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Was ist die Natur des Menschen?

AW: Was ist die Natur des Menschen?

Hallo Binchen, hallo Zeilinger!
Was liegt in der Natur des Menschen und was ist anerzogen, da diskutiert ihr etwas, was schon vielen einfachen und gstudierten Leuten Kopfzerbrechen gemacht hat und machen wird. Orundellico hat zu dieser Frage einen besonders wichtigen Aspekt hereingebracht, denke ich, auch wenn ich das vielleicht etwas anders sehe: Die Aggression!

Felix von Cube (Uni Heidelberg) argumentiert hier verhaltensbiologisch und meint, dass die Aggression dem Menschen genauso wie dem Tier angeboren ist, dass sie also in seiner Natur liegt, dass sie in seinen Trieben begründet und daher notwendig ist. Mensch und Tier sind sich viel ähnlicher, als mensch oft wahrhaben will (besonders in vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten).

Die Triebe wie Hunger und Sexualität, die Aggression und Siegeswillen beinhalten und dazu notwendig sind (auch evolutionär gesehen), sind bei Tier und Mensch gleich. Was aber den Menschen vom Tier unterscheidet, ist die Fähigkeit, über sich selbst zu reflektieren. Er kann also die Aggression unterdrücken oder in andere Bahnen lenken, und auch das Werkzeug ist ganz anders und vielfältiger: Das Tier hat nur seine Zähne, seine Körperteile, seine Schnelligkeit. Das Überholen mit dem Auto aber befriedigt den Aggressionstrieb und den Siegeshunger beim Menschen genauso wie die verbale Überlegenheit etwa.

Das Argument, die Aggression könne nicht angeboren sein, weil sonst würde es sich der Mensch zu leicht machen ("ich kann ja nichts dafür"), wird auch oft geäußert. Der Mensch hat aber die Fähigkeit zu lernen, mit der Aggression umzugehen. Das ist für Cube der entscheidende Punkt. Wenn man nämlich meint, Aggression sei nur anerzogen, etwa von den Eltern oder der Gesellschaft, sei das nur eine Illusion. Man setzt dann dementsprechende Erwartungen in die menschen, auf die ständig die Enttäuschungen folgen, die in Streit, Gewalt und Krieg münden. Cube sieht bei der menschlichen Aggression und dem menschlichen Siegeswillen auch die Sonderform der "Grausamkeit", die er so ähnlich definiert: Wenn schon jemand wehrlos auf dem Boden liegt (das Tier bietet die Kehle an), will er dann noch mehr den Sieg auskosten und setzt nach.
 
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AW: Was ist die Natur des Menschen?

Was liegt in der Natur des Menschen und was ist anerzogen, da diskutiert ihr etwas, was schon vielen einfachen und gstudierten Leuten Kopfzerbrechen gemacht hat und machen wird.
Genau ! Dies ist allerdings sehr wichtig für das Verständnis, wie der Homo Sapiens funktioniert.

Die Triebe wie Hunger und Sexualität, die Aggression und Siegeswillen beinhalten und dazu notwendig sind (auch evolutionär gesehen), sind bei Tier und Mensch gleich.
Es gibt allerdings keinen Aggressionstrieb. Aggression ist ein Mittel zum Zweck, der Impuls, sich durchsetzen zu wollen.
("ich kann ja nichts dafür")
Für eine aus einer Aggression resultierende Handlung ist jeder natürlich selbst verantwortlich.
Wenn schon jemand wehrlos auf dem Boden liegt (das Tier bietet die Kehle an), will er dann noch mehr den Sieg auskosten und setzt nach.
Das allerdings ist eindeutig anerzogen. Das kann nur der Mensch.
 
AW: Was ist die Natur des Menschen?

hallo andreas

sprich der mensch ist ein besseres tier?

aber was für eins?

es gibt schliesslich viele pflanzenfresser unter den tieren die nicht töten und dann natürlich viele fleischfresser die töten.

welchen tieren sind wir denn nun ähnlich?

oder anders gefragt gibt es verschiedene menschentypen, die friedlichen nicht tötenden und die tötenden?

lg binchen
 
sprache als wichtiger transformator für aggressionen

hallo leute,
habe gestern eine interessante sache im fernsehen gesehen (ZDF-doku-kanal):
und zwar wurde da den "ersten menschen" nachgegangen und dabei auch immer wieder die unterschiede zwischen affen und menschen herausgearbeitet.

ein grundlegender unterschied, der auch mittels DNA-analyse (oder wie das zeugs heißt) nachgewiesen werden kann, ist der umstand, dass der mensch SEINE ZUNGE vielfältiger bewegen kann, als die menschenaffen.

damit konnte sich auch DIE SPRACHE entwickeln.

diesbezügliche nachforschungen zeigen hier einen starken zusammenhang zwischen aggression und sprache insofern, als bei menschenaffen die rangordnung rein durch kämpfe ausgetragen wird, wohingegen sich in menschengruppen die hierarchische ordnung auch über die sprache regeln lässt.

in affengruppen geht´s nachweislich viiiiiiiiiel aggressiver zu als in menschengruppen.
ja im gegenteil: in menschengruppen ist erstaunlich viel "friedliches beisammensein" möglich.
hier scheinen sich die reinen aggressionen also mehr in richtung anderer menschengruppen zu entfalten - nicht aber innerhalb der gemeinsamen gruppe/sippe.

