Modelle sind nur Hilfsmittel, um Objekte zu beschreiben und zu erforschen, zu denen man keinen direkten Zugang oder geeignete Instrumente hat, sei es weil sie zu klein oder zu groß oder zu weit entffernt sind. Das Atommodell, in vereinfachter Form, existiert beispielsweise bereits seit der griechischen Antike. Man hat es mit den heutigen Möglichkeiten verfeinert und detailliert beschrieben, aber das Atommodell bleibt. Wenn es ums Universum geht, müssen wir uns allerdings über die Begriffe Kraft und Macht einigen. Kraft ist ein naturwissenschaftlicher Begriff, während Macht ein soziologischer solcher ist.
Im Prinzip stimmt es, dass Macht eher ein soziologischer Begriff ist, aber, hat die Natur nicht die größte Macht überhaupt? Also, die Naturkräfte, könnte man m.E. auch als Naturmächte bezeichnen, denn ihnen sind wir Menschen und die anderen Lebewesen, sozusagen ausgeliefert, auch wenn einige glauben, sie beherrschen zu können. Und, ist die Natur auf dieser Erde, nicht auch ein Teil des Universums, das möglicher Weise eine noch viel größere Macht haben könnte?
Du sprichst von Gott zunächst als eine übermächtige Kraft und anschließend von eine höheren Macht. Die Kräfte, die im Universum herrschen sind naturwissenschaftlicher Natur. Die Hauptkraft ist die Gravitation, die wir bisher nur theoretisch erklären können. Macht setzt allerdings bewusstes zielgerichtetes Handeln voraus, verbunden mit einer Absicht. Taktisches Vorgehen ist dabei auch hilfreich, was wiederum geistige Fähigkeiten voraussetzt. Im Universum herrschen also nur Kräfte, von Macht keine Spur und deshalb ist dort die Suche nach Gott aus meiner Sicht nicht zielführend.
Ja, etwas das übermächtig ist, würde ich als höher liegend bezeichnen und diesem Etwas auch Macht zuschreiben, ganz gleich ob ein bewusstes, zielgerechtes Handeln vorliegt oder nicht. Unser Überlebenstrieb, hat auch die Macht über uns, uns selbst am Leben zu erhalten, auch wenn wir uns dessen gar nicht bewusst sind und diesen Trieb nicht zielgerecht umsetzen oder erfüllen, sondern es ganz automatisch tun. Und die Kräfte des Universums, sind ebenfalls mächtiger als der Mensch, der sie nur erforschen und zu erklären versuchen, sich aber ansonsten, nur den Gegebenheiten anpassen kann. Also, ich denke nicht, dass Macht zwingend davon abhängt, ob sie zielgerichtet angewandt wird oder nicht, aber wenn es um die Macht geht, die Menschen sich aneignen, stimme ich dir zu, dass taktisches Vorgehen bei der Umsetzung dessen, sehr hilfreich ist.
Gedanken darüber kann man sich natürlich machen, dazu lebt man schließlich, aber das Leben ist zu kurz für überflüssige Gedanken. Das sollten sich Gottgläubige ständig vor Augen halten.
Naja, nur was überflüssige Gedanken sind, entscheidet ja letztlich jeder für sich selbst und darf das auch. Und solange es sich nur um Gedanken handelt, ist das auch kein Problem, weshalb ich die Meinung vertrete, dass der Glaube an einen Gott oder eine höhere Macht und/oder an eine Religion, grundsätzlich Privatsache sein und bleiben sollte. Also, politischen Einfluss, dürften Religionen aller Art, nicht haben und ein Glaube sollte auch nur soweit gehen, dass die Gläubigen, keinem anderen damit schaden. Wenn sich jedoch ein Gläubiger selbst schadet, z.B. durch Selbstgeißelung, wie einige es tun, ist das m.E. ihre Sache, auch wenn ich sowas nicht nachvollziehen kann. Aber jegliche Manipulation und Machtergreifung, im Namen einer Religion, sollte unbedingt unterbunden, bzw. verhindert werden.
Deshalb habe ich ja auch "tief in sich hineinschauen" geschrieben. Die Folgen der Indoktrination sind uns nicht unbedingt bewusst. Sie liegen im Unterbewusstsein vergraben und das macht sie so tückisch. Ich bin auch viel gereist, und meine Sicht auf die Menschen all dieser Kulturen ist ähnlich wie deine, aber ich höre nicht auf, mich bei der Beurteilung der Menschen zu beobachten, weil ich mir der subtilen Auswirkungen dieser Indoktrination bewusst bin.
