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Atheismus

Re: Re: spiritualität

Original geschrieben von mwirthgen
Ich denke, dass es ein religiöses Grundbedürfnis gibt: Lässt sich gut auch bei Kindern beobachten, die der Frage nach Gott immer offen und neugierig gegenüberstehen.

Meine Beobachtungen bei meinem eigenen 5jährigen Sohn sind anders:
Gott war nie ein Thema bevor er nicht von anderen darauf gebracht wurde (Kindergarten). Und natürlich sind Kinder davon fasziniert: Kirche, Lichter, Singen - ist ja auch schön. Ich frage mich aber ob und wann ein Kind in der Neuzeit von selber auf das Thema Gott käme wenn er von aussen dazu nicht angeregt würde.
 
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Re: Re: spiritualität

Und ganz allgemein zu religiöses Grundbedürfnis: ich würde das nicht so nennen sondern eher als eine Suche nach Geborgenheit und Sinn die jeder auf seine eigene Weise beantwortet, manche eben mit Religion.
 
meditation

@ gisbert

zu deiner frage: 'was bringt gebet/meditation': ich lasse einmal das beten beiseite, weil es bei mir auch unerfreuliche assoziationen, wie vor-, an-, nach-beten etc. auslöst, und schreibe, was mir zum 'meditieren' eingefallen ist.
im unterschied zur selbst-reflexion, die du beschreibst, gibt es, soweit ich das verstanden habe, beim meditieren keinen denkgegenstand (ausser atmung, visualisierungen, mantras etc.) und vor allem kein denkziel. die beiden wesentlichen elemente scheinen mir zu sein:
a) innere sammlung, achtsamkeit, zur-ruhe-kommen-lassen der bewusstseinsbewegungen;
b) loslassen.
ad a): in der zen-literatur wird das menschliche bewusstsein mit einem see verglichen, dessen oberfläche durch wellen (wahrnehmungen, gedanken, gefühle) aufgepeitscht ist. kommt die oberfläche zur ruhe (z.b. durch zazen/sitzen in der stille), wird das bewusstsein klar, und man kann bis auf den tiefsten grund blicken ......
ad b): in einem einführungstext über yoga fand ich dazu folgendes: 'unsere gedanken und gefühle drehen sich ständig um das, was wir uns wünschen, ersehnen, erträumen, was wir befürchten und was uns ängstigt ... innerlich loslassen bedeutet, jegliches innere kämpfen aufzugeben ... will ich die eigene existenz jenseits aller gedanken und gefühle erforschen, gilt es, alles so sein zu lassen, wie es gerade ist ... '
nun einmal abgesehen von der spirituellen komponente, vielleicht ein interessanter weg, um zu erkenntnis zu gelangen, vor allem dort, wo man mit reflexion an grenzen stösst...?
herzliche grüsse!
 
meditation

Original geschrieben von nussknacker

nun einmal abgesehen von der spirituellen komponente, vielleicht ein interessanter weg, um zu erkenntnis zu gelangen, vor allem dort, wo man mit reflexion an grenzen stösst...?
Hmmm. Das habe ich schon oft gehört. Aber diese "Erkenntnisse" schienen dann immer nicht kommunizierbar zu sein. Man müsse die Erfahrung des Meditierens, des Tiefen-Meditierens, selber machen. Kostet natürlich ZEIT. Solche Aussagen machen mich stutzig. Ich glaube: Meditation kann die Seele aufräumen, sodass man mehr PLATZ zum Denken hat. Es läuft dann einfacher, man hat mehr KRAFT dazu. Aber Meditation ist nicht die Erkenntnissuche SELBST.
Was meinst du dazu?

GG
 
meditation

hallo gisbert!
habe nicht ganz verstanden, ob dich die empfehlung, die erfahrung des meditierens selbst zu machen, stutzig macht oder der zeitfaktor. letzteres würde mich überraschen, da ja alles wachsen zeit braucht.
ad 'aufräumen der seele, sodass man mehr kraft zum denken hat': meinst du damit ein freiwerden von gefühlen und emotionen oder den kopf freibekommen? um den kopf freizubekommen, würde ein einfaches entspannungstraining genügen, für ersteres gibt es sicherlich auch effizientere methoden (z.b. bioenergetische übungen).
deiner behauptung, dass meditation nicht erkenntnis-suche selbst ist, stimme ich zu. 'suche' wäre ja wieder ein zielgerichterer vorgang und damit das gegenteil von dem los-lassen, das ich in meinem vorigen beitrag beschrieben habe.
ich selbst habe ja mit meditation bisher auch nur wenig erfahrung. aus erfahrungsberichten von 'profis' schliesse ich jedoch, dass es beim meditieren viel mehr um er-leben als um er-denken von phänomen geht. es gilt zu akzeptieren, dass die möglichkeiten des denkens zwar enorm, aber doch begrenzt sind, dass man manches in der welt nur erfassen kann, indem man a) eine andere geisteshaltung einnimmt, b) mit der welt und ihren lebewesen 'eins wird'. und diese erfahrungen des loslassens, akzeptierens und einsseins mit der umwelt kann man vermutlich wirklich nur selber machen.
liebe grüsse!
 
meditation

Original geschrieben von nussknacker
b) mit der welt und ihren lebewesen 'eins wird'. und diese erfahrungen des loslassens, akzeptierens und einsseins mit der umwelt kann man vermutlich wirklich nur selber machen.
Die ERFAHRUNG müsste man selbst machen, das ist klar. Aber gesetzt den Fall, ich würde mich zu einer langfristige Meditation entscheinden wollen, dann würde ich schon im Voraus so in etwa wissen wollen, was dann mit mir geschieht. Was ist das "Einswerden mit der Welt und ihren Wesen"? Das hört sich gut an (nicht nur, weil ich über Gedankenarbeit zu dem selben Schluss komme), aber was ist das genau, was geschieht in der Tiefen- und längerfristigen Meditation genau?

