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Was ist Beziehungsfähigkeit?

Was ist das Schwierigste in Beziehungen?

  • Leute kennenlernen

    Stimmen: 2 6,7%
  • Sich verständigen

    Stimmen: 3 10,0%
  • Gemeinsamkeiten entwickeln

    Stimmen: 0 0,0%
  • Das (alltägliche) Miteinander gestalten

    Stimmen: 8 26,7%
  • Konflikte bewältigen

    Stimmen: 9 30,0%
  • Sich in der Beziehung entwickeln und entfalten

    Stimmen: 6 20,0%
  • Sich aus einer Beziehung lösen

    Stimmen: 2 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    30
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Ich habe auch gelernt, auszusteigen. Jetzt muss ich nur mehr lernen, nicht in die nächste, ähnliche Beziehung wieder einzusteigen... :)

lg Frankie
na ja, dann musst auch du der sache AUF DEN GRUND gehen, WARUM du eine solche weibliche ergänzung gesucht hast.

die antworten könnten innerhalb deiner mutterthematik liegen.

lg kathi
 
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AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Ja, danke. "Mutterthematik" ist schön gesagt. Natürlich war sie auch eine Borderlinerin. Das hat nur damals nicht so geheißen. Sie war geistesgestört wie ihre eigene Mutter. Die hatte das auch schon.

Aber wir sprechen hier von Gewalt und Konflikten in Beziehungen und von Fähigkeiten für eine "konstruktive", "gute" Beziehung.

Ich glaube, dass man sich die "schwierige" Mutter-Beziehung so lange nochmals mit einer Frau antut, bis man sich in so einer Beziehung behauptet, bis man sie irgendwie bewältigt. Das ist Heilung. Das ist der Sinn.

Und mit einem Therapeuten (zusätzlich) ist das vermutlich auch viel leichter.

Aber eine Borderlinerin finde ich trotzdem "scharf", und die "normalen" Frauen finde ich lieblich und nett und langweilig. Das ist eine "Perversion" in einer gewissen Art, die mir da geblieben ist. Bis jetzt zumindest.

Aber diesen Heilungszweck hinter sich zu haben, das ist der Beginn einer "echten" Beziehung, wenn man das unterscheiden will.

Glaub ich halt.

lg Frankie

P.S.: "Try walking in my shoes, you'd stumble in my footsteps..." (Depeche Mode)
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Hallo Frankie,

eine Frage... der Diagnostiker meldet sich, etwas stutzig geworden... Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung hat zwei Unterkategorien: für den impulsiven Tyus ist ein Mangel an Impulskontrolle kennzeichnend, für den Borderlinetypus sind intensiv, aber unbeständige Beziehungen kennzeichnend.

10 Jahre mit einem echten Borderlinetypus zusammen sein - das ist ungewöhnlich, geradezu eine Meisterleistung. Für beide eigentlich. Auch wenn es mehr der impulsive Typus ist, mit dem Du gelebt hast - da muss kräftig was los gewesen sein.

Das ist auch eine Gabe, die sich da zeigt... nun lass mal Mami beiseite und frage Dich was eine Frau interessant macht (für Dich oder überhaupt).
Ne Makkaroni ist hohl und glatt - tauch sie in Chilisosse und schwups wird sie scharf...

Was macht eine Beziehung interessant: Temperament?
Gibt' s das auch ohne Borderline?

lg Methusalem :blume2:
 
@ frankie

Ich glaube, dass man sich die "schwierige" Mutter-Beziehung so lange nochmals mit einer Frau antut, bis man sich in so einer Beziehung behauptet, bis man sie irgendwie bewältigt. Das ist Heilung. Das ist der Sinn.

Und mit einem Therapeuten (zusätzlich) ist das vermutlich auch viel leichter.

Aber eine Borderlinerin finde ich trotzdem "scharf", und die "normalen" Frauen finde ich lieblich und nett und langweilig. Das ist eine "Perversion" in einer gewissen Art, die mir da geblieben ist. Bis jetzt zumindest.

Aber diesen Heilungszweck hinter sich zu haben, das ist der Beginn einer "echten" Beziehung, wenn man das unterscheiden will.

