Ist das auf rezeptfreie Arzneimittel bezogen? Wenn ja, dann wäre das wirklich nicht viel (ich hätte deutlich mehr erwartet).
Das kann ich im Detail nicht sagen, bei statista ist das hinter der Bezahlschranke und so sehr stecke ich in dem Umsatzthema auch nicht drin, hörte aber, von jemandem, der es beruflich tut, dass der Anteil tatsächlich marginal ist. Das ist aber schon ein Teil der allgemeinen Propaganda, ständig zu behaupten, Homöopathie sei so ein Riesengeschäft. Damit meine ich nicht Dich, Du gibst das ja nur authentisch wieder, was Du aufgenommen hast.
Sofern das lediglich als Ergänzung verstanden und ganz klar kommuniziert wird, dass hierdurch keine konventionelle Therapie ersetzt werden kann, da hierfür die Wirknachweise fehlen, wäre das aus meiner Sicht in der Tat unproblematisch.
Okay.
Leider dürfte das nicht funktionieren, da die "Alternativmedizin" gerade davon lebt, dass sie Wirkungen (wenngleich jenseits des wissenschaftlich erfassbaren Spektrums) postuliert und eben doch Heilsversprechen im Falle von schweren (echten!) Erkrankungen abgibt, obwohl das aus medizinischer Sicht unbegründet ist. Wäre sie offen und ehrlich, würde sie die Illusion und damit den Placeboeffekt zerstören, von dem sie seit jeher lebt.
Nein. Erstens, ist Alternativmedizin schon zu umfassend, die meisten Formen wirken gut, auch in Studien, ausgerechnet die Homöopathie ist als Problemkind zurück geblieben, wenn man das so sagen kann. Zweitens, wirkt der Placeboeffekt auch, wenn er offen kommuniziert wird. Drittens, warum sollte man die Bedeutung der Placeboeffektes erst heraus arbeiten und ihn dann gleich wieder beschneiden? Man könnte in einem inegrierten Konzept Patienten, die von der Homöopathie etwas erwarten und Homöopathen, die auf ihre Methode schwören zusammenbringen und von einem Koordinator eine allgemeine Erklärung abgeben lassen, dass die Wirkung wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. Rechtlich ist das wohl wichtig, wie der Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen bei einer OP, die nocebotechnisch im Grunde auch ein Desaster ist, aber man könnte das damit ausgleichen, dass man zwei Überzeugungstäter zusammenführt. Viertens, gibt es natürlich tatsächlich die Fälle, die medizinisch im Grunde unerklärlich sind, bei denen es aber die beste Erklärung ist und bleibt, dass die Homöopathie (oder sonst was) ganz einfach gewirkt hat.
Ich glaube, man muss hier fein differenzieren, so dass man nicht aus Panik einfach alles versucht, ein kluges intergriertes Konzept ist kein 'all in'. Dann kommt dem Placeboeffekt nämlich eine besondere Bedeutung zu, weil er einfach zusätzliche Prozente zur Heilung von schweren und/oder chronischen Krankheiten beitragen kann und soll. Dafür braucht man nicht immer und ausschließlich die Homöopathie, nicht mal die Alternativmedizin, aber das wäre dann eine Frage eines individualisierten Patientenprofils, das im Rahmen so eines Konzeptes erstellt werden sollte.
Jeder darf einnehmen, was er oder sie für richtig hält. Aber Unternehmen/Ärzte/Apotheken etc. sollten nicht Dinge behaupten oder suggerieren dürfen, die nicht stimmen.
Da dürfen und tun sie auch nicht. Lies Dir mal so einen homöopathischen Beipackzettel durch.
Wer z.B. von seinem Arzt/Apotheker darüber informiert wurde, dass Globuli nicht über den Placeboeffekt hinaus wirken und sie dennoch für therapeutische Zwecke verwenden möchte, der darf das von mir aus gerne und reichlich tun.
Meinst Du denn wirklich, die Einstellung der Kritiker sei bis in die Kreise der regelmäßigen Anwender noch nicht vorgedrungen? Ich würde mal tippen 80 - 98% wissen das, es interessiert sie nur nicht. Und warum nicht? Nicht weil sie ideologsich gedrillt sind, vielleicht manchmal, sondern weil sie zu einem überragenden Teil ihre Geschichte zu und mit den Mitteln haben.
Man kann das Trotz nennen, aber im Grunde ist es so, dass der statistische Zugang zum Leben ein limitierter ist. Auch philosophisch. Man kann bis heute nicht von einer allgemeinen Statistik auf den Einzelfall schließen. Jede Lebens- und Heilungsgeschichte besteht zu einem großen Teil, gerade an den Stellen die wir wesentlich finden, aus Brüchen, aus Unerwartetem.
@Giacomo_S meint, das sei zu vernachlässigen. Man kann es vielleicht aus einer statistischen Sicht so betrachten, aber Menschen finden sich nicht damit ab, eine sehr seltene statistische Ausnahme zu sein. Manchen hilft es das Gefühl zu haben, dass etwas ganz einfach Pech war, Zufall, aber längst nicht allen. Menschen wollen etwas in einen Sinnkontext einordnen und die naturalistische Großerzählung behauptet, dass Sinn und Wert nicht existieren, sondern Erfindungen oder Zuschreibungen von uns Menschen sind.
Das ist eine etwas komplizierte Diskussion, aber letztlich eine Parallele zu der Behauptung, in 'Wirklichkeit' gäbe es kein Rot, sondern nur elektromagnetische Wellen bestimter Frequenz, Rot sei lediglich eine Konstruktion unserer Sinnessysteme und sprachlichen Zuschreibung. Nur, warum die extrem reduzierte (aber dadurch auch wertvolle) Sicht der Physik hier das erste und letzte Wort haben sollte, ist vollkommen unklar und auch nicht überzeugend.