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Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

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AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

Die Sache ist doch eigentlich ganz einfach. Dort unten herrscht die Gewalt und der Stärkere gibt nicht nach, obwohl er es könnte. Um das zu kritisieren benötigt man keinerlei Geschichtskenntnisse. Es handelt sich um Gewalt und die ist zu verurteilen, egal von wem gegen wen aus welchen Gründen auch immer ausgeübt.

Fast scheint es einem, dass der Beitrag von Frankie die adäquate Antwort wäre auf den oben wiedergegebenen Beitrag:

frankie schrieb:
Ich habe nicht gemeint, dass nur ein Experte eine Meinung haben darf.

Aber ich halte es für sinnvoller, sich zuerst zu informieren, sich dabei schrittweise ein Verständnis für ein Thema aufzubauen, sich dann eine Meinung zu bilden und erst danach über Meinungen zu diskutieren.

Die Frage hier in diesem Thread ist ja, ob ein Deutscher Israel kritisieren darf. Als korrekte Frage schlage ich allerdings vor, ob ein komplett ahnungsloser, ignoranter Mensch Israel kritisieren darf, egal, ob er Deutscher ist oder nicht.

Ich glaube: er darf nicht.

lg Frankie

Nun, man darf natürlich alles. Aber solche Statements wie dieser erste Beitrag von xcrypto erscheint einem/einer die oft in Israel für längere Zeit war, völlig an der Realität vorbei formuliert.

Frankie, man kann sich auch im Internet sehr gut über die Lage in Israel informieren. Dass du da mehrere Quellen konsultieren musst, ist selbstverständlich.

Gruß von Miriam
 
AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

Aber solche Statements wie dieser erste Beitrag von xcrypto erscheint einem/einer die oft in Israel für längere Zeit war, völlig an der Realität vorbei formuliert.

Was umgekehrt natürlich auch für jemanden gelten würde, der für längere Zeit im Gazastreifen "leben" muss.

Darüber hinaus wollte ich mit meinem Statement keineswegs Unverständnis für die Lage in Israel ausdrücken.
 
AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

xcrypto schrieb:
Die Sache ist doch eigentlich ganz einfach. Dort unten herrscht die Gewalt und der Stärkere gibt nicht nach, obwohl er es könnte. Um das zu kritisieren benötigt man keinerlei Geschichtskenntnisse. Es handelt sich um Gewalt und die ist zu verurteilen, egal von wem gegen wen aus welchen Gründen auch immer ausgeübt.

Freilich, um zu verstehen, warum und wie da "der Stärkere" zum Stärkeren überhaupt werden konnte und weshalb er jetzt wenig nachgibt, dazu bräuchte es dann doch einiger Geschichtskenntnisse.

(Ich hoffe, daß mir niemand die Bescheidenheit übelnimmt, mit der ich mich gegen xcryptos Gewalt, alle Gewalt zu verurteilen, zur Wehr setze)
 
AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

Als Ausländer hielt ich mich der Diskussion fern, obwohl ich sie mit Interesse verfolgte.

Thorsten sprach aber in der Folge auch Europäer an.

Damit aber hat die "Israel-Kritik" endlich eine klare Adresse: man wende sich offen an die Knesseth oder an israelische Gerichte (oder an den Bundestag?), statt jene "Israel-Kritk" im Sumpf des Stammtischgesprächs vermodern zu lassen.

Verstehe ich Deine Aussage richtig, wenn ich interpretiere, dass D.M.n. seitens deutscher Bürger (kritische) Betrachtungen (namentlich hier im DF) aller Staaten ausser Israel erlaubt sind? Pardon, aber das kann nicht Dein Ernst sein.

Thorsten schrieb:
Dennoch muß jeder Deutsche, jeder Österreicher, jeder Europäer sich selbst Gedanken darüber machen, wie wichtig seine Gedanken für den israelisch / arabischen Konflikt sind.