Mir ist natürlich klar, dass mich der religiöse Einfluss genauso geprägt hat, wie die Erziehung meiner Eltern und die Umgebung in der ich aufgewachsen bin, aber meine Eltern haben uns Kinder nicht besonders religiös beeinflusst, sondern von meiner Mutter bekamen wir anstatt Zitate aus der Bibel, Zitate von Nietzsche und Co zu hören und mein Vater hat es für wichtig gehalten, dass wir alle frühzeitig das Schachspielen gelernt haben. Aber, wir haben eine gute Erziehung genossen, sind bestmöglich auf ein eigenverantwortliches Leben vorbereitet und zu kritischem Denken animiert worden. Ich bin auch dankbar dafür, dass uns Werte, wie Anstand, Toleranz, Menschlichkeit und ein respektvolles Verhalten allen Menschen gegenüber beigebracht wurde und kann nicht behaupten, dass mir das alles, in irgendeiner Weise geschadet hat oder schadet. Ich gehe weitestgehend vorurteilslos auf Menschen zu und bilde mir immer meine eigene Meinung über sie. Also, wie du vielleicht erkennen wirst, sind deine Bedenken bezüglich den subtilen Auswirkungen der religiösen Indoktrination meiner Eltern, unbegründet, aber ganz sicher, ob du das auch so siehst, bin ich mir da nicht.
Ich überschätze sie auch nicht, aber du suchst eben im Universum und ich suche in mir. Ich bin mir viel näher als das Universum und ohne Hilfsmittel beobachtbar.
Wer sagt denn, dass ich im Universum suche und nicht in mir selbst? Nur weil ich viele verschiedene Möglichkeiten durchdenke und zunächst einmal alles in Betracht ziehe, was überhaupt möglich sein könnte, bedeutet das noch lange nicht, dass ich die höhere Macht, die es m.E. gibt, im Universum suche oder vermute. Vielleicht bin ich ja sogar so größenwahnsinnig, mir selbst eine solche Macht zuzuschreiben, oder anzunehmen ein Teil dieser Macht zu sein, also so ähnlich, wie es im Buddhismus angenommen wird?!
Ich vertrete jedenfalls die Ansicht, dass alles möglich sein könnte und nichts so sein muss, wie es scheint. Ich habe aber nicht vor, euch meine ganz persönliche Lebensphilosophie mitzuteilen, denn ich bin weder daran interessiert, meine Ideen und Vorstellungen zu veröffentlichen, noch möchte ich irgendjemanden davon überzeugen. Ich halte es für genauso unsinnig, anderen einen Glauben oder eine Meinung aufzwingen zu wollen oder es zu tun, wie, anderen ihren Glauben oder ihre Meinung abzwingen oder verbieten zu wollen oder es zu tun, denn in dem Augenblick, sind die Atheisten, die das tun (würden), genauso intolerant, wie die Gläubigen, die sie verurteilen.
Die Religionen bieten doch den Gläubigen einen Rahmen für ihr Denken und Handeln. Strenggläubige bewegen sich eher innerhalb dieses Rahmens, andere, weniger gläubige, überschreiten gelegentlich seine Grenzen. Bei den Atheisten gibt es nun mal keinen Rahmen. Sie denken und handeln, wie es ihnen beliebt. Im Detail ist natürlich jeder Mensch anders, aber Männer und Frauen denken schließlich auch unterschiedlich, obwohl keine Frau der anderen gleicht und kein Mann dem anderen.
Dem kann ich auch nicht zustimmen, denn der Rahmen, indem sich das Denken und Handeln der Atheisten bewegt, ist auch vorgegeben, nämlich in soweit, dass sie nicht an Gott glauben (sollen), nur dass keine weiteren Regeln daran geknüpft sind. Aber, alles was über diesen Rahmen und die jeweiligen Regeln der Religionen hinaus geht, also die persönlichen Gedanken und Vorstellungen, sind bei Gläubigen genauso variabel, wie bei Atheisten. Ich stimme dir aber darin zu, dass es immer noch Gläubige gibt, die ihr Leben völlig nach ihrer Religion ausrichten und teilweise wie ferngesteuert zu sein scheinen, aber das sind vorwiegend die Strenggläubigen oder Fanatiker, die es m.E. wirklich übertreiben. Aber auch hier gilt für mich, dass jeder denken, glauben, tun und lassen kann, was er will, solange er keinem anderen damit schadet und sich an die gültigen Gesetze hält. Denn, man sollte nie vergessen, dass es nicht die Religionen sind, die Kriege führen, Verbrechen begehen und/oder andere Menschen ausbeuten, sondern es sind immer nur die Menschen selbst, die sowas tun.
Ach ja, und nebenbei gesagt, finde ich es sehr anständig von dir, dass du mir nicht gleich die "Türe vor der Nase zugeschlagen" und mich in irgendwelche "Schubladen verfrachtet", sondern diese Türe geöffnet hast. Also, vielen Dank dafür!