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Verstand und Vernunft

AW: Verstand und Vernunft

Hallo, Axl!

Das ist eine gute Frage, die du da stellst! Ich glaube, dass Schopenhauer sie am klarsten beantwortet und die deutlichste Unterscheidung zwischen diesen beiden Erkenntnisvermögen - Verstand und Vernunft - gezogen hat:

Der Verstand ist das Vermögen a n s c h a u l i c h e r Vorstellungen, seine ihm eigentümliche Tätigkeit besteht im Erkennen von Kausalbeziehungen. Als solchen haben wir den Verstand mit den Tieren gemein. Hingegen das, was uns von den Tieren unterscheidet ist ein uns Menschen ausschließlich eigenes und ganz besonderes Erkenntnisvermögen, die sogenannte V e r n u n f t, welche die Fähigkeit zu a b s t r a k t e n Vorstellungen ist, im Gegensatz zu den anschaulichen, aus welchen jedoch jene abgezogen (im wörtlichen Sinne des lateinischen Begriffes: "abstrahiert") sind. Darauf beruht es, dass das Tier weder spricht noch lacht. Durch den Hinzutritt der abstrakten Vorstellung ist auch die M o t i v a t i o n eine anderartige geworden. Wenn gleich die Handlungen eines Menschen mit nicht minder strenger Notwendigkeit, als die der Tiere, erfolgen; so ist doch durch die Art der Motivation, sofern sie hier aus G e d a n k e n besteht, welche die eigentliche W a h l e n t s c h e i d u n g (d.i.: den bewussten Konflikt der Motive) ermöglichen, das Handeln mit Vorsatz, mit Überlegung, nach Plänen, Maximen, in Übereinstimmung mit Anderen u.s.w., an die Stelle des bloßen Impulses durch vorliegende, anschauliche Gegenstände getreten, dadurch aber alles das herbeigeführt, was des Menschen Leben so reich, so künstlich und so schrecklich macht.
Die abstrakten, von den anschaulichen Vorstellungen abgezogenen ("abstrahierten") Vorstellungen werden mit den Namen der B e g r i f f e benannt, weil jede derselben unzählige Einzeldinge in, oder vielmehr unter sich begreift, also ein I n b e g r i f f derselben ist. Man kann sie auch definieren als Vorstellungen aus Vorstellungen. Denn bei ihnnen zerlegt das Abstraktionsvermögen die vollständigen, also anschaulichen Vorstellungen des Verstandes in ihre Bestandteile, um diese abgesondert, jeden für sich, denken zu können als die verschiedenen Eigenschaften oder Beziehungen der Dinge. Bei diesem Prozess büßen aber die Vorstellungen notwendig ihre Anschaulichkeit ein. Denn jede also ausgesondere (abstrahierte) Eigenschaft oder Beziehung lässt sich für sich allein wohl denken, jedoch nicht allein darum für sich allein auch anschauen. Die Bildung eines Begriffs besteht überhaupt dadurch, dass von dem anschaulich Gegebenen Vieles fallen gelassen wird, um dann das Übrige für sich allein denken zu können: derselbe ist ein Wenigerdenken, als angeschaut wird.
Da nun die zu abstrakten Begriffen sublimierten und dabei zersetzen Vorstellungen alle Anschaulichkeit eingebüßt haben, so würden sie dem Bewusstsein ganz entschlüpfen und ihm zu den damit beabsichtigten Denkoperationen gar nicht Stand halten, wenn sie nicht durch willkürliche Zeichen sinnlich fixiert und festgehalten würden: dies sind die W o r t e. Daher bezeichnen diese, so weit sie den Inhalt des Lexikonks, also die Sprache, ausmachen, stets allgemeine Vorstellungen, Begriffe, nie anschauliche Dinge.
Eben dadurch, dass Begriffe weniger enthalten, als die Vorstellungen daraus sie abstrahiert worden, sind sie leichter zu handhaben, und verhalten sich zu ihnen ungefähr wie die Formeln in der höheren Arithmetik zu den Denkoperationen, aus denen sie hervorgegangen sind und die sie vertreten, oder wie der Logarithmus zu seiner Zahl. Sie enthalten von den vielen Vorstellungen, aus denen sie abgezogen sind, gerade nur den Teil, den man eben braucht: statt dass, wenn man jene Vorstellungen selbst, durch die Phantasie, vergegenwärtigen wollte, man gleichsam eine Last von Unwesentlichem mitschleppen müsste und dadurch verwirrt würde: jetzt aber, durch Anwendung von Begriffen, denkt man nur die Teile und Beziehungen aller dieser Vorstellungen, die der jedesmalige Zweck erfordert. Überhaupt ist die Beschäftigung des Intellekts mit Begriffen, also die Gegenwart dieser im Bewusstsein, welche eigentlich und im engeren Sinne D e n k e n genannt wird. Sie verleiht dem Menschen B e s o n n e n h e i t, die dem Tiere abgeht, da sie ihn befähigt, tausend Dinge durch einen Begriff, in jedem aber immer nur das Wesentliche zu denken, wodurch er Unterschiede jeder Art, also auch die des Raumes und der Zeit beliebig fallen lassen kann, durch welchen Vorgang er wiederum in Gedanken die Übersicht der Vergangenheit und Zukunft, wie auch des Abwesenden erhält, während das Tier in jeder Hinsicht an die Gegenwart gebunden ist. Diese Fähigkeit sich zu besinnen, ist eigentlich die Wurzel aller theoretischen und praktischen Leistungen des Menschen: Sorge für die Zukunft, unter Berücksichtigung der Vergangenheit, sodann des absichtlichen, planmäßigen und methodischen Verfahrens bei jedem Vorhaben, daher des Zusammenwirkens vieler für einen Zweck, mithin der Ordnung, des Gesetzes, des Staates, usw. - Ganz besonders sind aber die Begriffe das eigentliche Material der Wissenschaften, deren Zwecke zuletzt darauf hinauslaufen, zur Erkenntnis des Besonderen durch das Allgemeine zu gelangen.

