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Wissen und Glauben - Was ist der Unterschied?

Ich sehe es ebenfalls wie Neugier und lilith, denn mMn unterliegt der Mensch von kleinauf jenem Gefühlszeigediktat.

Es beginnt damit, dass Erwachsene kleine Kinder süß zu finden haben. Sagt jemand, dass er eigentlich keinen Draht zu kleinen Kindern hat, dass er sie keinesfalls grundsätzlich süß findet und dass sie ihn schlichtweg nerven, dann widerspricht er diesem Diktat.
Kleine Mädchen werden ermuntert bzw. es gilt als natürlich, dass sie häufiger weinen als Jungen, von denen man wiederum erwartet, dass sie sich wie "kleine Männer" benehmen. Weinen sie, hält man ihnen vor, dass sie Jungen seien, die doch wegen so einer Kleinigkeit (was auch immer das ist) nicht weinen!! Kleine Jungen dürfen niemals kleine Mädchen schlagen, auch nicht, wenn diese Mädchen hysterisch kreischend auf sie einschlagen (also Gefühle zeigen). Mädchen sollen vom Verhalten her ruhig und freundlich sein, während ein richtiger Junge auch mal über die Stränge schlagen darf und sich wie ein Rüpel benehmen kann.
Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Entwicklung.

Bei den Erwachsenen ist es ähnlich.
Frauen dürfen im Kino weinen, Männer vor Lachen brüllen. Ist es andersherum, oh je.
Männer sind die geborenen Beschützer, kennen kaum Angst. Frauen sollten schreckhaft und ein klein wenig ängstlich sein, weil das ja dann wiederum den Beschützerinstikt des Mannes weckt.
Ich möchte nicht wissen, wieviele Männer sich bei brenzligen Situationen am liebsten verkriechen würden oder sich innerlich in die Hose sch....... :nein: Dürfen sie aber nicht!!!
Frauen müssen mütterlich sein; Männer väterlich. Was ist, wenn Frauen keine mütterlichen Gefühle entwickeln können, oder Männer keine väterlichen?? Dann entsprechen sie nicht der Gefühlsnorm.

Beispiel Kabarett, Theater oder Karnevalssitzungen:
Lacht man nicht dann, wenn alle lachen - weil man diese Pointe einfach nicht lustig findet -bekommt man schnell den Stempel des Humorlosen aufgedrückt.
Lacht man als Einziger, weil mans urkomisch findet, dann gilt man schnell als der Dumme, der den Sketch, die Szene oder die Büttenrede nicht verstanden hat.

Ist mir Weihnachten nicht nach Besinnlichkeit, dann bin ich gefühlskalt. Ist mir Karneval nicht nach feiern, dann bin ich die Spaßbremse. Möchte ich am Volkstrauertag eine Riesenfete steigen lassen, dann bin ich geschmacklos.

Unbewusst und ungewollt wird jeder Mensch nach diesem Gefühlszeigediktat erzogen. Geschähe das nicht, und jeder könnte sich gefühlsmäßig so geben, wie es seiner wahren Art entspricht, dann würden wir uns sicher alle mächtig wundern.

Rhona
 
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Eigene Gefühle integrieren - der Weg zum Wissen

Rhona schrieb:
Unbewusst und ungewollt wird jeder Mensch nach diesem Gefühlszeigediktat erzogen. Geschähe das nicht, und jeder könnte sich gefühlsmäßig so geben, wie es seiner wahren Art entspricht, dann würden wir uns sicher alle mächtig wundern.
So sehe ich das auch.

So ist es und so passiert es- bewußt oder meistens unbewußt.

Hernach gilt es für den/die Einzelne/n selbst herauszufinden, was es mit den eigenen Gefühlen auf sich hat; welcher Art die eigenen Gefühle sind; Wofür die eigenen Gefühle überhaupt gut/brauchbar sind.
Neugier schrieb:
kathi, eigentlich wollte ich gar keine Gefühlsverwirrung beschreiben, sondern zum Ausdruck bringen, dass ich es für unproblematisch halte, wenn ein Kind den eigenen Gefühlszustand nicht benennen kann.
Hier wurde ich mißverstanden. Mir ging und geht es nicht darum, ob ein Kind seine Gefühle benennen kann.
Mir ging und geht es darum, dass es uns Erwachsene / uns "Wissende" allzu oft nicht gelingt, die eigenen Gefühle: wahrzunehmen, einzuordnen, zu benennen, zu verstehen... zu fühlen.
(Dies eben aufgrund der o.a. mehrmals beschriebenen Kindheitserfahrungen.)