Glaub ich halt.

lg Frankie

P.S.: "Try walking in my shoes, you'd stumble in my footsteps..." (Depeche Mode)

seh ich auch so.

:winken3:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Was macht eine Beziehung interessant: Temperament? Gibt' s das auch ohne Borderline?

Also, es geht in diesem Thread ja nicht um die Therapierung meiner Einzel-Seele, sondern um die allgemeine Frage, was Beziehungsfähigkeit ausmacht. Und da haben wir halt über konkrete Beispiele gesprochen, eben auch über meins.

Aus dem bisher Gesagten würde ich aber schließen, dass es etwas wie Beziehungszwang gibt, also Beziehungen mit viel Unfreiheit und viel Unbewusstsein. Und dass solche Beziehungen ihren Sinn haben: wer da drin ist, der muss vielleicht wirklich einfach etwas aufholen, was er nicht von Anfang an mitgekriegt hat.

Die erste Basis für Beziehungsfähigkeit wäre aber dann die Befreitheit aus diesem Zwang, die freiwillige, bewusste Beziehung.

lg Frankie

P.S.: Ich suche mir also jetzt mit voller Absicht und mit vollem Bewusstsein die nächste Borderlinerin... :-)
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Aus dem bisher Gesagten würde ich aber schließen, dass es etwas wie Beziehungszwang gibt, also Beziehungen mit viel Unfreiheit und viel Unbewusstsein. Und dass solche Beziehungen ihren Sinn haben: wer da drin ist, der muss vielleicht wirklich einfach etwas aufholen, was er nicht von Anfang an mitgekriegt hat.

Die erste Basis für Beziehungsfähigkeit wäre aber dann die Befreitheit aus diesem Zwang, die freiwillige, bewusste Beziehung.

Hallo Frankie,

wir kommen hier zu einem interessante Aspekt - der Musterhaftigkeit von Beziehungen, als Sprechwissenschaftler nenne ich das die formative Bestimmheit des Miteinandersprechens. Das klingt erstmal kompliziert, ich meine damit zum Beispiel Rollenmuster, die ja eine lange Tradition haben. Für Paarbeziehungen gibt es traditionelle Aufgabenverteilungen, die allerdings in Bewegung geraten sind. Solange Beziehungen von unreflektierten Mustern geprägt sind, haben sie wirklich etwas Unfreies, der Begriff zwanghaft würde aber bedeuten, dass es "nicht anders geht". Unter Beziehungsfähigkeit stelle ich mir vor, sich aus diesen Mustern herausarbeiten zu können - und dann lande ich auch bei der Vorstellung einer "freiwilligen, bewussten Beziehung". Bewusst heisst dabei auch: meiner Rolle bewusst. Rollen sind zum Teil wählbar, können gestaltet werden, aus manchen Rollen können wir aber nur sehr schwer oder gar nicht "aussteigen". Wir werden immer die Söhne unserer Eltern sein - und die Geschlechtsrolle als Mann oder Frau ist extrem schwer zu überwinden. Viele Dinge lassen sich aber in Frage stellen und verändern - darf eine Frau mit einer Bohrmaschine ein Loch in die Wand bohren und ein Regal aufhängen? Dürfen Männer Spülen und Abtrocknen? Müssen Männer sachlich sein und Frauen emotional? usw.
Wir lernen ja alles Mögliche in der Schule - aber unsere Rolle in einer Beziehung (sei sie nun beruflich oder privat) wahrzunehmen, zu reflektieren und zu gestalten, das lernen wir nicht. Und mir scheint, ein Fehler, den viele Menschen machen, liegt darin, sich aus einer Beziehung zu lösen, die unerträglich geworden ist, aber dieselben Verhaltensmuster in der nächsten genauso zu zeigen - ohne wirklich zu reifen. Schade drum.
Übrigens - such Dir doch eine Borderlinerin. Wenn Du damit klarkommst - Deine Sache. Du hast wohl viel Übung darin.

lg Methusalem :blume2:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Lieber Methusalem!

Manchmal bin ich mir bei dir nicht sicher, ob du auch stark in deinem Verständnis als Therapeut hier antwortest.

