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Was hat Sie so ruiniert?

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AW: Was hat Sie so ruiniert?


Ganz genau, mit diesem Problem beschäftige ich mich schon mein ganzes Leben lang.
Wie kommt es, dass in unserem reichen Land einer ein Auto hat und der andere sich ganz offensichtlich gezwungen sieht ihm die Reifen durch zu stechen?
Was ist da für ein Mechanismus am Werk?​


So wollte ich das gar nicht sagen. Möglicherweise hat der Reifenstecher auch ein Auto, aber es ist ihm eben gerade danach; aus eher mystischen Gründen.

Jedenfalls ist das eigentliche Problem des Lebens seine Vielschichtigkeit, oder Parallelität. Kaum läufts auf einer Linie prächtig, kommt eine Weiche daher.

Ich hab mal gehört, dass das eigentlich alles ein Witz ist und mir erscheint das plausibel, auch wenn ich nicht über jeden Witz lachen kann.​
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

Es ging doch gar nicht um Versuche und Irrtümer bzgl. sich selbst,
sondern darum, ob Vermutungen hinsichtlich dessen,
was in einem anderen vorgeht, sinnvoll angestellt werden können:



Worauf Du geantwortet hast:



Meine Meinung dazu noch mal was deutlicher:

1. Vermutungen über die Seelenlage eines anderen anzustellen,
erzählt mehr über den, welcher sich eifrig anstellt,
als über den Laden, vor dem er seine Zeit totschlägt.

2. Beharrliches Try-and-Error-Vermuten
über jemand anderen als sich selbst
bringt zwangsläufig Schwierigkeiten für alle;
die niemand hätte, wenn es keine eifrigen Sich-Anstellenden gäbe.

3. Was in einem Menschen vorgeht, ist ganz allein dessen Sache.
Dito, ob er sich dbzgl. öffnet oder nicht.
Wer trotzdem meint, seine Aufgabe sei es,
anderen als sich selbst funktionstüchtig hinkriegen zu müssen,
hat fettes Prokrastinationsproblem mit sich selbst.
Das nicht frischer wird, derweil er vor fremden Läden ansteht -
ausblendend, dass es dort außer Entwicklungsverweigerung bei sich
und unüberschaubarem Kollateralschaden anderswo nichts zu gewinnen gibt.

Hallo Freyfrau!

Was hältst Du von Psychotherapeuten und Psychologen, die Vermutungen über die Seelenlage eines anderen anstellen und andere (Zitat): "funktionstüchtig hinkriegen" wollen?

lg
Manfredo
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

Was hat Sie so ruiniert?

Mutmaßungen über die eigene Ruine.

Hallo,
habe nicht alles gelesen aber der Ansatz ist interessant.
Erlebe immer wieder Menschen, meist zwischen 50 und 60 die ihr Leben als gescheitert darstellen,
somit frustriert, resignieren und unbewusst den Weltuntergang herbeisehnen damit es ohne etwas Tun zu müssen eine Ende hat.
Dass dabei alle Menschen ins Verderben gerissen werden ist ihnen nicht bewusst, nur so nebenbei erwähnt.

Wann und Warum wird das eigene Leben als Ruine empfunden und wo ist das Problem eine Ruine zu sein?
Es gibt viele Ruinen die als touristische Attraktion große Anziehung ausstrahlen, ein seltenes Relikt aus der Vergangenheit.
Diese Ruinen erfahren Würdigung ihres ideellen Wertes als Zeugnis der Vergangenheit und sind in der Gegenwart beliebt.
Demnach ist nicht die Ruine, ein "gescheitertes Leben", das Problem sondern das Verhältnis zwischen Erwartung und Ist-Zustand.
Wenn man das was man hat und ist nicht als Wert begreifen kann, auch nicht als ideellen Wert,
dann wird man immer unter der Sehnsucht und Erwartung leiden und den Ist-Zustand nicht akzeptieren.
Egal wie viele Missgeschicke und schreckliche Erlebnisse das Leben zur Ruine gemacht haben,
die Möglichkeit diese Ruine mit einem ideellen Wert zu empfinden und somit gut zu heißen ist in jeder Situation möglich.

Schlimm für die Mitmenschen wird es wenn dieser gescheiterte Mensch die Kraft hat sich zu rechen weil er seinen Eigenwert nicht empfinden kann und
die Umwelt für schuldig erklärt. (siehe Diktatoren der Geschichte)
Gekränkte Eitelkeit kann zu verheerenden Aggressionen führen, bei den meisten Menschen zu Autoaggression und sie bezeichnen sich als zerstört,
nutzlos oder wertlos, nur selten wird es erfolgreich nach außen getragen und ein Tyrann entsteht.