Wir leben also hier in einer Welt des "Wissens"
(um immer wieder auf den roten Faden zum Thema anzuspielen)
und wissen nicht einmal um unsere Gefühle,
wissen nicht, dass wir sie haben,
was sie uns sagen wollen,
wozu sie gut sind.
Wissen nicht, mit Gefühlen umzugehen.
Wissen nicht, dass sie nicht "abzuschaffen" sind.
Wissen nicht, sie als (lebens-)wichtigen Bestandteil in unser Leben einzubauen.


Und dann faseln wir großartig vom Wissen! - Sachlich, objektiv, fundiert.

Von einem Wissen, das weit weg von uns selbst ist - eben sachlich. Das mit uns nichts zu tun hat. Ohne zu bedenken, dass es "das Wissen" ohne uns gar nicht gibt. Dass doch alles nur in Relation zum jew. Betrachter einen Sinn ergibt.

Und deswegen komme ich wieder zu meiner Aussage, dass
echtes Wissen ein Gefühl ist.


Das meint heute
kathi :D
 
hm

Gedanken : Man weiß nicht, man glaubt (= man hat sich mit einer als die Plausibelste eingestuften oder unangetasteten These abgefunden) oder man denkt (= man untersucht Thesen und vertritt die als Plausibelste eingestufte ohne andere Möglichkeiten auszuschließen bis sie sich ändert oder ausbauen lässt). Mir fallen nur zwei Sachen ein, die man tatsächlich wissen kann, das wären zum einen künstliche Wissenschaften wie Mathematik, weil darin alle Bedingungen definiert sind (2 plus 2 ist 4 - eindeutig) und zum andren eigene Gefühle und Empfindungen, weil man weiß, was man wahrnimmt ( mir ist kalt - eindeutig). Was aber beides kaum für die äußerliche Realität gelten muss/ gilt, insofern dass es nicht im allgemeingültigen Sinne kalt sein muss, wenn ich friere. Ich denke, dass alles, inklusive jeden Grashalms und jeder Coladose, eine eigene auf Basis des Existierens und eventuell Empfindens festgelegte subjektive Wirklichkeit hat und man deshalb keine allgemeingültige Realität definieren kann.

Fragen : 1. Kann es überhaupt eine eindeutige Wahrheit geben? 2. Warum verdammt nochmal suchen wir überhaupt danach?
 
regentropfen schrieb:
Fragen : 1. Kann es überhaupt eine eindeutige Wahrheit geben? 2. Warum verdammt nochmal suchen wir überhaupt danach?
Wir suchen nach unserer eigenen Wahrheit.

Wir suchen nach uns selbst.

Aber erst dann, wenn wir erkennen, dass es darum geht (und um sonst nichts).
 
Hm. Die eigene Wahrheit sollte einem doch bekannt sein (?), ist sie mir zumindest. Und ein ausgeprägtes egozentrisches Weltbild habe ich auch, aber das genügt mir nicht. Wonach suchst du denn, wenn du nach dir suchst?
 
Ich glaube nicht das wir nach einer Wahrheit suchen.
Ich glaube, dass wir nach einem Gefühl suchen.
Dieses Gefühl wird nur Wahrheit genannt, weil es keine andere Bezeichnung dafür gibt. Aus "Was ist Erleuchtung" von spinnwebwald.

Mit dem Netz fängt man Fische,
nimm die Fische vergiss das Netz.

Mit der Falle fängt man Hasen,
nimm die Hasen und vergiss die Falle.

Mit Worten drückt man Gedanken aus,
nimm die Gedanken und vergiss die Worte.

Wo finde ich einen Menschen,
der die Worte vergisst,
auf das ich mit ihm reden kann.
(Dschuang-tse)

Ich würde es anders formulieren:
Mit Gedanken drückt man Gefühle aus,
fühle und vergiss die Gedanken.

Leider ist dies nur sehr selten möglich, wie z.B. durch Drogen oder beim Sex.
Leider können wir unsere Erkenntnis, unsere Gedanken nicht mehr abschalten.
Ich denke aber, das ist es, wonach wir suchen. Wir wollen zurück ins "Paradies" und wieder eins werden.
 
Rhona zum Diktat !

Hallo Rhona !

Mit dem Stichwort "Gefühlszeige-Diktat" habe ich anscheinend ja in ein Wespennest gestochen.