Und ich vorlauter besserwisserischer Dummdeutscher empfehle einfach mal: Im Zweifelsfalle die Klappe halten.

Deiner Empfehlung kann ich keine Folge leisten, obwohl ich noch nie annahm, dass meine Gedanken, gleichgültig zu welchem Konfliktherd, bedeutender oder massgebender Natur seien.

Meine Gedanken kreisen gegenwärtig gelegentlich um die Schweiz.

Ca. Mitte März zeigten sich die USA 'not amused' und sehr enttäuscht über den vor dem Abschluss stehenden schweiz. Kauf-, nicht Investitionsvertrag (=Gaslieferungen) mit Iran. Der Vertrag verstosse gegen den Geist der UNO- und der noch schärferen US-Sanktionen.
Etwas später (die USA wurden bereits im Vorfeld von den Schweizern informiert) protestierte auch Israel und der Jüdische Weltkongress bzw. Ronald Lauder als Präsident des WJC doppte noch nach.

R. Lauder wirft z.B. der Schweiz und namentlich Madame Calmy-Rey(Bundesrätin und Aussenministerin), sie hätte die Glaubwürdigkeit der Schweiz für 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas (einen Teil davon wird auch Italien beziehen) verhöckert.

Die Bundesrätin kaufte in Iran nicht nur Gas ein, sie brachte in ihren Gesprächen mit Präsidenten Ahmadinejad, dem Aussenminister Mottaki und vor der Presse auch die Menschenrechte zur Sprache, inakzeptable Strafen, die Zugehörigkeit Israels zur Staatengemeinschaft, wehrte sich gegen die anti-israelische Rhetorik des Irans, trat für eine diplomatische Lösung des Atomstreites ein und appelierte an Teheran, mit der IAEA zu kooperieren.
Auf all diese Tatsachen wurde von den Journalisten der israelische Botschafter in Bern, Ilan Elgar angesprochen. Seine Antwort: 'Die Taten sprechen eine lautere Sprache als die Worte!'

Nun, die Haltung Israels und des WJC in Ehren, die kann man durchaus vertreten, denn Israel boykottiert offiziell nicht nur die Kontakte mit Iran, sondern auch iranische Produkte. Offiziell.

Mindestens seit Oktober 2006 ist selbst der israelischen Öffentlichkeit bekannt, dass Israel via Rotterdam iranisches Erdöl durch die EACP importiert, die pikanterweise z.T. dem Iran gehört, seine Ansprüche in Milliarden Höhe jedoch seit dem Schah-Sturz nicht anerkannt werden.

Es ist also zweierlei, ob man direkt oder auf dem freien Markt (selbst-)boykottierte Produkte kauft.
Schon 2006 sagte B. B. Elieser (Energieminister Israels), dass 'jeder Kontaktversuch mit einem Feindstaat, der den geschäftlichen und ökonomischen Interessen Israels dient, die Stabilität in der Region festigt.'

Wäre es vernünftiger gewesen, 'die Klappe zu halten' und dieses Verhalten nicht zu kritisieren?

Jérôme
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

hallo, forianer!

hier nur mal halb-off-topic:

ich bitte bei den ganzen diskussionen um china, tibet, iran, israel oder sonstjemand zu bedenken, dass darin ein gewisser keim an internationalem nationalismus besteht (also, dass sich blöcke gegenüber anderen verhalten wie nationalistische staaten)! womit das endet, wissen wir ja. wenn wir alles boykottieren, was irgendwie boykottierenswert sei, würden wir wieder selbstversorger (hm, ein moderner edler wilde, auch nicht schlecht, chapeau rousseau!)
 
AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

hallo, forianer!

hier nur mal halb-off-topic:

ich bitte bei den ganzen diskussionen um china, tibet, iran, israel oder sonstjemand zu bedenken, dass darin ein gewisser keim an internationalem nationalismus besteht (also, dass sich blöcke gegenüber anderen verhalten wie nationalistische staaten)! womit das endet, wissen wir ja. wenn wir alles boykottieren, was irgendwie boykottierenswert sei, würden wir wieder selbstversorger (hm, ein moderner edler wilde, auch nicht schlecht, chapeau rousseau!)

Der Begriff 'internationaler Nationalismus' ist zumindest interessant -grins.
Diskussionen, in denen sich alle Beteiligten einig sind, verdienen diese Bezeichnung ('interessant') kaum.

Solltest Du aber -ganz zufällig- der Meinung sein, Thorsten und ich laufen hier Gefahr, irgendwann Selbstversorger zu werden -grins, so erlaube ich mir sogar für Thorsten zu behaupten, diese Gefahr besteht nicht und versichere Dir, wir werden uns auch die virtuellen Köpfe nie einschlagen, denn grundsätzlich stehen wir auf der -mehr oder weniger- selben Seite, der Seite der EU und ich geniesse unsere Streitgespräche sehr.

:sekt:
 
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AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?

Schon 2006 sagte B. B. Elieser (Energieminister Israels), dass 'jeder Kontaktversuch mit einem Feindstaat, der den geschäftlichen und ökonomischen Interessen Israels dient, die Stabilität in der Region festigt.'

Wäre es vernünftiger gewesen, 'die Klappe zu halten' und dieses Verhalten nicht zu kritisieren?

Hallo Jérôme,

es ist immer besser, miteinander zu reden und zu handeln. Das ist das Prinzip der friedlichen Koexistenz, das wohl die sozialistischen Länder zuerst formuliert und verfochten haben. Vielleicht ist es mittlerweile in Vergessenheit geraten. Deshalb halte ich auch nichts von Sanktionen, ob sie nun von der UNO, den USA oder der EU verhängt werden.

Ich habe kürzlich im Schweizerischen Radio ein ausführliches Interview mit Mme. Calmy-Rey über ihren Besuch in Iran gehört. Ich muss sagen, dass mich die Ausführungen der Dame überzeugt haben. Sie bestätigten das, was Du, Jérôme, sagtest:

Die Bundesrätin kaufte in Iran nicht nur Gas ein, sie brachte in ihren Gesprächen mit Präsidenten Ahmadinejad, dem Aussenminister Mottaki und vor der Presse auch die Menschenrechte zur Sprache, inakzeptable Strafen, die Zugehörigkeit Israels zur Staatengemeinschaft, wehrte sich gegen die anti-israelische Rhetorik des Irans, trat für eine diplomatische Lösung des Atomstreites ein und appelierte an Teheran, mit der IAEA zu kooperieren.

Mir ist bekannt, dass die Schweizerische Presse das Auftreten von Mme. Calmy-Rey z. T. scharf kritisiert. Hat sie damals, als die Schweiz das rassistische südafrikanische Apartheid-Regime unterstützte, ebenso scharf reagiert? Ich glaube kaum!

Es ist ganz einfach verlogen, Mme. Calmy-Rey vorzuwerfen, sie hätte die Glaubwürdigkeit der Schweiz für 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas verhökert. Besteht die Glaubwürdigkeit der Schweiz nicht in erster Linie in ihrer Neutralitätspolitik?

Die Politik der USA und Israels gegenüber Iran muss man kritisch betrachten. Einem Staat wie Iran, der den Kernwaffensperrvertrag unterzeichnet hat und durch den US-Krieg im benachbarten Irak unmittelbar bedroht ist, steht der Staat Israel gegenüber, der diesem Vertrag nicht beigetreten ist, eine Menge Kernwaffen besitzt und sich der tatkräftigen US-Hilfe erfreut.

Warum schliessen die USA mit Iran keinen Nichtangriffsvertrag ab? Das würde die Situation in der Nahostregion wesentlich entspannen.

Gruss
Hartmut
 
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