AW: Was spricht für und was gegen den Schöpferglauben?
Es ist sicher ein interessanter Einwand, über den ich noch etwas nachdenken muss. Allerdings frage ich mich, inwieweit die Reihenfolge überhaupt eine Rolle spielen kann, wenn der Zustand nach Definition nicht deterministisch ist.
Es passiert also irgend etwas, und verändert einen Zustand, nun passiert
wieder irgend etwas und wieder verändert dies diesen Zustand. Das heißt doch nicht, dass es nun unwahrscheinlicher ist, das der neue Zustand wieder der alte ist, als dass er irgend ein anderer Zustand wäre?! Schließlich kann die Veränderung alles mögliche sein, und zwar in jedem Zufallsereignis, das ist wie Zahlen ziehen mit zurücklegen. Oder übersehe ich hier etwas, bzw. ich habe ihr Argument nicht ganz verstanden.
Hallo,
die einfachen statistischen Berechnungen gehen von einem Anfangszustand aus, der zu Beginn eines jeden Durchlaufes wieder eingenommen wird. In der Physik steht aber dieser Voraussetzung die Entropie und der Determinismus entgegen. Haben wir einen Ausgangszustand, dann ist dies ein besonderer Zustand, wenn er sich auch lediglich dadurch auszeichnet, von uns definiert zu werden.
Wird dieser verlassen, ist es idR nicht unmöglich aber unwahrscheinlich, dass er sich wieder von selbst einstellt.
Wieder ein einfaches, anschauliches Beispiel.
Nehmen wird ein ebenes, unendliches Raster an, und unsere Figur steht auf einem gewissen Feld, sagen wir auf dem Feld 0/0. Jede Sekunde bewegt es sich auf ein dem momentanten Ort angrenzenden Feld. An dieses Feld 0/0 grenzen die 8 Felder -1/-1, -1/0, -1/1, 0/-1, 0/1, 1/-1, 1/0, 1/1.
Jetzt definieren wir unser Ereignis als "die Figur bewegt sich von Feld 0/0 auf das Feld 0/1" und lassen die Figur so lange umhersausen, bis das Ereignis eingetreten ist.
Jetzt ist es klar, dass im 1. Schritt die Wahrscheinichkeit 1/8 beträgt, dass das Ereignis eintritt. Tritt das Ereignis aber nicht ein, dann ist es frühestens im dritten Schritt wieder möglich, dass das Ereignis eintritt. Und das auch nur dann, wenn sich die Figur im 2. Schritt wieder auf Feld 0/0 zurückbewegt. Tut sie das nicht (Wahrscheinlichkeit 3/8, falls sie auf -1/0, 0/-1, oder 1/0, Wahrscheinlichkeit 1/8 falls sie auf -1/-1, -1/1, 1/-1 oder 1/1 steht), wird es noch unwahrscheinlicher, dass sie sich bald wieder auf 0/0 hin bewegt. Jetzt muss schon eine ganze Zugkombination günstig sein, um die Figur wieder auf 0/0 zu bringen. Je mehr Zeit verstrichen ist, desto weiter weg wird die Figur "mit aller Wahrscheinlichkeit" sein und desto unwahrscheinlicher wird sie in einem folgenden, endlichen Zeitraum den Schritt von 0/0 aud 0/1 durchführen. In der Wahrscheinlichkeitsrechnung spricht man hier von "bedingten Wahrscheinlichkeiten".
Das Beispiel soll folgendes zeigen:
Im Lotto kann man davon ausgehen, dass der Zustand vor jeder Ziehung gleich ist, und somit die Chance für jede Kombination bei jeder Ziehung gleich groß ist.
In diesem Beispiel und in der Physik ist es aber nicht so. Hier ist der Ausgangszustand eines Durchlaufes der Endzustand des vorherigen Durchlaufes. Zufällig ist also nur das was während eines Durchlaufes passiert. Determiniert ist das, was dazwischen passiert. Da wir nun so lange zuschauen bis das Ereignis eingetreten ist, muss der Endzustand des vorherigen Durchlaufes aber ein ungünstiger gewesen sein.
Starten wir von einem neutralen Zustand und ist der Endzustand des ersten Durchlaufes ungünstig, so ist der Anfangszustand des zweiten Durchlaufes nicht mehr neutral sondern eben ungünstig. Jetzt sind die Möglichkeiten nicht mehr so wie früher günstig/ungünstig, sondern der Weg in Richtung Ereignis ist länger geworden als zuvor.
Das ist anders als im Lotto oder in Beispielen, die man für gewöhnlich in der Mathematikstunde betrachtet, weil dort das Ergebnis des vorherigen Ziehung/des vorherigen Durchlaufes keinen Einfluss auf die jetzige Ziehung/den jetzigen Durchlauf hat.
lg,
Muzmuz