auf außerirdisches Leben gefunden, weshalb diese Annahme rein spekulativ bleibt. Natürlich könnte man argumentieren, dass das Vorhandensein von Leben auf der Erde die Möglichkeit von Leben anderswo impliziert. Jedoch klärt dies nicht die Ursprünge dieses hypothetischen Lebens. Mit anderen Worten, es fügt lediglich einen zusätzlichen Schritt hinzu, der im Grunde nicht notwendig ist. Hier greift das berühmte Ockhamsche Rasiermesser.
Wobei da der amerikanische Atheist Matt Dillahunty mal einen schönen Einwand gebracht hat: "Wenn Gott wirklich allwissend ist, dann weiss er auch wie er mich von seiner Existenz überzeugen kann.".
Das Argument des amerikanischen Atheisten M. Dillahunty, erscheint aber nur auf den allerersten Blick überzeugend, weist jedoch bei genauerem Hinsehen und Nachdenken einige Schwächen auf.
Erstens könnte man argumentieren, dass, selbst wenn Gott allwissend ist und weiß, wie er Dillahunty überzeugen könnte, dies nicht zwingend bedeutet, dass er dies auch tun würde. Vielleicht will Gott ja keinen überreden, der selbst keine Bereitschaft hat?
Auch zu bedenken:Es gibt Menschen wie Richard Dawkins, die behaupten, selbst die größten Beweise würden sie nicht überzeugen. In diesem Fall wäre es rational für Gott anzunehmen, dass kein Beweis ausreichend wäre, um jemanden zu überzeugen, der bereits entschieden hat, nicht zu glauben. Mit anderen Worten, man könnte argumentieren, Gott weiß bei diesen Menschen bereits, dass kein einziges Argument sie überzeugen würde.
Zweitens könnte Gott, der den freien Willen der Menschen respektiert, sich selbst die Einschränkung auferlegt haben, niemanden gegen dessen Willen zu überzeugen. Dies könnte bedeuten, dass Gott es vorzieht, den Glauben als freiwilligen Akt zu sehen und nicht als etwas, das durch zwingende Beweise erzwungen wird. So könnte er darauf warten, dass der Einzelne von sich aus bereit ist, zu glauben, anstatt ihn zu überwältigen.
Drittens könnte man argumentieren, dass der Zweck göttlicher Offenbarung und Interaktion nicht nur darin besteht, Menschen zu überzeugen, sondern auch in der Förderung von Glauben und Vertrauen. Wenn Beweise so überwältigend wären, dass sie keinen Raum für Zweifel ließen, würde dies möglicherweise die Entwicklung eines tiefen, freiwilligen Glaubens verhindern. Gott könnte es vorziehen, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihren Glauben durch persönliche Erfahrungen und innere Überzeugungen zu entwickeln.
Es ist halt so, dass auch Gott Sie nicht zwingen kann, ihn freiwillig zu suchen und zu finden.