Liebe kollegen,
seid Ihr euch eigentlich der Tragweite Eurer Fragen bewusst? Jede Antwort machte mindestens eine dicke Monographie aus und Ihr erwartet allen Ernstes, dass ich sie kurz vor Mitternacht knapp, einfach, einleuchtend, widerspruchsfrei... beantworte? Morgen früh um halb sechs läutet mein Wecker und es beginnen wieder 365 neue Tage!
Gisbert, ich ahnte, dass mein Beispiel mit Jesus am Kreuz für dich ein Widerspruch sein könnte. Verständlich wird dieses Sich-Anvertrauen nur, wenn man den anderen kennt, wenn man zu der begründeten Einsicht gelangt, der weiss schon, was zu tun ist, darum mache ich es so, wie er es sich vorstellt. Das kommt im normalen Leben zwischen Menschen zigmal vor und das ist in der Beziehung zu Gott nicht anders.
Was ist denn das für ein Gott, der straft? Die Liebe, für die Gott steht, ist eine unbedingte Liebe, die Lust und Leid umfasst. Wie fühlt sich die Strafe eines Liebenden an? Angenommen, du hast den Menschen, der dir das Liebste ist, betrogen und hintergangen und trittst ihm mit dieser Erfahrung vor die Augen, du musst es ihm sagen, du quälst dich, du schämst dich, du möchtest im Erdboden versinken ... Der, den du liebst hat dir nichts getan, das hast du alles dir selbst und der Liebe getan. (Ich hör dich in Gedanken schon aufstöhnen.)
Die Freiheit des Menschen, die ihm die Macht gibt, nicht zu lieben, macht den Menschen einsam und von der Liebe verlassen, nicht die Liebe verlässt den Menschen. Die Liebe glaubt alles, hofft alles... nur der Mensch, der hofft nicht mehr. Er tritt die Liebe mit Füßen und schreit dann: Warum finde ich keine Liebe? Er sagt: Es gibt keine Wahrheit! Und dann beklagt er sich, dass nichts wahr ist! Beni, was kann die Liebe dafür, dass in ihrem Namen Kriege angezettelt werden? Diese Liebe, dieser Gott ist wirklich da, beni. Er/sie kann erkannt werden. Erkenntnis ist der Weg zur Wahrheit! Weder das Lesen von Büchern, noch das Diskutieren in Foren wird dir ersparen, den Weg der Erkenntnis zu gehen. Liebe findet nur der, der liebt. Wahrheit nur der, der wahrhaftig ist. Weisheit nur der, der weise ist. Ohne Tun keine Erkenntnis, ohne Erkennen kein Tun. Und Gisbert, Naturerkenntnis ist eine Sache, Gotteserkenntnis eine andere. Dass Naturvölker Gott für die Sonne hielten oder anderes, lässt sich aus der Entwicklungsgeschichte der Menschen kulturpsychologisch gut verstehen, aber aus dem Vorhandensein solcher Naturreligionen zu schließen, dass man Gott eben als zeitlich begrenzten Erklärungsgrund für noch zu erkennende Naturzusammenhänge einsetzte, ist eine typisch moderne Verkürzung, die das Sinnhafte des Absoluten übersieht.
Du hast recht Gisbert, dass niemand glauben muss, es ist einzig und allein dein freier Entschluss, ob du etwas glaubst oder nicht glaubst. Doch was ist Glauben? Es ist kein Anklammern an Dogmen, sondern Begegnung mit der Liebe schlechthin! Glaubt ihr mir?
grüße von manni
Verba docent, exempla trahunt. (Worte belehren, Beispiele reißen mit.)
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