Waldboden
Well-Known Member
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Das hat er damit nicht gesagt. Es gibt sehr wohl noch zusätzlich eine Negation des Willens die zur Freiheit führen kann, zumindest eine Freiheit vom Willen.Er will sagen, dass Freiheit nicht möglich ist, weil man eben ist, wie man ist.
Es war ja auch kein Plädoyer gegen "die Freiheit" (mal ganz abgesehen davon, dass man dieses abstrakte Substativ nicht einfach so für sich stehen lassen kann - ich hab schon ein paar Postings zuvor versucht zu erklären, dass es nur eine Freiheit "von" und eine Freiheit "zu" geben kann .. und das Freiheit an sich nicht lose in den Handlungsraum gestellt werden kann)Aber das ist ja kein Argument gegen die Freiheit.
Es gibt eh kein Problem - bloß Lust und Freude am Philosophieren.Klar, wenn ich ein anderer wäre, würde ich anderes wollen ... und? Wo ist das Problem? Gerade darum ist es ja mein freier Wille.
Aber: ich glaube nicht, das ein Possessivpronomen der Sache näher kommt - ganz im Gegenteil, es verfälscht eigentlich die Sachverhalte. Woher willst du wissen wollen, dass es Dein freier Wille ist? Also ich für meinen Teil, kann meinen Willen, über den ich im nachhinein nachdenke (der mir ja während der Handlung nicht bewusst ist und auch nicht sein kann) nicht dahingehend eingrenzen, dass ich sagen würde: es wäre meiner. Ich frage mich nämlich allzu oft: hey, warum hast du das jetzt getan, oder warum hast du dies oder jenes gesagt?
Aber ich wäre sehr offen für deine Beobachtungen.
Eh, weil sich nun mal nicht alles auf ein mal begründen lässt.Das ist formal eine zirkuläre Behauptung, der die Begründung fehlt.
Die Frage müsste eigentlich so lauten:Wenn wir tun, was wir wollen, tun wir eigentlich nicht was wir wollen?
"Warum glauben wir, dass wir tun was wir wollen, wohingegen wir das was wir tun, eigentlich nicht wollen wollen können?" Das wäre die Frage nach Schopenhauer - womit er hier einen großartigen Ansatz geliefert hat für die Psychoanalyse. Bei Lacan gibt es dazu anknüpfend, sehr interessante Theorien.
Eine davon wäre diese: dass der Mensch mit Freiheit - wäre sie ihm denn wirklich gegeben - er überhaupt nicht mit ihr umgehen könnte - und somit hinge er sich automatisch unbewusst an etwas fest - um sich einzugrenzen, damit er sich selbst zumindest den Anschein gibt, er wäre sein eigener Herr -- nur weil er seine Handlungen "kontrollieren" könnte - bedeutet es nicht automatisch er wäre Herr über seine Taten. Er sagt dann fälschlich so etwas wie: ich tue, das was ich will -- somit bin ich frei.
Es ist ein Verschließungsmechanismus. Paradoxerweise, meinen gerade jene sie wären frei, nur weil sie tun könnten was sie wollen - sie missachten aber dabei, dass sie eigentlich wieder einem blinden Willen folgen, der sie offenbar meinen lässt: tust du dies, dann bist du frei.
Schopenhauers Philosophie besagt folgendes: erst wenn ich nicht will, bin ich frei - es ist nicht die Freiheit tun und lassen zu können was ich will, die mich frei fühlen lässt.. denn die Freiheit zu haben, schafft immer nur neue Wünsche, die sich einschränkend auswirken. Es ist die Negation des Willens, die zur Freiheit von der Versklavung meines Willens führt.