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Was ist Beziehungsfähigkeit?

Was ist das Schwierigste in Beziehungen?

  • Leute kennenlernen

    Stimmen: 2 6,7%
  • Sich verständigen

    Stimmen: 3 10,0%
  • Gemeinsamkeiten entwickeln

    Stimmen: 0 0,0%
  • Das (alltägliche) Miteinander gestalten

    Stimmen: 8 26,7%
  • Konflikte bewältigen

    Stimmen: 9 30,0%
  • Sich in der Beziehung entwickeln und entfalten

    Stimmen: 6 20,0%
  • Sich aus einer Beziehung lösen

    Stimmen: 2 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    30
AW: über die erwartungen an die kommunikation

Hallo Andreas!
Ich kann dir auf deinen langen Beitrag weiter oben leider nicht antworten. Zu viele widersprüchliche Argumente purzeln da gleichzeitig auf mich ein.

Ich nehme lieber diesen Beitrag hier. Denn du hast ja auch hier zwei total gegensätzliche Aussagen angeführt.

Das Goethe-Zitat drückt mE eine pädagogische Haltung aus.
Hallo Lilith!
Eigentlich habe ich hier nur einen Beitrag geschrieben, vermutlich meinst du mit den vielen "Widerspüchlichkeiten" einen anderen Thread. Solches würde mich schon interessieren, vielleicht sind es eher nur Missverständnisse? Denn ein scheinbarer Widerspruch kann ev. auch dadurch entstehen, weil einzelne individuelle Gedankengänge und Schlussfolgerungen naturgemäß oft verschieden sind? Oder weil es nicht jedem von uns immer möglich ist, seine Gedanken klar und unmissverständlich auszudrücken?

Dazu ein kleines Beispiel, das mir aufgefallen ist, als ich meinen Beitrag hier nochmals gelesen habe:
"Nimm den Menschen, wie er ist!
Nicht so, wie du ihn gern haben möchtest.

Das war für mich schon immer etwas, wo ich mit mir selber gerungen habe."


Das habe ich tatsächlich missverständlich ausgedrückt, scheint mir. Gemeint habe ich nicht, dass ich mich mit diesem Spruch oft nicht anfreunden konnte, sondern im Gegenteil:

Das war für mich schon immer etwas, wo ich mit mir selber gerungen habe,
weil mir solches Handeln und Denken nicht immer gelungen ist und nicht immer gelingt.

Der Ausführung von Methusalem stimme ich zu, eine Ergänzung noch:
"Nimm den Menschen, wie er ist":
Mir gefällt dieser Spruch nach wie vor, aber: Wenn ich will, kann ich auch hier eine Überheblichkeit hinein interpretieren: Können wir wirklich wissen, "wie er ist"? Weil ich ihn sie so sehe, weil er so auf mich wirkt – ist er wirklich so?

Vieles in der Einschätzung anderer Menschen ist oft tief in uns selber begründet und verwurzelt:
Der eine empfindet den Beitrag eines anderen als dessen persönlichen Ausdruck individueller Erfahrungen, Empfindungen, Suche nach dem Lebenssinn.
Der andere kann sich durch den gleichen Beitrag belehrt oder bevormundet fühlen und lehnt ihn dadurch ab.

Der gleiche Beitrag, verschiedene Menschen, verschiedene Erfahrungen, verschiedene Empfindungen.
Und weil es in diesem Thread darum geht, meine ich: Auch darauf wird u.a. dann oft eine Beziehung aufgebaut – oder auch nicht!

lg
Andreas
 
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AW: Möglichkeiten

Hallo Lilith,

zu der Sichtweise eines Menschen "wie er sein könnte" habe ich eine andere Wahrnehmung. Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass ich die Betrachtung der Möglichkeiten nicht automatisch mit einem Sollen verbinde.
Und daran scheint mir Deine Kritik an den "Erziehungsabsichten" zu liegen - dass es einfach nicht passt, wenn der eine den anderen nach den eigenen Vorstellungen formen will.
.....

Hallo Methusalem!

Ja, ich glaube zu verstehen, was du meinst. Es geht nicht ums erziehen, sondern nur um die Wahrnehmung des vorhandenen Potentials.

Dennoch ist diese Art, einen Menschen zu betrachten, immer mit dem Vergleich des Ist-Zustandes mit einer eventuellen Entwicklungsmöglichkeit verbunden.

