Das ist mir schon zu viel "Muserei". Muss ja nicht sein. Wer sich über Phänomene die höchstmögliche Gewissheit verschafft, muss sich umso weniger auf Gefühle, (religiöse) Überzeugungen und Mutmaßungen verlassen.
Genau das ist die moderne Form der Glaubens. Die Illusion es lägen Fakten herum, die stets und immer für alle gleich wären, die man nur aufsammeln und richtig zusammenfügen müsste und am Ende steht dann das objektive Abbild von der Welt, wie sie ist.
Die Frage ist wohl eher die, ob die individuelle/kollektive Motivation bzw. je individuelle kognitive Fähigkeit überhaupt gegeben ist, sich diese Gewissheiten zu verschaffen.
Oder, ob es gelingt, dies als Glauben zu erkennen, wirklich zu reflektieren, dass und wie Fakten produziert oder konstruiert werden.
Dann sind wir uns also darin einig, dass Homöopathie auf einen Placeboeffekt beschränkt ist?
Ich glaube es eher nicht, aber ich kann mich auf die Idee einlassen, dass es so sein könnte. Von da aus kann man dann auch argumentieren.
Was mich an der Homöopathie stört, das ist weniger der Umstand, dass sie vielen Menschen ein Gefühl der Kontrolle, Sicherheit, Hoffnung und - dem hieraus resultierenden Placeboeffekt sei gedankt - auch Linderung verschaffen kann. Ich lehne - und das schrieb ich auch schon - die Art und Weise ab, wie sich Homöopathie häufig und verbreitet präsentiert und verkauft, dies mit einem nicht zu unterschätzenden Gewinn- und Profitstreben
Die Gewinne sind marginal, verglichen mit anderem, von dem etwas Frau Grams neulich noch behauptete, man würde damit kein Geld verdienen, gemeint waren Impfungen, auf der anderen Seite ist Geld mit etwas zu verdienen, der zentrale Kitt unserer Gesellschaft. Man kann das kritisieren, aber das würde ich dann wirklich auch konsequent tun. Das immer mehr man Gewinn strebende Medizinsystem ist weit entfernt davon, können wir gerne durchkaunen: überflüssige Operationen, sinnfreie Mehrfachmedikationen, Fallpauschalen, ein inzwischen unglückliches Coronamanagement usw. Ist ja nicht so, dass das alles harmlos wäre.
Positive Entwicklungen kenne und sehe ich auch, die will ich keinesfalls unter den Tisch fallen lassen. Ich würde da pragmatisch, nicht ideologisch heran gehen, aber Pragmatismus heißt nicht, es gibt die eine gute wissenschaftliche Medizin und den mehr oder weniger schwachsinnigen Rest, für überspannte Hausfrauen.
Es lohnt sich finanziell durchaus, Kügelchen an die Frau oder den Mann zu bringen. Problematisch ist wie gesagt außerdem, dass vielfach eine Wirkung suggeriert wird, die nicht gegeben sein kann. Der Rest steht oben schon, ich würde mich wiederholen.
Warum nicht gegeben sein kann? Was letztlich wie, in welchem Ausmaß wirkt, weiß im Einzelfall sowieso keiner. Man kann versuchen in künstlichen Situationen, doppelt verblindet, einige Faktoren zu isolieren und die dann genauer zu untersuchen, aber erstens, wird das als Königsweg durchaus schon angezweifelt, zweitens ist das hoch individuell, was man gerade zu begreifen
beginnt.
Es geht folglich nicht um die Person Natalie Grams, sondern um das, was sie im Hinblick auf die Homöopathie vorbringt - um ihre Argumente also.
Es gibt viele Menschen, die sich zur Homöopathie äußern, darunter auch Ärzte, die seit Jahrzehnten damit therapieren. Unter die Oberfläche zu gelangen heißt nicht, kritische Stimmen maximal ernst zu nehmen und auf der Gegenseite nur die schwachsinnigsten Vertreter zu Wort kommen zu lassen, bzw. deren Position als heterogene Einheitsmeinung zu unterstellen.
Warum gehen eigentlich Menschen treu über Jahrzehnte zu ihrem Homöopathen oder mischen, nach eigenem Gutdünken. Alle leichtgläubig, naiv und nicht in der Lage Statistiken zu verstehen und wenn es ernst wird, kommen sie doch alle zur einzig wahren Medizin?
@HeinrichUnverzagt bringt einen anderen Aspekt ins Spiel, den man oft hört: Jahrelange Odyssee von Arztpraxis zu Spezialist zu sonst wo hin, vollgestopft mit guter, wissenschaftlich erprobter Medizin bis zur Halskrause und dann kommt der lächerliche Homöopath mit seinem Placoboeffekt, nimmt sich eine Stunde Zeit für die Erstanamnese und hat Erfolg? Wäre das nicht ethisch und wirtschaftlich zu unterstützen? (Und sollten sich nicht jene schämen, die das mit der Kombination gute, echte Medizin + Placeboeffekt - der bei jeder Behandlung auftritt - nicht hinbekommen?)
Solche Geschichten findest Du reihenweise. Ebenso solche, bei denen Leute eisern an der Homöopathie als Einzelmethode festhalten und sich therapeutischer Optionen, wider alle Vernunft berauben, aber meinst Du nicht auch, dass es auf der anderen Seite Therapieversagen gibt? Das gilt es in Beziehung zu setzen.
Homöopathie als ein ernst genommener Baustein in einem umfassenden Medizinkonzept, das individualisiert ist, ich wäre unbedingt dafür.