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Gott fühlen

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AW: Gott fühlen

zu zizek:

In meinem Verständnis dieser beiden Wörter sehe ich das so:
Glauben bedeutet die Existenz von jemandem oder von etwas als gegeben zu sehen.
Das Zweifeln, von dem ich sprach, impliziert aber eine Sichtweise, die nichts als gegeben oder tatsächlich akzeptiert. Das Handeln findet dann auf Grund von zugeordneten Existenzwahrscheinlichkeiten statt.

Natürlich sehe ich es auch so, dass man zu einem gewissen Anteil zweifeln kann und zu einem anderen Anteil glauben und akzeptieren kann.
Für mich ist das eine halbe Sache und eine wiedersprüchliche Lebenseinstellung.
Der Zweifel, den man im Bezug auf etwas hat, das von vielen als sehr anzweiflungswert empfunden wird, beinhaltet für mich atomatisch das Zweifeln an dem was fast niemand als anzweiflungswert hält.
Es ist eine Entscheidung, um eigene Handlungen nicht gegeneinander arbeiten zu lassen.
Wenn man Glaube und Zweifel vereinigt erscheint es mir, als würde man zwei sich vollkommen unterscheidende Ordnungssysteme gleichzeitig anwenden, die spätestens an dem Punkt, an dem sie sich treffen zur noch zu Chaos führen können, da diese zwei Ordnungssysteme nicht kompatibel miteinander sind.
Man kann etwas einfach nicht als gleichzeitig existent und nicht existent erachten.
 
AW: Gott fühlen

Hallo Matrus,
könntest du dich vielleicht mit dem Gedanken anfreunden, dass der Kosmos nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten und somit Ursache und Wirkung funktioniert?
Dass wir eventuell in einem Energiekontinuum leben, dessen äußerste harte Schlale wir bilden und dass wir durch Meditation und Kontemplation in feine und immer feinere Bereiche kommen können und dann, wenn wir Glück haben, die "unica mystica" erleben?
Und dass man dieses Erleben dann "Gottnähe" nennen könnte?
Ich habe schon gesagt, weshalb ich den personifizierten Gott der anerkannten Religionen für absurd halte, denn er ist das Abbild der Herrscher früherer Zeiten.
Rachsüchtig, eifersüchtig, Anbetung und unbedingten Gehorsam fordernd, launisch, eventuell gnädig nach Lust und Laune, Zuckerbrot und Peitsche.
Wie sollte man denn einen solchen Gott "fühlen" oder "lieben" können, da seine Wege im wahrsten Sinne des Wortes "unergründlich" sind?
Aber dieses weite ekstatische Gefühl, dieses sich Einsfühlen mit allen und allem, das könnte wahrhaft "göttlich" sein.
Ich kam irgendwann auf diesen Trip, und ich kann dir sagen: er ist superspannend und macht dich innerlich sehr frei!

Fortuna
 
AW: Gott fühlen

"Anfreunden" ?! ;)

Wie ich schon oft sagte, erachte ich dinge nur dann als existent, wenn ich ihnen eine höhere Existenzwahrscheinlichkeit zuordne als dem Gegenteil oder Alternativen.
Anfreunden kann ich mich daher sehr wohl mit deiner Vorstellung, nur ordne ich sie anderen Vorstellungen und Einstellungen unter.
Ich behalte es quasi noch im Auge, handle aber nicht danach.

Über den Punkt mit Leuten zu argumentieren, die noch in den traditionellen biblischen oder sogar kirchlichen Gott glauben, bin ich schon längst hinaus, da diese Leute meist gar nicht erst argumentieren wollen und es sonst nicht besonders gut können.
Daher sprach ich mit meinem Bezug zu gläubigen auch eher die Leute an, die eine individuellere Vorstellung von Gott haben und evtl. sogar durch eigenes Nachgrübeln zur jeweiligen Vorstellung gekommen sind.

Ich empfinde jedoch ein höheres Glück, wenn ich mich eins mit Allem fühle, als ich zu meiner gläubigsten Zeit empfand, weil ich es zumindest grob verstehe, warum ich gar keine andere wahl hab als eins mit Allem zu sein.
Verständnis selbst beinhaltet dabei ähnliche Extreme, die überall in der Natur zusammentreffen: (man denkt selbstlos und demütig über die Natur nach um sich am Ende ein Zustand der Erkenntnis zu ergreifen, der mit Stolz und Arroganz sowie mit einer Art Minderwertigkeitsgefühl verbunden ist, weil man einerseits sieht, was man vorher nicht sah und andererseits erkennt, wie wenig man immer noch sieht.