Da möchte ich jetzt gleich noch einen Schritt weitergehen,
und auf eine Diskussion über Diktate ganz allgemein einschwenken.

In unserem Informationszeitalter werden wir ja überflutet mit Informationen, ein grosser Anteil davon in der
Form von Bildern. Zur Bewältigung dieser Flut wäre ein Reflektieren in einem Ausmass erforderlich, für das
in der schnelllebigen Zeit dann wieder nicht genügend Platz vorgesehen ist.
Dadurch hinkt das Reflektieren hinterher.

Ich möchte jetzt nur zwei Aspekte, bzw. zwei Seiten einer Medaille, thematisieren.

Der erste Aspekt ergibt sich daraus, dass die präsentierten Darstellungen von Verhältnissen durch ihre
Häufigkeit und Quasi-Allgegenwart automatisch zu Prägemustern unseres Normalitätsbegriffes werden.
In diese Normalitätsbegriffsbildung fliesst aber zu wenig ein, inwieweit die präsentierten Darstellungen
der Verhältnisse idealisiert wurden.
Dadurch bildet sich sehr leicht ein verzerrter Normalitätsbegriff heraus.

Die Idealisierungen erfolgen zum Teil ja absichtlich, etwa im Rahmen einer Propaganda- oder Werbekampagne,
teils aber auch unabsichtlich, als Kollateralschaden des Zeitgeistes.

Der verzerrte Normalitätsbegriff vermittelt dann etlichen Individuen den Eindruck,
mit ihren konkreten eigenen Verhältnissen ausserhalb der Norm zu liegen.

Hier sollte durch stärkeres Reflektieren die Vielfalt und Variationsbreite der konkreten Verhältnisse
deutlicher bewusst gemacht werden.


Der zweite Aspekt ist dann gewissermassen die Kehrseite der Medaille.

Wo liegen nun die Grenzen der Bandbreite, oder lautet das Motto etwa tatsächlich "anything goes" ?

Wir können uns ja recht schnell darauf einigen, dass wir unser durch Aufklärung und Humanismus
geprägtes Wertesystem nicht preisgeben wollen, aber was genau sind die unverzichtbaren Werte ?

Eine Klärung der Frage nach absolut unverzichtbaren Forderungen oder keinesfalls akzeptablen
Verhaltensweisen wäre nicht nur innerhalb eines Kulturkreises sehr nützlich,
sondern auch für eine Diskussion zwischen verschiedenen Kulturkreisen.


Anhand der konkreten Lebens-Aufgabenstellung "Partnerschaft" möchte ich abschliessend noch illustrieren,
wie wir in unserem Wünschen und Wollen durch ein verzerrtes Normaldiktat in die Irre geführt werden.

Da wird uns unterschwellig vermittelt, eine perfekte Partnerschaft sei die selbstverständlichste Sache der Welt,
und wer nicht einmal das schafft, muss wohl ein Totalversager sein.

Die Realität schaut dann allerdings wesentlich anders aus.

Wenn die Zahl der jährlichen Ehe-Scheidungen mehr als 40 % der Zahl der jährlichen Ehe-Schliessungen
ausmacht, dann ist eine gut funktionierende Partnerschaft wohl keine Selbstverständlichkeit und keineswegs
die Regel, sondern eher ein grosser Glücksfall.

In den medialen Darstellungen wird auch wohlweislich unterschlagen, dass beileibe nicht jeder Mensch
prädestiniert für eine Partnerschaft ist.

Das längere und engere Zusammenleben zweier eigenständiger Persönlichkeiten erfordert eine Vielzahl
an Kompromissen, ein umfangreiches Geben und Nehmen, ein Verzichten, ein in Kauf nehmen.

Wäre es da nicht angebracht, sich zuallererst einmal die Fragen zu stellen:

Bin ich dafür geboren ? Kann ich das ? Will ich das ? Fühle ich mich dabei wohl ?

Und wenn ich nicht dafür geboren bin, ist das denn wirklich schlimm ?

Könnten nicht mehrere lockere Beziehungen eine gute Alternative zu einer vertieften Beziehung sein ?

Ganz abgesehen davon, dass mehrere lockere Beziehungen ja auch eine gute Ausgangsbasis bilden,
auf der ein passender Partner für eine vertiefte Beziehung ausgewählt werden und die vertiefte Beziehung
allmählich heranreifen kann. Im weiteren Verlauf können dann auch durchaus mehrere lockere Beziehungen
gleichzeitig neben einer vertieften Beziehung unterhalten werden.