GG
 
meditation

@ gisbert
ich kann deine skepsis und vorsicht gut verstehen. es handelt sich nun einmal um eine art reise mit nicht vorhersagbarem ausgang. vom kurzfristigen abbruch über jahrelanges vergebliches bemühen bis zur 'erleuchtung' ;) ist alles möglich.
ist glaube aber, dass sich das risiko eines 'flops' minimieren lässt: indem man (besonders) in diesem bereich besondes sorgfältig informationen einholt, durchaus schnupper-veranstaltungen besucht und sich einen wirklich guten überblick verschafft.
dazu nochmals zurück zu meinen eigenen bescheidenen erfahrungen: ich habe mich anfänglich besonders zum zen-buddhismus hingezogen gefühlt. die ausdrückliche zusicherung, zen auch ohne buddha-verehrung praktizieren zu können, und das bekenntnis zur schlichtheit, die reduktion auf das wesentliche... sprachen mich an, und natürlich die koans, wohl für jeden, der sich gern den kopf zerbricht ;) eine faszinierende angelegenheit. trotzdem: die disziplin des täglichen übens, die von den übenden erwartet wird, das stunden- bis tagelange schweigen bei sesshins trieben mich in die flucht (die zen-philosophie beschäftigt mich aber heute noch, und die tee-zeremonie, der ich beiwohnen durfte, möchte ich nicht missen!). ich habe mir seither viele meditationszentren angesehen. erschreckend oft traf ich auf (auch selbsternannte) gurus, die sich als 'westlich' und offen für nicht-gläubige gaben, aber dann doch enttäuscht reagierten, wenn man sich vor der buddha-statue nicht auf den boden warf.
ich moment versuche ich, meine ganz individuelle meditationsform zu entwickeln, eine kombination aus konzentration auf atmung und einem mantra, das mich besonders anspricht, fürs erste mit nur einem ziel: mehr achtsamkeit im alltag und mehr mitgefühl (nicht nur im sinne von toleranz, sondern verständnisvoller zuwendung) zu den mitmenschen zu entwickeln.
zum mantra noch eine lustige textpassage aus einem buch von vessantara:
'manche fachleute halten die genaue aussprache der mantras für wichtig. ihrer meinung nach werden durch die klangart subtile schwingungen erzeugt, die den geist beeinflussen. jedoch weist vieles darauf hin, dass 'falsch betonte' mantras, wenn sie mit tiefem vertrauen und hingabe gesprochen werden, genau die gleiche wirkung hervorbringen. in diesem zusammenhang wird häufig die geschichte von einem gläubigen erzählt, der dachte das mantra lautet om mani padme ox und ausgezeichnete ergebnisse erzielte...' :)
 
meditation

Original geschrieben von nussknacker
[... sprachen mich an, und natürlich die koans, wohl für jeden, der sich gern den kopf zerbricht ;)
Einn paar von diesen 2-Tonnen-Texten - Koans genannt - durfte ich im letzten Jahr im Esoterikforum.at (auch von Walter) kennen lernen. Schwierig formulierte Allegorien, die dich zu bestimmten Handlungen bringen sollen, die man einem aber auch einfach SAGEN kann... Gut finde ich, wenn der Zen-Meister dem Schüler durch die Blume beizubringen versucht, dass er ihn bitteschön nicht so ernst nehmen soll... Meine Meinung: Den Koans nicht verfallen! Solche Leute gibt es ja, die das tun.
der dachte das mantra lautet om mani padme ox und ausgezeichnete ergebnisse erzielte...' :)
Was für Ergebnisse erzielt man mit dem Aufsagen seines Mantras?

Gruß, G.
 
koans

sorry, gisbert, aber ich kann deine auffassung von koans nicht nachvollziehen:
soweit mir bekannt und auf die schnelle via google nachzulesen, handelt es sich dabei um
'scheinbar sinnlose, mit logik und auf intellektueller ebene nicht lösbare fragen, begebenheiten/fälle oder verhaltensweisen von meistern, mit deren hilfe versucht wird, das denken des übenden ad absurdum zu führen und dem geist eine direktere art der wahrnehmung zu ermöglichen'.
ich kann daraus keinerlei handlungsaufforderungen erkennen.
dass - für psychisch gesunde ! menschen - eine gefahr besteht, koans zu 'verfallen', höre ich zum ersten mal.
 
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koans

Original geschrieben von nussknacker
(Koans:) scheinbar sinnlose, mit logik und auf intellektueller ebene nicht lösbare fragen, begebenheiten/fälle oder verhaltensweisen von meistern, mit deren hilfe versucht wird, das denken des übenden ad absurdum zu führen und dem geist eine direktere art der wahrnehmung zu ermöglichen'.
Na gut: Das Denken der Übenden mag man ad absurdum zu führen mögen. Aber das Denken per se - also, bei mir funktioniert das nicht. Das habe ich auch nie als meinen Weg vorgezeichnet. Warum auch? Logisches Denken ist eine wunderbare Gabe. Wenn man diese Leitung hat, warum soll man sich andere Leitung suchen? Die auch noch diese Naturgabe zu untergraben versucht. Was habt ihr gegen den Verstand? Sind wir ein Irrläufer der Evolution?


GG
 
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