Des weiteren befähigt den Menschen, wie bereits oben angedeutet, das Abstraktionsvermögen, also die Vernunft zur Sprache, die daher den Tieren in jeder Hinsicht abgeht. Zwar reden einige Zoologen und Naturforscher, die auf die besonderen kognitiven Leistungen bestimmter Tierarten - wie z.B.: Delphinen oder Affen - hinweisen möchten, unverhohlen von sogenannten "Tiersprachen", diese falsche Gleichsetzung ändert aber nichts an der Tatsache , dass zwischen der menschlichen Sprache und den Kommunikationssystem von Tieren (die zugegebenermaßen erstaunlich komplex sein können) nicht bloß ein gradueller, sondern ein prinzipieller Unterschied besteht. Folgende Unterschiede sind dabei festzuhalten:

1. Tiere können zwar miteinander kommunizieren, aber nicht miteinander sprechen, in dem Sinne, wie zwei Menschen miteinander reden.
2. Tiere bewegen sich auf der Objektebene, der Mensch allein kann verschiedene Metaebenen einnehmen, was wiederum auf seinem Abstraktionsvermögen beruht.
3. Nur Menschen können ihre Sprache gezielt und bewusst verändern, Tiere verharren in ihrem instinktiv entwickelten Kommunikationssystem.
4. Tierische Lautäußerungen lassen sich nicht eindeutig segmentieren, wie zB.: Haus -> /h/+/au/+/s/. Das Bellen eines Hundes bspw. lässt sich nicht in /w/+/au/ (für Postbote zum Beispiel) oder /w/+/uff/ (für Haus).

Ich wollte mit dieser Betrachtung über die Eigentümlichkeit der menschlichen Sprache auf die am leichtesten erkennbare Äußerung der menschlichen Vernunft oder des Abstraktionsvermögens hinweisen.

ich denke, am einfachsten unterscheidet man verstand und vernunft durch die zielgerichtetheit der vernunft
in einem kurzen satz: verstand ist - vernunft will

dadurch ergeben sich die weiteren konkreten unterschiede...z.b. die abwesenheit moralischer aspekte im verstand, jedoch deren einbeziehung in der vernunft
ebenso die relative objektivität des verstandes, hingegen subjektivität der vernunft
vernunft bedarf eines verstandes, umgekehrt nicht unbedingt
[/LIST]