Ich will darauf hinweisen, dass schon das Bild von anderen Möglichkeiten im Kopf verhindert, das wirklich zu sehen, was gerade Hier und Jetzt stattfindet; Annehmend und in dem Bewusstsein, dass das, was grad jetzt von diesem Menschen hier sichtbar ist, der Ausdruck seines gesamten momentanen Seins ist, von dem nur ein Bruchteil für mich sichtbar ist.

Was ich als potentielle Möglichkeiten im anderen sehe, das ist für meine Selbsterkenntnis wesentlicher als für ihn. Wenn beide die Beziehung wollen, dann braucht keiner den andern bedrängen. Wünsche kann ich auch ausdrücken ohne zu erwarten, dass der andere sie erfüllen muss. Denn jede noch so subtile Forderung verhindert, dass der andere freiwillig und aus seinem innigen Wunsch, dem andern seine Liebe zu zeigen, handeln kann.

Ein banales Beispiel (das kennt sicher jeder in irgendeiner Form): Man überlegt sich, wie man seinem Partner eine Freude machen kann, will ihn mit einem köstlichen Essen überraschen, und er ruft kurz vor mittag an und knurrt, "du könntest ruhig mal wieder was G'scheits kochen!". Hui, da verschwindet die Freude ganz schnell.

Das nimmt dem Partner jede eigene Möglichkeit zum Handeln. Er wird getrieben, empfindet sich als Erfüller von Erwartungen und dadurch fremdbestimmt. Auch wenn es nur kleine Bereiche im gemeinsamen Leben betrifft, es belastet die Beziehung gesamt.

Auch wenn es grad so klingt, als ob ich ein kleinlicher Erbsenzähler wäre, so ist es nicht. Ich hab aber die Erfahrung gemacht, dass es keine vernachlässigbaren Verhaltensweisen in Beziehungen gibt, auch wenn man sie als Kleinigkeit abtun will. Wer eine Kleinigkeit wahrnehmen kann, der kann auch spüren, ob es etwas Annehmendes ist oder etwas Ablehnendes.

Die verschiedenen Sichtweisen werden sicherlich auch durch die unterschiedlichen Lebenssituationen, aus denen heraus wir unsere Betrachtungen anstellen, beeinflusst.
Wer grad mitten in einer Ehekrise steckt, sieht andere Seiten eines Themas als jemand, der so wie ich, längere Zeit ohne Partner zurechtkommen musste und grad wieder neue Erfahrungen mit ganz neuen Lebensumständen macht. Mir ist bewusst, dass ich nur aus meiner eigenen Sicht berichten kann.

:blume1:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Gerade wenn hier im Forum über Beziehungen und über Kommunikation geredet wird, dann höre ich da so oft heraus, dass etwas "richtig" und etwas "falsch" gemacht werden kann.

Das irritiert mich, weil es mir wirklichkeitsfremd vorkommt.

Ich könnte euch jetzt wüst beschimpfen. Tun ja auch viele hier. Ich könnte euch auch sarkastisch und zynisch kommen, oder euch von mir erzählen, oder möglichst viel Verständnis zeigen, oder eure Meldungen zerlegen und neu zusammenbauen, oder zusammenhanglosen Unfug schreiben, usw.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. - Dasselbe sehe ich in engeren Beziehungen: unendlich viele Möglichkeiten der Interaktion.

Aber wann ist da etwas "richtig", wann ist es "falsch"?

Ich glaube, wir interagieren, um zu wachsen, um uns zu entwickeln, um zu leben. Ich interagiere, damit ich mich entwickle.

Das ist aber eine Wechselwirkung. Kaum jemand ist von Interaktion unbeeindruckt. Kaum jemand ist nach einer Interaktion mit mir ganz genau so, wie er vorher war. Es muss ihn ändern, sonst war es sinnlos. Sonst hat es nicht stattgefunden.

Selbst wenn er mich zum 1001sten Mal ignoriert, ist er um ein Ignorieren reicher, und vielleicht braucht er das, vielleicht stärkt es ihn.

Beim Kommunizieren geht es mir also weniger darum, dass wir den anderen nicht ändern und sogar den Wunsch danach aufgeben.

Jede Kommunikation beeindruckt (und ändert) beide.

Aber was dabei einfach nicht funktioniert ist, wenn wir den anderen beeindrucken wollen, ohne selbst beeindruckt zu werden.