Ich persönlich habe therapeutische Hilfe, um mit meinem konkreten Fall zurechtzukommen, und das mit dem bewussten Eingehen einer Beziehung mit einer Borderlinerin war ein Scherz! Bitte mach dir keine Sorgen um mich!

Bei allem Diskutieren zur Beziehungsfähigkeit lande ich hier aber wieder bei einer Grundfrage: war meine unbewusste, zwanghafte, Heilung suchende Beziehung zu der Borderlinerin unnötig, falsch, krank?

Ich glaube das nicht.

Es war höllisch. Aber es war nötig. Ich glaube, dass es nötig war.

Ist es jetzt noch nötig? Nein. Es hat sich etwas geheilt. In mir.

Komischerweise habe ich überhaupt keine Angst vor meiner nächsten Beziehung. Ich komme mir so gesund vor, dass ich ansonsten überhaupt nicht spüre, dazu noch irgendwelche speziellen "Fähigkeiten" zu brauchen, die mir fehlen...

lg Frankie
 
aus spiritueller hinsicht:

ich möchte die frage nach der beziehungsfähigkeit aus spiritueller hinsicht betrachten.

meinem verständnis nach hat die natur es so eingerichtet, dass der mensch ein "herdentier" ist - sprich:
er ist auf beziehungen zu anderen menschen angewiesen.
das bezieht sich einerseits auf die fortpflanzung, aber auch auf eine art "sippenverhalten", in dem das einzelne individuum (s)eine rolle zugewiesen bekommt.

durch den umgang mit den anderen artgenossen lernt der einzelne mensch sich und die welt kennen.
er sammelt erfahrungen, die er dann sogar in seinem bewusstsein verarbeiten und weiterverwenden kann.

demnach ist der mensch als solches ein äußerst beziehungsfähiges wesen.

beziehungen der menschen untereinandern haben also system.

welcher art die einzelne beziehung zwischen zwei oder mehreren menschen ist, das ist eine andere geschichte. und hier stimme ich vollkommen mit frankie überein, der meinte, dass die art und weise der beziehung relevanz zum jeweiligen menschen hat.
die beziehung hat den sinn, dass der einzelne mensch an ihr wächst und erkenntnisse sammelt. dass altes, unaufgearbeitetes aufgearbeitet und - wenn man so will: ERLÖST - wird.

sodass auch die menschheit als kommunes wesen aus den situationen und beziehungen der einzelnen menschen erfahrungen machen kann und sodann auch eine "reifere" haltung zu verschiedenen themen einzunehmen vermag.

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die frage nach der beziehungsfähigkeit des EINZELNEN bezieht sich mAn nun auf die entwicklung des einzelindividuums.
dieses geht die verschiedensten beziehungen ein.
die meisten davon sind "unfrei" - das heißt: sie sind aus den vorgegebenen verhaltens- und sippenmustern gegeben.
der einzelne mensch arbeitet mit diesen beziehungen alte - unerledigte - beziehungsmuster auf.
und natürlich in den allermeisten fällen OHNE etwas davon zu wissen; das heißt: den wenigsten menschen ist ihr verhalten überhaupt bewusst.

doch durch den leidensdruck, der in den "unfreien" beziehungen entsteht, fängt er an, diese zu hinterfragen und wird sich mehr und mehr seiner eigenen verhalten und muster bewusst.

ebenso führt auch der unerfüllte wunsch nach einer beziehung ( und somit die frage nach der beziehungsfähigkeit als solches) zu dieser "bewusst-werdung".

und aus meiner sicht geht es letztlich um nicht anderes, als um die bewusst-werdung des menschen schlechthin.
(wow! klingt fast nach bapdada!)

wie dann die menschheit aussähe, wenn sie den großteil ihrer beziehungen aus der bewusstheit heraus lebte, weiß ich nicht. ich stell mir das sehr interessant vor. es würde - so glaube ich - ganz neue möglichkeiten eröffnen.

:wut1:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Hallo !

