Hallo Suche.
Wenn ich Liebe als eine Art und Weise vertehe, mit der Welt zurechtzukommen, sie bedingungslos anzunehmen und jeweils das neue aufnehme, könnte man vielleicht sagen, dass Eifersucht dann entsteht, wenn die Liebe an einem Objekt, Gefühl oder Gedanken festhält. Also am Menschen, am Gerechtigkeitsgedanken, an einem schönen Gefühl oder am Motorrad, an der Idee.
Indem ich den Menschen als „meinen“ betrachte, wird zwangsläufig die Sorge darum bestehen, dass er mir „weggenommen wird oder wegläuft“. Indem ich die Idee als wahr fixiere, werde ich sie verteidigen. Indem ich das Gefühl wieder haben will, werde ich alte Situationen auf ähnliche Weise inszenieren (am alten kleben, es verteidigen).
Wenn ich weiß und so empfinden kann, dass ich einen Menschen, einen Ort oder eine Idee niemals besitzen kann, könnte es einfacher werden. Allerdings müsste ich mich dazu von der Allmacht meines ICH´s und dessen Verständnis als „Zentrum der Welt“ verabschieden.
Es scheint ein unmerklicher Schritt zu sein, vom annehmenden der Liebe, hin zum „klammernden“ zu kommen. Ist es aber vermutlich nicht.
"Liebt" das ICH, indem es eine Beziehung zwischenzwei Bildern , einem Selbstbild und einer Projektion des Selbstbildes aufbaut, wird die Wirklichkeit des Partners und meine eigene Wirklichkeit (Unzulänglichkeit, Gewalt, Faulheit...) immer wieder sehr schnell eine Abweichung zum Bild erzeugen. Diese Abweichung wird mein Unzuläglichkeitsgefühl oder "herumnörgeln am Partner" erzeugen. Es sind zwei Bilder in Beziehung getreten, nicht zwei Menschen. Das ist m.E. der Normalfall. Und vermutlich hat das ICH sogar ein Idealbild einer Beziehung abgespeichert, was vielleicht auch Eifersucht erzeugt, indem z.B. ein anderer die Zweisamkeit "stört". Dabei wird jedoch nur das Bild gestört.
Das Klammernde will den Schmerz der Trennung vermeiden, was m.E. nur ein Impuls aus einer Bestrebung (Schmerz zu vermeiden und Lust zu bekommen) aus dem ICH kommt. Liebe würde ich in diesem Erklärungsversuch eher außerhalb der (zentrierenden) Persönlichkeit sehen, auch wenn der Psychologe bestimmt schmimpft,...so meine ich, dass das ICH nur zu Bindungen fähig ist, die Eifersucht zwangsläufig gebiert, das ICH für eine bedingungslose Liebe jedoch unfähig ist...es müsste sterben. Sterben im Sinne der Dichter: „sterben um zu leben“.
Will man von Eifersucht frei kommen, wird man ein Bewusstsein außerhalb des Ich-Bewusstseins wenigstens für möglich halten müssen. Sein ICH als „absolutes Zentrum“, was mit der Welt kommuniziert und damit die Dinge angeblich erst erschafft, in Frage stellen müssen. Wenn das ICH eine Beziehung zu einem Objekt aufnimmt, wird das m.E. nie ohne Eifersucht ablaufen...allenfalls ein übergroßes ICH wird davon etwas weniger betroffen sein, in der Illusion von Macht und in der Verdrängung des Trennungsschmerzes.
Vielleicht kann man Eifersucht mit einem Menschen beschreiben, der staunend einen Fluss beobachtet...der schönes und hässliches vorbeischwimmen sieht....der Steine in den Fluss werfen kann und daraus trinken, baden und Blumen gießen. Versucht er nach dem Fluss zu greifen, wird er merken, dass er nichts in seiner Hand halten kann.
Viele Grüße
Bernd