In Lilith's Beispiel: er schnauzt sie an, dass sie Kochen soll, und dann wird ihm klar, dass er ein Mensch ist, der seine eigene Frau anschnauzt.

lg Frankie
 
Zur Intention des Threads - Erkenntnisziele

Zur Erläuterung....

meine Absicht hinter der Fragestellung "was ist Beziehungsfähigkeit" ist, herauszufinden, aus welchen Fähigkeiten und Fertigkeiten dieses Konstrukt besteht, wie man diesen Begriff erklären, verstehen und definieren kann.

Was dabei bisher herausgekommen ist, war durchaus Absicht: da tauchen einzelne Aspekte auf, unterschiedliche Sichtweisen, Teilprobleme und Zusammenhänge.

Ich denke schon, dass man in Beziehungen viel "falsch" machen kann, aber was denn nun "richtig" ist, da bin ich mir nicht so sicher, denn ein solches Urteil ist immer auch fragwürdig. Mir liegt mehr daran, Beziehungsfähigkeit zu entwickeln - und das ist mehr als "richtiges Verhalten" einüben, es geht oft mehr um Einstellungen, um die Haltung, mit der sich Menschen begegnen.
Und dort stellt sich die Frage, wie eine angemessene Haltung zu beschreiben ist, auch - wer beurteilt, welche Haltung angemessen ist.

Erfahrungen können da verwirrend sein - vor vielen Jahren hatte ich einmal eine Stationsleiterin in einem Pflegeheim (in dem ich meinen Zivildienst ableistete) ziemlich angeschnauzt, weil ich es nicht in Ordnung fand, wie sie mit ihren Mitarbeitern umging. So etwas gestatte ich mir heute nicht mehr. Diese Frau brach damals in Tränen aus, was mir schon peinlich war. Später hat sie sich bedankt - weil ich ihr etwas bewusst gemacht hatte, das sie selbst nicht erkannt hatte.

Wenn ich für Paarbeziehungen so etwas wie einen "liebevollen Umgang" im Sinn habe, bewerte ich Vorwürfe und destruktive Kritik als unangemessen, weil es die Beziehung belastet. Trotzdem sind Konflikte wichtig, offene Kommunikation entscheidet darüber, ob sich eine Beziehung weiterentwickeln kann. Alles zu schlucken oder alles toll zu finden, das kann dann auch kein Weg sein. Womit ich bei einem "alten" Thema bin: dem Miteinander Streiten.

Was sich dahinter verbirgt ist freilich eine andere Geschichte.

lg Methusalem :blume2:
 
AW: über die erwartungen an die kommunikation

Hallo Lilith!
Eigentlich habe ich hier nur einen Beitrag geschrieben, vermutlich meinst du mit den vielen "Widerspüchlichkeiten" einen anderen Thread.

Ja, ich hab den Beitrag in der Verschollenenliste damit gemeint.

Die widersprüchlichen Argumente entstehen in meinem Kopf und purzeln da durcheinander. Wenn ich mich mit einem Thema intensiv beschäftige, dann folgt auf jedes meiner Argumente in meinem Kopf sofort eines, das das erste widerlegt. Ich hab dann wirklich ganz schön zu tun, dass ich herausfinde, woran ich mich nun in der Praxis wirklich orientiere.

:blume1:
 
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr die meisten Menschen werten, vergleichen und beurteilen.

Als Vergleich- und Wertungsmassstab wird dann oft das eigene Ich genommen, oder das, was man darüber zu wissen glaubt.

Ich frage mich, ob das vielleicht nicht ein wichtiger Punkt sein könnte, weshalb Beziehungen oft schwierig sind.

Mir selber gelingen Beziehungen mit Menschen am besten, die relativ frei von solchen Beurteilungsreflexen sind, die nicht alles immer in ihr eigenes Bezugsmuster quetschen, die sich auch immer wieder von anderen überraschen und inspirieren lassen.

Allerdings habe ich auch schon öfters erlebt, dass ein solches Verhalten als Gleichgültigkeit fehlinterpretiert werden kann.
 
AW: Zur Intention des Threads - Erkenntnisziele

...meine Absicht hinter der Fragestellung "was ist Beziehungsfähigkeit" ist, herauszufinden, aus welchen Fähigkeiten und Fertigkeiten dieses Konstrukt besteht, wie man diesen Begriff erklären, verstehen und definieren kann.

Ja, ich habe es eh so verstanden, aber danke für die Erinnerung.

Ich meine wirklich, dass dazu als allererstes das Bewusstsein gehört, dass ich in einer Beziehung den anderen ganz sicher verändern werde.