Es ist wichtig, das Wollen, welches den eigentlichen Kern und das innere Wesen eines jeden Menschen ausmacht, scharf von der Vernunft zu trennen. Die Vernunft ist ein bloßes Erkenntnisvermögen. Der Intellekt - welcher beim Menschen ein doppelter ist - hält uns bloß Motive vor (die entweder in deutlich gedachten Gedanken der Vernunft oder bloßen anschaulichen Vorstellungen des Verstandes), die uns dann unserer Natur gemäß zum Handeln veranlassen. An diesen zur Tat gewordenen Entschlüsen wiederum erkennen wir, nicht nur an anderen sondern auch an uns selbst, wer wir sind und welchen Charakter wir besitzen. Des weiteren ist die Vernunft gerade jene Kraft, die zur Objektivität drängt, insofern sie uns in die Lage versetzt, uns an die Stelle eines anderen zu denken, mehrere Reflexionsebenen zu berücksichtigen und einen Erkenntnisgegenstand in den mannigfaltigsten Beziehungen zu betrachten (welches wiederum nur durch das Abstraktionsvermögen möglich wird, wie oben in Betrachtung genommen).

Deinem letzten Ausspruch stimme ich zu: die Basis aller Erkenntnis ist der Verstand, da er die Kausalbeziehungen zwischen den realen Objekten intuitiv auffasst und das eigentliche "Verstehen" ermöglicht. Durch die Vernunft wiederum fassen wir unsere intuitiven Erkenntnisse in Worte, um sie uns begreiflich zu machen und anderen Menschen mitteilen zu können. Die Vernunft ist bloß sekundär, ein hinzugekommenes Prinzip, das sich im Laufe der Evolution entwickelt hat (objektiv betrachtet durch das Gehirnwachstum, namentlich die Zunahme des Volumes des Großhirnes).

Meine Auffassung von Vernunft - die mMn auch angeboren sein kann - möchte ich mit einem Beispiel erklären:

Ein pubertierender Junge wird von einem ebensolchen Mädchen aufgefordert, seinen Mut insofern zu beweisen, dass er von 10 Metern Höhe auf einen Betonboden springt.

Ist der Junge vernunftbegabt, wird er sich denken, warum sollte ich wegen eines Mädchens hier meine Gesundheit oder sogar mein Leben riskieren, sicherlich gibt es mehrere attraktive Mädchen, die sich solche Verrücktheiten nicht ausbedingen.

Dass auch ein nicht vernunftbegabter Junge nicht springt, würde dann voraussetzen, dass er bereits fähig ist, das Gefühl der Angst (Angst vor Tod oder körperlichen Schaden) zu entwickeln, was in der Pubertät relativ selten ist.

Der weder vernunftbegabte (sei die Vernunft nun angeboren oder anerzogen) noch ängstliche Junge wird mit all' den für ihn negativen Folgen springen.

Obwohl die Vernunft ein angeborenes Vermögen ist, muss sie durch Erziehung zunächst "entwickelt" werden, wobei der erste Entwicklungsschritt in der Erlernung der eigenen Muttersprache besteht. Daher ist die Behauptung, so finde ich, "dass auch ein nicht vernunftbegabter Junge nicht springt" in dieser Hinsicht nicht ganz richtig, da ein solcher gar nicht in der Lage gewesen wäre, die sprachliche Äußerung des Mädchens zu verstehen und ihr Folge zu leisten.

Insofern die Vernunft unser H a n d e l n leitet, kann sie als p r a k t i s c h bezeichnet werden. Hier wiederum gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Inidividualitäten, was sich an ihren Handlungen absehen lässt. Wenn ein Mensch nicht dem unmittelbaren Eindruck der Gegenwart erliegt und sich bloß durch anschauliche Vorstellungen zum Handeln verleiten lässt (wodurch er sich im Grunde zum Tier herabsetzt, ohne damit jetzt ausdrücken zu wollen, das Tiere weniger wert sind als Menschen), sondern seine Handlungen überlegt, die einzelnen Motive, die als solche abstrakte Vorstellungen sein müssen, gegeneinander abwägt, dabei vergangene Erfahrungen berücksichtigt und die Konsequenzen seiner möglichen Handlungen ungefähr antizipiert, sich also nur durch abstrakte Begriffe und deutlich gedachte Gedanken entscheidet, mithin planvoll und wohlüberlegt handelt, dann handelt er v e r n ü n f t i g.