Eine Personifizierung von Zusammenhängen und Objekten ist dabei für mich eine Kippung des Gleichgewichtes zwischen Emmotionen und Ratio in richtung Emmotionen. So beinhaltet dies ein gewisses Aufgeben... .. man denkt sich ein Ende (oder auch einen Anfang) --> Gott, obwohl es gar kein Ende oder Anfang geben muss, weil nichts darauf hindeutet.

Diesen Unterschied der Sichtweisen zu verdeutlichen fühle ich mich nicht fähig, da die Zusammenhänge bereits derartig sind, dass geringe Unterschiede in der Interprätation einiger Begriffe ein Verständnis im Sinne eines Konsens in höchstem Maße erschwehren.
Der eine Definiert Verständnis für die Natur als göttlich und der andere als natürlich.
Letztlich meinen wohl beide zu einem hohen Grad das Selbe, benutzen diese Erkenntnisse jedoch unterschiedlich.
Der eine ist passiver und der andere aktiver im traditionell wissenschaftlichem Sinne, wobei mir auch nicht klar ist, welches besser für unser Überleben ist.
Mag ja sein, dass durch reines "in sich sehen" gleicher oder sogar höherer Wissensstand erreicht werden kann wie in der gleichen Zeit in den traditionellen Wissenschaften.
Dieser Möglichkeit ordne ich sogar eine recht große Wahrscheinlichkeit zu, jedoch nicht größer als der Geschwindigkeit der traditionell wissenschaftlichen Sichtweise.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Gott fühlen

Wenn man Glaube und Zweifel vereinigt erscheint es mir, als würde man zwei sich vollkommen unterscheidende Ordnungssysteme gleichzeitig anwenden, die spätestens an dem Punkt, an dem sie sich treffen zur noch zu Chaos führen können, da diese zwei Ordnungssysteme nicht kompatibel miteinander sind.
Man kann etwas einfach nicht als gleichzeitig existent und nicht existent erachten.
Hallo Matrus,

mein Glaube ist aus meinem Zweifel entstanden.
Es gab da zwei Grauzonen
- (die Kraft des Willens und das kollektive Wissen)
die sich aus der Naturwissenschaft her nicht erklären ließen.
Ich habe diesbezüglich nachgeforscht.
So bin ich auch zur Erkenntnis gekommen, dass dein angesprochenes Gottes-Fühlen etwas trügerisches ist.
Zwei Ordnungssysteme hingegen lassen sich durchaus vereinbaren, wenn eines davon eine materielle Projektion ist.

LG
v
Himmelblau
 
AW: Gott fühlen

Hallo Matrus,
Nach meinem Verständnis von Zweifel kommt dieser nur in Konflikt mit dem Wissen, nicht aber mit dem Glauben. Letzerer impliziert doch gewisse Unsicherheit und birgt etwas Ambivalentes in sich. Mit diesem muss man dann lernen umzugehen.

Manche "lösen" das Problem mit Fanatismus und verwandeln Glaube in "Wissen von Wahrheit". (Je mehr man die Unsicherheit im Glauben verdrängt, desto mehr muss man darauf pochen, dass es diese nicht gibt und es sich um Wissen, die absolute Wahrheit handelt)

Andere verbringen ihr Leben damit, beständig zu wechseln zwischen Geborgensein im Glauben und Herausfallen aus demselben. (Eine Zeit lang ist man zufrieden mit den so unsicheren Ansichten über die Welt, dann entwickelt man sie aber weiter, weil sie gewisse Mängel aufweisen. Gleiches findet man in den Naturwissenschaften. Hier handelt es sich ja auch nur um Glauben an etwas, nie aber um endgültiges Wissen)

Man muss Glaube und Zweifel nicht vereinen, da sie sich gegenseitig hervorrufen und sich beständig abwechseln.

Wissen wäre die erstarrte Form, die neben sich keinen Glauben und keinen Zweifel stehen lassen könnte.
 
