AW: Darf ein Deutscher Israel kritisieren?
Hartmut schrieb:
Besteht die Glaubwürdigkeit der Schweiz nicht in erster Linie in ihrer Neutralitätspolitik?
Nein. Die Glaubwürdigkeit der Schweiz besteht ausschließlich darin, daß ein irgendwann einmal in irgendeiner Region gegründeter Staat noch nicht von anderen Kräften zerstört wurde. Die "Glaubwürdigkeit" der Europäischen Union besteht unter anderem darin, daß sie der Schweiz ihre alte Ehrwürde läßt und sie sich nicht umstandslos einverleibt. Demokratie: Da hast Du. Der Schweiz wurde und wird einfach das "Recht des Schwächeren" gelassen, der sich vertraglich mit dem Umfeld zu arrangieren hat. Ist doch okay. Dann springt die Schweiz eben 30 Jahre später auf den Euro auf. Ist doch echt egal.
franzferdinand schrieb:
Natürlich darf ein Deutscher Israel kritisieren, genauso wie ein Israeli Deutschland kritisieren darf. Wäre das nicht so, würde das ja nur eine unnatürliche Verkrampfung der Beziehungen zueinander dokumentieren.
Wir sind genausowenig für die Taten unserer Großväter verantwortlich, wie die heutigen Juden die Opfer unserer Großväter.
Israelis und Deutsche sollten einen genauso unverkrampften, unvoreingenommenen Umgang miteinander wie bspsw. Deutsche und Dänen haben.
Das kann man doch mal so stehenlassen - obwohl die deutsche Bundeskanzlerin (und darin ist sie weder die erste noch die einzige, vielleicht aber die bisher Deutlichste) gerade vor der Knesseth betont hat, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel
immer einen besonderen Charakter haben werden und mehr noch:
daß die Sicherheit Israels Teil der deutschen Staatsraison ist.
In diesem Rahmen kann man dann treffend kritisieren - wie Jérôme es ja in seinem seinem Beitrag #56 anhand eines Beispiels darstellen möchte. Leider wurde ein Beispiel gewählt, wo Israel nicht als Hauptakteur auftritt, die Gelegenheit zu einer echten "Israelkritik" also wiederum versäumt ward.
Aber egal, der Blödsinn (verzeihung) findet ja kein Ende:
Hartmut schrieb:
Warum schliessen die USA mit Iran keinen Nichtangriffsvertrag ab? Das würde die Situation in der Nahostregion wesentlich entspannen.
Wir warten darauf. Bzw., wir sind uns sicher, daß ein zukünftiger US-Präsident dergleichen vorschlagen wird. Ich sehe jedoch nicht den geringsten Grund dafür, warum Iran sich darauf einlassen sollte. Im Rohstoffexport sitzt Iran am längeren Hebel und ist nicht auf den amerikanischen Absatzmarkt angewiesen. Ein beiderseitiger formeller "Nichtangriffspakt" dürfte auf iranischer Seite Schmunzeln hervorrufen, da man auch nach Beendigung möglicherweise vorhandener Atomprogramme nicht über Mittel verfügen wird, die USA auf ihrem Territorium anzugreifen. Und daß die USA beim gegenwärtigen Stand ihrer Armee den Iran nicht einnehmen können, ist auch jedem klar bla bla und so weiter.
Freundlich ist höchstens die Idee, daß, wenn die USA garantieren, nicht anzugreifen, alle Konflikte im "Nahen Osten" sich entspannen. Als wenn es bloß um die USA ginge.
Die Frage war aber ja, ob "ein Deutscher Israel kritisieren" dürfe. In der Tat: so unbefangen zu meckern, wie wir es uns Iran oder den USA (oder auch China) gegenüber selbstverständlich herausnehmen, ist Israel gegenüber verpönt. Soweit ich aber weiß, ist es der israelischen Öffentlichkeit doch ziemlich egal, ob Herr K. oder Frau B. aus Deutschland irgendetwas an der aktuellen Politik oder der israelischen Gründungsgeschichte auszusetzen haben. Also möge jeder sagen, was er für angebracht hält.
Und schon deswegen muß ich mich für meinen unqualifizierten Wortreichtum entschuldigen; habe ich nicht selbst vorhin gesagt, daß es hier das beste wäre,
einfach mal die Klappe zu halten?