Darum ging es im Grunde genommen auch den Stoikern, deren Ziel ja bekanntlich die Erlangung von Geistesruhe durch Selbstbeherrschung und vernunftbestimmtes Handeln war. Selbstbeherrschung aber wiederum ist nur möglich durch Vernunft, da sie das Festhalten an einem vorgefassten Entschluss den ihm entgegenstehenden Motiven zum Trotz ist.

Ich hoffe, ich konnte mit meinen Ausführungen ein wenig Licht in das Dunkel dieser Sache bringen. :)

Beste Grüße,
Andronikus
 
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AW: Verstand und Vernunft

Hallo andronikus

1) Schopenhauer ist ein Frauenhasser
anstatt männlich-weiblich gibt es bei ihm offenbar männlich-tierisch
(müsste ich jetzt nachlesen)

2) die Abstraktion vom geraunten Begriff zum beschriebenen Wort zerstört nicht zwingend die Anschaulichkeit

es wäre denkbar,
daß jemand kommt
und einem erklärt,
wie dieser Begriff verwendet wird
und dabei
den Verwender über sich selbst
und über die eigentliche Wortwahl staunen lässt

Der Intellekt - welcher beim Menschen ein doppelter ist - hält uns bloß Motive vor (die entweder in deutlich gedachten Gedanken der Vernunft oder bloßen anschaulichen Vorstellungen des Verstandes), die uns dann unserer Natur gemäß zum Handeln veranlassen. An diesen zur Tat gewordenen Entschlüsen wiederum erkennen wir, nicht nur an anderen sondern auch an uns selbst, wer wir sind und welchen Charakter wir besitzen. Des weiteren ist die Vernunft gerade jene Kraft, die zur Objektivität drängt, insofern sie uns in die Lage versetzt, uns an die Stelle eines anderen zu denken, mehrere Reflexionsebenen zu berücksichtigen und einen Erkenntnisgegenstand in den mannigfaltigsten Beziehungen zu betrachten (welches wiederum nur durch das Abstraktionsvermögen möglich wird, wie oben in Betrachtung genommen).

fühlen, denken, handeln (in dieser Reihenfolge) wäre richtig

denkeln, handeln, fühlen (in dieser Reihenfolge) tut nach Deiner Schilderung die Vernunft

Darum ging es im Grunde genommen auch den Stoikern, deren Ziel ja bekanntlich die Erlangung von Geistesruhe durch Selbstbeherrschung und vernunftbestimmtes Handeln war. Selbstbeherrschung aber wiederum ist nur möglich durch Vernunft, da sie das Festhalten an einem vorgefassten Entschluss den ihm entgegenstehenden Motiven zum Trotz ist.

eine einseitige Geschichte
 
AW: Verstand und Vernunft

...

Des weiteren befähigt den Menschen, wie bereits oben angedeutet, das Abstraktionsvermögen, also die Vernunft zur Sprache, die daher den Tieren in jeder Hinsicht abgeht. Zwar reden einige Zoologen und Naturforscher, die auf die besonderen kognitiven Leistungen bestimmter Tierarten - wie z.B.: Delphinen oder Affen - hinweisen möchten, unverhohlen von sogenannten "Tiersprachen", diese falsche Gleichsetzung ändert aber nichts an der Tatsache , dass zwischen der menschlichen Sprache und den Kommunikationssystem von Tieren (die zugegebenermaßen erstaunlich komplex sein können) nicht bloß ein gradueller, sondern ein prinzipieller Unterschied besteht. Folgende Unterschiede sind dabei festzuhalten:

1. Tiere können zwar miteinander kommunizieren, aber nicht miteinander sprechen, in dem Sinne, wie zwei Menschen miteinander reden.
2. Tiere bewegen sich auf der Objektebene, der Mensch allein kann verschiedene Metaebenen einnehmen, was wiederum auf seinem Abstraktionsvermögen beruht.
3. Nur Menschen können ihre Sprache gezielt und bewusst verändern, Tiere verharren in ihrem instinktiv entwickelten Kommunikationssystem.
4. Tierische Lautäußerungen lassen sich nicht eindeutig segmentieren, wie zB.: Haus -> /h/+/au/+/s/. Das Bellen eines Hundes bspw. lässt sich nicht in /w/+/au/ (für Postbote zum Beispiel) oder /w/+/uff/ (für Haus).