Solche Überlegungen anzustellen, das erscheint zwar vernünftig, aber gemäss Normaldiktat nicht normal !

Das musste auch einmal gesagt werden.
 
regentropfen schrieb:
Hm. Die eigene Wahrheit sollte einem doch bekannt sein (?), ist sie mir zumindest. Und ein ausgeprägtes egozentrisches Weltbild habe ich auch, aber das genügt mir nicht. Wonach suchst du denn, wenn du nach dir suchst?
Ich suche nach ALLEM, was in mir ist.

Je mehr ich suche (= nicht verdränge, sondern akzeptiere) - desto mehr finde ich.

(Damit ist nicht mein "Weltbild" gemeint! Damit bin ich in meiner Ganzheit gemeint.)
 
In Anbetracht dessen, dass ich mich für die nächste Woche (4 Klausuren!!) immens vorzubereiten habe, dass ich dich aber auf eine Antwort auch nicht so lange warten lassen möchte, antworte ich nur in KUrzform:

Meine Werte sind humanistischer, pazifistischer Natur.
Leben, und leben lassen, und das jeder nach seiner Facon, das ist meine Devise. Allerdings beeinhaltet mein Denken nicht das Tolerieren einer Sache, die meiner Natur, meinem Denken widerspricht (Ich weiß, ein Paradoxon ohnegleichen)

Ich will mich weder einer Norm noch einem Lebensstil fügen. Ich möchte als die wahrgenommen werde, die ich bin; mit allen Macken, Fehlern, Talenten und Fahigkeiten (falls vorhanden).
Die Frage, nach dem Entsprechen der gängigen Normen entfällt durch meine Aussage vielleicht, oder?

Neugier, du, die du dich heute zum ersten Mal, zu deinem Geschlecht bekannt hast*g*, mir liegt das Theoretisieren nicht.
Ich bin, wie ich schon erklärend-entschuldigend sagte, eine Spontanschreiberin. Ich schreib einfach das, was mir spontan einfällt.
Ich kann mich weder an dir reiben, geschweige, mich an dir messen. Du bist mir da um Lägen voraus.

Aber noch Eines oder auch Zweites:
Das Nebeneinander der verschiedenen Kulturkreise; das Erkennen, dass nicht jeder Mensch in jedes Kuturschema zu integrieren ist; das Anerkennen, dass jede Kultur, so fremd sie uns auch erscheint - eine Kultur ist, die - weil eben Kultur - zu erhalten ist, weil sie nicht erst seit 14 Tagen als solche deklariert wird, sondern schon seit Jahrhunderten besteht,hat ihr historisches Anrecht auf Bestand.

Stell dir doch mal vor, Prinz Eugen, der edle Ritter, hätte die Muselmanen weiland nicht in die Flucht geschlagen, wo wären wir dann heute??? Dann sähe es mit unserer Kultur ganz anders aus.
Stell dir doch mal vor, die Denkweise der damaligen Flower-Power-Generation wäre zur Doktrin erklärt worden???

Aber die Diktate waren ja das Thema.

Diktatur, egal wo und wie sie Einfluss nimmt, lehne ich grundsätzlich ab. Ich will mir weder diktieren lassen, wo und wie ich zu leben habe, noch an was ich glauben darf und an was nicht. Ich will mir durch Diktate nicht aufoktroyieren lassen, wann ich fröhlich, lustig, traurig, ergriffen, empört zu sein habe.

Mag sein, dass mich mein Wunsch nach Individualität ausgrenzt, mich asozial macht, aber das interessiert mich momentan herzlich wenig.

Ob der Mensch zu einer Partnerschaft geschaffen ist, das vermag ich "noch" nicht zu berurteilen, denke aber mal, dass sie vom soziologischen Standpunkt her der NOrmalzustand ist.
Männer und Frauen haben sich - um den Status der "Normalität" zu wahren - zu diesem zweckmäßig orientierten Konglomerat entschlossen - und müssen nun schauen, wie sie mit diesem Dualismus klarkommen, bzw. ihn als Normalität verkaufen.

Ich glaube: Ich bin mit dem, was mir genetisch mitgegeben wurde, und dem, von dem ich weiß, dass es es mich in eine Richtung drängt, und dessen Anforderungen, denen ich nicht entspreche, überfordert.

Ich weiß: Ich werde meinen Weg gehen; wenn auch mit Umwegen, die mit Stolpersteinen bestückt sind, aber es geht voran.

Jedwede Neugier durch meine Antwort unbefriedigt lassend


Rhona
 
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