AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?
Als Ausländer hielt ich mich der Diskussion fern, obwohl ich sie mit Interesse verfolgte.
Thorsten sprach aber in der Folge auch Europäer an.
Damit aber hat die "Israel-Kritik" endlich eine klare Adresse: man wende sich offen an die Knesseth oder an israelische Gerichte (oder an den Bundestag?), statt jene "Israel-Kritk" im Sumpf des Stammtischgesprächs vermodern zu lassen.
Verstehe ich Deine Aussage richtig, wenn ich interpretiere, dass D.M.n. seitens deutscher Bürger (kritische) Betrachtungen (namentlich hier im DF) aller Staaten ausser Israel erlaubt sind? Pardon, aber das kann nicht Dein Ernst sein.
Thorsten schrieb:
Dennoch muß jeder Deutsche, jeder Österreicher, jeder Europäer sich selbst Gedanken darüber machen, wie wichtig seine Gedanken für den israelisch / arabischen Konflikt sind.
Und ich vorlauter besserwisserischer Dummdeutscher empfehle einfach mal: Im Zweifelsfalle die Klappe halten.
Deiner Empfehlung kann ich keine Folge leisten, obwohl ich noch nie annahm, dass meine Gedanken, gleichgültig zu welchem Konfliktherd, bedeutender oder massgebender Natur seien.
Meine Gedanken kreisen gegenwärtig gelegentlich um die Schweiz.
Ca. Mitte März zeigten sich die USA 'not amused' und sehr enttäuscht über den vor dem Abschluss stehenden schweiz.
Kauf-, nicht Investitionsvertrag (=Gaslieferungen) mit Iran. Der Vertrag verstosse gegen den Geist der UNO- und der noch schärferen US-Sanktionen.
Etwas später (die USA wurden bereits im Vorfeld von den Schweizern informiert) protestierte auch Israel und der Jüdische Weltkongress bzw. Ronald Lauder als Präsident des WJC doppte noch nach.
R. Lauder wirft z.B. der Schweiz und namentlich Madame Calmy-Rey(Bundesrätin und Aussenministerin), sie hätte die Glaubwürdigkeit der Schweiz für 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas (einen Teil davon wird auch Italien beziehen) verhöckert.
Die Bundesrätin kaufte in Iran nicht nur Gas ein, sie brachte in ihren Gesprächen mit Präsidenten Ahmadinejad, dem Aussenminister Mottaki und vor der Presse auch die Menschenrechte zur Sprache, inakzeptable Strafen, die Zugehörigkeit Israels zur Staatengemeinschaft, wehrte sich gegen die anti-israelische Rhetorik des Irans, trat für eine diplomatische Lösung des Atomstreites ein und appelierte an Teheran, mit der IAEA zu kooperieren.
Auf all diese Tatsachen wurde von den Journalisten der israelische Botschafter in Bern, Ilan Elgar angesprochen. Seine Antwort: 'Die Taten sprechen eine lautere Sprache als die Worte!'
Nun, die Haltung Israels und des WJC in Ehren, die kann man durchaus vertreten, denn Israel boykottiert offiziell nicht nur die Kontakte mit Iran, sondern auch iranische Produkte. Offiziell.
Mindestens seit Oktober 2006 ist selbst der israelischen Öffentlichkeit bekannt, dass Israel via Rotterdam iranisches Erdöl durch die EACP importiert, die pikanterweise z.T. dem Iran gehört, seine Ansprüche in Milliarden Höhe jedoch seit dem Schah-Sturz nicht anerkannt werden.
Es ist also zweierlei, ob man direkt oder auf dem freien Markt (selbst-)boykottierte Produkte kauft.
Schon 2006 sagte B. B. Elieser (Energieminister Israels), dass 'jeder Kontaktversuch mit einem Feindstaat, der den geschäftlichen und ökonomischen Interessen Israels dient, die Stabilität in der Region festigt.'
Wäre es vernünftiger gewesen, 'die Klappe zu halten' und dieses Verhalten nicht zu kritisieren?
Jérôme