Allerdings nicht so, wie ich es erwarte und vielleicht sogar plane.

Sondern, ich werde die Entwicklung des anderen beeinflussen, aber unvorhersehbar. Und ich bin trotzdem dafür verantwortlich.

Dass ich die Verantwortung für meinen Einfluss auf den anderen übernehme, das erscheint mir die zweite nötige Fähigkeit zu sein. Besser: Einstellung.

Und es wird auch mich "ändern", bloß weiß ich vorher nicht, in welcher Form. Es wird auch meine Entwicklung beeinflussen.

Dass ich das zulasse, dass ich dem anderen vertraue, dass er meine Entwicklung durch seinen Einfluss nicht zerstört, das scheint mir die dritte Fähigkeit/Einstellung zu sein.

Aber dass ich in einer guten Beziehung "den anderen am besten so lasse, wie er ist", das habe ich bis heute geglaubt. Und jetzt halte ich es für Unsinn. Das habt ihr mit euren Postings in mir bewirkt...

lg Frankie
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr die meisten Menschen werten, vergleichen und beurteilen.

Als Vergleich- und Wertungsmassstab wird dann oft das eigene Ich genommen, oder das, was man darüber zu wissen glaubt.

Ich frage mich, ob das vielleicht nicht ein wichtiger Punkt sein könnte, weshalb Beziehungen oft schwierig sind.

Hallo Ela,

meine Auffassung: es IST ein wichtiger Punkt. Ein ganz wichtiger sogar. Im Rahmen meiner Diplomarbeit hatte ich ein Buch über Personwahrnehmung gelesen. Aus sozialpsychologischer Sicht können wir gar nicht anders als Vorurteile zu entwickeln, in Muster einzuordnen usw. Die Autoren bezeichneten dann Personwahrnehmung als "Aufgabe" und bei mir wurde dann die kritisch reflektierte Personwahrnehmung daraus. Meine Geschichte, meine Erfahrungen, meine Begriffe prägen die Massstäbe, nach denen ich ordne und beurteile. Wenn ich mir diesen Hintergrund bewusst machen kann, wird es möglich, transparenter zu sein - und mit geeigneten Übungen lässt sich die Fähigkeit entwickeln, die Dinge auch einmal mit "anderen Augen" zu sehen. Perspektivenwechsel ist gerade in Konfliktsituationen sehr hilfreich.

lg Methusalem :blume2:
 
Beeinflussen - wohin?

Aber dass ich in einer guten Beziehung "den anderen am besten so lasse, wie er ist", das habe ich bis heute geglaubt. Und jetzt halte ich es für Unsinn. Das habt ihr mit euren Postings in mir bewirkt...

Hallo Frankie,

Paul Watzlawick hat mal geschrieben "man kann nicht nicht kommunizieren". Das ist falsch, denn man kann sehr wohl Kontakt und Gespräch verweigern. Aber wenn zwei Menschen in irgendeiner Form etwas miteinander zu tun haben, dann beeinflussen sie sich auch gegenseitig. Eine Frage stellen, einen Gedanken äussern - wenn Dich jemand hört, Dir zuhört, etwas von Dir liest und etwas versteht, dann wird damit auch etwas ausgelöst. Wenn sich daraus eine neue Einsicht oder eine Einstellungsänderung ergibt, hat sich ein Mensch geändert - das geschieht ständig und ist völlig normal. Die Frage ist eben, wie das geschieht und in welche Richtung das geht.
Beeinflussen und Manipulieren, Überreden und Überzeugen, das sind verschiedene Dinge. Im günstigen Fall fördert der Einfluss die Entwicklung des anderen. Wobei "Entwicklungen fördern" und "Erziehen" wiederum zwei verschiedene Dinge sind.

lg Methusalem :blume2:
 
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AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr die meisten Menschen werten, vergleichen und beurteilen.

Das würde ich gern differenzierter sehen: mir fallen Menschen auf, die "allgemein" und "pauschal" urteilen, und solche, die sich entscheiden.

Die einen sagen: "das ist schlecht", die anderen sagen zum selben: "das mag ich nicht."

Ich mag die nicht, die pauschal urteilen, mein Urteil auf ihre Seite ziehen wollen, weil sie in ihrem eigenen unsicher sind.

Ich mag aber auch die nicht, die sich nicht festlegen wollen. Unklar bleiben. Sich raushalten.

Mit diesen beiden Verhaltensweisen habe ich in Beziehungen erhebliche Schwierigkeiten...

lg Frankie
 
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