Zu allen - meines Empfindens nach klugen Beiträgen, was Beziehungsfähigkeit betrifft - möchte ich, für manche vielleicht abgedroschen und banal, noch die ersten zwanzig Lebensjahre eines Menschen hinzufügen.

Es wird hier ein Grundstein für die spätere Beziehungsfähigkeit gelegt. Sie wird umso größer sein, desto harmonischer die Beziehung der Eltern war, welche Grundharmonie die Eltern vermitteln konnten, welche Beziehung vorgelebt wurde.

Darum - liest sich für viele wahrscheinlich wieder banal - sollten sich kinderwillige Paare bereits vor dem Kinder machen darüber klar sein, dass sie die nächsten zwanzig Jahre beisammen bleiben möchten. Dass das leichter gesagt als getan ist, ist mir sehr wohl bewusst; doch darf man sich dieses Ideal ja setzen. Die diesbezügliche Haltung des konservativen Flügels der katholischen Kirche - Sex nur in der Ehe und nur zum Zweck des Kindes - ist hier total veraltet und geht m.E. an den Grundbedürfnissen des Menschen meilenweit vorbei.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Hallo Frankie, Kathi, Zeili und wer sonst noch hier herumstöbert!

Nachdenklich versuche ich, aus vielen Aspekten ein sinnvolles Ganzes zu basteln. Das Ganze erinnert mich sehr an die Jahre, in denen ich mir den Kopf darüber zerbrach, was Konfliktfähigkeit ist. Je länger ich darüber nachdenke, umso komplizierter wird die Sache, weil immer mehr Details und Einzelfragen auftauchen.

Erfahrungen als Therapeut spielen natürlich eine Rolle, aber das Interesse hat auch eine wissenschaftliche und eine pädagogische Dimension. Bei allen Fortschritten, die die Menschheit erzielt hat, ist es enttäuschend, wie wenig die Menschen mit sich und der Welt zurechtkommen, enttäuschend, dass die Psychologie als Wissenschaft mit ihren rund 130 Jahren doch sehr jung ist - und wie wenig Menschen dafür tun, ihre Beziehungsfähigkeit zu entwickeln.

Die Umwelt zerstören, sie mehrfach in die Luft jagen - das können wir. Aber miteinander in Frieden leben... das ist oft schwierig.
Das wäre schön, wenn Eltern ihre Erziehungsverantwortung erkennen würden und sich darum bemühen würden, ihre Beziehung so zu gestalten, dass die Kinder gesund (und das heisst eben auch: mit beiden Elternteilen) aufwachsen können. Kriminalität und Drogenabhängigkeit gedeihen schlecht in einer gesunden Familie.

Die systemische Betrachtung, die soziologische Analyse der Normen, Rollenmuster und kulturellen Aspekte ist für ein umfassendes Bild des Konstruktes "Beziehungsfähigkeit" unverzichtbar.

Die Debatte um die Verschärfung des Strafrechts und Erziehungscamps in Deutschland zeigt ebenfalls eine verkürzte Sichtweise auf - denn wenn es um Ausländer geht, stellt sich die Frage, ob und wie sie einen Zugang zur Gesellschaft finden, ob sie sich integrieren können, ob sie "normale" Beziehungen entwickeln können und sich als dazugehörend erleben.

Drastisch wird es, wenn Schüler Amok laufen, weil sie keine andere Möglichkeit mehr sehen, wahrgenommen zu werden. In dem, was im therapeutischen Kontext als schizoid, dissozial oder narzisstisch erscheint, spiegelt sich die Art der Beziehungen, die ein Mensch erlebt hat. Personalisiert und psychologisiert tritt der Kontext, insbesondere der gesellschaftliche Kontext, schnell in den Hintergrund.

Die Bedingungen, unter denen sich Beziehungsfähigkeit entwickelt, sind geprägt durch die Integrationsfähigkeit der sozialen Kontexte, in denen sich ein Mensch bewegt. Wer Zugang zu einer Gruppe findet, die in der Gesellschaft akzeptiert ist, findet auch den Zugang zur Gesellschaft als Ganzes - wer sich aber im Abseits platziert, vielleicht dort "hinstellen" muss, bleibt oft auch dort.

lg Methusalem :blume2:
 
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