Meine positive Erfahrung mit dem Scheitern als jemand der mehrere schmerzliche Traumatisierungen erlebte,
die Ruine abgerissen und sich mit dem Neubau beschäftigt hat, ist sich weniger mit den materiellen und äußeren Dingen zu beschäftigen
als viel mehr mit den emotionalen, inneren und geistigen Themen.
Diese inneren Empfindungen sind so individuell, einzigartig und somit positiv liebevoll, dass sich Resonanzen mit anderen Menschen
nur selten ergeben müssen um ein erfülltes und wertvolles Gefühl zu haben.

Es ist eine wunderbare Aufgabe Leute die sich als Ruine bezeichnen so zu restaurieren und seelisch zu Heilen, dass sie sich trotz Scheitern
als wertvoll empfinden mit einem angenehmen ausgeglichenen Zustand, Sinn für Romantik und Leidenschaft.
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

Ich bin für die Einführung eines "Tags der Trümmerfluuus". Um daran zu erinnern, daß diese Gesellschaft auf die Transpiration großer Worte aufgebaut ist. Wir leben in einem ruinösen Zeitalter, einem globalen "money in danger", in dem die Frauen für ihre Männer als TV-Moderatorin oder Spinatwachtel arbeiten gehen müssen, damit die sich weiterhin schicke Kleider kaufen können.

Der Gutachter
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

@fluuu
Sehr interessante Gedanken!
Besonders das mit der touristischen Attraktion. Leider(?) ist allerdings die Zeit vorbei, in der Menschen wie der Svensgar auf Jahrmärkten zur Belustigung und Belehrung des Volkes ausgestellt wurden.
Ich habe den Eindruck der Svensgar will gar nicht saniert werden und schon gar nicht abgerissen und neu aufgebaut, sondern diese Threads sind sein schätzenswerter kreativer Ausdruck.

Ich hoffe, das wird nicht als zynisch mißverstanden, aber ich bin auch im Alter von Svensgar und ich glaube ich verstehe ihn!? In einem älteren Thread hab ich mal meine Solidaridät mit ihm ausgedrückt; leider wurde der ganze Thread dann gelöscht(?), weil man befürchtete, er könnte die sittliche Entwicklung der übrigen Forumsteilnehmer gefährden.
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

Ich stimme Erichs zu, fluuu, sehr schöner, interessanter Beitrag! :)
Werde das meinem Seelenbilderschatz, Abteilung "Die Kunst des Scheiterns", hinzufügen! :danke:
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

@fluuu
Sehr interessante Gedanken!

Ich habe den Eindruck der Svensgar will gar nicht saniert werden und schon gar nicht abgerissen und neu aufgebaut ...


Ich bin mit meinem Leben, das ich versuche, in keiner Weise zufrieden. Ich wußte leider nie etwas mit diesem Leben anzufangen. Ich befürchte, ich nehme meine Ruine viel zu wichtig; ich mache mir vor, meine Ruine bin ICH.
 
AW: Was hat Sie so ruiniert?

Ich bin mit meinem Leben, das ich versuche, in keiner Weise zufrieden. Ich wußte leider nie etwas mit diesem Leben anzufangen. Ich befürchte, ich nehme meine Ruine viel zu wichtig; ich mache mir vor, meine Ruine bin ICH.

Aber auf dieses "Vormachen" willst du auch nicht verzichten, wenn ich dich richtig verstehe?
Meiner persönlichen Erfahrung ist das halt Drama unseres Menschseins: wir ahnen zwar, dass es ohne dieses ICH besser laufen würde, welches ja gleichsam nur ein Fliegenfänger für alle Unpässlichkeiten des Lebens ist und der nach über vierzig Jahren eben meist schon ziemlich verlottert aussieht.
Aber das ICH warnt halt davor, dass wir ohne ICH nichts mehr wären; aber das ist reiner Selbstzweck.

Für ein Drama eignet sich dieses Drama allerdings allemal ;-)
Du wärst sicher ein unterhaltsames und auch lehrreiches "Buch" ( www.livingbooks.at ).

Da fällt mir übrigens ein guter Spruch ein, den ich mal gehört habe und der gut auf Unsereinen passt:

Je älter man wird, desto mehr wird man zu einer Komödie.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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AW: Was hat Sie so ruiniert?

Aber auf dieses "Vormachen" willst du auch nicht verzichten, wenn ich dich richtig verstehe?

Je älter man wird, desto mehr wird man zu einer Komödie.


Doch, ich möchte dieses Vormachen überwinden, ich möchte mich nicht mit meiner Ruine identifizieren. Ich möchte meine Ruine nicht mehr so überwichtig nehmen, ich möchte sie gerne zur Komödienbühne machen. Trotz aller Suizidabwägungen sehe ich mich in der Pflicht, immer weiter zu machen. Und ich mache weiter.
 
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