AW: Gott fühlen

War lange nicht mehr hier, darum kann es wohl gut sein, dass tieses topic schon tot ist und keiner mehr antworten wird... Ich versuche es dennoch:


Nun, hier scheint es zu sein, wo die Definition der Begriffe gewicht trägt.
Glaube ist in meiner Definition eine Alternative zum Wissen, wobei beide Begriffe unerreichbare Ziele beschreiben, wobei der Unterschied dieser Ziele darin liegt, dass sie sich auf die Art des Weges dorthin auswirken.
Absolutes Wissen, auch nur über einen Zusammenhang zu erlangen halte ich für höchstwahrscheinlich unmöglich. Dieses Wissen erlangen zu wollen, birgt in sich die Einstellung durch kleine Erkenntnisschritte der Wahrheit über einen Zusammenhang näher zu kommen. Der Glaube befasst sich aber erstens sehr wenig mit Fragen der unscheinbareren Zusammenhänge, sondern eher nur mit der größten Frage die man sich vorstellen kann und zweitens hat der Glaube einen sättigungseffekt für Neugier, so dass man kaum noch nachprüft, wo man ist und wohin man will. Die arbeit des Kritikers macht ihn jedoch lebensfähiger und zu einem bewussteren menschen als die nicht vorhandene Arbeit des Gläubigen, der auf mich schon immer den Eindruck des sich durch vegetieren zurückentwickelnden Menschen machte.
Ich sage hier nicht, dass ein bisschen Glaube dazu führt... Nur die Extreme habe ich hier zu verdeutlichen versucht, wobei die weniger extremen Varianten natürlich zu ihren jeweiligen Extremen tendieren.
 
AW: Gott fühlen

Neugierde lebt im Bereich des Glaubens (im Sinne von Religion) und der Wissenschaft immer weiter sofern sich kritische Menschen damit befassen.

Apologeten, die sich nicht mehr rühren, weil sie meinen, das -wie du es nennst- "absolute Wissen" entdeckt zu haben, gibt es auch in beiden Gebieten.

Der Unterschied zwischen den zweien ist ja nur der, dass sich der Glaube mit dem für den Menschen eigentlich "Unfassbaren" beschäftigt, während die Naturwissenschaft versucht von Grund auf die Welt, wie sie schon ist, zu begreifen oder eben zu "erfassen".
Sie schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich.

Übrigens bereitet es nicht nur dem Gläubigen Porbleme, dass einer Wirkung, nach unserer Auffassung, notwendigerweise eine Ursache vorhergehen muss, sondern auch oder noch viel mehr dem Wissenschaftler.
Beide wissen auf dieses Problem keine Antwort!

Der Gläube denkt sich etwas, dass sich normalerweise nicht denken lässt, und glaubt zum Beispiel, dass Gott diesem Prinzip widersprechen kann.

Der Wissenschaftler verneint diese Möglichkeit, kann aber keine für ihn wirklich zufriedenstellende Antwort auf dieses Problem geben und muss die Grenzen seines Gebiets anerkennen und schweigen.​

Die naturwissenschaftlichen "Erkenntnisse" auf dem Gebiet des Universums sind so abstrakt und auch ungewiss, dass sie sich gut dazu eignen, den konventionellen Glauben abzulösen. Allerdings können sich die meisten Menschen damit nicht zufriedengeben wozu letzten Endes auch kein wirklicher Grund besteht.

Zum Schluss muss ich noch sagen, dass mich Atheisten, die Gläubige dazu bringen wollen "einzusehen", dass die Idee eines Gottes für die Naturwissenschaft eine "unnötige Annahme" sei und deswegen am besten generell verworfen werden solle, ebensosehr abstoßen, wie Gläubige, die nicht akzeptieren können, dass der Glaube an Gott nicht der Weisheit letzer Schluss ist.
 
AW: Gott fühlen

Zum Schluss muss ich noch sagen, dass mich Atheisten, die Gläubige dazu bringen wollen "einzusehen", dass die Idee eines Gottes für die Naturwissenschaft eine "unnötige Annahme" sei und deswegen am besten generell verworfen werden solle, ebensosehr abstoßen, wie Gläubige, die nicht akzeptieren können, dass der Glaube an Gott nicht der Weisheit letzer Schluss ist.
Deine Einstellung finde ich sehr gut. Aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer ist, diesen schmalen Grad des "Glaubens" zu wandern. Zu viel Kritik zerstört den Glauben, zu wenig Kritik läßt ihn zum angeblichen Wissen werden.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, das man sich seines Glaubens bewußt ist und nicht meint zu Wissen, egal welches Weltbild dahinter steckt.

fussel
(s. Signatur;))
 
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