Ich wollte mit dieser Betrachtung über die Eigentümlichkeit der menschlichen Sprache auf die am leichtesten erkennbare Äußerung der menschlichen Vernunft oder des Abstraktionsvermögens hinweisen. ...

Du vereinfachst die Tiersprachen ein wenig.

Dein Punkt 3 stimmt ebenso wenig wie dein Punkt 4.

Es gibt Tierarten, die ihre Lautäußerungen bewusst verändern. Beispiel Wale oder viele Vogelarten. Horch dir doch mal Amselgesang an. Er variiert je nach Örtlichkeit und bindet, wie der Gesang vieler anderer Vögel, Laute aus der Umgebung mit ein.

Instinktiv entwickelt ist auch die Sprache des Menschen. Anders könnten wir sie nicht erlernen. Dabei nimmt unsere Aufnahmefähigkeit für Sprachen mit den Jahren ab. Warum wohl?

Dass tierische Lautäußerungen nicht differenzierbar sind ist ebenso unrichtig.
Sogar einfache Tiere wie Hühner differenzieren sehr wohl, und das für den menschlichen Beobachter gut hörbar.
Das Huhn gibt völlig unterschiedliche Lautäußerungen von sich, wenn es sich durch einen Raubvogel, ein vierbeiniges Raubtier oder eine Schlange bedroht fühlt. Der Hahn kann sogar lügen. Er lockt die Hühner an wie zu einer Nahrungsquelle, um sie dann zu überrumpeln und zu besteigen.

Die Einteilung Mensch-Tier ist meiner Meinung nach sinnlos und einfältig.
Da hätte der Schimpanse als Tier mehr mit eine Fliege gemein als mit einem Menschen - sind ja beides Tiere. So einfach ist das nicht. Typisch menschliche Vereinfachung. Was nicht passt wird passend gemacht.
 
AW: Verstand und Vernunft

Ich halte „Vernunft“ und ‚Verstand’ für Erklärungsmodelle. Was ja Axls Eingangspost veranschaulicht. Es dürfte zu nichts führen, dahinter ETWAS zu vermuten, außer der Phantasie der Autoren. Wir sind einfach daran gewohnt, diese Wörter zu verwenden, um damit ‚handeln’ zu begründen bzw. zu erklären.

Dazu veranlassen mich vor allem neurophysiologische Forschungsergebnisse, die schon erwähnt wurden. Man kann in der Tat nicht beobachten, welche Art von neuronalen Aktivitäten dem Verstand bzw. der Vernunft zuzuordnen sein könnten.
Davon auszugehen, dies könne irgendwann möglich sein, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Aus heutiger Sicht müsste man dazu in der Lage sein jedes einzelne Neuron anzupieksen. Das würde einen riesengroßen Kubus von Drähten ausmachen, der in kein Labor passt, einmal davon abgesehen, dass der daran angeschlossene Mensch dies kaum überleben würde.
Was noch dagegen spricht – aus meiner Sicht – ist, dass jeder unter den gemeinten Begriffen etwas anderes versteht.

Wie wäre es wenn wir statt dessen einfach konstatierten, was ich eingangs ansprach und uns überlegten, ob wir diese Produkte philosophischer Phantasie für unser ‚handeln’ nutzbringend anwenden können?

manni :)
 
AW: Verstand und Vernunft

Liebe Gräfin,

1. Hegel war immer vernünftig. Ich habe mehrere Biographien gelesen und könnte von keinerlei unvernünftigen Gegebenheiten berichten. Wenn Du mal demnächst darauf achtest, von wem die Schähkritiken über Hegel und seine Philosophie kommen, dann erkennst Du die unvernünftige Wirklichkeit. Weil außer Habermas, Koch, Coreth wird es nur sehr wenige geben, die in der Sache kritisieren können, statt an der Sache vorbei....
Upps Axl,ich habe zwar auch viel gelesen, aber ganz andere Sachen als Du. Jetzt schreibe ich mal von dem sogenannten gesunden Menschenverstand her. Nach dem ich meist mein Leben ausgerichtet habe. Ich musste immer so schrecklich vernünftig sein und das hat sich jetzt in den letzten Jahren als ziemlich unvernünftig herausgestellt. Deswegen sind mir Leute höchst suspekt die immer "vernünftig" waren. Aber ich mag die Worte immer und nie auch nicht. Die führen zu nichts Gutem und entspringen meist einer einer kindlichen Übertreibung. Hegel war also für Dich ein großer Denker und Du hältst seine überlieferten Gedanken für vernünftig. Das freut mich, denn das brauchen wir heute so dringend.
2.