sprich: krieg wird gegen "die anderen" geführt, nicht aber innerhalb der eigenen sippschaft.

und wenn mensch diesen gedankengang konsequent weiterdenkt, dann passt das auch für die jetzt-zeit so gut:
krieg ist dort eine notwendigkeit, wo die sprache nicht mehr vermitteln kann.....also dort, wo mensch sich nicht verständigen kann.
und auch bei der reinen aggressiven gewalt ist das so: dort wo die sprache versagt, wird gewalt angewandt.

so könnte mensch auch den schluss wagen: wird die kommunikationsbereitschaft gefördert, können viele aggressionen abgefangen oder transformiert werden.

verständnis und verständigung ermöglichen die kommunikation - komunikation ermöglicht verständnis und verständigung.


das lässt doch wieder hoffen - oder?

liebe grüße
kathi
 
AW: Was ist die Natur des Menschen?

Ja, Kathi!

Kriege mit treffenden Worten, "Kommunikationskriege", sind
auf jeden Fall besser als Kriege mit Keulen und Kanonen.

Wie lange wissen wir das schon?

Fragt
Reinhard70
 
AW: Was ist die Natur des Menschen?

was mir bei der frage der natur des menschen immer einfällt ist das tourette-syndrom http://www.tourette.de/wasist/fragen_antw.shtml#1

menschen die unwillkürlich sich selbst schlagen oder obzöne worte und gesten von sich geben.

sie können nicht anders haben es nicht unter kontrolle - ist das ein ausbruch des waren wesen/natur des menschen?

lg binchen
 
zum tourette-syndrom

hallo binchen,
ich kenne einen menschen, der hat das tourette-syndrom....doch durch medikamente ist es gut "eingestellt" ;)
das ist ein mann, der wirklich äußerst liebenswürdig ist. nett und aufmerksam, keinem anderen schaden will oder sonstwie was falsch machen will.

mAn versucht er sehr stark, sich selbst bei allem "unliebsamen" unter kontrolle zu halten.
es kam auch bei mir noch nie ein "anfall" seinerseits vor.

doch ich kann mir schon vorstellen, dass seine angst, ungut aufzufallen - oder das auszudrücken, was er sich AUCH innerlich denkt - indirekt mit seiner krankheit zusammenhängt.

(ich bin halt eine anhängerin des gedankens, dass alle krankheiten psychische ursachen oder zusammenhänge haben.)

liebe grüße
kathi
 
AW: Was ist die Natur des Menschen?

Orundellico: "Es gibt allerdings keinen Aggressionstrieb. Aggression ist ein Mittel zum Zweck, der Impuls, sich durchsetzen zu wollen."

binchen: "sprich der mensch ist ein besseres tier? aber was für eins?
...
oder anders gefragt gibt es verschiedene menschentypen, die friedlichen nicht tötenden und die tötenden?"


kathi: "diesbezügliche nachforschungen zeigen hier einen starken zusammenhang zwischen aggression und sprache insofern, als bei menschenaffen die rangordnung rein durch kämpfe ausgetragen wird, wohingegen sich in menschengruppen die hierarchische ordnung auch über die sprache regeln lässt.

in affengruppen geht´s nachweislich viiiiiiiiiel aggressiver zu als in menschengruppen.
ja im gegenteil: in menschengruppen ist erstaunlich viel "friedliches beisammensein" möglich."


binchen: "was mir bei der frage der natur des menschen immer einfällt ist das tourette-syndrom http://www.tourette.de/wasist/fragen_antw.shtml#1

menschen die unwillkürlich sich selbst schlagen oder obzöne worte und gesten von sich geben.

sie können nicht anders haben es nicht unter kontrolle - ist das ein ausbruch des waren wesen/natur des menschen?"


Auch wenn ich mich wiederhole: Da geht es um Fragen und Thesen, die uns alle bewegen und denen deshalb vor allem die Verhaltensforscher schon lange auf den Grund gehen wollten (vgl. auch kathis Beitrag).
Einer von ihnen ist z. B. K. Lorenz, mit dessen Beobachtungen und Erkenntnissen sich besonders auch Felix von Cube beschäftigt hat, den ich schon erwähnte. In 3sat (?) habe ich mal von Cube 1 Stunde lang derart überzeugend und interessant bei einem Vortrag reden gehört (Volkshochschule oder Volksbildungswerk oder sowas Ähnliches), dass ich auf seine Bücher neugierig geworden bin und ich mir 2 davon angeschafft habe: Fordern statt verwöhnen (Schwerpunkt: Triebe, Erziehung) bzw. Besiege deinen Nächsten wie dich selbst (Aggressionsverhalten).

Momentan muss ich mal durchatmen, aber ich würde gerne ein paar Argumente daraus, die mir speziell auf eure Gedanken und Anregungen oben einfallen, nochmals nachlesen und demnächst zur Diskussion stellen, wenn euch das auch interessiert. Möglichst kurz, das habe ich mir vorgenommen! (Aber versprechen kann ich das nicht, manchmal gehen bestimmte Triebe bei mir durch! ;) )

lg
Andreas
 
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hallo andreas,
ich fänd´s schön, wenn du dieser diskussion neue argumente und erkenntnisse liefern wolltest.

liebe grüße
kathi
 
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