Es empfiehlt sich meist die entsprechenden Wörterbücher und Lexikas zu benutzen, welche mit der zu lesenden Denkweise und der eigenen bestmöglich übereinstimmt.

Mit der Psychologie beschäftige ich mich seit meiner Jugend, nur der Musik und Kunst widme ich mich schon länger. Im Laufe von nahezu allen parapsychologischen und breiten- und volkspsychologischen Denkansätzen habe ich seit einigen Jahren eine konkrete psychologische Vorstellung, die eben NICHT mit der Schule nach Freud konform geht.
Ich wünsche Dir, dass Dein Leben, Deine Gefühle und Deine Erfahrung sowie Deine Bereitschaft auf Menschen zu zu gehen und an Deinem Wissen teilhaben zu lassen, in der Zukunft Dein wesentlicheres Nachschlagewerk werden als dicke Bücher.
Wer seine Seele leugnet, ist für mich ein Psycho, aber kein Psychologe. Der Ursprung der Seelenkunde sollte sich mindestens in einer agnostischen Denkweise zeigen - sehr gern auch im Zusammenhang mit der Karmalehre und der Psycho-Kosmologie.
Da bin ich mit Dir einer Meinung und es gilt das Bewusstsein für die Seele zu wecken und diese Kräfte die aus ihr aufsteigen zu beobachten und immer bewusster zu einzusetzen. Ich halte dies den besten Teil des Menschen, der meist tief verdrängt und verachtet wird.
Außer Unterdrückung und Verdrändung gehe ich keinerlei freudianische Fehldeutungen mehr nach. Jetzt erzähle mir bitte nicht Du hättest Penisneid - dann :teufel2: lass Dir sagen, auch die starken Männer pinkeln heute im Sitzen, weil es bequemer und hygienischer ist. Manche Machos allerdings geben dies in der Öffentlichkeit nicht zu und erzählen dann vom Feuerwehrschlauch, der bis zu den Kniekehlen hängt.....
Das finde ich wirklich witzig. Ich hatte nur jüngere Brüder und hatte seit meinem 13 Lebensjahr die ehrenvolle Aufgabe sie jeden Abend zu duschen und ins Bett zu bringen. Ich weiß wie Männer und kleine Jungen pinkeln. Meine Ma fand es besonders niedlich, wenn zwei oder drei gleichzeitig ums :wc1: Klo standen. Ich fand da nix dabei.
Ich hatte keine Ahnung wie und was ich machen sollte um geliebt zu werden. Das war mein durchgehender Komplex. Erst vor sieben Jahren habe ich gemerkt, dass ich mich angestrengt hatte nicht da zu sein. Ich hatte rasende Angst davor, das meine Wut wie meine Liebe töten könnte. Ich glaube, dass so ein Komplex weit über einen Penisneid hinausgeht und eher dem viel stärker wirkenden Gebärneid des Mannes entspringt und der einseitigen Überbewertung von Verstand und Vernunft. Da Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt ja eher einem sich überlassen von natürlichen Vorgängen ist, die Verstand und Vernunft lediglich beobachtet werden können aber nicht vollständig erlebt werden. Das unterscheidet eben den Mann von der Frau und bewirkt eben so schnell die Abwertung von Gefühlen.
Zu 3 nur kurz:
Der Himmel hat keine konkrete Farbe. Kennst Du Farbenblindheit? 30 % aller Männer haben eine Falschfarben-Wahrnehmung (nicht mit Farbblindheit verwechseln = meist rot/grün seltener gelb/blau). Die Physik-Spezis mögen mich bitte korrigieren, wenn ich flasch erkläre, aber die Farben des Himmels, entstehen durch die Lichtbrechung der Atmosphäre. Bei wolkenlosen Himmel zur Mittagszeit stark blaustichig, zur der Dämmerungsphase hin verschiebt sich das Farbspektrum der wahrnehmung zu Gelb, Orange, Rot...
Das Gras gibt es gar nicht, sondern nur die Gräser. Getreide gehört auch dazu, Pampasgrass usw. Auch hier eine diferenzierte Farbvielfalt von blass-gelb über gelb-braun und oliv-kahki ins Grüne, zeitweilig auch rostrote Gräser usw... Und mit dem Honig ist doch das Selbe = von fein-würzig über aromatisch bis süßlich usw....
Das ich das hier tatsächlich erwähnen musste, macht mich nachdenklich....

....aber immer wieder gern.
:blume1:Lieben Gruß Axl

Dass Du immer wieder gern nachdenklich wirst, spricht für Dich.
Ich habe von der ganz kindlichen Zuordnung von Farben und Dingen gemeint, wenn ich davon geschrieben habe. Ich wusste nicht, dass es für einfaches Verständnis so viele komplizierte Ausdrücke und Erklärungen notwendig sind.
Es ist allerdings wichtig manche Dinge in ihrer differenzierten Weise wahrzunehmen und auszudrücken so ist es doch für den gesunden Menschenverstand oft wichtig sich einfach und schlicht auszudrücken um auch noch einmal zum Handeln zu kommen.
Es ging mir also darum wie eine einfache Kommunikation möglich wird und nicht um eine Belehrung und wenn sie auch noch so interessant und korrekt ist rüber die Farben vom Himmel und Gräsern und dem Geschmack von Honig. Auch wenn Du 100 mal damit Recht hast fühle ich mich leicht verärgert, weil das für mich wichtigere Thema der Kommunikation und der Gefühle übersehen wurde.

meint :megaphon: :schaf: rg
 
AW: Verstand und Vernunft

ANDRONIKUS ZUM ZWEITEN

der geraunte Begriff

ein Beispiel 'New Wave'

eine Musikrichtung Ende der 70er/Anfang der 80er

die verschiedenen Musikgruppen gefallen fast ausnahmslos,
wenn eine der Musikgruppen gefällt

das ist verrückt,
denn diese Bands haben sich innerhalb kürzester Zeit musikalisch entwickelt
und ganz unterschiedliche Stile vertreten

selbst wenn ich diese Musikstile erklären kann
und vielleicht aus deren heutiger Sicht die Anfänge stümperhaft klingen,
aus NEW WAVE-Sicht ist das Raunen nie verklungen
 
AW: Verstand und Vernunft

Ich wollte mit dieser Betrachtung über die Eigentümlichkeit der menschlichen Sprache auf die am leichtesten erkennbare Äußerung der menschlichen Vernunft oder des Abstraktionsvermögens hinweisen.
[...]
Obwohl die Vernunft ein angeborenes Vermögen ist, muss sie durch Erziehung zunächst "entwickelt" werden, wobei der erste Entwicklungsschritt in der Erlernung der eigenen Muttersprache besteht.

Die Sprache scheint mir in der Tat eine entscheidende Rolle für das von Andronikus skizzierte Erklärungsmodell ‚handeln’ zu sein. In unserer Kultur ist es üblich schon Kindern die Grundstruktur dieses Denkmodells über menschliches ‚handeln’ zu vermitteln. Nicht berücksichtigt wird dabei – weil dieses Modell kulturell selbstverständlich unsere Sprache und so unsere Auffassung über den Menschen strukturiert - dass es sich dabei um eine Theorie handelt, die auch anders sein könnte. Da Kinder erwachsen werden möchten, übernehmen sie dieses Denkmodell und geben sie später als Eltern wieder ganz selbstverständlich weiter. So entsteht eine Einstellung dem ‚handeln’ gegenüber, die davon ausgeht, dass ‚handeln’ sich so vollzieht, wie dieses Denkmodell es annimmt. Inzwischen gibt es aber immer mehr Menschen, die aus eigenen Beobachtungen – die auch hier im Forum zu lesen sind – feststellen, dass dieses Denkmodell unzureichend ist. Auch die naturwissenschaftlichen Forschungsergebnisse zeigen, dass damit etwas nicht stimmt. Denn sie weisen – wie jedermann - auf Beobachtungen hin, die niemand wirklich ernsthaft abstreiten kann.

manni :)
 
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